
DiskursGlossar
Radikalisierung
Kategorie: Schlagwörter
Verwandte Ausdrücke: Extremismus, Extremisierung, Radikalismus, Propaganda, Indoktrination, Terrorismus, Fundamentalismus
Siehe auch: Freund-Feind-Begriffe, Gewaltaufruf, Verfassung
Autorinnen: Maria Fritzsche und Isabel Pinkowski
Version: 1.0 / Datum: 07.04.2025
Kurzzusammenfassung
Das Adjektiv radikal ist ein mehrdeutiges Wort, das ohne spezifischen Kontext wertneutral gebraucht wird. Sprachhistorisch bezeichnete es etwas ‚tief Verwurzeltes‘ oder ‚Grundlegendes‘. Dementsprechend ist radikales Handeln auf die Ursache von etwas gerichtet, indem es beispielsweise zugrundeliegende Systeme, Strukturen oder Einstellungen infrage stellt und zu ändern sucht. Als Adjektiv oder Adverb kann radikal intensivierend verwendet werden und verhält sich je nach Kontext synonym zu Begriffen wie tiefgreifend, umfassend oder kompromisslos (vgl. radikal lecker, radikal nervig). Positiv-bewertende Verwendungen des Begriffs greifen diese Bedeutung auf, um eine hohe Motivation, Geradlinigkeit oder auch Überzeugung auszudrücken oder darzulegen, dass etwas in besonderem Maße ‚effektiv‘ sei (z. B. ein radikaler Abbau von Bürokratie, LEDs als radikaler Ansatz für effektive Beleuchtung). Wird das Adjektiv negativ-wertend eingesetzt, werden Assoziationen zu Eigenschaften wie ‚unreif‘ oder ‚übertrieben‘ aktiviert (bspw. Mit dem Alter legt man radikale Ansichten oft ab und sieht die Dinge differenzierter). In diesen Kontexten steht die Verwendung des Adjektivs in einem stärkeren Bezug zum Substantiv Radikalisierung.
Radikalisierung ist (ebenso wie das Verb sich radikalisieren) ein kriminologischer Fachbegriff, der in den politischen und medialen Diskurs aufgenommen wurde. Er bezeichnet eine Entwicklung zu extremistischen Einstellungen und Handlungen und beschreibt somit einen Prozess, der relational zu mehrheitsgesellschaftlichen Werten angelegt ist. Gemeinhin wird Radikalisierung mit gewaltbereiten Positionen assoziiert. Im Gegensatz zum Adjektiv ist das Nomen negativ konnotiert und semantisch verengt. Auch aufgrund seines handlungsaktivierenden Potenzials ist Radikalisierung als Schlagwort geeignet, fremde Positionen oder Personen zu diffamieren oder zu kriminalisieren, Entwicklungen zu dramatisieren oder vehement auf mögliche Gefahren hinzuweisen.
Erweiterte Begriffsklärung
Das Adjektiv radikal leitet sich etymologisch vom Lateinischen radix (= Wurzel) ab und bedeutet im Wortsinn ‚die Wurzel betreffend‘. Die Verwendung ist von zwei Perspektiven geprägt: Der Wortherkunft entsprechend bezeichnet es einerseits eine tief verwurzelte Gegebenheit oder Disposition, die entweder gesellschaftlich-kulturell bedingt oder naturgegeben, in jedem Fall jedoch grundlegend ist. Radikal zu agieren bedeutet, grundlegende Ursachen direkt zu adressieren, anstatt Symptome zu behandeln oder oberflächliche Änderungen vorzunehmen. Andererseits wird besonders als Adverb eine absolute Steigerung bzw. Intensivierung ausgedrückt, etwa im Sinne von vollumfänglich oder tiefgreifend.
Per se ist das Adjektiv wertfrei, allerdings ist es positiv wie auch negativ einsetzbar. Im positiven Sinne verweist es auf eine Geradlinigkeit, starke Überzeugung und Motivation. Diesen Aspekt machen auch die Soziologen Malthaner & Waldmann in ihrer Phänomenbeschreibung stark, wenn sie formulieren, radikal impliziere ein „hohes Maß an Aufopferungs- und Kampfbereitschaft“ (2012: 20): Die radikale Person tritt mit ihren individuellen Bedürfnissen zurück und stattdessen für eine höhere Idee ein.
Hieraus motiviert sich die Verwendung des Begriffs als positive Selbstreferenz. Die Verwendung des Adjektivs in der Popkultur erscheint als Kontrastierung zu Tradition und Konservatismus (z. B. der Titel Radikale Feminist*innen und daran anlehnend, Radikale Selbstfürsorge oder Radikale Zärtlichkeit, siehe die Beispiele unten). Im Kontext von Wirtschaft und Technologie mag etwas radikal sein, wenn es in hohem Maße als innovativ, außergewöhnlich oder unkonventionell wahrgenommen wird. In diesem Sinne spricht auch der Politiker Robert Habeck vom Anspruch der eigenen Partei, radikal und staatstragend (tagesschau 2018) zu sein. Radikal ist also in bestimmten, nicht aber in allen Diskursräumen positiv besetzt.
Besonders im Zusammenhang mit Veränderungsforderungen oder Protestkultur wird der Ausdruck radikal ähnlich wie kompromisslos verstanden. Auf diesem Bedeutungsaspekt baut die negative Wortverwendung auf: Da demokratischer Austausch auf dem Prinzip der Kooperation und Toleranz fußt, eignet sich der Begriff im politischen Diskurs, um einer Fremdposition Kompromisslosigkeit vorzuwerfen (vgl. Liebert 2020). Oft werden radikale Ansichten mit einer Ablehnung von Dialog und Pluralismus und sogar mit Gewaltbereitschaft assoziiert. Abay Gaspar et al. halten fest, radikal habe sich „[…] im Vokabular von Politikerinnen und Journalisten zu einem Warnsignal entwickelt, das auf die Notwendigkeit einer Bekämpfung hinweist” (Abay Gaspar et al. 2018: 18).
Das Nomen Radikalisierung bezeichnet im kriminologischen, soziologischen und politikwissenschaftlichen Fachdiskurs den Prozess, im Zuge dessen eine Person oder eine Gruppe radikale Einstellungen annimmt oder entwickelt; ungleich dem Radikalismus, welcher einen erreichten Zustand beschreibt. Der prozessuale Charakter findet in der Suffigierung des Adjektivs (-isierung) seinen Ausdruck und ist semantisch vage (vgl. Vidino 2013: 11): Eine Radikalisierung kann sich in der Weltsicht einer Einzelperson vollziehen, innerhalb einer Gruppe oder indem sich eine Einzelperson einer bereits bestehenden radikalisierten Gruppe anschließt. Radikalisierung ist aus wissenschaftlicher Perspektive stets relational definiert, nämlich anhand von gesellschaftlichen bzw. historischen Bezugspunkten, welche normativ maßgebend sind (vgl. Neumann 2013: 4; 2017a: 17). So wurden etwa in der Feudalgesellschaft demokratische Bewegungen als radikal bezeichnet (vgl. Leimbach & Jukschat 2024). Bei der Radikalisierung handelt es sich in diesem Verständnis um eine allmähliche, einstellungsbezogene Abweichung von den Werten der Mehrheitsgesellschaft (vgl. Schnick 2018: 158).
Während radikal wie beschrieben am ehesten mit tiefgreifend oder fundamental übertragen werden könnte, verweist extrem nicht nach unten (an die Wurzel), sondern nach außen bzw. an die Ränder (vgl. Extremitäten). Aus linguistischer Sicht wäre daher die Verwendung des wenig gebräuchlichen Ausdrucks Extremisierung für eine solche sich entwickelnde Werteabweichung akkurater. Dennoch wurde in den 70er Jahren radikal in einigen Kontexten synonym zu extremistisch verwendet. So wurde etwa der Radikalenerlass ins Leben gerufen, der auch als Extremistenbeschluss bezeichnet wurde (vgl. von Kieseritzky 2022). Dieser semantische Zusammenhang über die Grenzen morphologischer Wortfelder hinweg deutet sich auch in den Verlaufskurven des DWDS-Zeitungskorpus an: Während für Extremismus, extremistisch und Radikalisierung ein Aufwärtstrend ab den 2015ern zu verzeichnen ist, stellt sich die Verwendung von radikal seit 2000 stabil dar (vgl. DWDS o. J.).
DiskursGlossar
Grundbegriffe
Kontextualisieren
Kontextualisieren wird im allgemeineren bildungssprachlichen Begriffsgebrauch verwendet, um das Einordnen von etwas oder jemandem in einen bestimmten Zusammenhang zu bezeichnen.
Narrativ
Mit der diskursanalytischen Kategorie des Narrativs werden Vorstellungen von komplexen Denk- und Handlungsstrukturen erfasst. Narrative in diesem Sinne gehören wie Schlagwörter, Metaphern und Topoi zu den Grundkategorien der Analyse von Diskursen.
Argumentation
Argumentation bezeichnet jene sprachliche Tätigkeit, in der man sich mithilfe von Gründen darum bemüht, die Richtigkeit einer Antwort auf eine bestimmte Frage zu erweisen. Das kann in ganz verschiedenen Situationen und Bereichen nötig sein, namentlich um eine poli-tische, wissenschaftliche, rechtliche, unternehmerische oder private Angelegenheit zu klären.
Hegemonie
Wie der britische Politikwissenschaftler Perry Anderson 2018 in einer umfassenden, historisch weit ausgreifenden Studie zum Gebrauch des Begriffs Hegemonie und seinen Konjunkturen beschreibt, liegen die historischen Wurzeln des Begriffs im Griechischen, als Bezeichnung für Führung (eines Staatswesens) mit Anteilen von Konsens.
Diskurskompetenz
Im engeren, linguistischen Sinn bezeichnet Diskurskompetenz die individuelle sprachlich-kommunikative Fähigkeit, längere zusammenhängende sprachliche Äußerungen wie Erzählungen, Erklärungen, Argumentationen zu formulieren und zu verstehen.
Agenda Setting
Rassistisch motivierte Gewalt, Zerstörung des Regenwaldes, Gender pay gap: Damit politische Institutionen solche Probleme bearbeiten, müssen sie erst als Probleme erkannt und auf die politische Tagesordnung (Agenda) gesetzt werden. Agenda Setting wird in Kommunikations- und Politikwissenschaft als eine Form strategischer Kommunikation beschrieben, mithilfe derer Themen öffentlich Gehör verschafft und politischer Druck erzeugt werden kann.
Medien
Die Begriffe Medien/Massenmedien bezeichnen diverse Mittel zur Verbreitung von Informationen und Unterhaltung sowie von Bildungsinhalten. Medien schaffen damit eine wesentliche Grundlage für Meinungsbildung und Meinungsaustausch.
Macht
Macht ist die Fähigkeit, Verhalten oder Denken von Personen zu beeinflussen. Sie ist Bestandteil sozialer Beziehungen, ist an Kommunikation gebunden und konkretisiert sich situationsabhängig. Alle expliziten und impliziten Regeln, Normen, Kräfteverhältnisse und Wissensformationen können aus diskursanalytischer Perspektive als Machtstrukturen verstanden werden, die Einfluss auf Wahrheitsansprüche und (Sprach)Handlungen in einer Gesellschaft oder Gruppe nehmen.
Metapher
In der politischen Berichterstattung ist oft davon die Rede, dass eine bestimmte Partei einen Gesetzesentwurf blockiert. Weil das Wort in diesem Zusammenhang so konventionell ist, kann man leicht übersehen, dass es sich dabei um eine Metapher handelt.
Normalismus
Normalismus ist der zentrale Fachbegriff für die Diskurstheorie des Literaturwissenschaftlers Jürgen Link. Die Normalismus-Theorie fragt danach, wie sich Vorstellungen von ‚Normalität‘ und ‚Anormalität‘ als Leit- und Ordnungskategorien moderner Gesellschaften herausgebildet haben.
Techniken
Distanzieren
Distanzieren bezeichnet die Abgrenzung eines individuellen oder organisationalen Akteurs von einem anderen Akteur. Eine Distanzierung kann kommunikativ oder operativ vollzogen werden, d. h. die Abgrenzung findet verbal oder unter Aufkündigung eines Arbeitsverhältnisses statt.
Kontaktschuld-Topos
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Schlagbilder
Der Terminus Schlagbild bezeichnet mehr oder weniger inszenierte Bilder. Ihre Bedeutung beruht nicht nur auf ihren sichtbaren (ikonischen) Formen, sondern vielmehr auf den symbolischen Inhalten, die sich durch vielfache mediale Wiederholung und Konventionen gefestigt haben.
Invektivität / Metainvektivität
Invektivität ist ein Überbegriff für den Phänomenbereich der Herabsetzung und Ausschließung mittels symbolischer Praktiken. In Invektiven (z.B. Spott, Beleidigung, sprachliche Aggression, Diskriminierung, Hassrede) werden Einzelnen oder Gruppen marginalisierte oder niedrige soziale Positionen zugeschrieben, Zugehörigkeiten zu Gemeinschaften abgesprochen oder Identitäten negiert.
Parole
Die Parole ist ein kleines, potentes sprachliches Werkzeug, das in der politischen Kommunikation unerlässlich ist und zweckgebunden in politischen Mobilisierungen eingesetzt wird.
Komposita
. In der politischen Rhetorik tragen Komposita zur Prägnanz und Emotionalität von Botschaften bei, indem sie komplexe Sachverhalte und politische Themen in zentralen Begriffen bündeln, in griffige Schlagworte packen und diese für den gesellschaftlichen Diskurs zur Verfügung stellen (zum Beispiel Krisenmodus, Zeitenwende oder Rückführungspatenschaften).
Nicht-Entschuldigen / Nonpology
Mit der Nicht-Entschuldigung verfolgen Diskursakteure verschiedene Ziele: sie wollen Ablenken von der eigenen Schuld, erhoffen sich eine Reputationsverbesserung durch vorgespielte Reue oder wollen (andere) negative Konsequenzen abwenden und sich in der Öffentlichkeit positiv als fehlereinsichtig und selbstkritisch darstellen.
Liken
Die eigentliche Funktion des Likens geht jedoch über das Signalisieren von Zustimmung hinaus und ist konstitutiv für das Funktionieren sozialer Medienplattformen und das Aushandeln von verschiedenen Formen der Sozialität auf diesen.
Hashtag
Mit dem Begriff Hashtag wird auf eine kommunikative Technik der spontanen Verschlagwortung und Inde-xierung von Postings in der Internetkommunikation verwiesen, bei der Sprache und Medientechnik sinnstif-tend zusammenwirken. Der Gebrauch von Hashtags hat eine diskursbündelnde Funktion: Er ermöglicht es, Inhalte zu kategorisieren (#Linguistik, #Bundestag), such- und auffindbar zu machen (#Bundestags-wahl2025), aber auch zu bewerten (#nicetohave) und zu kontextualisieren (#Niewiederistjetzt).
Diminutiv
Auch in Politik, Wirtschaft, Presse und Werbung werden Diminutiv-Formen zu rhetorischen Zwecken eingesetzt, um etwa emotionale Nähe zu konstruieren (unser Ländle), eine Person abzuwerten (die ist auch so ein Schätzchen), einen als ‚riskant‘ geltenden Sachverhalt zu ‚verharmlosen‘ (ein Bierchen) oder eine ‚Sachverhaltsbanalisierung‘ zurückzuweisen (Ihre ‚Demonstratiönchen‘).
Schlagwörter
Bürokratie
Bürokratie ist ein Begriff, der im Rahmen aktueller strategischer Kommunikation ein dicht besetztes, polarisiertes Feld korrespondierender Ausdrücke öffnet. Neben den direkten Ab-leitungen Bürokratisierung, Bürokratismus und Komposita, als wichtigstes Bürokratieabbau, gehören dazu vor allem Flexibilisierung, Privatisierung, Deregulierung.
Politisch korrekt / Politische Korrektheit
Der Ausdruck politisch korrekt / Politische Korrektheit und die amerikanischen Vorbilder politically correct /P.C. / Political Correctness (Gegenteile, etwa politisch unkorrekt etc., sind mitzudenken) repräsentieren ein seit den frühen Neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts populäres Deutungsmuster, mit dem weltanschauliche, ästhetische und politische Konflikte berichtet/bewertet werden, meist zuungunsten der als politisch korrekt bezeichneten Positionen, denen man eine überzogene, sowohl lächerliche als auch gefährliche Moralisierung unterstellt.
Kipppunkt
Als öffentliches Schlagwort ist Kipppunkt Teil eines Argumentationsmusters: es behauptet ein ‚Herannahen und baldiges Überschreiten einer unumkehrbaren Sachverhaltsänderung, die fatale bzw. dystopische Folgeschäden auslöst, wenn nicht umgehend bestimmte Maßnahmen eingeleitet oder unterlassen werden.‘
Verfassung
Die Verfassung eines Landes (in Deutschland das Grundgesetz von 1949) steht für die höchste und letzte normative und Legitimität setzende Instanz einer staatlichen Rechtsordnung. In der offiziellen Version demokratischer Selbstbeschreibung ist es das Volk selbst, das sich in einem rituellen Gründungsakt eine Verfassung gibt.
Toxizität / das Toxische
Es ist nicht immer ganz eindeutig bestimmbar, was gemeint wird, wenn etwas als toxisch bezeichnet wird. Zeigen lässt sich zwar, dass sich die Bedeutung von ‚giftig‘ hin zu ‚schädlich‘ erweitert hat, doch die Umstände, unter denen etwas für jemanden toxisch, d. h. schädlich ist, müssen aus der diskursiven Situation heraus erschlossen werden.
Zivilgesellschaft
Im gegenwärtigen deutschen Sprachgebrauch werden so heterogene Organisationen, Bewegungen und Initiativen wie ADAC und Gewerkschaften, Trachtenvereine und Verbraucherschutzorganisationen, Umweltorganisationen und religiöse Gemeinschaften zur Zivilgesellschaft gezählt.
Demokratie
Der Ausdruck Demokratie dient häufig zur Bezeichnung einer (parlamentarischen) Staatsform und suggeriert die mögliche Beteiligung aller an den Öffentlichen Angelegenheiten. Dabei ist seine Bedeutung weniger eindeutig als es den Anschein hat.
Plagiat/Plagiarismus
Plagiarismus ist ein Begriff, der sich im öffentlichen Diskurs gegen Personen oder Produkte richten kann, um diese in zuweilen skandalisierender Absicht einer Praxis unerlaubter intermedialer Bezugnahme zu bezichtigen. Die Illegitimität dieser Praxis wird oft mit vermeintlichen moralischen Verfehlungen in Verbindung gebracht.
Fake News
Fake News wird als Schlagwort im Kampf um Macht und Deutungshoheit in politischen Auseinandersetzungen verwendet, in denen sich die jeweiligen politischen Gegenspieler und ihre Anhänger wechselseitig der Lüge und der Verbreitung von Falschnachrichten zum Zweck der Manipulation der öffentlichen Meinung und der Bevölkerung bezichtigen.
Lügenpresse
Der Ausdruck Lügenpresse ist ein politisch instrumentalisierter „Schlachtruf“ oder „Kampfbegriff“ gegen etablierte und traditionelle Medien. Dabei wird häufig nicht einzelnen Medien-Akteuren, sondern der gesamten Medienbranche vorgeworfen, gezielt die Unwahrheit zu publizieren.
Verschiebungen
Versicherheitlichung
In akademischen Kontexten wird Versicherheitlichung in Abgrenzung zu einem naiv-realistischen Sicherheitsverständnis verwendet. Dieses betrachtet Sicherheit als einen universell erstrebenswerten und objektiv feststellbaren Zustand, dessen Abwesenheit auf das Handeln von Akteuren zurückzuführen ist, die feindselig, kriminell, unverantwortlich oder zumindest fahrlässig agieren.
Ökonomisierung
Ökonomisierung wird in gegenwärtigen Diskursen in der Regel zur Bezeichnung von Prozessen verwendet, in denen die spezifisch wirtschaftlichen Funktions-Elemente wie Markt, Wettbewerb/Konkurrenz, Kosten-Nutzen-Kalküle, Effizienz, Gewinnorientierung in Bereiche übertragen werden, die zuvor teilweise oder ganz nach anderen Leitkriterien ausgerichtet waren
Moralisierung
Moralisierung verlagert Macht- und Interessenkonflikte in die Sphäre der Kommunikation von Achtung / Missachtung. Sie reduziert Ambivalenz zugunsten einer Polarisierung von gut und böse.
Konstellationen
Partizipatorischer Diskurs
Partizipation ist mittlerweile von der Forderung benachteiligter Personen und Gruppen nach mehr Beteiligung in der demokratischen Gesellschaft zu einem Begriff der Institutionen selbst geworden: Kein Programm, keine Bewilligung mehr, ohne dass bestimmte Gruppen oder Personen dazu aufgefordert werden, für (mehr) Partizipation zu sorgen.
Skandal
Die Diskurskonstellation des Skandals zeichnet sich durch eine in den Medien aufgegriffene (bzw. durch sie erst hervorgerufene) empörte Reaktion eines erheblichen Teils der Bevölkerung auf einen tatsächlichen oder vermeintlichen Missstand aus. Die schuldhafte Verursachung dieses Missstandes wird dabei einem gesellschaftlichen Akteur zugeschrieben, dessen Handeln als ‚unmoralisch‘ gedeutet wird.
DiskursReview
Review-Artikel
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Die Macht der Worte 1/4: Wörter als Waffen
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Abb. 2: DWDS-Verlaufskurve für extremismus, extremistisch, und radikalisierung vom 07.04.2025 in
DWDS 2025.
Bis heute werden die beiden Adjektive manchmal gleichgesetzt, obwohl das Bundesamt für Verfassungsschutz eine klare Grenze zwischen den Zuständen zieht: Radikalismus sei keine Bedrohung für die freiheitlich demokratische Grundordnung, sondern strebe lediglich eine Systemveränderung an (vgl. Dienstbühl 2019: 80). Extremismus hingegen sei verfassungsfeindlich, denn er habe eine Systemüberwindung zum Ziel (vgl. Dienstbühl 2019: 80).
Der zunächst als Fachbegriff geprägte Ausdruck Radikalisierung hielt vor allem nach den Anschlägen vom 11. September 2001 Einzug in den medialen und politischen Diskurs, als Thematisierung dessen, „what goes on before the bomb goes off“ (Neumann 2008: 4). Aus diesem Grund werden ‚Radikalisierungsprozesse‘ – eigentlich eine tautologische Referenz, da die Radikalisierung stets prozessual ist – häufig als hinführend zu Extremismus und/oder Terrorismus ausgelegt (z. B. Neumann 2013: 4; 2017a: 17). Einige Extremismusforscher*innen ordnen Extremismus auch als Subkategorie von Radikalismus ein (vgl. z. B. Böckler & Zick 2015: 101). In diesem Sinne bezieht sich Radikalisierung auf nicht-staatliche Akteure und stellt eine potenzielle Bedrohung für eine bestimmte Gesellschaft dar (vgl. Schmid 2013: 11; McCauley & Moskalenko 2008: 416). Zunächst wurde der Begriff überwiegend mit islamistischem Terrorismus assoziiert (vgl. Jost 2017; Kundnani 2015; Schmid 2013), dann mit rechtsextremen Milieus und schließlich auch mit dem politisch linken Spektrum (vgl. Abay Gaspar et al. 2018: 1). Unter dem Radikalisierungsbegriff werden also disparate Entwicklungen und Gruppen gefasst, was die Gefahr birgt, die Heterogenität dieser Gruppen und ihrer Ideologien zu verkennen.
Aus kognitionswissenschaftlicher Perspektive kann sich Radikalisierung im Denken (ideale Dimension) und/oder im Handeln niederschlagen, dann zumeist als Gewalt befürwortend oder ausführend (aktionale Dimension) (vgl. Schnick 2018: 156). Die ideale Dimension erfährt in der Forschung oftmals weniger Beachtung und auch im medialen Diskurs hat sich ein gewaltgebundenes Verständnis von Radikalisierung durchgesetzt (vgl. Abay Gaspar et al. 2018: 3).
Ob als Quasisynonym zu Extremismus, als pauschale Bezeichnung für unterschiedlich motivierte terroristische Taten oder gewaltbereite Akteure: Dieses Lexem eignet sich als Stigmawort (siehe Schlagwort), um diskursiv Bedrohungen zu konstruieren und Gruppen bzw. Bewegungen zu kriminalisieren.
Im wissenschaftlichen Diskurs wird jedoch zunehmend darauf hingewiesen, dass sowohl den mit radikal als auch mit Radikalisierung bezeichneten Phänomenen prinzipiell ein emanzipatorisches Potenzial innewohnt, bestehende Strukturen grundlegend in Frage zu stellen und Transformationen anzustreben. Besonders in Bezug auf das Nomen Radikalisierung solle ein weniger normatives Verständnis gehegt und der Fokus auf eine „zunehmende Infragestellung der Legitimation einer normativen Ordnung und/oder der zunehmenden Bereitschaft“ gerichtet werden, „die institutionellen Strukturen dieser Ordnung zu bekämpfen“ (Abay Gaspar et al. 2018: 5). Allerdings ist Radikalisierung (im Gegensatz zum Adjektiv) kaum mit positiver Verwendung im öffentlichen Diskurs gebräuchlich. Zum Beispiel wählt der Deutschlandfunk wohl bewusst das substantivierte Adjektiv, wenn er titelt: „Warum die Demokratie das Radikale braucht“ (Deutschlandfunk 2019); ähnlich schreibt der deutsche Verfassungsschutz: „Radikale politische Auffassungen haben in unserer pluralistischen Gesellschaftsordnung ihren legitimen Platz“ (o.J.). In beiden Beispielen wird der Begriff Radikalisierung vermieden, da er mit destruktiven und gewaltbereiten Positionen assoziiert ist.
Es zeigt sich also, dass im wissenschaftlichen, politischen sowie alltäglichen Diskurs Radikalisierung meist als Hinwendung zu einer extremistischen Weltanschauung verstanden wird. Unter anderen beschäftigen sich Extremismusforschung und Soziologie mit der Frage, wie sich dieser Prozess vollzieht. Abay Gaspar et al. (2019: 23) unterscheiden zwischen Radikalisierungsverläufen ohne, mit und in die Gewalt. Alle drei Varianten gelten grundsätzlich als multifaktoriell, individuell und komplex. Faktoren wie wirtschaftlicher, kulturell-religiöser oder sozialer Hintergrund, Gewalterfahrungen in der Familie oder der Kindheit, Bildungsniveau o. Ä. seien weder hinreichend noch zwingend für die Annahme extremistischen Gedankenguts. Diese wird vielmehr durch abstrakte Suche nach Lebenssinn, den Wunsch, dazuzugehören und das Bedürfnis nach sinnstiftenden Aufgaben bedingt (vgl. Beelmann 2019: 191 f.; Emser & Haase et al. 2020: 38). Ähnlich, jedoch nicht komplett deckungsgleich, sind die ‘drei I’ nach Walther (2014) und die ‘drei N’ nach Webber & Kruglanski (2016), die als Determinanten von Radikalisierungsprozessen definiert werden: a) „Injustice“ bzw. „Needs“, b) „Ideology“ bzw. „Narratives“ und c) „Ingroup“ bzw. „Networks“ (zitiert nach Logvinov 2019: 29, für eine ähnliche Liste s. auch Neumann 2017b: 54). Radikalisierung wird demnach durch emotionale, kognitive und soziale Faktoren begünstigt, die je nach individuellem Verlauf Interdependenzen oder unterschiedliche Fokussierungen aufweisen können (vgl. Emser & Haase et al. 2020). In jedem Fall entspricht die Radikalisierung einem „Akt der Identitätsbeschaffung“ (Khosrokhavar 2016: 116), denn radikalisierte Weltbilder geben in ihrer Eindeutigkeit Halt, führen durch die bewusste Abgrenzung zur Mehrheitsgesellschaft zu einer hohen Kohäsion innerhalb der radikalisierten Gruppe und können sich positiv auf das Selbstwertgefühl auswirken. Die Erhöhung des Selbst, die paradoxerweise mit dieser Selbstaufgabe einhergeht, diskutiert Fritzsche in Anlehnung an Frankl unter dem Begriff der „Selbsttranszendenz“ (2024: 358 f.).
Wie durch das Suffix angedeutet, wird Radikalisierung als Fachterminus der Extremismus- und Terrorismusforschung als eine sukzessive Hinwendung zu antidemokratischen, sektionalistischen und unter Umständen gewaltverherrlichenden intoleranten Ideologien und Gruppen verstanden (vgl. Bouzar 2017: 602). Dieser Prozesshaftigkeit ist in verschiedenen Phasen- und Stufenmodellen Rechnung getragen (für eine Übersicht s. Logvinov 2019: 24 f.), die neben der Zeitlichkeit auch abbilden, dass der Verlauf in unterschiedlichen Stadien abgebrochen oder arretiert werden kann. Dabei können einzelne Stufen bzw. Phasen auch übersprungen werden.
Hier setzen Präventions- und Deradikalisierungsmodelle an, um mit Hilfe von psychologischen oder sozialen Interventionen den Übergang zur nächsten Stufe zu verhindern oder rückgängig zu machen (vgl. Bouzar 2017: 610 f., Emser & Haase et al. 2020). Da Radikalisierungsprozesse durch einen jugendlichen Drang nach Sinn, Zugehörigkeit und Selbstverwirklichung begünstigt werden können (gleichwohl andere vulnerable Gruppen, die auch in der Forschung seltener beleuchtet werden, nicht übersehen werden sollten), entschärfen sich radikalisierte Einstellungen typischerweise auch durch den Übergang in eine neue Lebensphase (vgl. Khosrokhavar 2016: 20, Zick et al. 2018). Dies erklärt, warum radikalisiert und auch radikal in der Verwendung als fremdattribuierende Stigmawörter auch mit dem Vorwurf der Unreife assoziiert sein können. Die Forderung nach einer Deradikalisierung ist als normativ geprägter Aufruf zur Wiedereingliederung in die ‚eigene‘, also die als legitim wahrgenommene Gesellschaft zu verstehen (siehe Freund-Feind-Begriffe): Wie durch das Affix De- ausgedrückt, soll die Radikalisierung umgekehrt werden.
Weltanschauungen führen zu spezifischem Sprachgebrauch. Umgekehrt kann der intensive Kontakt mit einem solchen Sprachgebrauch die emotional-kognitive Hinwendung zu bestimmten Einstellungen begünstigen. Unter dieser Perspektive wird in sprachwissenschaftlichen Studien mit als radikalisiert bzw. extremistisch bezeichneten Ideologien ein spezifischer, musterhafter Sprachgebrauch verbunden (vgl. Fritzsche 2024; Liebert 2019; Schwarz-Friesel 2022). Folgende Eigenschaften werden dabei unter anderen hervorgehoben:
- Die Abgrenzung zur Mehrheitsgesellschaft kann sich in einer sondersprachlichen bis gruppenspezifischen Lexik äußern, die durch Neuprägungen und Resemantisierungen geprägt ist. Typisch sind auch metasprachliche Reflexionen zur ‚wahren‘ Bedeutung identitätsstiftender Begriffe.
- Die dualistische Weltsicht spiegelt sich in Pejorativen und Stigmawörtern zur Referenzialisierung der Fremdgruppen einerseits und in Meliorativen und Hochwertwörtern zur Darstellung der Eigengruppe wider. Die Homogenisierung der In- und Outgroups wird bspw. durch metonymische Bezugnahme erreicht.
- Die Kompromisslosigkeit radikaler Einstellungen kann auf einer simplifizierten und monokausalen Interpretation der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft fußen, die sich bspw. in entsprechenden narrativen und kausalen Mustern, All-Aussagen sowie hyperbolischer Lexik niederschlägt.
- Typischerweise beanspruchen radikale und radikalisierte Personen und Gruppen die ‚Wahrheit‘ für sich, da sie die ihre als einzig logische, legitime oder moralische Position wahrnehmen. Dies kann sich auf sprachlicher Ebene u. a. durch Evidenzialisierungen, den verstärkten Einsatz von Zahlen und die Referenz auf (gruppeninterne) Autoritäten zeigen.
- Die oben genannte Fokussierung auf systemische Ungerechtigkeiten führt möglicherweise zu einem emotionalen Drang, aktiv zu werden. Die entsprechenden sprachlichen Äußerungen weisen (je nach Diskursrolle) direktive bzw. kommissive Sprechakte und deontische Lexik sowie idolisierende Referenzialisierungen von Personen auf, die als handelnde Akteure in Erscheinung getreten sind.
Als diskursive Radikalisierung (Flexion geändert, Schnick 2018: 155) wird im sprach- und kommunikationswissenschaftlichen Fachdiskurs schließlich ein Prozess bezeichnet, bei dem sich Diskursakteure verbal von anderen Positionen abgrenzen, diese diffamieren oder aggressiv auf Homogenität innerhalb der eigenen Gruppe hinwirken. Führt die Segmentierung einer Diskursposition wiederum zur Abschottung der zu Feinden erklärten Akteure (siehe Freund-Feind-Begriffe), kann diskursive Radikalisierung auch als Kettenreaktion verstanden werden, durch die sich das Diskursklima insgesamt verschärft.
Zusammengefasst: Wird eine Person, Position oder Aussage im medialen oder politischen Diskurs als radikal oder radikalisiert bezeichnet, kann der Vorwurf, das gesellschaftliche Klima zu vergiften, mitschwingen. Trotz seiner Verankerung als Fachbegriff in der Extremismus- und Terrorismusforschung wird das Wortfeld um radikal aber auch zur positiven Selbstbezugnahme verwendet, um Unnachgiebigkeit und Entschlossenheit zu signalisieren.
Beispiele
1) Von Alltag, Fürsorge und Zärtlichkeit: Radikal(isieren) als positiv-bewertende (Selbst-) Bezeichnung
In den Begriffen radikal sowie Radikalisierung kann ein ermächtigender Impetus zum Ausdruck kommen, verfestigte Strukturen herauszufordern und umfassende Veränderungen anzustreben. Exemplarisch zeigt sich dies in der Beschreibung des Buches Radikalisiert euch – Beiträge zu radikaler Theorie und Praxis, das vom Institut für Radikalisierungsforschung beim Bildungskollektiv Biko herausgegeben wurde. Dort heißt es:
(1) Dabei ist Radikalität unerlässlich, um ein gutes Leben für alle überhaupt erst möglich zu machen. Radikal ist eine Kritik der bestehenden Verhältnisse, wenn sie sich nicht nur an der Oberfläche abarbeitet, sondern nach Ursachen sucht – und eine Praxis verfolgt, die auf die Beseitigung dieser Ursachen ausgerichtet ist. Daher rufen die Herausgeber*innen: »Radikalisiert euch!« – im Alltag, im Aktivismus, in der Kritik. (Beschreibung des Buches Radikalisiert euch!, Institut für Radikalisierungsforschung beim Bildungskollektiv Biko 2023)
Hier wird Radikalität mit Hinterfragen oder infrage stellen gleichgesetzt und als notwendig für ein ‚gutes Leben‘ (siehe oben) positiv besetzt. Der Begriff der Radikalisierung wird gemäß seinem sprachhistorischen Ursprung verwendet und als Appell auf Alltag, Aktivismus und Kritik bezogen, soll also in viele Lebensbereiche Einzug erhalten. Entsprechend wird hier nicht auf eine potenziell ‚gewaltbereite Haltung‘ referiert, sondern auf eine umfassende Kritik oder eine Ursachenforschung und -veränderung. Gemeint ist eine ‚aktionistische‘ Radikalisierung, die sich nicht auf ein Weltbild, sondern auf eine Praxis bezieht.
Das Adjektiv radikal wird auch durch Radikale Feminist*innen als positiv-bewertende Selbstbezeichnung prominent verwendet und bedeutet dann einfach, die Dinge an der Wurzel zu packen. So führt Angela Davis den Begriff radikal auf seine historische Herkunft zurück und bezweckt in Bezug zu Karl Marx eine an den Grundfesten ansetzende Umstrukturierung patriarchaler Systeme:
(2) Radical simply means grasping things at the root. (Angela Davis 1990 in Let Us All Rise Together: Radical Perspectives on Empowerment for Afro-American Women)
Radikal wird als Fahnenwort verwendet, um die Zugehörigkeit zur übergeordneten Bewegung radikaler Feminist*innen zu markieren, die sich einer intersektionalen feministischen Tradition verschreiben und eine Ursachenbekämpfung anstreben.
In jüngeren Publikationen wird radikal öfter mit positiv konnotierten (d. h. positiv wertenden) Ausdrücken kombiniert (Kollokation), möglicherweise, um die Assoziation einer ‚Gewaltbereitschaft‘ des Lexems Radikalisierung abzuschütteln. So versteht die queere Künstler*in Lora Mathis radikale Weichheit als eine Waffe und bringt somit zwei Konzepte miteinander in Verbindung, die sich intuitiv konträr entgegenstehen:
(3) Radical softness as a weapon […], a way of recognizing the power in emotional vulnerability and connection, and the ways that feelings can combat the hetero patriarchal capitalist system. [Radikale Sanftheit als Waffe […], eine Art und Weise, die Macht in emotionaler Verletzlichkeit und Verbundenheit zu erkennen, und die Art und Weise, wie Gefühle das heteropatriarchale kapitalistische System bekämpfen können.] (Mathis 2023)
Gesellschaftlich unerwünschte Gefühle und Verletzlichkeiten zuzulassen, wird als kämpferischer Akt verstanden. Direkt daran (sowie an die Tradition radikaler Feminist*innen) schließt die Autor*in Svenja Gräfen an, die in ihrem Buch Radikale Selbstfürsorge (auf Seite 63) argumentiert, Selbstfürsorge müsse an die Wurzel [, a]n unser Innerstes (2024: 29) gehen. Es handele sich um eine Ressource im feministischen, antikapitalistischen Kampf:
(4) Die Art der Selbstfürsorge, um die es mir geht, lässt sich als radikal beschreiben im Sinne von: von Grund auf, umfassend, ganzheitlich. […] Es geht hierbei um mehr als reine Symptombekämpfung.
(Gräfe 2024: 28 f.)
(5) Es geht mir um eine radikale, ermächtigende Art der Selbstfürsorge, die so zugänglich wie möglich ist und von der nicht bloß du und ich als Individuen profitieren, sondern wir alle als Kollektiv.
(Gräfe 2024: 13)
Auch die Autor*in Şeyda Kurt verknüpft radikal im Titel ihres Buches Radikale Zärtlichkeit – Warum Liebe politisch ist (2021) mit einem positiv konnotierten Nomen und formuliert einleitend explizit: es geht um die Gleichzeitigkeit von Zärtlichkeit und Radikalität. Die Verwendung des Lexems Radikal bzw. Radikalität (man merke: nicht von Radikalisierung) markiert in diesen Kontexten die Zugehörigkeit (zu radikalen Feminist*innen) und bezieht sich vorrangig auf das radikale Handeln. Das Konzept der Selbstfürsorge scheint in klarem Widerspruch zu der von Malthaner & Waldmann (2012) beschriebenen Aufopferungs- und Kampfbereitschaft zu stehen, die die eigene Person grundsätzlich zurückstelle. Analogien solcher, scheinbar widersprüchlicher Konzepte werden bewusst eingesetzt, um Aufmerksamkeit und Interesse für die eigene Idee zu generieren.
2) Radikaler Protest einer vermeintlich radikalisierten Bewegung: Der Diskurs um die Letzte Generation
Radikal und Radikalisierung prägen den bundesdeutschen Diskurs um verschiedene Klimaprotestbewegungen, deren Forderungen und Protestformen teils explizit anhand dieser Schlagwörter miteinander verglichen werden:
(6) „Extinction Rebellion“ […] galt vor der „Letzten Generation“ als das radikale Gegenstück zu „Fridays for Future“ […] Schon länger bekannt ist die deutlich weniger radikale „Critical Mass“, eine Form des Fahrrad-Protestes. (Wenzel 2023)
Besonders im Winter 2022/2023 wurde im Zuge von öffentlichkeitswirksamen Aktionen zivilen Ungehorsams der ‚Letzten Generation‘ diskutiert, wie diese zu bewerten seien (vgl. Kumkar 2022). Dabei fällt in Interviews wie (7) und (8) auf, dass Aktivist*innen der Charakterisierung ihrer Protestformen als radikal nicht widersprechen:
(7) Interviewer: Und die radikalen Protestformen, sind die legitim?
Aktivistin: Also ich habe mir alles […] über die letzte Generation […] [und] die Aktionsformen angeguckt und dachte, wenn ich jemals etwas tue, dann ist es das. […] Ich habe sofort diese Wirksamkeit von zivilem Ungehorsam […] wahrgenommen. (ZDF 2023)
(8) Lanz: Das war Ihnen dann nicht mehr genug, nicht radikal genug, nicht konsequent genug?
Rochel: […] Die Proteste von Fridays for Future [wurden] jahrelang mit über einer Millionen Menschen auf der Straße einfach ignoriert […] an dem Punkt habe ich irgendwann verstanden, okay, es reicht jetzt einfach nicht, mit bunten Schildern auf die Straße zu gehen. (ZDF 2022)
Diese indirekte, auf sich selbst bezogene Verwendung ist im Sinne der unter (1) bis (5) angeführten Belege zu deuten: Radikal wird hier positiv-bewertend verstanden und ausschließlich auf Aktionen und nicht auf Weltsicht oder die Bewegung als Ganzes bezogen. Die Hoffnung, kompromisslose, sichtbare und störende Protestformen mögen Aufmerksamkeit auf das Thema lenken und ein Umdenken erzeugen, steht hier im Vordergrund. Im medialen und politischen Diskurs wird radikal dagegen meist im Widerspruch (antonymisch) zu angeblich sinnvollem Protest verwendet. So wird in (9) durch das exklusive oder unterstellt, dass Weltretter nicht radikal sein können:
(9) „Letzte Generation“: Weltretter oder Radikale? [Überschrift] (Pieper 2022)
(10) Christoph Ploß: „Wir müssen auch sehr genau beobachten, ob es zu einer weiteren Radikalisierung kommt“ (Pieper 2022)
Wie Beispiel (10) zeigt, wird im weiteren Verlauf des Artikels vor einer Radikalisierung der Bewegung gewarnt, wobei das gewählte attributive Adjektiv weitere vermittelt, dass diese bereits begonnen habe. Die Verwendung von Radikalisierung im Sinne einer Hinwendung zu antidemokratischen und potenziell gewaltbereiten Einstellungen und Handlungen zeigt sich auch in der folgenden Pressemitteilung des Ministeriums für Inneres und Heimat. Zunächst als Zitat einer kleinen Anfrage der AfD übernommen (vgl. etwaig), taucht das Wort im weiteren Textverlauf ohne Distanzierungsmarker auf:
(11) Etwaige Radikalisierung bestimmter Klimaprotestgruppen [Überschrift]
Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) beobachtet der Vorlage zufolge im Rahmen seines gesetzlichen Auftrags auch den Einfluss von Linksextremisten auf die Klimabewegung sowie etwaige linksextremistisch motivierte Radikalisierungstendenzen. Linksextremisten aus verschiedenen Teilen der Szene versuchten, „demokratische Diskurse zu verschieben, sie um ihre eigenen ideologischen Positionen zu ergänzen, gesellschaftlichen Protest zu radikalisieren und den Staat und seine Institutionen zu delegitimieren“.
(Deutscher Bundestag 2022)
Radikalisierung – Linksextremististen – ideologische Positionen bilden in Beispiel (11) ein semantisches Feld, das in Opposition zur Demokratie und somit implizit handlungsanweisend gedeutet wird: Die Radikalisierung der Klimaprotestbewegungen müsse aufgehalten werden.
Im Diskurs um den Protest der ‚Letzten Generation‘ zeigt sich, dass radikal mehr verschiedene Verwendungsweisen als Radikalisierung aufweist: So kann ersteres kontextuell als effektiv oder nervig, als kompromisslos oder gefährlich verwendet werden, während letzteres stets die Bedeutung eines Prozesses hin zu einer antidemokratischen und extremistischen Ideologie trägt.
3) (De-)Radikalisierung durch eine Jugendorganisation? Die AfD im Wahlkampf 2024/2025
Die personelle, programmatische und ideologische Entwicklung der Partei Alternative für Deutschland wird seit ihrer Gründung 2013 in zahlreichen wissenschaftlichen Artikeln und Pressebeiträgen mit dem Schlagwort Radikalisierung charakterisiert.
(12) Die schrittweise Radikalisierung der AfD [Überschrift] (ARD 2024a)
Gemeint ist damit ein Erstarken rechtsextremer Positionen. Nachdem 2020 zunächst der Flügel [als] gesichert rechtsextremistisch (Decker 2022) eingestuft wurde, folgten die Jugendorganisation der Partei und weitere Landesverbände. Vor allem die Junge Alternative mit ihren Kontakten zur ‚Identitären Bewegung‘ befeuere Analysen und Recherchen zufolge die zunehmend rechtsextreme Ausrichtung der AfD. Dies verdeutlicht die Metapher in Beispiel (13), indem sie maschinelle Kraft und ideologische Entwicklung gleichsetzt:
(13) Die Junge Alternative ist der Radikalisierungsmotor der AfD [Überschrift] (Schellenberg 2023)
Im Rahmen des Bundestagswahlkampfes 2024/2025 scheint sich abzuzeichnen (Stand: 09.12.2024), dass sich die Parteiführung der AfD um eine moderatere Außendarstellung bemüht. Ein Baustein ist die Anfang Dezember 2024 verkündete Neustrukturierung der Jugendorganisation JA, die in den Medien folgendermaßen kommentiert wurde:
(14) Zu radikal: AfD will sich von Jugendorganisation trennen [Überschrift] (ARD 2024b)
(15) »Junge Alternative«: Selbst den Rechtsradikalen zu radikal [Überschrift] (Spiegel-TV 2024)
Radikal charakterisiert in den Beispielen (14) und (15) die JA und ihre Mitglieder. Der Partikel zu legt die Interpretation nahe, dass die Mutterpartei ebenfalls nicht in der demokratischen Mitte zu verorten sei. In (15) wird dies durch den Referenzausdruck Rechtsradikale explizit. Der Bruch mit der JA wird im Mediendiskurs als unglaubwürdig, als reine PR-Kampagne kritisiert und keinesfalls als Zeichen für eine ‚Deradikalisierung‘ der AfD gedeutet. In Belegen wie (16) zeigt sich, dass die (zunehmende) Radikalität der AfD als Ausschlusskriterium für eine mögliche Regierungskoalition angesehen wird:
(16) Da kann die Weidel noch so oft auf koalitionsfähig machen, die Partei [AfD] wird immer radikaler.
(ZDF 2024)
In diesem Diskursausschnitt tritt das zunächst mehrdeutige radikal semantisch verengt auf und fungiert als Synonym zu extremistisch und antidemokratisch, dasselbe gilt für die prozessuale Radikalisierung. Der Gebrauch als positiv-evaluierende Selbstreferenz lässt sich in diesem Kontext nicht finden. Möglicherweise verhält es sich bei den personell und programmatisch mit der AfD verbundenen ‚Identitären Bewegung‘ sowie der Jungen Alternative anders.
Literatur
Zum Weiterlesen
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Zitierte Literatur
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Abbildungsverzeichnis
- Abb. 1: DWDS (2025): DWDS-Verlaufskurve für radikal, erstellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache: 4. Online unter: https://www.dwds.de/r/plot/?view=1&corpus=zeitungenxl&norm=date%2Bclass&smooth=spline&genres=0&grand=1&slice=1&prune=0&window=0&wbase=0&logavg=0&logscale=0&xrange=1946%3A2024&q1=radikal ; Zugriff 07.04.2025.
- Abb. 2: DWDS (2025): DWDS-Verlaufskurve für extremismus, extremistisch, und radikalisierung erstellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache: 4. Online unter: https://www.dwds.de/r/plot/?view=1&corpus=zeitungenxl&norm=date%2Bclass&smooth=spline&genres=0&grand=1&slice=1&prune=0&window=0&wbase=0&logavg=0&logscale=0&xrange=1946%3A2024&q1=radikal ; Zugriff 07.04.2024.
Zitiervorschlag
Fritzsche, Maria; Pinkowski, Isabel (2025): Radikalisierung. In: Diskursmonitor. Glossar zur strategischen Kommunikation in öffentlichen Diskursen. Hg. von der Forschungsgruppe Diskursmonitor und Diskursintervention. Veröffentlicht am 07.04.2025. Online unter: https://diskursmonitor.de/glossar/radikalisierung.