
DiskursGlossar
Aufwertung / Meliorisierung
Kategorie: Techniken
Verwandte Ausdrücke: Geusenwort, Trotzwort, Melioration, identitätsstiftendender sprachlicher Ausdruck
Siehe auch: Affirmation, Überaffirmation
Autorin: Ruth M. Mell
Version: 1.2 / Datum: 07.02.2022
Kurzzusammenfassung
Von Aufwertung/Meliorisierung wird in der Linguistik dann gesprochen, wenn ein Wort, das ursprünglich als Fremdbezeichnung der Diffamierung einer bestimmten Volks- oder Personengruppe diente, von dieser selbst dann als positive Eigenbezeichnung verwendet wird.
Aufwertungen/Meliorisierungen bzw. Meliorationen von Stigmawörtern bzw. diffamierenden Wörtern können in dieser Weise zum Zwecke der Selbst- und Gruppenpositionierung im öffentlichen Diskurs verwendet werden. Häufig werden hier Wörter zur Selbstbezeichnung verwendet, welche genau dasjenige beschreiben, wofür die Gruppe oder der einzelne diskriminiert wird. Diese Wörter werden auch als Geusen- oder Trotzwort bezeichnet. Strategisches Ziel dieser Technik ist es einerseits, dem kommunikativen Angreifer/Gegner seine diskreditierende sprachliche Waffe abzunehmen, d.h. seine kommunikativen Möglichkeiten durch ,Wortentzug‘ zu schmälern und sich andererseits damit selbst als stigmatisierte Gruppe aus der Opferrolle heraus zu ermächtigen.
Erweiterte Begriffsklärung
Aufwertung/Meliorisierung (von lat. melior ,besser‘) bezeichnet in der Linguistik allgemein den Bedeutungswandel eines Wortes von einer eher negativen zu einer positiven Bedeutung. Das Gegenteil von Melioration ist die Pejoration.
Als Technik wird Aufwertung/Meliorisierung (besonders eines Stigmawortes) dazu verwendet, innerhalb einer (politischen oder sozialen) Gruppe oder Gemeinschaft die beteiligten Personen durch die Verwendung eines gemeinsamen Ausdrucks noch enger aneinander zu binden und dabei die Gruppenzugehörigkeit zu stärken. Dies geschieht in solchen Fällen durch die Verwendung eines Begriffs für die Gruppe, der in der Kommunikation von ,außen‘ mit der Gruppe tabuisiert ist, etwa, weil er allgemein in der öffentlichen Kommunikation bereits als Stigmawort gilt. Erreicht wird damit eine Verschiebung bestehender Machtverhältnisse innerhalb und außerhalb öffentlicher Kommunikationsräume und Diskurse. So erhalten etwa dadurch diskriminierte Minderheiten, wie zum Beispiel Personen mit besonderen Bedürfnissen, LGBTQ*-Personen oder Personen, die aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert werden, mehr kommunikative Macht im gesellschaftlichen Diskus: Indem sie Wörter benutzen können, welche der Allgemeinheit vorenthalten sind und diese sogar noch zur Stärkung der eigenen Gruppe verwenden, entziehen sie ihren sprachlichen und diskursiven Gegnern nicht nur die Möglichkeit der negativen Anrede, sondern schützen sich darüber hinaus vor sprachlicher Diffamierung. Durch Modifikation der ursprünglichen negativen Bedeutungszuschreibung in der Alltagssprache hin zu einer positiven Identitätszuschreibung innerhalb der Sprecher:innengruppe verändern sich also die kommunikativen Machtverhältnisse der diskriminierten Gruppe zu ihren Gunsten. Indem sie nämlich das im öffentlichen Sprachgebrauch tabuisierte Wort enttabuisieren und überdies häufig zur Bezeichnung der eigenen Personengruppe resp. zur Selbstpositionierung innerhalb des öffentlichen Diskurses nutzen, entziehen sie denjenigen, die nicht zu ihrer Statusgruppe gehören, die Bezeichnungsmacht. Dies führt zu einer Machtverschiebung innerhalb der Kommunikationssituation, welche durch Entzug des diffamierenden Vokabulars hervorgerufen wird.
Beispiele
Eine Aufwertung/Meliorisierung erfolgt häufig dann, wenn mit diffamierenden Wörtern oder Stigmawörtern Personen oder Personengruppen als Teil der Gesellschaft ausgeschlossen werden sollen.
(1) Lexikalische Aufwertung von Wörtern zur Selbst- bzw. Gruppenpositionierung I: Rolli / Krüppel
Die Verwendung der Bezeichnung Rolli oder Krüppel für eine Person, die im Alltag auf einen Rollstuhl angewiesen ist, ist dann diffamierend, wenn diese Bezeichnungen von jemandem verwendet wird, der oder die nicht motorisch eingeschränkt ist; nicht zuletzt deswegen, da mit dieser Bezeichnung nur eine einzige Eigenschaft einer Person fokussiert wird, nämlich diejenige, die Personen aus der Gruppe der als ,normal‘ empfundenen Menschen (nicht behindert, weiß, heterosexuell) ausschließt.
Wird eine derartige negative Bezeichnung innerhalb der eigenen betroffenen Gruppe aufwertend verwendet, dient dies als Technik der Festigung der Gruppenbindung sowie der eigenen Gruppenzugehörigkeit, da sie nur innerhalb der Gruppe als erlaubtes Vokabular gelten.
(2) Lexikalische Aufwertung zur Selbst- bzw. Gruppenpositionierung II: Hure
Auch Hure ist ein Wort, bei dessen Verwendung die Technik der Aufwertung/Meliorisierung zu beobachten ist (vgl. Der Spiegel 2016). Der in der Gesellschaft abwertend gebrauchte Begriff zur Bezeichnung von Prostituierten wurde von jenen als Selbstbezeichnung etabliert. Die Bezeichnung dient innerhalb dieser Diskursgruppe nun ausschließlich der Bezeichnung des Berufsstandes und bezieht sich inhaltlich nicht mehr auf eine vermeintlich unmoralische Art und Weise, Liebesdienste gegen Geld anzubieten.
(3) Lexikalische Aufwertung zur Selbst- bzw. Gruppenpositionierung III: Nigger
Ein weiteres Beispiel findet sich in der stark rassistischen und in höchstem Maße abwertenden Bezeichnung Nigger für Menschen mit dunkler Hautfärbung, welche aber zwischen zwei gleichsam Dunkelhäutigen durchaus freundschaftlich verwendet wird. Bereits 1967 findet sich diese Feststellung in Wentworth/Flexner:
Nigger is a common expression among the ordinary Negroes and is used frequently in conversations between them. It carries no sting when used by themselves, but the object keenly to whites using it, because it conserves the spirit of hate. (Wentworth/Flexner 1967: 354)
Anders als in den Beispielen 1) und 2), in denen Wörter wie Hure oder Krüppel ursprünglich als Stigmawörter im allgemeinen Sprachgebrauch verwendet wurden und dann eine Aufwertung erfahren haben, war Nigger ursprünglich bereits ein Begriff, welcher innerhalb der Diskursgruppe positiv verwendet wurde, und erst in einem zweiten Schritt eine negative Konnotation im öffentlichen Sprachgebrauch erhalten hat. Der Begriff musste hier gewissermaßen re-meliorisiert werden.
Literatur
Zitierte Literatur und Belege
- Der Spiegel (2016): Aus der Gosse auf die Straße (=Serie „Das Wort“). Der Spiegel. Online unter: https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/queer-eine-begriffserklaerung-a-1105388.html ; Zugriff: 28.01.2022.
- Melioration (Artikel) In: https://www.dwds.de/wb/Melioration ; Zugriff: 28.01.2022.
- Wentworth, Harold; Stuart Berg, Flexner (1967): Dictionary of American Slang. New York: Crowell.
Zitiervorschlag
Mell, Ruth M. (2022): Aufwertung/Meliorisierung. In: Diskursmonitor. Glossar zur strategischen Kommunikation in öffentlichen Diskursen. Hg. von der Forschungsgruppe Diskursmonitor und Diskursintervention. Veröffentlicht am 04.02.2022. Online unter: https://diskursmonitor.de/glossar/aufwertung-meliorisierung.
DiskursGlossar
Grundbegriffe
Diskurssemantische Verschiebung
Mit dem Begriff der diskurssemantischen Verschiebung wird in der Diskursforschung ein Wandel in der öffentlichen Sprache und Kommunikation verstanden, der auf mittel- oder län-gerfristige Veränderung des Denkens, Handelns und/oder Fühlens größerer Gesellschafts-gruppen hinweist.
Domäne
Der Begriff der Domäne ist aus der soziologisch orientierten Sprachforschung in die Diskursforschung übernommen worden. Hier wird der Begriff dafür verwendet, um Muster im Sprachgebrauch und kollektiven Denken von sozialen Gruppen nach situationsübergreifenden Tätigkeitsbereichen zu sortieren.
Positionieren
Positionieren ist Grundbestandteil menschlicher Kommunikation. Wann immer wir miteinander interagieren und kommunizieren, bringen wir uns selbst, andere und die Objekte, über die wir sprechen, in bestimmte Relationen zueinander.
Deutungsmuster
Unter einem Deutungsmuster wird die problem- und lösungsbezogene Interpretation gesellschaftlicher und politischer Tatbestände verstanden, die Aussicht auf Akzeptanz in sozialen Gruppen hat. Der Begriff des Deutungsmusters hat Ähnlichkeit mit den Begriffen der Theorie und Ideologie. Meist werden gesellschaftlich verbreitete Leitdeutungen, die oft mit Schlagwörtern und Argumentationsmustern einhergehen (wie Globalisierung, Kapitalismus, Leistungsgesellschaft, Chancengleichheit etc.) als Beispiele für Deutungsmuster genannt.
Sinnformel
‚Wer sind wir? Woher kommen, wo stehen und wohin gehen wir? Wozu leben wir?‘ Auf diese und ähnliche existentielle Fragen geben Sinnformeln kondensierte Antworten, die in privaten wie sozialen Situationen Halt und Argumenten in politischen und medialen Debatten einen sicheren Unterbau geben können.
Praktik
Eine Praktik ist ein spezifisches, situativ vollzogenes und sinnhaftes Bündel von körperlichen Verhaltensweisen, an dem mehrere Menschen und Dinge beteiligt sein können (z. B. Seufzen, um Frust auszudrücken, oder einen Beschwerdebrief schreiben, Fußballspielen).
Kontextualisieren
Kontextualisieren wird im allgemeineren bildungssprachlichen Begriffsgebrauch verwendet, um das Einordnen von etwas oder jemandem in einen bestimmten Zusammenhang zu bezeichnen.
Narrativ
Mit der diskursanalytischen Kategorie des Narrativs werden Vorstellungen von komplexen Denk- und Handlungsstrukturen erfasst. Narrative in diesem Sinne gehören wie Schlagwörter, Metaphern und Topoi zu den Grundkategorien der Analyse von Diskursen.
Argumentation
Argumentation bezeichnet jene sprachliche Tätigkeit, in der man sich mithilfe von Gründen darum bemüht, die Richtigkeit einer Antwort auf eine bestimmte Frage zu erweisen. Das kann in ganz verschiedenen Situationen und Bereichen nötig sein, namentlich um eine poli-tische, wissenschaftliche, rechtliche, unternehmerische oder private Angelegenheit zu klären.
Hegemonie
Wie der britische Politikwissenschaftler Perry Anderson 2018 in einer umfassenden, historisch weit ausgreifenden Studie zum Gebrauch des Begriffs Hegemonie und seinen Konjunkturen beschreibt, liegen die historischen Wurzeln des Begriffs im Griechischen, als Bezeichnung für Führung (eines Staatswesens) mit Anteilen von Konsens.
Techniken
Dogwhistle
Unter Dogwhistle wird in Teilen der Forschung eine doppeldeutige Äußerung verstanden, die eine offene und eine verdeckte Botschaft an jeweils eine Zuhörerschaft kommuniziert.
Boykottaufruf
Der Boykottaufruf ist eine Maßnahme, die darauf abzielt, ein Ziel, also meist eine Verhaltensänderung des Boykottierten, hervorzurufen, indem zu einem Abbruch etwa der wirtschaftlichen oder sozialen Beziehungen zu diesem aufgefordert wird.
Tabuisieren
Das Wort Tabuisierung bezeichnet die Praxis, etwas Unerwünschtes, Anstößiges oder Peinliches unsichtbar zu machen oder als nicht akzeptabel zu markieren. Das Tabuisierte gilt dann moralisch als unsagbar, unzeigbar oder unmachbar.
Aus dem Zusammenhang reißen
Das Aus-dem-Zusammenhang-Reißen gehört in den Funktionskreis der Redewiedergabe bzw. der Wiedergabe kommunikativer Ereignisse. Es kann (1) als intentionale argumentativ-polemische Strategie für ganz unterschiedliche diskursive Zielsetzungen von Akteuren genutzt werden, oder (2) es kann SprecherInnen und SchreiberInnen in unbeabsichtigter, fehlerhafter Weise unterlaufen.
Lobbying
Lobbying ist eine Form strategischer Kommunikation, die sich primär an Akteure in der Politik richtet. Beim Lobbying wird ein Bündel von kommunikativen Tätigkeiten mit dem Ziel eingesetzt, die Entscheidungen von Personen mit politischem Mandat oder den Entstehungsprozess von neuen Gesetzestexten interessengeleitet zu beeinflussen.
Karten
Karten dienen dazu, Raumausschnitte im Hinblick auf ausgewählte Charakteristika so darzustellen, dass die Informationen unmittelbar in ihrem Zusammenhang erfasst und gut kommuniziert werden können. Dazu ist es notwendig, Daten und Darstellungsweisen auszuwählen und komplexe und oft umkämpfte Prozesse der Wirklichkeit in einfachen Darstellungen zu fixieren.
Pressemitteilung
Pressemitteilungen sind standardisierte Mitteilungen von Organisationen, die sich an Journalist:innen und andere Multiplikator:innen richten. Sie dienen der offiziellen und zitierfähigen Informationsweitergabe und übernehmen zugleich strategische Funktionen in der öffentlichen Kommunikation und Meinungssteuerung.
Shitstorm
Der Begriff Shitstorm beschreibt eine relativ junge Diskurskonstellation, die seit den 2010er Jahren an Bedeutung gewonnen hat und gemeinhin als Online-Wutausbruch bezeichnet wer-den kann.
Tarnschrift
Als Tarnschrift bezeichnet man unter den Bedingungen von Zensur und Verfolgungsrisiko veröffentliche Texte, die insbesondere in der strategischen Kommunikation des NS-Widerstands eine zentrale Rolle spielten.
Ortsbenennung
Die Benennung von Orten dient in erster Linie dazu, den jeweiligen geografischen Ort zu lokalisieren und ihn zu identifizieren. Doch Ortsnamen besitzen eine soziale Dimension und spielen eine entscheidende Rolle bei der sprachlich-kulturellen Identitätskonstruktion.
Schlagwörter
Echokammer
Der Begriff der Echokammer steht in seiner heutigen Verwendung vor allem im Zusammenhang mit der Nutzung Sozialer Medien. Er verweist metaphorisch auf einen digitalen Kommunikations- und Resonanzraum, in dem Mediennutzer*innen lediglich Inhalten begegnen, die ihre eigenen, bereits bestehenden Ansichten bestätigen, während abweichende Perspektiven und Meinungen ausgeblendet bzw. abgelehnt werden.
Relativieren
Der Ausdruck relativieren besitzt zwei zentrale Bedeutungsvarianten: In bildungssprachlichen und wissenschaftlichen Kontexten bezeichnet er eine analytische Praxis, bei der Aussagen, Begriffe oder Phänomene durch Bezugnahme auf andere Sachverhalte eingeordnet, differen-ziert und in ihrer Geltung präzisiert werden.
Massendemokratie
Geprägt wurde der Begriff Massendemokratie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts von völkisch-konservativen Akteuren (prominent darunter Carl Schmitt 1926). Der Ausdruck Masse hatte damals bei den bürgerlichen Eliten eine rundum bedrohliche Assoziation.
Social Bots
Als Social Bots werden Computerprogramme bezeichnet, die in der Lage sind, in sozialen Medien Kommunikation menschlicher Nutzer*innen (teilweise) automatisiert nachzuahmen.
Kriegsmüdigkeit
Der Ausdruck Kriegsmüdigkeit bezeichnet die emotionale und physische Erschöpfung von Menschen, die einen Krieg erleben, sowie die gesellschaftliche und politische Ermüdung angesichts langanhaltender Konflikte. Er beschreibt den sinkenden Kampfeswillen bei Kriegsparteien und heute wird er auch für das wachsende Desinteresse an Kriegsthemen in Medien und Öffentlichkeit genutzt.
Woke
Der Ausdruck woke stammt aus dem afroamerikanischen Englisch und bezeichnete dort zunächst den Bewusstseinszustand der Aufgeklärtheit über die Verbreitung von rassistischen Vorurteilen und Diskriminierung unter Angehörigen ethnischer Minderheiten.
Identität
Unter Identität versteht man allgemein die Summe von Merkmalen, die Individuen oder sozialen Kollektiven – etwa Nationen, Organisationen oder sozialen Gruppen – als charakteristisch oder gar als angeboren zugeordnet werden.
Wohlstand
Unter Wohlstand sind verschiedene Leitbilder (regulative Ideen) zu verstehen, die allgemein den Menschen, vor allem aber den Beteiligten an politischen und wissenschaftlichen Diskursen (politisch Verantwortliche, Forschende unterschiedlicher Disziplinen usw.) eine Orientierung darüber geben sollen, was ein ‚gutes Leben‘ ausmacht.
Remigration
Der Begriff Remigration hat zwei Verwendungsweisen. Zum einen wird er politisch neutral verwendet, um die Rückkehrwanderung von Emigrant:innen in ihr Herkunftsland zu bezeichnen; die meisten Verwendungen beziehen sich heute jedoch auf Rechtsaußendiskurse, wo das Wort der euphemistischen Umschreibung einer aggressiven Politik dient, mit der nicht ethnisch deutsche Immigrant:innen und ihren Nachfahr:innen zur Ausreise bewegt oder gezwungen werden sollen.
Radikalisierung
Das Adjektiv radikal ist ein mehrdeutiges Wort, das ohne spezifischen Kontext wertneutral gebraucht wird. Sprachhistorisch bezeichnete es etwas ‚tief Verwurzeltes‘ oder ‚Grundlegendes‘. Dementsprechend ist radikales Handeln auf die Ursache von etwas gerichtet, indem es beispielsweise zugrundeliegende Systeme, Strukturen oder Einstellungen infrage stellt und zu ändern sucht.
Verschiebungen
Dehumanisierung
Mit Dehumanisierung bzw. Anthropomorphisierung werden solche kommunikativen Techniken und Praktiken bezeichnet, die Personen, Sachverhalten oder Gegenständen menschliche Eigenschaften ab- bzw. zusprechen. Dehumanisierung und Anthropomorphisierung können sowohl durch sprachliche Mittel als auch durch andere, z. B. bildliche, Zeichen vollzogen werden.
Kriminalisierung
Kriminalität meint ein Verhalten, das gegen ein Gesetz verstößt. Folglich bedeutet Kriminalisierung im engeren Sinne den Vorgang, durch den Verhalten ungesetzlich gemacht wird – indem Gesetze geschaffen werden.
Versicherheitlichung
In akademischen Kontexten wird Versicherheitlichung in Abgrenzung zu einem naiv-realistischen Sicherheitsverständnis verwendet. Dieses betrachtet Sicherheit als einen universell erstrebenswerten und objektiv feststellbaren Zustand, dessen Abwesenheit auf das Handeln von Akteuren zurückzuführen ist, die feindselig, kriminell, unverantwortlich oder zumindest fahrlässig agieren.
Ökonomisierung
Ökonomisierung wird in gegenwärtigen Diskursen in der Regel zur Bezeichnung von Prozessen verwendet, in denen die spezifisch wirtschaftlichen Funktions-Elemente wie Markt, Wettbewerb/Konkurrenz, Kosten-Nutzen-Kalküle, Effizienz, Gewinnorientierung in Bereiche übertragen werden, die zuvor teilweise oder ganz nach anderen Leitkriterien ausgerichtet waren
Moralisierung
Moralisierung verlagert Macht- und Interessenkonflikte in die Sphäre der Kommunikation von Achtung / Missachtung. Sie reduziert Ambivalenz zugunsten einer Polarisierung von gut und böse.
Konstellationen
Partizipatorischer Diskurs
Partizipation ist mittlerweile von der Forderung benachteiligter Personen und Gruppen nach mehr Beteiligung in der demokratischen Gesellschaft zu einem Begriff der Institutionen selbst geworden: Kein Programm, keine Bewilligung mehr, ohne dass bestimmte Gruppen oder Personen dazu aufgefordert werden, für (mehr) Partizipation zu sorgen.
Skandal
Die Diskurskonstellation des Skandals zeichnet sich durch eine in den Medien aufgegriffene (bzw. durch sie erst hervorgerufene) empörte Reaktion eines erheblichen Teils der Bevölkerung auf einen tatsächlichen oder vermeintlichen Missstand aus. Die schuldhafte Verursachung dieses Missstandes wird dabei einem gesellschaftlichen Akteur zugeschrieben, dessen Handeln als ‚unmoralisch‘ gedeutet wird.
DiskursReview
Review-Artikel
„Stadtbild“ – Eine gedankliche Chiffre im politischen Diskurs
Fragen Sie mal Ihre Töchter, was ich damit gemeint haben könnte, und wiederholte, er habe gar nichts zurückzunehmen und wolle an dieser Politik festhalten
Musk, Zuckerberg, Döpfner – Wie digitale Monopole die Demokratie bedrohen und wie könnte eine demokratische Alternative dazu aussehen?
Die Tech-Milliardäre Musk (Tesla, X,xAI) Zuckerberg (Meta), Bezos (Amazon) oder Pichai (Alphabet) sind nicht Spielball der Märkte, sondern umgekehrt sind die Märkte Spielball der Tech-Oligopolisten geworden.
Beobachtung zum Begriff „Diplomatie“ beim Thema Ukraine im Europäischen Parlament
Von EU-Vertretern waren zur Ukraine seit 2022 vor allem Aussagen zu hören, die sich unter dem Motto „as long as it takes“ beziehungsweise „so lange wie nötig“ für die Erweiterung der militärischen Ausstattung und der Verlängerung des Krieges aussprachen. Vorschläge oder Vorstöße auf dem Gebiet der „Diplomatie“ im Sinne von ‚Verhandeln (mit Worten) zwischen Konfliktparteien‘ gab es dagegen wenige, obwohl die klare Mehrheit von Kriegen mit Diplomatie beendet wurden (vgl. z.B. Wallensteen 2015: 142)
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Die drei Handlungsverben relativieren, kontextualisieren, differenzieren haben gemein, dass sie sowohl in Fachdiskursen als auch im mediopolitischen Interdiskurs gebraucht werden. In Fachdiskursen stehen sie unter anderem für Praktiken, die das Kerngeschäft wissenschaftlichen Arbeitens ausmachen: analytische Gegenstände miteinander in Beziehung zu setzen, einzuordnen, zu typisieren und zugleich Unterschiede zu erkennen und zu benennen.
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Weitgehend ohne Öffentlichkeit und situiert in rechtlichen Grauzonen findet derzeit die Militarisierung der ursprünglich als „Friedensprojekt“ gedachten EU statt.
Tagung 2025: „Das geht zu weit!“ Sprachlich-kommunikative Strategien der Legitimierung und Delegitimierung von Protest in öffentlichen, medialen und politischen Diskursen
„Das geht zu weit!“ Sprachlich-kommunikative Strategien der Legitimierung undDelegitimierung von Protest in öffentlichen, medialen und politischen Diskursen Tagung der Forschungsgruppe Diskursmonitor Tagung: 04. bis 5. Juni 2025 | Ort: Freie Universität Berlin...