
DiskursGlossar
-ismus / Ismen
Kategorie: Techniken
Verwandte Ausdrücke: Ismus
Siehe auch: Perspektive, Schlagwort, Freund- und Feind-Begriffe
Autorin: Viktória Dabóczi
Version: 1.0 / Datum: 14.07.2025
Kurzzusammenfassung
Bei Ismen geht es ursprünglich um die Wortendung (sog. Suffix) -ismus (Plural -ismen), mit der Substantive mit substantivischem oder adjektivischem Wortstamm (Basis) gebildet werden (z.B. Vulkan-ismus oder Aktiv-ismus). Das aus dem Latein stammende -ismus geht auf die griechische Form -ismós zurück und wird im Deutschen seit dem 18. Jh. zur Bildung neuer Wörter verwendet. Die mit –ismus abgeleiteten Wörter (Derivate) bezeichnen politische, ökonomische, philosophische und religiöse Lehren, Theorien, Richtungen und Bewegungen (vgl. Fleischer/Barz 2012: 245 f). Ab dem 19. Jh. kann man eine Verallgemeinsprachlichung von -ismus-Wörtern beobachten. Ismen verlassen die reine Expertenkommunikation und werden Teil des allgemeinen Sprachgebrauchs. Dabei erscheinen neben bereits bekannten ismus-Bildungen auch viele ismus-Neubildungen. In der politischen Kommunikation dominieren Begriffe für politische Systeme, Richtungen und Bewegungen wie bspw. Kapitalismus, Faschismus, Liberalismus. In diesem Bereich lässt sich im Laufe der Zeit eine Emotionalisierung der Begriffe beobachten. Begriffe wie Faschismus oder Sozialismus werden abwertend für Gruppen im Kontext von Normalität oder Anormalität meinungsbildend verwendet.
Ismus und noch häufiger die Pluralform Ismen werden oft als eigenständige Wörter verwendet. Sie werden kollektivistisch für ismus-Bildungen aus den Bereichen ‚Theorien‘, ‚Strömungen‘, ‚Lehrmeinungen‘ usw. verwendet, oft etwas herabwertend im Sinne von ‚leere Theorie‘ oder ‚willkürlicher Begriff‘. Darüber hinaus werden die Wörter Ismus und Ismen auch zusammenfassend für neue Moden, Strömungen und Tendenzen insb. im kulturellen Leben benutzt. In dieser Bedeutung tauchen erste Beispiele bereits Ende des 18. Jh. auf: „Mit welchem ismus wird man’s taufen?“ (Herder im Jahre 1799) (zitiert aus Strauß et al. 1989: 189).
In der öffentlichen und politischen Kommunikation (auch in den sozialen Medien) werden Ismus und Ismen ähnlich wie die ismus-Bildungen häufig (ab)wertend und ausgrenzend bezogen auf bestimmte Gruppen benutzt.
Erweiterte Begriffsklärung
Das ursprüngliche Suffix -ismus (im Pl. -ismen) ist eines der produktivsten von den fremden Substantivierern im Deutschen. -ismus verbindet sich mit substantivischen oder adjektivischen Stämmen und trägt zur Bildung neuer Substantive bei. Bei ismus-Bildungen geht es um den Wortbildungsprozess ‚Ableitung‘ oder ‚Derivation‘, die nach der Komposition (z. B. Haus-tür) das zweitproduktivste Wortbildungsverfahren im Deutschen darstellt. Bei der Derivation verbindet sich eine Derivationsbasis mit einem Derivationsaffix. Affixe sind gebundene grammatische Morpheme und können in Form von Präfixen (vor dem Stamm z. B. Un-glück), Suffixen (hinter dem Stamm z. B. Ordn-ung) oder Zirkumfixen (um den Stamm herum z. B. Ge-sing-e) realisiert werden. Die Derivationsbasen sind lexikalisch und können als Wortstämme, gebundene lexikalische Einheiten fremden Ursprungs (sog. Konfixe z. B. Therm- in Thermometer) oder Syntagmen vorkommen (vgl. Fleischer/Barz 2012: 86). Bei substantivischen Suffixderivaten geben die Suffixe das grammatische Geschlecht (Genus) der neu gebildeten Substantive vor: So sind alle ismus-Substantive Maskulina.
Bei der Derivation können heimische oder fremde Basen mit heimischen oder fremden Affixen kombiniert werden. In der Fachliteratur tauchen für „heimisch“ auch Bezeichnungen wie „nativ“ oder „indigen“ und für „fremd“ Begriffe wie „exogen“ oder „Lehnaffix“ auf (vgl. die Unterschiede etwa in Eisenberg 2006 und Fleischer/Barz 2012). Ist entweder der Stamm oder das Affix exogen, spricht man von Fremdwortbildung (vgl. beispielsweise Fleischer/Barz 2012) oder Lehnwortbildung (vgl. beispielsweise Munske 2009). Das Suffix -ismus entwickelte sich im Latein aus der griechischen Form -ismós und wurde aus dem Latein in viele Sprachen, auch ins Deutsche entlehnt (vgl. Strauß et al. 1989: 188). In diesem Sinne gehören alle Substantive auf -ismus/-ismen unabhängig von den Basen in die Kategorie der Fremd- oder Lehnwortbildung. Die Pluralform -ismen zeigt dabei die für viele Fremd- bzw. Lehnwörter charakteristische Stammflexion z. B. auch bei Stadium/Stadien. Für indigene Wörter ist dagegen die Grundformflexion charakteristisch, d. h. das Pluralsuffix wird der Grundform (Singularform in Nominativ) additiv angeschlossen z. B. Hose-n (vgl. Eisenberg 2001: 203). Im Singular zeigen ismus-Substantive latente Integrationstendenzen, indem Formen wie des Anglizismusses nach dem Muster der starken Flexion vorkommen. Selten lassen sich auch starke Pluralformen im Sinne der Grundformflexion wie z. B. die Anglizismusse belegen, diese Formen sind jedoch auffällig im Gebrauch (stilistisch markiert) (vgl. Eisenberg 2006: 291).
Die Basen sind verschiedenartig, was auf die Bedeutung der ismus-Substantive zurückgeführt werden kann. Ismus bildet Abstrakta in vielfältiger Weise. Charakteristisch sind Wörter, die politische, wissenschaftliche, religiöse oder kulturelle Richtungen, Theorien, Strömungen oder Systeme bezeichnen (vgl. ebd.). In der politischen Kommunikation kommen vor allem politische Systeme (z. B. Faschismus) oder Richtungen (z. B. Liberalismus) vor. Dabei werden Begriffe wie Faschismus oft nicht im Sinne des ursprünglichen politischen Systems (hier Mussolinis Regime in Italien) verwendet, sondern ausgedehnt als Bezeichnung für (politische) Feinde oder als (allgemeine) Ablehnung. Dies zeigt exemplarisch das folgende Beispiel einer Sprachthematisierung aus dem Deutschen Bundestag:
Protokoll der Sitzung des Parlaments Deutscher Bundestag am 25.06.2014
Manfred Grund (CDU/CSU): Ich finde es schwer erträglich, wie der Begriff des Faschismus hier relativiert und jedes Ereignis, jede Bewegung, die Ihnen nicht passt, mit „faschistisch“ etikettiert wird. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Der Faschismusvorwurf ist immer wieder von Moskau hervorgeholt worden, wenn im Ostblock, vor der Haustür sozusagen, irgendwelche Freiheitsbewegungen entstanden sind. 1953 in der DDR, 1956 in Ungarn, selbst 1961 beim Mauerbau musste immer der Faschismusvorwurf herhalten, […]
Unter den substantivischen Basen findet man Eigennamen, bspw. Darwin à Darwinismus, Lenin à Leninismus, Trotzki à Trotzkismus, Personenbezeichnungen, bspw. Patriot à Patriotismus, Idiot à Idiotismus, Barbar à Barbarismus, und weitere Gattungsnamen, bspw. Revision à Revisionismus, Vulkan à Vulkanismus, Kapital à Kapitalismus. Ferner treten auch Konfixe (gebundene lexikalische Morpheme fremden Ursprungs) als Stämme auf, etwa Mechan-ismus, Optim-ismus. Die meisten ismus-Derivate werden aus Adjektiven auf -al oder -iv gebildet: Feudalismus, Idealismus, Aktivismus, Positivismus (vgl. Fleischer/Barz 2012: 246).
Im Bereich der ismus-Bildungen mit Eigennamen als Basen entwickelten sich oft negativ konnotierte Stereotypisierungen wie Genscherismus, Merkelismus, Trumpismus, Macronismus, Chantalismus und Kevinismus für eine politische Handlungsweise oder im sozialen Kontext (vgl. Ganslmayer/Müller 2020: 114). Im folgenden Post auf X steht Trumpist für die Anhängerschaft oder für Unterstützer von Donald Trump:

Abb. 1: Beispiel für Derivation von -ismus mit Eigennamen als Basis.
Hinsichtlich der Wortbildungsbedeutungen sind die ismus-Derivate entweder Kollektiva z. B. Mechanismus oder Nomina Actionis und Acti (Ausdruck einer Tätigkeit), z. B. Vulkanismus bzw. Nomina Qualitatis (Ausdruck einer Eigenschaft) z. B. Patriotismus (vgl. ebd.: 249 f).
Vielfach kommen Weiterbildungen vor: Substantive auf -ist für Personenbezeichnungen z. B. Liberalismus/Liberalist, Adjektive auf -isch oder -istisch z. B. Patriotismus/patriotisch, Industrialismus/industrialistisch und Verben auf -ier z. B. Heroismus/heroisieren (vgl. Eisenberg 2006: 292 f).
Hinsichtlich der Bedeutung können die umfangreichsten Gruppen der ismus-Substantive in den Bereichen ‚Politik und Gesellschaft‘, ‚Philosophie‘, ‚Kultur‘, ‚Kunst‘ und ‚Wissenschaft‘ angesiedelt werden. Dabei werden neben Theorien, Ideologien, Ideen, Systemen und Epochen auch die damit verbundenen Strömungen, Bewegungen und Richtungen ausgedrückt (vgl. Strauß et al. 1989: 189). Für Politik und ihre Teilbereiche listen Strauß et al. (1989: 193) folgende Beispiele auf:
Absolutismus, Anarchismus, Antifaschismus, Antisemitismus, Bonapartismus, Bolschewismus, Cäsarismus, Chauvinismus, Defätismus, Despotismus, Dirigismus, Expansionismus, Extremismus, Faschismus, Feudalismus, Föderalismus, Gaullismus, Imperialismus, Isolationismus, Kapitalismus, Kolonialismus, Kommunismus, Konservati(vi)smus, Kosmopolitismus, Liberalismus, Marxismus-(Leninismus), Militarismus, Monarchismus, Nationalismus, Nazismus, Neofaschismus, Neokolonialismus, Neonazismus, Panslawismus, Parlamentarismus, Partikularismus, Patriotismus, Pazifismus, Pluralismus (als politischer Begriff), Protektionismus, Radikalismus, Rassismus, Reformismus, Republikanismus, Revanchismus, Revisionismus, Separatismus, Sozialismus, Terrorismus, Totalitarismus, Zentralismus, Zionismus
Viele der klassischen ismus-Substantive kommen in dieser oder ähnlicher Form in anderen (europäischen) Sprachen vor. Das Suffix -ismus zeigt leicht abweichende Formen z. B. griech. Suffix -ισμός mit lat. -ismus, dt. -ismus, it./span. -ismo, frz. -isme, engl. -ism, rumänisch -izm, polnisch -yzm, kroatisch -izam, finnisch -ismi ungarisch -izmus etc. Die Substantive gelten als Internationalismen und wurden in allen Sprachen entweder direkt aus dem Latein oder aus dem Englischen entlehnt (vgl. Habermann 2006). Viele deutsche Substantive wurden seit dem 18. Jh. aus dem Englischen oder Französischen übernommen, bevor die ismus-Derivation produktiv wurde (vgl. Fleischer/Barz 2012: 245 f). Einige Beispiele für Internationalismen:
- Nationalismus – engl. nationalism – ung. nacionalizmus
- Rassismus – engl. rassism – ung. rasszizmus
- Klassizismus – engl. classicism – ung. klasszicizmus
Ismus-Substantive gehören zur Bildungssprache, auch wenn sie nicht mehr nur in der reinen Expertenkommunikation vorkommen, sondern Teil der Allgemeinsprache sind. Aus diesem Grund kommen sie in Zeitungen und Zeitschriften häufig vor. Im DeReKo (Deutsches Referenzkorpus, gesucht wurde im gesamten W-Archiv mit Neuaquisitionen) lassen sich insg. 3.776.737 Treffer (Token) im Singular finden, die sich auf 77.511 unterschiedliche Wörter (Wort-Types) aufteilen. Die häufigsten zehn Substantive gehören zur Gruppe der gängigen Bildungen: Tourismus (ca. 11%), Rassismus (ca. 4,1%), Terrorismus (3,7%), Optimismus (3,6%), Nationalsozialismus (3,3%), Antisemitismus (3,1%), Kapitalismus (2,8%), Sozialismus (2,6%), Journalismus (1,932%), Rechtsextremismus (1,931%).
Die Produktivität zeigt sich in Bildungen wie Zweckoptimismus, Wintertourismus, Qualitätsjournalismus, Ahrtal-Tourismus, Turbokapitalismus, Alltagsrassismus, Wettbewerbsföderalismus, Geschlechtsdimorphismus, Eurokommunismus, Hurra-Patriotismus (alle Beispiele unter 1% Häufigkeit). Schließlich findet man ad-hoc-Bildungen mit nur je einem Treffer z. B. Zweidrittelparlamentarismus, Zweiklassen-Föderalismus, Zwangsfeminismus. Gemeinsam ist in diesen Substantiven, dass sie allesamt Komposita sind. Dabei ist das Zweitglied (sog. Grundwort) stets ein ‚klassisches‘ ismus-Derivat, während die Erstglieder Substantive oder Adjektive sind, die die ursprünglichen ismus-Substantive entsprechend der aktuellen Trends oder Entwicklungen präzisieren.
Die zeitliche Verteilung der Gebrauchshäufigkeiten einzelner ismus-Substantive lässt Rückschlüsse auf die Aktualität eines Themas im (politischen) Diskurs zu. Die folgende Grafik zeigt die Verwendung von ismus-Substantiven in der Süddeutschen Zeitung zwischen 1992 und 2011:

Abb. 2: Relative Häufigkeiten aller ismus-Substantive in der Süddeutschen Zeitung zwischen 1992 und 2011.
Das Diagramm zeigt eine große Steigung der Häufigkeiten ab 1999 mit Höhepunkt im Jahre 2001. Für die Steigung ist das Wort Terrorismus verantwortlich, das in den Jahren 2001 und 2002 exponentiell häufiger vorkommt, als in den Vorjahren. Der häufige Gebrauch lässt sich mit den Terroranschlägen am 11. September in New York verbinden. Um dieses Ereignis herum war das Thema im Diskurs hochaktuell und hochfrequent.
Im Plural ist die Trefferzahl deutlich niedriger: 206.424 Treffer verteilen sich auf 7.789 unterschiedliche Wörter. Die häufigsten Substantive sind dabei Mechanismen (23,1%), Organismen (12,7%), Mikroorganismen (9,3%), Kontrollmechanismen (3,8%), Anglizismen (3,3%), Aphorismen (3,1%), Automatismen (3%), Egoismen (2,8%), Schutzmechanismen (1,5%), Marktmechanismen (1,2%). Hier findet man bereits unter den zehn häufigsten Substantiven Komposita mit den Zweitgliedern –mechanismen und –organismen. Bei den Einzeltreffern dominieren ebenfalls Komposita mit dem Zweitglied -mechanismen z. B. Zinssteuer-Mechanismen, Zutrittskontrollmechanismen, Zwangsbremsmechanismen u. v. m. Weitere Beispiele sind Zombie-Automatismen, Zahlensymbolismen, Yuppie-Vulgarismen u. a.
Sehr interessant ist die Verwendung von Ismus oder Ismen als eigenständige Wörter. Vor allem im Plural (Ismen) wird das Wort auch in der Sprachwissenschaft zusammenfassend für alle ismus-Derivate verwendet z. B. „Ismen sind gar nicht leicht zu charakterisieren […]“ (Eisenberg 2006: 291). Im Allgemeinen stehen die Wörter Ismus und Ismen als Kollektiv für alle politischen, kulturellen, philosophischen, theologischen und wissenschaftlichen Theorien, Strömungen, Systeme und Richtungen. Oft ist die Verwendung negativ im Sinne von „beliebige, abstrakte Theorie ohne Sinn für den Alltag“ (vgl. auch Strauß et al. 1989: 188). Im DeReKo kommt die eigenständige Verwendung sowohl im Singular als auch im Plural vor. Anders als bei den Derivaten gibt es mehr Belege im Plural (1544 Belege in Form von Ismen, -ismen und einmal ISMEN). Im Singular verteilen sich 977 Treffer auf die Formen -ismus, ismus und Ismus. Die ältesten Belege stammen aus den 1950er Jahren, die Verwendung ist seitdem produktiv. Das älteste Beispiel ist ein Beleg im Plural:
[…] Der Mensch ist schlecht Der Machiavellismus scheint, wie alle … Ismen, zu allen Zeiten und an allen Orten geblüht zu haben und, wie diese, beliebig vertauschbar zu sein. […]
(ZEIT, 29.12.1955, S. 3)
Die eigenständige Verwendung ist jedoch viel älter. Bereits 1799 kommt das Wort ismus als Sammelbegriff für kulturelle Epochen in einem Brief von Herder an seinen Dichterkollegen MacDonald vor: „Wofür wird man das in Schottland halten? Mit welchem ismus wird man’s taufen?“ (zitiert aus Strauß et al. 1989: 189).
Beispiele
Im Folgenden werden zwei Beispiele aus der größten Sammlung deutschsprachiger Textdaten (dem DeReKo, Korpus W-Archiv mit Neuaquisitionen) sowie ein Beispiel aus Sozialen Medien (X/ehem. Twitter) aufgeführt. Alle drei Belege stammen aus dem Bereich ‚Politik‘ und beinhalten gleichzeitig Ismus oder Ismen als eigenständige Wörter und ismus-Substantive.
(1)
[…] Aber ehe man sich im dichten Gestrüpp der Begriffe verirrt, sollte man eines begreifen: Gerade die bedenklicheren Ideologien haben es stets verstanden, mit Begriffen Fronten und Feindbilder aufzubauen, mit Ismen und Antiismen zu hetzen, sogar zu töten. Die Gleichsetzung von Zionismus mit Rassismus in der UN-Resolution aus dem Jahr 1975 war ein Kampfinstrument der damaligen UN-Mehrheitsallianz arabischer, afrikanischer und Ostblock-Staaten. Es war eine ähnlich unsinnige Gleichsetzung wie jene von Richard Wagner und dem Nationalsozialismus. […] (Die Presse, 18.12.1991)
In diesem Beispiel werden mit dem Wort Ismen politische Systeme und Richtungen zusammengefasst. Interessant ist das Wort Antiismen, das ebenfalls kollektiv auf Gegenströmungen und Gegenrichtungen verweist. Im weiteren Verlauf des Artikelausschnittes werden Zionismus und Rassismus als Exemplare für Ismen und Antiismen schlagwortartig aufgelistet und ihre Verwendung wird metakommunikativ kritisiert. Die Ismen werden strategisch für Positionierung und Gegenpositionierung verwendet.
(2)
Vor 51 Jahren wäre „Sozialismus“ ein Schimpfwort gewesen. Heute ist es ein Wort, mit dem sich 50 Prozent von ihnen [den Demokraten] identifizieren. Ich würde nicht sagen, dass der Sozialismus von Amerika Besitz ergriffen hat. Aber es ist ungeheuerlich, sich vorzustellen, dass eine unserer Parteien eine sozialistische Partei sein könnte. Erinnern wir uns: Junge Männer und Frauen zogen in den Krieg, um Sozialismus und Faschismus und die Ismen zu stoppen. Wir haben uns immer als Gegenpol dieser radikalen Ideologien verstanden. Das amerikanische Experiment ist kein Ismus. Betrachten wir das Feld von gut 24 demokratischen Kandidaten, sehen wir eine Mehrheit auf der linken, ja ganz linken Seite. Nein, nein. Alle sind links. (Weltwoche, 04.07.2019)
Dieses Beispiel stammt wie (1) aus der Politik. Sozialismus und Faschismus werden abwertend (pejorativ) im Sinne von anormal verwendet. Eine Zugehörigkeit wird als feindlich assoziiert und ist ausdrücklich nicht gewünscht. Ismen steht hier, ähnlich wie in (1), kollektiv für politische Systeme, die hier mit Feindbildern verbunden sind. Im gleichen Ausschnitt kommt das Wort auch im Singular vor. Ismus wird hier im Sinne von übergreifender Theorie oder als übergreifendem System verwendet, anders also als im Plural.
(3) Schließlich folgt ein Social Media-Beleg (Quelle X, 6. April 2025):

Abb. 3: Beleg vom 06.04.2024 für pejorative Verwendung von -ismen (Twitter/X 2025)
In diesem Post werden die Ismen zunächst pejorativ für das Anormale bzw. als Feindbild verwendet. Hinzu kommt eine ironische Bemerkung zur Verwendung im Freund-Feind-Kontext. Die Bezeichnung der Feinde durch diese Ismen sei moralisch einwandfrei. Auch hier werden die Substantive als negative Schlagwörter verwendet.
Literatur
Zum Weiterlesen
-
Ganslmayer, Christine; Müller, Peter O. (2020): Diskurse im Spiegel der Wortbildung: -ismus und Ismen. In: Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte, Jg. 11, Heft 1, S. 90–118.
Zitierte Literatur
- Eisenberg, Peter (2001): Die grammatische Integration von Fremdwörtern. Was fängt das Deutsche mit seinen Latinismen und Anglizismen an? In: Stickel, Gerhard (Hrsg.): Neues und Fremdes im deutschen Wortschatz. Aktueller lexikalischer Wandel. Berlin, New York: de Gruyter, S. 183–209.
- Eisenberg, Peter (2006): Grundriss der deutschen Grammatik. Band 1: Das Wort. 3., durchgesehene Auflage. Stuttgart, Weimar: Metzler.
- Fleischer, Wolfgang; Barz, Irmhild (2012): Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. 4. Auflage; völlig neu bearbeitet von Irmhild Barz unter Mitarbeit von Marianne Schröder. Berlin, Boston: de Gruyter.
- Ganslmayer, Christine; Müller, Peter O. (2020): Diskurse im Spiegel der Wortbildung: -ismus und Ismen. In: Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte, Jg. 11, Heft 1, S. 90–118.
- Habermann, M. R. (2006): Internationalismen (RWG). In: Der Neue Pauly Online. Leiden: Brill. Online unter: https://referenceworks.brill.com/display/db/npog?language=de ; Zugriff: 23.06.2025.
- Munske, Horst Haider (2009): Was sind eigentlich ‚hybride‘ Wortbildungen? In: Müller, Peter O. (Hrsg.): Studien zur Fremdwortbildung. Hildesheim, Zürich, New York: Olms, S. 223–260.
- Strauß, Gerhard; Haß, Ulrike; Harras, Gisela (1989): Brisante Wörter von Agitation bis Zeitgeist. Ein Lexikon zum öffentlichen Sprachgebrauch. Berlin, New York: de Gruyter.
Abbildungsverzeichnis
- Abb. 1: Schulze, Reinhart (2021): In den arabischen Medien (hier #Alarabiya) spekuliert: Wird #Trump seinem noch-Vize #Pence das Präsidentenamt abtreten, auf dass Pence ihn noch vor dem […]. Post auf Twitter/X vom 09.01.2021. Online unter: https://x.com/SchulzeRein/status/1347786723896520707 ; Zugriff: 23.06.2025.
- Abb. 2: Eigene Darstellung, erstellt mit Microsoft Excel: Relative Häufigkeiten aller ismus-Substantive in der Süddeutschen Zeitung zwischen 1992 und 2011.
- Abb. 3: Twitter/X (2025): Anonymisierter Post auf Twitter/X vom 06.04.2025.
Zitiervorschlag
Dabóczi, Viktória (2025): -ismus / Ismen. In: Diskursmonitor. Glossar zur strategischen Kommunikation in öffentlichen Diskursen. Hg. von der Forschungsgruppe Diskursmonitor und Diskursintervention. Veröffentlicht am 14.07.2025. Online unter: https://diskursmonitor.de/glossar/ismus.
DiskursGlossar
Grundbegriffe
Praktik
Eine Praktik ist ein spezifisches, situativ vollzogenes und sinnhaftes Bündel von körperlichen Verhaltensweisen, an dem mehrere Menschen und Dinge beteiligt sein können (z. B. Seufzen, um Frust auszudrücken, oder einen Beschwerdebrief schreiben, Fußballspielen).
Kontextualisieren
Kontextualisieren wird im allgemeineren bildungssprachlichen Begriffsgebrauch verwendet, um das Einordnen von etwas oder jemandem in einen bestimmten Zusammenhang zu bezeichnen.
Narrativ
Mit der diskursanalytischen Kategorie des Narrativs werden Vorstellungen von komplexen Denk- und Handlungsstrukturen erfasst. Narrative in diesem Sinne gehören wie Schlagwörter, Metaphern und Topoi zu den Grundkategorien der Analyse von Diskursen.
Argumentation
Argumentation bezeichnet jene sprachliche Tätigkeit, in der man sich mithilfe von Gründen darum bemüht, die Richtigkeit einer Antwort auf eine bestimmte Frage zu erweisen. Das kann in ganz verschiedenen Situationen und Bereichen nötig sein, namentlich um eine poli-tische, wissenschaftliche, rechtliche, unternehmerische oder private Angelegenheit zu klären.
Hegemonie
Wie der britische Politikwissenschaftler Perry Anderson 2018 in einer umfassenden, historisch weit ausgreifenden Studie zum Gebrauch des Begriffs Hegemonie und seinen Konjunkturen beschreibt, liegen die historischen Wurzeln des Begriffs im Griechischen, als Bezeichnung für Führung (eines Staatswesens) mit Anteilen von Konsens.
Diskurskompetenz
Im engeren, linguistischen Sinn bezeichnet Diskurskompetenz die individuelle sprachlich-kommunikative Fähigkeit, längere zusammenhängende sprachliche Äußerungen wie Erzählungen, Erklärungen, Argumentationen zu formulieren und zu verstehen.
Agenda Setting
Rassistisch motivierte Gewalt, Zerstörung des Regenwaldes, Gender pay gap: Damit politische Institutionen solche Probleme bearbeiten, müssen sie erst als Probleme erkannt und auf die politische Tagesordnung (Agenda) gesetzt werden. Agenda Setting wird in Kommunikations- und Politikwissenschaft als eine Form strategischer Kommunikation beschrieben, mithilfe derer Themen öffentlich Gehör verschafft und politischer Druck erzeugt werden kann.
Medien
Die Begriffe Medien/Massenmedien bezeichnen diverse Mittel zur Verbreitung von Informationen und Unterhaltung sowie von Bildungsinhalten. Medien schaffen damit eine wesentliche Grundlage für Meinungsbildung und Meinungsaustausch.
Macht
Macht ist die Fähigkeit, Verhalten oder Denken von Personen zu beeinflussen. Sie ist Bestandteil sozialer Beziehungen, ist an Kommunikation gebunden und konkretisiert sich situationsabhängig. Alle expliziten und impliziten Regeln, Normen, Kräfteverhältnisse und Wissensformationen können aus diskursanalytischer Perspektive als Machtstrukturen verstanden werden, die Einfluss auf Wahrheitsansprüche und (Sprach)Handlungen in einer Gesellschaft oder Gruppe nehmen.
Metapher
In der politischen Berichterstattung ist oft davon die Rede, dass eine bestimmte Partei einen Gesetzesentwurf blockiert. Weil das Wort in diesem Zusammenhang so konventionell ist, kann man leicht übersehen, dass es sich dabei um eine Metapher handelt.
Techniken
Persuasion
Persuasion kommt vom lateinischen Verb persuadere und bedeutet ‚überzeugen, überreden‘ (gebildet aus suadere ‚raten, empfehlen‘ und per ‚durch, über‘).‘). Der Begriff stammt aus der Rhetorik, in der es vor allem darum geht, wie man Hörer:innen oder Leser:innen auf seine Seite bringt: wie man sie zum Beispiel in einem Gerichtsprozess von der Schuld oder Unschuld eines/einer Angeklagten überzeugt, wie man sie politisch zur Parteinahme überredet oder wie man sie ganz allgemein für sich selbst oder einen bestimmten Gegenstand/Sachverhalt einnimmt.
Ironie
Ironie (altgriechisch εἰρωνεία (eirōneía), wörtlich ‚Verstellung‘, ‚Vortäuschung‘) ist in unserer unmittelbaren und massenmedialen Kommunikationskultur sehr bedeutsam. Sie arbeitet mit einem Bewertungsgegensatz zwischen Gesagtem und Gemeintem.
Wiederholen
Das Wiederholen von Äußerungen in öffentlichen (politischen) Diskursen zielt darauf, das Denken anderer zu beeinflussen, Wissen zu popularisieren, einseitige (z. B. fanatisierende, beschwörende, hysterische, ablenkende, pseudosachliche) Konstruktionen von Wahrheit zu erzeugen, um die soziale Wirklichkeit als intersubjektiven Konsens im einseitigen Interesse des „Senders“ zu verändern. Grundvoraussetzung ist die Annahme, dass das kollektive Denken stets mächtiger als das individuelle Denken ist.
Diskreditieren
Das Diskreditieren ist eine Praktik, mit der Diskursakteure durch verschiedenste Strategien, die von Verunglimpfungen und Verleumdungen bis hin zu rufschädigenden Äußerungen reichen, abgewertet und herabgesetzt werden.
Nähe inszenieren
Die Inszenierung von Nähe beschreibt eine Kommunikations>>praktik, bei der Akteur:innen Techniken einsetzen, um Vertrautheit, Sympathie und Authentizität zu vermitteln (z.B. das Angebot einer:s Vorgesetzten, zu duzen).
Diplomatie
Diplomatie bezeichnet im engeren Sinne eine Form der Kommunikation zwischen offiziellen Vertretern von Staaten, die die Aufgabe haben, zwischenstaatliche Beziehungen durch und für Verhandlungen aufrecht zu erhalten. Diese Vertreter können Politiker oder Beamte, insbesondere des diplomatischen Dienstes, sowie Vertreter internationaler Organisationen sein.
Typografie
Typografie bezeichnet im modernen Gebrauch generell die Gestaltung und visuelle Darstellung von Schrift, Text und (in einem erweiterten Sinne) auch die Dokument-Gesamtgestaltung (inklusive visueller Formen wie Abbildungen, Tabellen, Taxono-mien usw.) im Bereich maschinell hergestellter Texte (sowohl im Druck als auch auf dem Bildschirm)
Fact Checking
Fact Checking ist eine kommunikationsstrategische Interventionstechnik, bei der eine Diskursaussage auf Bild oder Textbasis unter dem Gesichtspunkt der Faktizität bewertet wird. Sie ist überwiegend in journalistische Formate eingebettet, die als Faktencheck bezeichnet werden.
Distanzieren
Distanzieren bezeichnet die Abgrenzung eines individuellen oder organisationalen Akteurs von einem anderen Akteur. Eine Distanzierung kann kommunikativ oder operativ vollzogen werden, d. h. die Abgrenzung findet verbal oder unter Aufkündigung eines Arbeitsverhältnisses statt.
Kontaktschuld-Topos
« Zurück zur ArtikelübersichtKontaktschuld-Topos Kategorie: TechnikenVerwandte Ausdrücke: Assoziationsschuld, Applaus von falscher Seite, ad hominem, Guilt by AssociationSiehe auch: Verschwörungstheorie, Moralisierung, Freund-Feind-Begriffe, Topos, Opfer-ToposAutoren:...
Schlagwörter
Wohlstand
Unter Wohlstand sind verschiedene Leitbilder (regulative Ideen) zu verstehen, die allgemein den Menschen, vor allem aber den Beteiligten an politischen und wissenschaftlichen Diskursen (politisch Verantwortliche, Forschende unterschiedlicher Disziplinen usw.) eine Orientierung darüber geben sollen, was ein ‚gutes Leben‘ ausmacht.
Remigration
Der Begriff Remigration hat zwei Verwendungsweisen. Zum einen wird er politisch neutral verwendet, um die Rückkehrwanderung von Emigrant:innen in ihr Herkunftsland zu bezeichnen; die meisten Verwendungen beziehen sich heute jedoch auf Rechtsaußendiskurse, wo das Wort der euphemistischen Umschreibung einer aggressiven Politik dient, mit der nicht ethnisch deutsche Immigrant:innen und ihren Nachfahr:innen zur Ausreise bewegt oder gezwungen werden sollen.
Radikalisierung
Das Adjektiv radikal ist ein mehrdeutiges Wort, das ohne spezifischen Kontext wertneutral gebraucht wird. Sprachhistorisch bezeichnete es etwas ‚tief Verwurzeltes‘ oder ‚Grundlegendes‘. Dementsprechend ist radikales Handeln auf die Ursache von etwas gerichtet, indem es beispielsweise zugrundeliegende Systeme, Strukturen oder Einstellungen infrage stellt und zu ändern sucht.
Bürokratie
Bürokratie ist ein Begriff, der im Rahmen aktueller strategischer Kommunikation ein dicht besetztes, polarisiertes Feld korrespondierender Ausdrücke öffnet. Neben den direkten Ab-leitungen Bürokratisierung, Bürokratismus und Komposita, als wichtigstes Bürokratieabbau, gehören dazu vor allem Flexibilisierung, Privatisierung, Deregulierung.
Politisch korrekt / Politische Korrektheit
Der Ausdruck politisch korrekt / Politische Korrektheit und die amerikanischen Vorbilder politically correct /P.C. / Political Correctness (Gegenteile, etwa politisch unkorrekt etc., sind mitzudenken) repräsentieren ein seit den frühen Neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts populäres Deutungsmuster, mit dem weltanschauliche, ästhetische und politische Konflikte berichtet/bewertet werden, meist zuungunsten der als politisch korrekt bezeichneten Positionen, denen man eine überzogene, sowohl lächerliche als auch gefährliche Moralisierung unterstellt.
Kipppunkt
Als öffentliches Schlagwort ist Kipppunkt Teil eines Argumentationsmusters: es behauptet ein ‚Herannahen und baldiges Überschreiten einer unumkehrbaren Sachverhaltsänderung, die fatale bzw. dystopische Folgeschäden auslöst, wenn nicht umgehend bestimmte Maßnahmen eingeleitet oder unterlassen werden.‘
Verfassung
Die Verfassung eines Landes (in Deutschland das Grundgesetz von 1949) steht für die höchste und letzte normative und Legitimität setzende Instanz einer staatlichen Rechtsordnung. In der offiziellen Version demokratischer Selbstbeschreibung ist es das Volk selbst, das sich in einem rituellen Gründungsakt eine Verfassung gibt.
Toxizität / das Toxische
Es ist nicht immer ganz eindeutig bestimmbar, was gemeint wird, wenn etwas als toxisch bezeichnet wird. Zeigen lässt sich zwar, dass sich die Bedeutung von ‚giftig‘ hin zu ‚schädlich‘ erweitert hat, doch die Umstände, unter denen etwas für jemanden toxisch, d. h. schädlich ist, müssen aus der diskursiven Situation heraus erschlossen werden.
Zivilgesellschaft
Im gegenwärtigen deutschen Sprachgebrauch werden so heterogene Organisationen, Bewegungen und Initiativen wie ADAC und Gewerkschaften, Trachtenvereine und Verbraucherschutzorganisationen, Umweltorganisationen und religiöse Gemeinschaften zur Zivilgesellschaft gezählt.
Demokratie
Der Ausdruck Demokratie dient häufig zur Bezeichnung einer (parlamentarischen) Staatsform und suggeriert die mögliche Beteiligung aller an den Öffentlichen Angelegenheiten. Dabei ist seine Bedeutung weniger eindeutig als es den Anschein hat.
Verschiebungen
Versicherheitlichung
In akademischen Kontexten wird Versicherheitlichung in Abgrenzung zu einem naiv-realistischen Sicherheitsverständnis verwendet. Dieses betrachtet Sicherheit als einen universell erstrebenswerten und objektiv feststellbaren Zustand, dessen Abwesenheit auf das Handeln von Akteuren zurückzuführen ist, die feindselig, kriminell, unverantwortlich oder zumindest fahrlässig agieren.
Ökonomisierung
Ökonomisierung wird in gegenwärtigen Diskursen in der Regel zur Bezeichnung von Prozessen verwendet, in denen die spezifisch wirtschaftlichen Funktions-Elemente wie Markt, Wettbewerb/Konkurrenz, Kosten-Nutzen-Kalküle, Effizienz, Gewinnorientierung in Bereiche übertragen werden, die zuvor teilweise oder ganz nach anderen Leitkriterien ausgerichtet waren
Moralisierung
Moralisierung verlagert Macht- und Interessenkonflikte in die Sphäre der Kommunikation von Achtung / Missachtung. Sie reduziert Ambivalenz zugunsten einer Polarisierung von gut und böse.
Konstellationen
Partizipatorischer Diskurs
Partizipation ist mittlerweile von der Forderung benachteiligter Personen und Gruppen nach mehr Beteiligung in der demokratischen Gesellschaft zu einem Begriff der Institutionen selbst geworden: Kein Programm, keine Bewilligung mehr, ohne dass bestimmte Gruppen oder Personen dazu aufgefordert werden, für (mehr) Partizipation zu sorgen.
Skandal
Die Diskurskonstellation des Skandals zeichnet sich durch eine in den Medien aufgegriffene (bzw. durch sie erst hervorgerufene) empörte Reaktion eines erheblichen Teils der Bevölkerung auf einen tatsächlichen oder vermeintlichen Missstand aus. Die schuldhafte Verursachung dieses Missstandes wird dabei einem gesellschaftlichen Akteur zugeschrieben, dessen Handeln als ‚unmoralisch‘ gedeutet wird.
DiskursReview
Review-Artikel
Musk, Zuckerberg, Döpfner – Wie digitale Monopole die Demokratie bedrohen und wie könnte eine demokratische Alternative dazu aussehen?
Die Tech-Milliardäre Musk (Tesla, X,xAI) Zuckerberg (Meta), Bezos (Amazon) oder Pichai (Alphabet) sind nicht Spielball der Märkte, sondern umgekehrt sind die Märkte Spielball der Tech-Oligopolisten geworden.
Beobachtung zum Begriff „Diplomatie“ beim Thema Ukraine im Europäischen Parlament
Von EU-Vertretern waren zur Ukraine seit 2022 vor allem Aussagen zu hören, die sich unter dem Motto „as long as it takes“ beziehungsweise „so lange wie nötig“ für die Erweiterung der militärischen Ausstattung und der Verlängerung des Krieges aussprachen. Vorschläge oder Vorstöße auf dem Gebiet der „Diplomatie“ im Sinne von ‚Verhandeln (mit Worten) zwischen Konfliktparteien‘ gab es dagegen wenige, obwohl die klare Mehrheit von Kriegen mit Diplomatie beendet wurden (vgl. z.B. Wallensteen 2015: 142)
Die Macht der Worte 4/4: So geht kultivierter Streit
DiskursReview Die Macht der Worte (4/4):So geht kultivierter Streit Begleittext zum Podcast im Deutschlandfunk (1) Wörter als Waffen (2) Freund-Feind-Begriffe (3) Sprachliche Denkschablonen (4) So geht kultivierter StreitEin Text vonvon Friedemann VogelVersion: 1.0 /...
Die Macht der Worte 3/4: Sprachliche Denkschablonen
DiskursReview Die Macht der Worte (3/4):Sprachliche Denkschablonen Begleittext zum Podcast im Deutschlandfunk (1) Wörter als Waffen (2) Freund-Feind-Begriffe (3) Sprachliche Denkschablonen (4) So geht kultivierter StreitEin Text vonvon Friedemann VogelVersion: 1.0 /...
Die Macht der Worte 2/4: Freund-Feind-Begriffe
DiskursReview Die Macht der Worte (2/4): Freund-Feind-Begriffe Begleittext zum Podcast im Deutschlandfunk (1) Wörter als Waffen (2) Freund-Feind-Begriffe (3) Sprachliche Denkschablonen (4) So geht kultivierter StreitEin Text vonvon Friedemann VogelVersion: 1.0 /...
Die Macht der Worte 1/4: Wörter als Waffen
DiskursReviewDie Macht der Worte (1/4): Wörter als Waffen Begleittext zum Podcast im Deutschlandfunk (1) Wörter als Waffen (2) Freund-Feind-Begriffe (3) Sprachliche Denkschablonen (4) So geht kultivierter StreitEin Text vonvon Friedemann VogelVersion: 1.0 / 06.03.2025...
Relativieren – kontextualisieren – differenzieren
Die drei Handlungsverben relativieren, kontextualisieren, differenzieren haben gemein, dass sie sowohl in Fachdiskursen als auch im mediopolitischen Interdiskurs gebraucht werden. In Fachdiskursen stehen sie unter anderem für Praktiken, die das Kerngeschäft wissenschaftlichen Arbeitens ausmachen: analytische Gegenstände miteinander in Beziehung zu setzen, einzuordnen, zu typisieren und zugleich Unterschiede zu erkennen und zu benennen.
Wehrhafte Demokratie: Vom Wirtschaftskrieg zur Kriegswirtschaft
Weitgehend ohne Öffentlichkeit und situiert in rechtlichen Grauzonen findet derzeit die Militarisierung der ursprünglich als „Friedensprojekt“ gedachten EU statt.
Tagung 2025: „Das geht zu weit!“ Sprachlich-kommunikative Strategien der Legitimierung und Delegitimierung von Protest in öffentlichen, medialen und politischen Diskursen
„Das geht zu weit!“ Sprachlich-kommunikative Strategien der Legitimierung undDelegitimierung von Protest in öffentlichen, medialen und politischen Diskursen Tagung der Forschungsgruppe Diskursmonitor Tagung: 04. bis 5. Juni 2025 | Ort: Freie Universität Berlin...
„Remigration“ – Ein Riss im Schleier der Vagheit. Diskursive Strategien rund um das Remigrationskonzept und die Correctiv-Recherchen
Die am 10. Januar veröffentlichte Correctiv-Recherche über ein rechtes Vernetzungstreffen in Potsdam sorgte für erhebliche öffentliche Aufmerksamkeit und die größten Demonstrationen gegen Rechtsaußen seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten. Im Fokus der Kritik…