
DiskursGlossar
Lobbying
Kategorie: Techniken
Verwandte Ausdrücke: Lobbyismus, Interessenvertretung, Korruption, Public Affairs, Government Relations
Siehe auch: Strategische Kommunikation, Agenda Setting, Kampagne, Werbung
Autorin: Joline Schmallenbach
Version: 1.0 / Datum: 29.10.2025
Kurzzusammenfassung
Lobbying ist eine Form strategischer Kommunikation, die sich primär an Akteure in der Politik richtet. Beim Lobbying wird ein Bündel von kommunikativen Tätigkeiten mit dem Ziel eingesetzt, die Entscheidungen von Personen mit politischem Mandat oder den Entstehungsprozess von neuen Gesetzestexten interessengeleitet zu beeinflussen. Lobbying als professionalisiertes Tätigkeitsfeld wird auch als Public Affairs, Lobbyismus, Interessenvertretung oder Government Relations bezeichnet. Lobbying findet überall dort im politischen System statt, wo Organisationen oder Interessengruppen ihre Anliegen in den politischen Prozess einbringen möchten. Dies kann z. B. auf Kommunal-, Landes-, Bundes- oder EU-Ebene sein.
Konkrete Praktiken erstrecken sich von punktuellen, begrenzten Kontakten zwischen Lobbyakteuren und Personen in Parlament sowie Ministerien (mittels vorgangsspezifischer E-Mails und Telefonate, Veranstaltungsteilnahmen, Treffen zu gemeinsamen Mahlzeiten) bis hin zu langfristigen Strategien (mittels umfangreicher politischer Kampagnen oder langjähriger Beziehungspflege). Die Wahl der Kommunikationsmittel und -strategien sind dabei abhängig von den formellen Rahmenbedingungen des politischen Prozesses und der politischen Institutionen, den verfügbaren Ressourcen und den aktuellen Macht- und Meinungsverhältnissen zwischen den Beteiligten.
Der Ausdruck Lobbying bzw. Lobbyismus wird außerdem in Mediendiskursen oft als stigmatisierendes Schlagwort gebraucht, um Kritik am politischen System oder einzelnen Personen zu üben.
Erweiterte Begriffsklärung
Lobbying ist eine Bezeichnung für professionelle strategische Kommunikation in der politischen Domäne. Lobbying bzw. Lobbyismus leiten sich vom Wort Lobby ab, das den Empfangsraum eines Gebäudes bezeichnet. Mit dem Aufkommen des Parlamentarismus im 18. und 19. Jahrhundert entstand der Ausdruck Lobby, der metonymisch für die Personengruppe stand, die sich an diesem Ort typischerweise aufhielt, um mit Parlamentariern ins Gespräch zu kommen (wobei es historisch unklar ist, ob hier die Lobby des Westminster Palace oder der eines Hotels in Washington, D.C. ursprünglich namensgebend war).
Heute bezeichnet Lobbying aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht ein Bündel von strategisch eingesetzten, kommunikativen Handlungen, mit denen versucht wird, die Entscheidungen von Personen mit politischem Mandat oder die Entstehung von neuen Gesetzestexten zu beeinflussen. Ein Lobbykontakt ist prinzipiell eine beidseitige Kommunikationsbeziehung, denn lobbyistische Informationsquellen werden auch von der Politik-Seite für die parlamentarische Arbeit angefordert. Die im folgenden beschriebenen Kommunikationspraktiken, die von der Lobbyseite initiiert werden, sind jedoch zum einen routinenhafter, zum anderen vielfältiger.
Die Wahl der kommunikativen Strategien hängt neben der lobbyierenden Organisation und den Adressierten vor allem vom aktuellen Stand des Gesetzgebungsprozesses ab. Noch bevor beschlossen wird, eine neue Vorschrift zu initiieren, wirken Interessengruppen am Themensetzungsprozess (Agenda Setting) mit, indem sie klassische Öffentlichkeitsarbeit (PR) betreiben (z. B. Pressemitteilungen, Social-Media-Kampagnen, Petitionen, Offene Briefe), Studien durchführen oder in Auftrag geben und sich allgemein inhaltlich auf Themen vorbereiten, die in der Gesetzgebung relevant werden können. Vor Anfang einer neuen Legislaturperiode sind auch oft die Wahlprogramme der Parteien oder der noch auszuhandelnde Koalitionsvertrag das Ziel der Einwirkungsversuche – wird hier eine bestimmte Regelungsabsicht verankert, können sich Interessengruppen später auf diesen Legitimität und Autorität stiftenden Text berufen.
Initiativen für spezifische Gesetze oder Gesetzesänderungen gehen von Abgeordnetengruppen oder dem Bundesrat, meistens aber von der Bundesregierung aus. Zuerst wird im zuständigen Ministerium eine erste Textfassung (Referentenentwurf) erarbeitet. Bereits hierbei werden Interessengruppen zu Gesprächen und Stellungnahmen eingeladen und es besteht für alle Gruppen die Möglichkeit, auch unaufgeforderte Stellungnahmen einzureichen. Nach Zustimmung der Bundesregierung oder des Bundesrats gelangt der Textentwurf als Regierungsvorlage ans Parlament, wo vor der Abstimmung über das Gesetz bis zu drei Lesungen im Plenum stattfinden. Während dieser Phase gibt es weitere formale Beteiligungsverfahren, an denen Interessenvertreterinnen teilnehmen können (z. B. sogenannte Round Tables, Stakeholder-Dialoge, Expertenanhörungen). Außerdem werden vermehrt die Fraktionen sowie einzelne Abgeordnete über Briefe, Positionspapiere, Einladungen zu Veranstaltungen und Gesprächen adressiert. Der Erstkontakt bei unbekannten Lobbyakteuren findet häufig anlassbezogen telefonisch oder per E-Mail statt, während Anschlusskommunikation vorzugsweise telefonisch oder persönlich geführt wird. Je weiter das Gesetzgebungsverfahren fortschreitet, desto weniger wahrscheinlich wird der Lobbyerfolg. Um früh eine Chance auf Kommunikation zu haben, werden persönliche Kontakte langfristig gepflegt und auch nicht-anlassbezogen genutzt: Glückwunschkarten zu Feiertagen oder besonderen Anlässen, mehr oder weniger regelmäßige Anrufe oder Einladungen sollen exklusive Kommunikationskanäle schaffen oder offen halten.
Trotz der fortschreitenden Digitalisierung der parlamentarischen Arbeit bleiben persönliche Kontakte, Authentizität und Vertrauensverhältnisse zwischen Akteuren aus Politik und Interessenvertretung entscheidend. Die teilweise Ortsgebundenheit der Lobbykommunikation manifestiert sich im Berliner Regierungsviertel, wo die größten deutschen Lobbyverbände und Unternehmen, aber auch auf Lobbying spezialisierte Agenturen und Kanzleien, Niederlassungen betreiben oder Veranstaltungen organisieren.
Lobbyismus ist ein Schlag- und Stigmawort in Mediendiskursen. Die Begriffe Lobbying, Lobbyismus und Interessenvertretung werden mit verschiedenen Bedeutungsnuancen verwendet. In der größten systematischen Sammlung deutschsprachiger Texte (dem Deutschen Referenzkorpus) lassen sich über eine Analyse der Wörter, die überzufällig häufig im Umfeld dieser Begriffe genannt werden (Kookkurrenzanalyse), typische Verwendungskontexte ermitteln. Am häufigsten finden sich im Deutschen Referenzkorpus 15.737 Verwendungen des Ausdrucks Interessenvertretung gegenüber 6.464 Belegen für Lobbyismus und 1.761 Belegen für das etwas sperrige und erst später entlehnte englische Lobbying. Lobbyismus wird im wissenschaftlichen Diskurs (Lobbyismusforschung, Lobbyismusdefinition) oft als wertneutrale Bezeichnung verwendet; ebenso sind innerhalb politischer Institutionen verwendete Fachausdrücke wie Lobbyregister oder EU-Lobbyismus nicht als negativ wertend einzustufen (s. z. B. Europäische Kommission 2007). Alltagssprachlich und in Mediendiskursen ist der Ausdruck jedoch stark negativ konnotiert.
Während Korruption ein strafrechtlicher Tatbestand ist, der in Fachdiskursen von legalem Lobbyismus klar getrennt ist, wird alltagssprachlich beides oft synonym verwendet oder zusammen genannt: Lobbyismus und Korruption ist eine der häufigsten Wortkombinationen. Im Vergleich zu den Begriffsalternativen Lobbying und Interessenvertretung betont Lobbyismus das Unbekannte, das Bedrohliche und das moralisch Verwerfliche des Phänomens. Bildhafte Sprache und sprichwörtliche Formulierungen sind im Umfeld des Begriffs Lobbyismus typisch:
- Metaphorik von Angriff und Verteidigung: den Lobbyismus eindämmen, bekämpfen, dem Lobbyismus einen Riegel vorschieben, Tür und Tor öffnen, den Kampf ansagen, X ist ein Einfallstor für Lobbyismus, Gut gegen Böse
- Sensorische Wahrnehmung: etwas riecht nach Lobbyismus, etwas hat einen (schlechten) Beigeschmack, Lobbyismus wittern
- Natur-Metaphorik: Lobbyismus blüht, zeigt Auswüchse, Filz, Sumpf, ausufernd
Diese negativ gefärbte, metaphorisch aufgeladene Sprache trägt zu einer Mystifizierung des Phänomens bei. In Kombination mit den Bezeichnungsalternativen Lobbying oder Interessenvertretung wird diese Metaphorik kaum verwendet (sieht man vom beliebten sprachlichen Bild der Interessenvertretung als Sprachrohr ab). Stattdessen finden sich unter den Attributen hier auch potenziell werbesprachliche Begriffe. Während Lobbyismus als penetrant, bezahlt, rücksichtslos, schamlos, heimlich oder auch unverhohlen charakterisiert wird, folgt Interessenvertretung üblicherweise auf die Attribute politisch, gewerkschaftlich, stark, gemeinsam, größte, wirksam, europäisch oder notwendig. Lobbyismus betreiben Großkonzerne, die Tabakindustrie, die INSM, Lobbyisten, NGOs und die Autoindustrie. Interessenvertretung wird hingegen in einem Atemzug genannt mit Arbeitnehmern, Beschäftigten, Mitglieder, der IHK, dem Handwerk, Senioren/Menschen/Bürgern/Ärzten/Frauen etc. Für Gruppen, die über weniger finanzielle oder politische Macht verfügen, und mit denen allgemein eher sympathisiert wird, wird in den Medien häufig der Begriff Interessenvertretung genutzt, während die Tätigkeit ohnehin einflussstarker Gruppen – oder des politischen Gegners – als Lobbyismus bezeichnet wird. Interessenvertretung dient daher auch als eine musterhaft auftretende Selbstbezeichnung (Interessenvertretung des Deutschen Handwerks, Interessenvertretung Deutscher Dermatologen oder ähnliches).
Das negativ geprägte Gebrauchsprofil des Ausdrucks Lobbyismus erklärt, warum er als Stigmavokabel funktioniert. Lobbyismus-Vorwürfe dienen in der Öffentlichkeit dem Entlarven von demokratiegefährdendem Verhalten von Politikerinnen und Interessenvertretern.
Lobbying im Sinne einer informationsbasierten Interessenvertretung möglichst vieler unterschiedlicher Gruppen wird in der Politik prinzipiell als legitim und für eine Demokratie notwendig betrachtet, wie z. B. in Texten des Deutschen Bundestags (vgl. lobbyregister.bundestag.de) oder der Europäischen Kommission (vgl. EK 2007) zu lesen ist. Mitglieder der Regierung, des Parlaments oder der Ministerialbürokratie, die Gesetzesentwürfe erarbeiten oder darüber abstimmen, sind auf die Expertise von fachlichen Expert*innen, betroffenen Organisationen, Unternehmen oder Personengruppen angewiesen. Laut politikwissenschaftlicher Forschung geht dieser Austausch mit einer effizienten und partizipativen politischen Steuerung einher, bringt andererseits aber auch eine Legitimationsproblematik mit sich, da Lobbyakteure im Gegensatz zu Parlamentsmitgliedern keine demokratisch gewählten Repräsentanten sind (vgl. Lösche 2006: 58 ff.).
Dieses Spannungsverhältnis sorgt regelmäßig für Debatten über Lobbying und über Kriterien, um legitimes Lobbying von illegitimem abzugrenzen und zu regulieren. Lobbying ist außerdem abzugrenzen von illegalen Versuchen der Einflussnahme, beispielsweise durch rechtswidrige finanzielle Zuwendungen, Vorteilsnahmen oder Erpressungsversuche, die unter den Straftatbestand der Korruption fallen. Legales finanzielles Lobbying (z. B. Parteispenden) und illegale Korruption wurden in diesem Artikel nicht betrachtet (eine umfassende Überblicksstudie zu Parteispenden ist aber am Ende des Artikels verlinkt).
Es existiert eine breite „Grauzone“ (Alemann/Eckert 2006) in Bezug auf die Frage, welche Praktiken im Politikbetrieb sowie in der Öffentlichkeit noch als legitim angesehen werden. Werden die Grenzen dessen überschritten, was in einer bestimmten Gesellschaft zu einer bestimmten Zeit als akzeptables Verhalten beurteilt wird, prangern Medien oder politische Gegner die als Fehlverhalten eingeordneten Praktiken häufig unter Schlagwörtern wie Lobbyismus oder Lobby–Affäre an. Doch auch im legitimen Alltagsgeschäft der Interessenvertretung gibt es problematische Aspekte, die vor allem durch ungleich verteilte Macht bedingt sind: in Form von finanziellen Mitteln, Kontakten und Netzwerken. Obwohl finanzielle Aufwendungen nicht linear mit Lobbyerfolg gleichgesetzt werden können, liegt es nahe, dass ein Lobbyverband mit beispielsweise einem Budget von mehreren Millionen Euro und 30 Vollzeitbeschäftigten mindestens potenziell mehr bewirken kann als ein Verband mit 50.000 Euro Jahresbudget und einer Teilzeitstelle im Bereich der Interessenvertretung. Es gibt jedoch aktuell keine quantitativen Studien, die einen Zusammenhang zwischen Budget und Lobbyerfolg für Deutschland empirisch belegen oder widerlegen können (vgl. Winter 2024: 236). Kritisiert wird auch die systematische Schlechterstellung der sogenannten ‚schwachen Interessen‘, zum Beispiel von Kindern, Verbraucher*innen, oder bezüglich des Schutzes von Gemeingütern wie Wälder oder Gewässer, da diese Interessen schwerer für die politische Arbeit organisiert und mobilisiert werden können. Neben der Ungleichheit der Ressourcen ist mangelnde Transparenz der Kommunikationsprozesse ein wichtiger Kritikpunkt – gemäß dem Motto: Mitreden soll erlaubt sein – aber nicht im Geheimen.
Seit etwa 2020 sind – im internationalen Vergleich relativ spät – auch in Deutschland weitreichende gesetzliche Veränderungen im Gange, die erstmals lobbyistische Tätigkeiten dokumentieren und regulieren sollen. Beispielsweise ist ab 01.01.2022 das Lobbyregistergesetz in Kraft getreten, und damit die Verpflichtung für einzelne lobbyierende Personen und Organisationen, sich mit Namen, Auftraggebern, Finanzvolumen, Mitarbeiterzahl und beteiligten Gesetzgebungsverfahren in das Lobbyregister beim Deutschen Bundestag einzutragen. Seit 2024 existieren erweiterte Dokumentationspflichten über die Mitwirkung von Interessengruppen an spezifischen Gesetzestexten (legislativer Fußabdruck). Aktuelle Debattenpunkte betreffen z. B. ‚Schlupflöcher‘ im Lobbyregister bzgl. der Dokumentationspflichten oder die Deckelung von Parteispenden in Deutschland, wie sie in der Mehrzahl der EU-Mitgliedsstaaten bereits existiert.
Beispiele
(1) Beispiel für Textroutinen im politischen Lobbying
Das typische anlassbezogene Lobbyschreiben eines Unternehmens, Vereins oder Verbandes zur Etablierung eines Erstkontakts mit einem Mitglied des Bundestags ist üblicherweise zwei Seiten lang. Den Einstieg bilden möglicherweise Glückwünsche zum neuen Mandat, ein Verweis auf ein wichtiges Ereignis oder eine Kurzdarstellung der absendenden Organisation. Zusätzlich wird häufig ein Problemfeld umrissen. Den Kern des Schreibens bilden die zentralen Standpunkte zu einem bestimmten Thema sowie das Angebot der Informationsbeschaffung. Am Schluss steht ein ‚Call for Action‘: Ein Gesprächsangebot unter Nennung einer konkreten Ansprechperson, eine Einladung der absendenden Organisation zu einer Veranstaltung oder einem Vor-Ort-Termin, eine Bitte bezüglich einer Abstimmung oder der Arbeit an einem Gesetz, seltener auch Bitten um öffentliche Fürsprache, die Herausgabe bestimmter Informationen oder Spendengelder. Abbildung 1 zeigt ein Beispiel für diese Art der Korrespondenz.
Auf der Empfängerseite, d. h. den Büros der Abgeordneten, Fraktionen oder Ministerialabteilungen, gehen mehr Schreiben ein, als berücksichtigt werden können. Die Texte müssen also strategisch an die extrem ressourcenbeschränkte Rezeptionssituation der Empfängerseite angepasst sein. Erhöhte Chancen, wahrgenommen zu werden, bestehen für bereits bekannte Absender, Themen, die kurz- oder mittelfristig die politische Arbeit betreffen, Organisationen aus dem Heimatwahlkreis von Abgeordneten sowie für Absender, die kreative oder aufmerksamkeitserregende kommunikative Strategien nutzen.
Abbildung 1: Verbändeschreiben aus der Telekommunikationsbranche an das Bundeskanzleramt
(Deutscher Bundestag 2024).
Der Teil der Lobbyschreiben, der nach Lobbyregistergesetz seit 01.01.2024 öffentlich verfügbar gemacht werden muss, kann unter https://www.lobbyregister.bundestag.de/inhalte-der-interessenvertretung eingesehen werden.
(2) Beispiel für strategische Lobbyismus-Vorwürfe
Während Plenardebatten im Bundestag sind Lobbyismusvorwürfe in Richtung des politischen Gegners ein wiederkehrendes Thema. Sie werden im Allgemeinen von Oppositionsfraktionen an die Regierungsfraktionen gerichtet:
Es mangelt an einer ganzen Reihe von Steuern auf Flugtickets und den Flugverkehr. Und jetzt will der Minister diesen hochsubventionierten Wirtschaftszweig noch weiter subventionieren, und das alles nur, um ein paar wenige Flüge mehr nach Deutschland zu holen, die gerade von anderen Ländern aus stattfinden.
Alle drei Vorgänge zeigen, dass die zuständige Ministerin und die zuständigen Minister kein Rückgrat haben, sondern dem Druck der Lobbyvertreter von Einzelinteressen gefolgt sind. Doch wer zum Wohle der Gemeinschaft handeln will, der muss eine eigene Linie entwickeln, einen Pfad finden, auf dem es entlanggehen soll für eine lebenswerte Zukunft. Die neue Regierung, insbesondere auf der konservativen Seite, schafft dies augenscheinlich nicht.
Wir Grüne werden in den Haushaltsberatungen unsere Vorstellungen einbringen – zukunftsorientiert – und klar benennen, wo es Marktversagen gibt, aber auch aufzeigen, wo zentralistische Ansätze keinen Erfolg bringen werden. Wir haben uns noch nie, auch nicht in den letzten Jahren, von der fossilen Lobby einschüchtern lassen und werden es auch in Zukunft nicht tun. (Deutscher Bundestag, 21. Wahlperiode, 19. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Juli 2025. Sprecher: Leon Eckert (Bündnis 90/Die Grünen))
Dieser Textausschnitt folgt einem üblichen Schema für Lobbyismus-Vorwürfe: Zunächst wird dem politischen Gegner in einem bestimmten Gesetzgebungsvorhaben vorgeworfen, die Interessen von Lobbyakteuren (in einem zu großen Ausmaß) zu berücksichtigen (Skandalisierungsversuch). Diese Einzelinteressen werden mit dem Wohle der Gemeinschaft kontrastiert. Diese beiden Interessen werden aus lobbyismuskritischer Perspektive häufig als gegensätzlich und unvereinbar dargestellt, während Lobbyakteure im Gegensatz dazu bemüht sind, die eigenen Interessen als deckungsgleich mit dem sogenannten Gemeinwohl darzustellen (wobei der unscharfe Ausdruck Gemeinwohl wiederum als Schlag- und Hochwertwort verwendet wird). Zuletzt wird für die eigene Gruppe beansprucht, nicht durch Lobbying (hier: der fossilen Lobby) beeinflussbar zu sein, und sich in diesem Aspekt vom politischen Gegner (hier: der Regierung aus CDU/CSU und SPD) zu unterscheiden.
Literatur
Zum Weiterlesen
- Deutscher Bundestag (2024-): Lobbyregister für die Interessenvertretung gegenüber dem Deutschen Bundestag und der Bundesregierung. Online unter: https://www.lobbyregister.bundestag.de/startseite ; Zugriff: 27.08.2025.
- Höpner, Martin (2009): Parteigänger und Landschaftspfleger. Eine Analyse der Parteispenden großer deutscher Unternehmen, 1984–2005. In: MPIfG Workingpaper, Jg. 2009, Heft 6, S. 1–36. – Ein Langzeit-Überblick über Muster in der spendenbasierten Parteienfinanzierung; leider ist keine aktuellere Studie ähnlicher Art bekannt.
- Lobbycontrol (2024): Lobby-Report 2024 – Großer Fortschritt bei Lobbyregeln… und was die Ampel noch tun müsste. Online unter: https://www.lobbycontrol.de/wp-content/uploads/lobbyreport-2024-web.pdf ; Zugriff: 27.10.2025. – Für einen verständlichen Überblick über die gesetzliche Lage und Änderungen bzgl. Transparenz und Regulierung seit 2020 sowie kritische Positionierung und aktuelle Fallbeispiele.
- Von Alemann, Ulrich; Eckert, Florian (2006): Lobbyismus als Schattenpolitik. In: APuZ – Aus Politik und Zeitgeschichte. Online unter: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/29795/lobbyismus-als-schattenpolitik/ ; Zugriff: 27.10.2025. – Ein kurzer Aufsatz, der verschiedene Formen des Lobbyings beschreibt und für eine differenzierte Sichtweise auf das Phänomen plädiert.
Zitierte Literatur und Belege
- Deutscher Bundestag (o. J.): Lobbyregister für die Interessenvertretung gegenüber dem Deutschen Bundestag und der Bundesregierung. Online unter: https://www.lobbyregister.bundestag.de/startseite ; Zugriff: 23.09.2025.
- Europäische Kommission (2007): Mitteilung der Kommission – Folgemaßnahmen zu dem Grünbuch „Europäische Transparenzinitiative“ {SEK(2007) 360} /* KOM/2007/0127 endg.*/. Online unter: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/ALL/?uri=CELEX:52007DC0127 ; Zugriff: 23.09.2025.
- Lösche, Peter (2006): „Demokratie braucht Lobbying.“ In: Leif, Thomas; Speth, Rudolf (Hrsg.): Die fünfte Gewalt. Lobbyismus in Deutschland. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften, S. 53–68.
- Von Alemann, Ulrich; Eckert, Florian (2006): Lobbyismus als Schattenpolitik. In: APuZ – Aus Politik und Zeitgeschichte. Online unter: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/29795/lobbyismus-als-schattenpolitik/ ; Zugriff: 27.10.2025.
- Winter, Thomas von (2024): Lobbyismus in der deutschen Politik. Ein Überblick. Opladen / Toronto: Budrich.
Abbildungsverzeichnis
- Abb. 1: Bundestag (2024): Verbändeschreiben aus der Telekommunikationsbranche an das Bundeskanzleramt. In: Lobbyregister für die Interessenvertretung gegenüber dem Deutschen Bundestag und der Bundesregierung. Online unter: https://www.lobbyregister.bundestag.de/inhalte-der-interessenvertretung ; Zugriff: 27.08.2025.
Zitiervorschlag
Schmallenbach, Joline (2025): Lobbying. In: Diskursmonitor. Glossar zur strategischen Kommunikation in öffentlichen Diskursen. Hg. von der Forschungsgruppe Diskursmonitor und Diskursintervention. Veröffentlicht am 29.10.2025. Online unter: https://diskursmonitor.de/glossar/lobbying.
DiskursGlossar
Grundbegriffe
Positionieren
Positionieren ist Grundbestandteil menschlicher Kommunikation. Wann immer wir miteinander interagieren und kommunizieren, bringen wir uns selbst, andere und die Objekte, über die wir sprechen, in bestimmte Relationen zueinander.
Deutungsmuster
Unter einem Deutungsmuster wird die problem- und lösungsbezogene Interpretation gesellschaftlicher und politischer Tatbestände verstanden, die Aussicht auf Akzeptanz in sozialen Gruppen hat. Der Begriff des Deutungsmusters hat Ähnlichkeit mit den Begriffen der Theorie und Ideologie. Meist werden gesellschaftlich verbreitete Leitdeutungen, die oft mit Schlagwörtern und Argumentationsmustern einhergehen (wie Globalisierung, Kapitalismus, Leistungsgesellschaft, Chancengleichheit etc.) als Beispiele für Deutungsmuster genannt.
Sinnformel
‚Wer sind wir? Woher kommen, wo stehen und wohin gehen wir? Wozu leben wir?‘ Auf diese und ähnliche existentielle Fragen geben Sinnformeln kondensierte Antworten, die in privaten wie sozialen Situationen Halt und Argumenten in politischen und medialen Debatten einen sicheren Unterbau geben können.
Praktik
Eine Praktik ist ein spezifisches, situativ vollzogenes und sinnhaftes Bündel von körperlichen Verhaltensweisen, an dem mehrere Menschen und Dinge beteiligt sein können (z. B. Seufzen, um Frust auszudrücken, oder einen Beschwerdebrief schreiben, Fußballspielen).
Kontextualisieren
Kontextualisieren wird im allgemeineren bildungssprachlichen Begriffsgebrauch verwendet, um das Einordnen von etwas oder jemandem in einen bestimmten Zusammenhang zu bezeichnen.
Narrativ
Mit der diskursanalytischen Kategorie des Narrativs werden Vorstellungen von komplexen Denk- und Handlungsstrukturen erfasst. Narrative in diesem Sinne gehören wie Schlagwörter, Metaphern und Topoi zu den Grundkategorien der Analyse von Diskursen.
Argumentation
Argumentation bezeichnet jene sprachliche Tätigkeit, in der man sich mithilfe von Gründen darum bemüht, die Richtigkeit einer Antwort auf eine bestimmte Frage zu erweisen. Das kann in ganz verschiedenen Situationen und Bereichen nötig sein, namentlich um eine poli-tische, wissenschaftliche, rechtliche, unternehmerische oder private Angelegenheit zu klären.
Hegemonie
Wie der britische Politikwissenschaftler Perry Anderson 2018 in einer umfassenden, historisch weit ausgreifenden Studie zum Gebrauch des Begriffs Hegemonie und seinen Konjunkturen beschreibt, liegen die historischen Wurzeln des Begriffs im Griechischen, als Bezeichnung für Führung (eines Staatswesens) mit Anteilen von Konsens.
Diskurskompetenz
Im engeren, linguistischen Sinn bezeichnet Diskurskompetenz die individuelle sprachlich-kommunikative Fähigkeit, längere zusammenhängende sprachliche Äußerungen wie Erzählungen, Erklärungen, Argumentationen zu formulieren und zu verstehen.
Agenda Setting
Rassistisch motivierte Gewalt, Zerstörung des Regenwaldes, Gender pay gap: Damit politische Institutionen solche Probleme bearbeiten, müssen sie erst als Probleme erkannt und auf die politische Tagesordnung (Agenda) gesetzt werden. Agenda Setting wird in Kommunikations- und Politikwissenschaft als eine Form strategischer Kommunikation beschrieben, mithilfe derer Themen öffentlich Gehör verschafft und politischer Druck erzeugt werden kann.
Techniken
Aus dem Zusammenhang reißen
Das Aus-dem-Zusammenhang-Reißen gehört in den Funktionskreis der Redewiedergabe bzw. der Wiedergabe kommunikativer Ereignisse. Es kann (1) als intentionale argumentativ-polemische Strategie für ganz unterschiedliche diskursive Zielsetzungen von Akteuren genutzt werden, oder (2) es kann SprecherInnen und SchreiberInnen in unbeabsichtigter, fehlerhafter Weise unterlaufen.
Pressemitteilung
Pressemitteilungen sind standardisierte Mitteilungen von Organisationen, die sich an Journalist:innen und andere Multiplikator:innen richten. Sie dienen der offiziellen und zitierfähigen Informationsweitergabe und übernehmen zugleich strategische Funktionen in der öffentlichen Kommunikation und Meinungssteuerung.
Shitstorm
Der Begriff Shitstorm beschreibt eine relativ junge Diskurskonstellation, die seit den 2010er Jahren an Bedeutung gewonnen hat und gemeinhin als Online-Wutausbruch bezeichnet wer-den kann.
Tarnschrift
Als Tarnschrift bezeichnet man unter den Bedingungen von Zensur und Verfolgungsrisiko veröffentliche Texte, die insbesondere in der strategischen Kommunikation des NS-Widerstands eine zentrale Rolle spielten.
Ortsbenennung
Die Benennung von Orten dient in erster Linie dazu, den jeweiligen geografischen Ort zu lokalisieren und ihn zu identifizieren. Doch Ortsnamen besitzen eine soziale Dimension und spielen eine entscheidende Rolle bei der sprachlich-kulturellen Identitätskonstruktion.
Finanz-Topos
Mit dem Finanz-Topos werden im Diskurs Argumente gebildet, mit denen Akteure bestimmte Maßnahmen als finanziell sinnvoll befürworten oder als unrentabel zurückzuweisen.
Strategische Prozessführung
Der Begriff strategische Prozessführung kombiniert die Worte Strategie im Sinne von Plan und Taktik‘ und Prozessführung im Sinne von ‚Klage vor Gericht‘. Eine einheitliche Definition des Konzepts existiert bislang nicht. Meist werden hierunter (Muster)Klagen von NGOs und Bürgerrechtsorganisationen verstanden, mit denen über den Einzelfall hinausgehende soziale und gesellschaftspolitische Ziele verfolgt werden.
Inszenierte Kontroverse
Inszenierte Kontroversen liegen vor, wenn Politiker, Vertreter von Interessengruppen, Aktivisten, Journalisten, Influencer oder andere öffentlich wirksame Akteure potentiell strittige Themen möglichst effektvoll in einen Diskurs einbringen oder einen entsprechenden Diskurs auslösen, und zwar um entsprechende Perspektivierungen bestimmter Konfliktlagen im eigenen Interesse konfrontativ zu prägen.
-ismus
Bei Ismen geht es ursprünglich um die Wortendung (sog. Suffix) -ismus (Plural -ismen), mit der Substantive mit substantivischem oder adjektivischem Wortstamm (Basis) gebildet werden (z.B. Vulkan-ismus oder Aktiv-ismus).
Persuasion
Persuasion kommt vom lateinischen Verb persuadere und bedeutet ‚überzeugen, überreden‘ (gebildet aus suadere ‚raten, empfehlen‘ und per ‚durch, über‘).‘). Der Begriff stammt aus der Rhetorik, in der es vor allem darum geht, wie man Hörer:innen oder Leser:innen auf seine Seite bringt: wie man sie zum Beispiel in einem Gerichtsprozess von der Schuld oder Unschuld eines/einer Angeklagten überzeugt, wie man sie politisch zur Parteinahme überredet oder wie man sie ganz allgemein für sich selbst oder einen bestimmten Gegenstand/Sachverhalt einnimmt.
Schlagwörter
Relativieren
Der Ausdruck relativieren besitzt zwei zentrale Bedeutungsvarianten: In bildungssprachlichen und wissenschaftlichen Kontexten bezeichnet er eine analytische Praxis, bei der Aussagen, Begriffe oder Phänomene durch Bezugnahme auf andere Sachverhalte eingeordnet, differen-ziert und in ihrer Geltung präzisiert werden.
Massendemokratie
Geprägt wurde der Begriff Massendemokratie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts von völkisch-konservativen Akteuren (prominent darunter Carl Schmitt 1926). Der Ausdruck Masse hatte damals bei den bürgerlichen Eliten eine rundum bedrohliche Assoziation.
Social Bots
Als Social Bots werden Computerprogramme bezeichnet, die in der Lage sind, in sozialen Medien Kommunikation menschlicher Nutzer*innen (teilweise) automatisiert nachzuahmen.
Kriegsmüdigkeit
Der Ausdruck Kriegsmüdigkeit bezeichnet die emotionale und physische Erschöpfung von Menschen, die einen Krieg erleben, sowie die gesellschaftliche und politische Ermüdung angesichts langanhaltender Konflikte. Er beschreibt den sinkenden Kampfeswillen bei Kriegsparteien und heute wird er auch für das wachsende Desinteresse an Kriegsthemen in Medien und Öffentlichkeit genutzt.
Woke
Der Ausdruck woke stammt aus dem afroamerikanischen Englisch und bezeichnete dort zunächst den Bewusstseinszustand der Aufgeklärtheit über die Verbreitung von rassistischen Vorurteilen und Diskriminierung unter Angehörigen ethnischer Minderheiten.
Identität
Unter Identität versteht man allgemein die Summe von Merkmalen, die Individuen oder sozialen Kollektiven – etwa Nationen, Organisationen oder sozialen Gruppen – als charakteristisch oder gar als angeboren zugeordnet werden.
Wohlstand
Unter Wohlstand sind verschiedene Leitbilder (regulative Ideen) zu verstehen, die allgemein den Menschen, vor allem aber den Beteiligten an politischen und wissenschaftlichen Diskursen (politisch Verantwortliche, Forschende unterschiedlicher Disziplinen usw.) eine Orientierung darüber geben sollen, was ein ‚gutes Leben‘ ausmacht.
Remigration
Der Begriff Remigration hat zwei Verwendungsweisen. Zum einen wird er politisch neutral verwendet, um die Rückkehrwanderung von Emigrant:innen in ihr Herkunftsland zu bezeichnen; die meisten Verwendungen beziehen sich heute jedoch auf Rechtsaußendiskurse, wo das Wort der euphemistischen Umschreibung einer aggressiven Politik dient, mit der nicht ethnisch deutsche Immigrant:innen und ihren Nachfahr:innen zur Ausreise bewegt oder gezwungen werden sollen.
Radikalisierung
Das Adjektiv radikal ist ein mehrdeutiges Wort, das ohne spezifischen Kontext wertneutral gebraucht wird. Sprachhistorisch bezeichnete es etwas ‚tief Verwurzeltes‘ oder ‚Grundlegendes‘. Dementsprechend ist radikales Handeln auf die Ursache von etwas gerichtet, indem es beispielsweise zugrundeliegende Systeme, Strukturen oder Einstellungen infrage stellt und zu ändern sucht.
Bürokratie
Bürokratie ist ein Begriff, der im Rahmen aktueller strategischer Kommunikation ein dicht besetztes, polarisiertes Feld korrespondierender Ausdrücke öffnet. Neben den direkten Ab-leitungen Bürokratisierung, Bürokratismus und Komposita, als wichtigstes Bürokratieabbau, gehören dazu vor allem Flexibilisierung, Privatisierung, Deregulierung.
Verschiebungen
Dehumanisierung
Mit Dehumanisierung bzw. Anthropomorphisierung werden solche kommunikativen Techniken und Praktiken bezeichnet, die Personen, Sachverhalten oder Gegenständen menschliche Eigenschaften ab- bzw. zusprechen. Dehumanisierung und Anthropomorphisierung können sowohl durch sprachliche Mittel als auch durch andere, z. B. bildliche, Zeichen vollzogen werden.
Kriminalisierung
Kriminalität meint ein Verhalten, das gegen ein Gesetz verstößt. Folglich bedeutet Kriminalisierung im engeren Sinne den Vorgang, durch den Verhalten ungesetzlich gemacht wird – indem Gesetze geschaffen werden.
Versicherheitlichung
In akademischen Kontexten wird Versicherheitlichung in Abgrenzung zu einem naiv-realistischen Sicherheitsverständnis verwendet. Dieses betrachtet Sicherheit als einen universell erstrebenswerten und objektiv feststellbaren Zustand, dessen Abwesenheit auf das Handeln von Akteuren zurückzuführen ist, die feindselig, kriminell, unverantwortlich oder zumindest fahrlässig agieren.
Ökonomisierung
Ökonomisierung wird in gegenwärtigen Diskursen in der Regel zur Bezeichnung von Prozessen verwendet, in denen die spezifisch wirtschaftlichen Funktions-Elemente wie Markt, Wettbewerb/Konkurrenz, Kosten-Nutzen-Kalküle, Effizienz, Gewinnorientierung in Bereiche übertragen werden, die zuvor teilweise oder ganz nach anderen Leitkriterien ausgerichtet waren
Moralisierung
Moralisierung verlagert Macht- und Interessenkonflikte in die Sphäre der Kommunikation von Achtung / Missachtung. Sie reduziert Ambivalenz zugunsten einer Polarisierung von gut und böse.
Konstellationen
Partizipatorischer Diskurs
Partizipation ist mittlerweile von der Forderung benachteiligter Personen und Gruppen nach mehr Beteiligung in der demokratischen Gesellschaft zu einem Begriff der Institutionen selbst geworden: Kein Programm, keine Bewilligung mehr, ohne dass bestimmte Gruppen oder Personen dazu aufgefordert werden, für (mehr) Partizipation zu sorgen.
Skandal
Die Diskurskonstellation des Skandals zeichnet sich durch eine in den Medien aufgegriffene (bzw. durch sie erst hervorgerufene) empörte Reaktion eines erheblichen Teils der Bevölkerung auf einen tatsächlichen oder vermeintlichen Missstand aus. Die schuldhafte Verursachung dieses Missstandes wird dabei einem gesellschaftlichen Akteur zugeschrieben, dessen Handeln als ‚unmoralisch‘ gedeutet wird.
DiskursReview
Review-Artikel
Musk, Zuckerberg, Döpfner – Wie digitale Monopole die Demokratie bedrohen und wie könnte eine demokratische Alternative dazu aussehen?
Die Tech-Milliardäre Musk (Tesla, X,xAI) Zuckerberg (Meta), Bezos (Amazon) oder Pichai (Alphabet) sind nicht Spielball der Märkte, sondern umgekehrt sind die Märkte Spielball der Tech-Oligopolisten geworden.
Beobachtung zum Begriff „Diplomatie“ beim Thema Ukraine im Europäischen Parlament
Von EU-Vertretern waren zur Ukraine seit 2022 vor allem Aussagen zu hören, die sich unter dem Motto „as long as it takes“ beziehungsweise „so lange wie nötig“ für die Erweiterung der militärischen Ausstattung und der Verlängerung des Krieges aussprachen. Vorschläge oder Vorstöße auf dem Gebiet der „Diplomatie“ im Sinne von ‚Verhandeln (mit Worten) zwischen Konfliktparteien‘ gab es dagegen wenige, obwohl die klare Mehrheit von Kriegen mit Diplomatie beendet wurden (vgl. z.B. Wallensteen 2015: 142)
Die Macht der Worte 4/4: So geht kultivierter Streit
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Die Macht der Worte 1/4: Wörter als Waffen
DiskursReviewDie Macht der Worte (1/4): Wörter als Waffen Begleittext zum Podcast im Deutschlandfunk (1) Wörter als Waffen (2) Freund-Feind-Begriffe (3) Sprachliche Denkschablonen (4) So geht kultivierter StreitEin Text vonvon Friedemann VogelVersion: 1.0 / 06.03.2025...
Relativieren – kontextualisieren – differenzieren
Die drei Handlungsverben relativieren, kontextualisieren, differenzieren haben gemein, dass sie sowohl in Fachdiskursen als auch im mediopolitischen Interdiskurs gebraucht werden. In Fachdiskursen stehen sie unter anderem für Praktiken, die das Kerngeschäft wissenschaftlichen Arbeitens ausmachen: analytische Gegenstände miteinander in Beziehung zu setzen, einzuordnen, zu typisieren und zugleich Unterschiede zu erkennen und zu benennen.
Wehrhafte Demokratie: Vom Wirtschaftskrieg zur Kriegswirtschaft
Weitgehend ohne Öffentlichkeit und situiert in rechtlichen Grauzonen findet derzeit die Militarisierung der ursprünglich als „Friedensprojekt“ gedachten EU statt.
Tagung 2025: „Das geht zu weit!“ Sprachlich-kommunikative Strategien der Legitimierung und Delegitimierung von Protest in öffentlichen, medialen und politischen Diskursen
„Das geht zu weit!“ Sprachlich-kommunikative Strategien der Legitimierung undDelegitimierung von Protest in öffentlichen, medialen und politischen Diskursen Tagung der Forschungsgruppe Diskursmonitor Tagung: 04. bis 5. Juni 2025 | Ort: Freie Universität Berlin...
„Remigration“ – Ein Riss im Schleier der Vagheit. Diskursive Strategien rund um das Remigrationskonzept und die Correctiv-Recherchen
Die am 10. Januar veröffentlichte Correctiv-Recherche über ein rechtes Vernetzungstreffen in Potsdam sorgte für erhebliche öffentliche Aufmerksamkeit und die größten Demonstrationen gegen Rechtsaußen seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten. Im Fokus der Kritik…