Der Diskursmonitor ist eine gemeinschaftlich erarbeitete Online-Plattform zur Aufklärung und Dokumentation von strategischer Kommunikation.

Sie finden hier fachlich fundierte Informationen zu der Frage, wie mit Sprache, Bildern und Medien politische Interessen verfolgt werden: das Glossar erläutert und illustriert wichtige Begriffe aus Praxis und Forschung; das Review und das Barometer geben Einblicke in die aktuelle Diskursgroßwetterlage in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen; die Werkstatt bietet Handreichungen für die Praxis.

Der Diskursmonitor ist noch im Aufbau. Wir freuen uns über Fragen, Hinweise und Interesse an Mitarbeit oder Kooperation.

Glossar

Lexikon zur strategischen Kommunikation und Diskursforschung

Review

Berichte & Analysen von Expert*innen zu Diskursen

Barometer

Statistisches Live-Monitoring aktueller Entwicklungen

Frag-den-DiMo

Professioneller Rat zur strategischen Kommunikation

Werkstatt

Materialien für die Praxis
(In Vorbereitung)

Aus dem Glossar

Das DiskursGlossar ist ein Online-Lexikon zur strategischen Kommunikation. Auf Basis aktueller Forschung bietet es kompakte und anschauliche Informationen zu Phänomenen diskursiver Kämpfe, wie wir sie in Medien, Politik, Recht und Zivilgesellschaft beobachten können.

Das Glossar soll dazu beitragen, kommunikative Strategien in der öffentlichen Praxis besser zu erkennen, zu bezeichnen und zu kritisieren.

Bedeutung

Der Ausdruck Bedeutung wird sowohl in der Alltagssprache als auch in der Fachsprache nicht einheitlich verwendet. Alltagssprachlich wird auf die Bedeutung von etwas – zum Beispiel einem Wort, Gegenstand oder Gesichtsausdruck – verwiesen, wenn dessen Status in der Welt unklar ist (‚was bedeutet es, dass X‘) oder seine Wichtigkeit hervorgehoben werden soll (‚X ist bedeutend‘).

Innovation

Innovation gehört seit den 60er Jahren zu den häufig verwendeten Schlag– bzw. Fahnenwörtern, vor allem in den Feldern von Ökonomie und Politik. Konzepte und Vorhaben mit der Überschrift Innovation werden oft als Sachzwänge dargestellt, gegen die Einwände als nicht legitim erscheinen.

Verschwörungstheorie

Der Ausdruck gibt sich in der medialen Öffentlichkeit als analytisches Konzept, ist aber zugleich performativ hoch wirksam als Ausschluss aller erfolgreich so benannten Konzepte aus der rationalen öffentlichen Kommunikation.

Moralisierung

Moralisierung verlagert Macht- und Interessenkonflikte in die Sphäre der Kommunikation von Achtung / Missachtung. Sie reduziert Ambivalenz zugunsten einer Polarisierung von gut und böse.

Fake News

Fake News wird als Schlagwort im Kampf um Macht und Deutungshoheit in politischen Auseinandersetzungen verwendet, in denen sich die jeweiligen politischen Gegenspieler und ihre Anhänger wechselseitig der Lüge und der Verbreitung von Falschnachrichten zum Zweck der Manipulation der öffentlichen Meinung und der Bevölkerung bezichtigen.

Grammatiknazi / Grammar Nazi

Das überwiegend negativ konnotierte Schlagwort Grammatiknazi – als Übersetzung von engl. grammar nazi – wird zur Benennung von Personen verwendet, die meist in eher informellen Kontexten der öffentlichen Internetkommunikation (u. a. in Foren, Kommentarbereichen auf Nachrichtenportalen, sozialen Netzwerken) ungefragt Sprachkritik an den Äußerungen anderer (häufig fremder) Kommunikationsteilnehmer*innen üben.

Erzählen

Erzählen ist eine rekonstruktive und kommunikative Tätigkeit, in der für gewöhnlich eine vermittelnde Instanz ein Geschehen darstellt. Die Darstellung kann ein/e ErzählerIn vornehmen (entspricht einer engen Definition des Erzählens) oder sie kann medial anders – beispielsweise filmisch – dargeboten werden (entspricht einer weiten Definition des Erzählens). Dabei beruht das dargestellte Geschehen auf mindestens einem Ereignis.

Epistemischer Status

Als epistemischen Status bezeichnet man die Wissensbestände und -zugänge zu Ereignissen, Sachverhalten und Personen, die Gesprächsteilnehmer*innen ihrem Gegenüber in der Interaktion zuschreiben.

Lügenpresse

Der Ausdruck Lügenpresse ist ein politisch instrumentalisierter „Schlachtruf“ oder „Kampfbegriff“ gegen etablierte und traditionelle Medien. Dabei wird häufig nicht einzelnen Medien-Akteuren, sondern der gesamten Medienbranche vorgeworfen, gezielt die Unwahrheit zu publizieren.

Organizing

Unter Organizing versteht man ein Bündel von Praktiken, die zur gewerkschaftlichen oder politischen Organisierung bzw. Mobilisierung dienen. Beim methodisch reflektierten Organizing spielen Recherche, Strategieentwicklung, mehr oder minder standardisierte 1:1-Gespräche, Mapping (Erstellung einer Übersicht der Beteiligten im Betrieb oder sonstigen Aktionsfeld) und einiges mehr eine Rolle.

Review

Vertiefende Berichte und Analysen von Expert*innen zu diskursiven Ereignissen finden Sie in der DiskursReview.

Beitragsreihe zur „Corona-Krise“
» Zu den Beiträgen

Tagungsankündigung:
„Zur Politisierung des Alltags – Strategische Kommunikation in öffentlichen Diskursen“ (01.–03.02.2023)
» Mehr erfahren

 

Antitotalitär? Antiextremistisch? Wehrhaft!

Im Herbst 2022 veranstalteten die Sender des Deutschlandradios eine Kampagne mit Hörerbeteiligung zur Auswahl eines Themas, mit dem sich ihre sogenannte „Denkfabrik“ über das kommende Jahr intensiv beschäftigen solle. Fünf Themen standen zur Auswahl, „wehrhafte Demokratie“ wurde gewählt, wenig überraschend angesichts des andauernden Krieges in der Ukraine…

Über einige Neuzugänge im (täglich wachsenden) Repertoire bellizistischer Kampf- und Kontaminationsbegriffe

[1] Was haben die Ausdrücke »Eskalationsphobie«, »Friedensmeute« und »Lumpenpazifismus« gemeinsam? Nun, zuerst einmal den Umstand, dass alle drei verdienstvolle Neuprägungen unserer medio-politischen Klasse sind…

Schlaglichter des Kriegsdiskurses: eine kleine Inventarauswahl zum öffentlichen Sprachgebrauch im Frühjahr 2022

Spätestens seit dem Angriff und Einmarsch Russlands in der Ukraine dominiert der Krieg auch die bundesdeutschen Debatten und schlägt sich im Sprachgebrauch nieder. Die folgende Inventarisierung von diskursprägenden Wortfeldern, Schlagwörtern und Topoi bildet lediglich einen kleinen Ausschnitt des Geschehens ab…

Die Unordnung des Diskurses? Thesen zur semantischen Desorientierung in der gegenwärtigen medio-politischen Öffentlichkeit

Disclaimer I: Die nachfolgenden Zeilen sind das Zwischenergebnis kontinuierlicher gemeinsamer Beobachtungen und Diskussionen in der „Forschungsgruppe Diskursmonitor und Diskursintervention“ zu Debatten in Presse, Politik und sozialen Medien. Auch wenn diese Beobachtungen fachlich orientiert sind, liegen ihnen bisher keine systematischen Datenanalysen zugrunde.

Satzsemantik von Vorhersage und Nutzen-Risiko-Abwägung: Die STIKO-Impfempfehlung für 12- bis 17-Jährige vom 18. August 2021

“Die Forschung muss… sich in die Lage versetzen, die politischen Implikationen, die sie hat, anzunehmen und auszuforschen, um nicht beim ersten Knall der Peitsche durch alle ihr vorgehaltenen Reifen zu springen. Diese Integrität kann die Wissenschaft gerade dadurch unter Beweis stellen, dass sie dem herrschenden Druck, praktische Tabus in theoretische umzuwandeln, widersteht” (Beck 1986, 283)

Review-Rückblick

In dieser Rubrik veröffentlichen wir in unregelmäßigen Abständen kurze Notizen zu Ereignissen oder Phänomenen, die in den vergangenen Wochen in der strategischen und öffentlichen Kommunikation zu beobachten waren. Die Texte kommentieren subjektiv, unsystematisch, teils widersprüchlich und hoffentlich pointiert. Sie erheben keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit, beobachten ihren Gegenstand aber von einer diskursanalytischen und -interventionistischen Position aus und sollen zum Widerspruch einladen. Sie repräsentieren nicht die Position der Redaktion des Diskursmonitors, sondern ihrer jeweiligen Autorinnen und Autoren.

Rasse, Rassismus

1) Zu Beginn drei exemplarische Medienereignisse aus der jüngsten Vergangenheit, in denen es um den Komplex Rasse, Rassismus ging…

„Silent Hotspots“ Über wissenschaftliche Studien und strategische Kommunikation in der Corona-Pandemie

Vor wenigen Wochen rief Bundesministerin Anja Karliczek via FAZ-Interview Wissenschaftler*innen dazu auf: „Stürzt euch in den Meinungsstreit“, denn „[a]uch unsere Debatten leiden zunehmend unter Falschinformationen – die zum Teil ganz gezielt verbreitet werden“.[1] Dabei zeichnete sie ein recht monolithisches Bild von der „Wissenschaft“…

Freund-Feind-Begriffe: Zum diskurssemantischen Feld soziopolitischer Kollektivierung

Mit jeder sprachlichen Äußerung (und das schließt das Nicht-Äußern mit ein) positioniert sich der Sprecher oder Schreiber sowohl innerhalb eines von ihm intersubjektiv (re)konstruierten als auch eines objektiven (d.h. objektivierbaren) diskursiven Raum sozialer Gruppen. Möglich ist dies nur aufgrund der sozialsymbolischen (indexikalischen) Bedeutung kommunikativer Zeichen im Bühlerschen Sinne…

PR, Punk oder Provinz: Wie Corona-Forschung die Öffentlichkeit (nicht) erregt.

Jeden Tag erreichen uns neue Nachrichten, neue Zahlen, neue Grafiken zur laufenden Corona-Pandemie. Wer erinnert sich da noch daran, was vor zwei oder drei Monaten oder vor einer Woche öffentlich diskutiert wurde? Vielleicht sind nur zwei Debatten wirklich in unserem öffentlichen Gedächtnis hängen geblieben, unter anderem, weil sie es zu eigenen Twitter-Hashtags gebracht haben: #HeinsbergProtokoll und #IchHabeBesseresZuTun…

Barometer

Das DiskursBarometer erfasst und analysiert täglich mehrere Tausend Texte, die in öffentlich zugänglichen Online-Portalen publiziert werden (Presse, Agenturmeldungen, Blogs etc.). Darauf werden verschiedene Analysen automatisch angewendet. » Eine Übersicht aller Analysen finden Sie hier. Zudem entwickeln wir neue Verfahren, wie z. B. die folgenden Diskursmetriken:

Spekulationsindex

Der Spekulationsindex durchsucht unser Textkorpus auf Basis von Adverbien darauf hin, wie häufig sich am gestrigen Tag Autor*innen spekulativ-vermutend über die Welt geäußert haben.

Kontroversitätsindex

Diese Metrik versucht zu erfassen, wie häufig im LIVE-Korpus des Vortags widerstreitende Perspektiven auf die Welt – also semantische Kämpfe – zum Ausdruck kommen.

Ungewissheitsindex

Der Gewissheitsindex gibt an, wie groß das Bedürfnis im Diskurs ist, den Geltungsstatus einer Äußerung über die Welt explizit zu machen.

Gegenstand und Ziel des Diskursmonitors

Der Diskursmonitor ist ein disziplinenübergreifendes, webbasiertes Informations- und Dokumentationsportal zur strategischen Kommunikation in öffentlichen Diskursen. Das Portal richtet sich nicht nur an die Fachcommunity der Diskursforschung sowie verwandter Fachbereiche (etwa Sozial- und Kulturwissenschaften), sondern vor allem auch an Praktiker*innen aus Politik, Medien, Bildung, Justiz und Zivilgesellschaft. Der Diskursmonitor will einen Beitrag leisten zur kommunikativen ‚Waffengleichheit‘ unter streitenden Interessensgruppen im politischen Diskurs, indem er unbemerkte Diskurstrukturen und kommunikative Strategien sichtbar(er) macht.
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Mit dem Diskursmonitor assoziierte Projekte

Forschungsgruppe
Diskursmonitor und Diskursintervention