DiskursGlossar

Fact Checking

Kategorie: Techniken
Verwandte Ausdrücke: Faktencheck, Debunking, Verification
Siehe auch: Fake News, Entlarven
Autorin: Marie Freischlad
Version: 1.0 / Datum: 12.05.2025

Kurzzusammenfassung

Fact Checking ist eine kommunikationsstrategische Interventionstechnik, bei der eine Diskursaussage auf Bild oder Textbasis unter dem Gesichtspunkt der Faktizität bewertet wird. Sie ist überwiegend in journalistische Formate eingebettet, die als Faktencheck bezeichnet werden.

Beim Fact Checking wird eine Diskursinformation selektiv herausgegriffen und mithilfe weiterer hinzugezogener Quellen oder Softwaretools ausgewertet. Das Ergebnis wird anschließend zusammen mit einer möglichst plausiblen Argumentation und den transparent einsehbaren Einzelnachweisen medial präsentiert. Das polarisierende Gesamtkonzept des Faktenchecks orientiert sich stark an den Kategorien ,wahr‘ und ,falsch‘. Dass mit der Zuordnung der Information in eine der beiden Klassen auch indirekt eine Aussage über die Vertrauenswürdigkeit der Diskursakteur:innen getroffen wird, die sie diskursiv eingebracht haben, macht sich die Technik zunutze: Nicht nur die Informationszirkulation wird auf diese Weise beeinflusst, sondern auch die Diskurspositionen und Beziehungen der involvierten Diskursakteur:innen untereinander.

Synonym zum Fact Checking werden die Ausdrücke Verification und Debunking verwendet, auch wenn sie in ihrer Bedeutung ursprünglich minimal voneinander abweichen.

Erweiterte Begriffsklärung

Obwohl Inhalte mit der Bezeichnung Faktencheck in nahezu allen Diskursdomänen präsent sind, ist die Technik Fact Checking vor allem fest im Journalismus verwurzelt (vgl. Graves 2016). Dort wird sie von ihren Akteur:innen besonders auf massenmedialer und sozialmedialer Diskursebene ausgespielt. Das journalistische Instrument zählt zu den Maßnahmen zur Stabilisierung und Aufrechterhaltung demokratischer Werte (vgl. Amazeen 2020: 99). Entsprechend motiviert wird es an strategisch bedeutsamen und tagesaktuellen Diskursschauplätzen wie Zeitungen, Talkshows und Onlineplattformen gegen „Fake News“ eingesetzt (vgl. Graves/Cherubini 2016, Rieger 2023: 520).

Als hintergründige Kontrollschritte im Entstehungsprozess journalistischer Beiträge waren Faktenüberprüfungen immer schon Teil der publizistischen Berufspraktik (vgl. Blum 2020: 253, Stern 2020: 119). Zu Qualitätssicherungszwecken werden Berichte in vielen großen Medienhäusern vor ihrer Veröffentlichung intern noch einmal hinsichtlich möglicher Falschinformationen überprüft. Als Interventionsmaßnahme grenzt sich Fact Checking allerdings von der internen Faktenüberprüfung ab: Behauptungen, Thesen und (audio-)visuelle Inhalte, die sonst aus der Berichterstattung außen vor gelassen würden (vgl. Stern 2020: 119), werden beim Fact Checking gezielt aufgegriffen, bewertet und als (Des-)Information entsprechend neu perspektiviert (vgl. Stelter 2024: 104). Als Kommunikationsmedium dienen Onlineformate in Text oder Podcast-Form, die meist als Faktencheck bezeichnet werden. Die Faktizität, die durch diese Bezeichnung sowie durch die kommunizierten Beurteilungskriterien seitens der Fact Checking-Redaktionen propagiert wird, kann allerdings nicht im Sinne einer objektiven Wahrheit verstanden werden. Sie entspricht vielmehr einer Intersubjektivität, die sich (nicht) mit der Aussage der ausgewerteten Diskursinformation deckt.

Fact Checking wird zum „Watchdog Journalismus“ gerechnet (vgl. Rivas-de-Roca et al. 2024: 117) und in Hinblick auf den Gatekeeping-Ansatz als „retroactive gatekeeping“ (Singer 2023) diskutiert. Gemeint ist der Versuch einer rückwirkenden Informationskontrolle oder „Konformitätsprüfung der öffentlichen Redebeiträge“ (Andrick 2022) seitens journalistischer Akteur:innen, nachdem (Des-)Informationen über Wege Diskurszugang erhalten haben, die ggf. außerhalb des journalistischen Kontrollbereichs liegen (vgl. Singer 2023: 338). (Des-)Informationen als ,falsch‘ zu markieren, soll ihre Verbreitung und Akzeptanz bestmöglich einschränken. Gelingen kann die Intervention allerdings nur durch ausreichend entgegengebrachtes Vertrauen seitens der interessierten Öffentlichkeit in die journalistische Arbeitsweise und die Einhaltung des journalistischen Wertekodex. Dass sich Faktencheck-Redaktionen selbst als unabhängig und unparteiisch deklarieren, ein hohes Maß an Transparenz bezüglich ihrer Methodik herstellen und sich zu umfassenden Qualitätsstandards verpflichten (vgl. Krainer/Wallner 2024: 94 ff.), kann als Überzeugungsargument gewertet werden. Die Darstellung als medienethisch einwandfreie Informationsquelle wird aber auch genutzt, die aufgegriffene Informationsquelle (z. B. einen Sprecher oder ein Medium) auf kontrastierende Weise fachlich und moralisch latent zu diskreditieren und ihre Diskursposition auf diese Art zu schwächen. Eine Beabsichtigung des Effekts zeigt sich besonders dann, wenn über einen längeren Zeitraum hinweg wiederholt Aussagen eines bestimmten Diskursakteurs oder einer Diskursakteurin herausgegriffen und aus dem Selbstverständnis einer Wahrheitsinstanz heraus als ,falsch‘ befunden werden, wie es in der Praxis häufig getan wird (vgl. Rieger et al. 2023: 526 f.; Stern 2020: 119). Moralische Aspekte ergeben sich dann aus dem Zusammenspiel mit versachlichter Beschreibung von Handlungen, die als unmoralisch gelten, wie etwa ,lügen‘ (siehe unten Beispiel 1).

Qualitätsstandards, nach denen sich Faktencheck-Redaktionen jährlich neu zertifizieren lassen können, werden von Faktencheckvereinigungen wie dem International Fact Checking Network (IFCN 2025) oder dem European Fact-Checking Standards Network (EFCSN 2025) herausgegeben. Eine solche Zertifizierung ist zum Teil verpflichtend, um die Redaktion für die Zusammenarbeit mit anderen Diskursakteur:innen zu legitimieren (vgl. Röttger 2018). Kooperationen bestehen zum einen mit politischen Akteur:innen wie der Europäischen Union, die Faktenchecks als Kernelement ihrer Kommunikationsstrategie im Kampf gegen Desinformation einsetzt (vgl. European Comission 2018: 24) und Faktencheckredaktionen entsprechend fördert. Neben der finanziellen Unterstützung umfasst die Förderung auch das Vernetzen von Redaktionen mit Akteur:innen aus der Wissenschaft, die ebenfalls evaluierende Aufgaben erfüllen (vgl. EDMO 2025; GADMO 2025). Kooperationen bestehen zum anderen mit Social Media-Plattformbetreibern, die zertifizierte Redaktionen beauftragen und technologisch dafür ausstatten, Plattformencontent zu evaluieren und Inhalte, die als Desinformation bewertet werden, entsprechend zu melden (vgl. Röttger 2018).

Um die interessierte Öffentlichkeit zur Übernahme der propagierten Position zu motivieren, wird beim Fact Checking neben der Auswertungsarbeit vor allem niederschwellige Überzeugungsarbeit geleistet: wissenschaftlicher Jargon oder komplexe, technische Sprache wird vermieden und komplizierte Ideen werden so formuliert, dass sie leicht verständlich und gut vorstellbar sind (vgl. Lewandowsky et al. 2020: 7 ff.). In Wahrnehmungsbereichen mit erwartbar hoher Aufmerksamkeit (etwa dem Titel sowie den ersten Absätzen) ist zur kognitiven Verfestigung oft das Auswertungsergebnis anstelle der anlassstiftenden Behauptung zu finden (vgl. Stern 2020: 133 ff.). Auf bildzentrierten Onlineplattformen wie Instagram helfen außerdem typographische Mittel wie Schriftgröße und -farbe, Information von Desinformationen zu unterscheiden (vgl. Stelter 2024: 110). Rückschlüsse über den Grad des zugewiesenen Faktizitätsanspruchs können durch positive Modalwörter (z. B. wirklich, tatsächlich) und negative Modalwörter wie angeblich oder vermeintlich signalisiert werden (vgl. Stelter 2024: 113). Dieselbe Funktion kann bei der bewussten Verwendung des Konjunktiv II (Modalität) beobachtet werden. Wie in anderen journalistischen Textsorten kommen zusätzlich Konnotationen zum Einsatz (vgl. Stelter 2024: 116), um Wertungen nahezulegen. Zur Festigung des Auswertungsergebnisses nutzen manche Faktencheckredaktionen visuelle Darstellungen wie Metriken, Labels oder Icons. Andere verzichten auf offensichtliche Bewertungen dieser Art, um die Komplexität des Aussagenkontexts zu würdigen (vgl. Stern 2020: 127). Obwohl die Themen Fake News und Fact Checking stark beforscht sind, gibt es bis dato kaum repräsentative und systematisch durchgeführte Analysen auf linguistischer Ebene, die sich mit den Inhalten von Faktenchecks auseinandersetzen (vgl. Rieger et al. 2023: 521).

Laut aktuellem Forschungsstand haben Faktenchecks einen positiven Einfluss auf das Faktenwissen derjenigen, die mit ihnen in Kontakt kommen, auch wenn sie selten zu einer Veränderung des Wahlverhaltens oder tief verwurzelter Einstellungen und Überzeugungen führt (vgl. Waldenburg 2023: 5). Befürchtete Backfire-Effekte – also eine unbeabsichtigte negative Wirkung durch Überforderung aufgrund der komplexen Sachverhalte – scheinen eher die Ausnahme als die Regel darzustellen (vgl. Waldenburg 2023: 6). Die Bereitschaft, als „falsch“ bewertete Informationen zu teilen, werden durch Faktenchecks ebenfalls verringert (vgl. Waldenburg 2023: 9). Machtlos ist Fact Checking im Falle von Bullshitting, bei dem eine Vielzahl von Behauptungen getroffen werden, um einen gewünschten Eindruck zu hinterlassen oder den bestehenden Diskurs zu stören. Dabei wird die Frage, ob die Behauptungen faktisch richtig oder falsch sind, bewusst ignoriert, solange das Ziel – z. B. eine politische Entscheidung zu rechtfertigen – erreicht wird (vgl. Jaster/Lanius: 177 ff.). Schwachstelle der Technik ist außerdem ihr reaktiver Charakter, da Aussagen erst geprüft werden können, nachdem sie verbreitet wurden (vgl. Sängerlaub 2020: 313). Dass es dabei trotz der medienethisch vorbildhaften Darstellung zu Formfehlern und Verzerrungen kommt, zeigt sich,

  • wenn sich das Fact Checking auf Meinungen bezieht (vgl. Bernhard 2020: 83 f.),
  • Zukunftsprognosen evaluiert (vgl. Bernhard 2020: 83 f.),
  • vage formuliert wird (vgl. Bernhard 2020: 83 f.) oder
  • sich irreführender Argumentationsmuster wie dem Argumentum ad ignorantiam bedient (vgl. Rivas-de-Roca 2024: 113), bei dem die Diskursinformation für falsch erklärt wird, weil sie bisher nicht bewiesen werden konnte und umgekehrt.

Als Alternative zum Fact Checking durch Faktencheck-Organisationen wird auf Social Media Ebene zunehmend auf die Praxis eines dezentralen Fact Checking in Form von Community Checking zurückgegriffen. Die Überprüfung von Informationen wird dabei in erster Linie von der Usergemeinschaft als interessierte Öffentlichkeit durchgeführt. Das Modell ist im Grundsatz vergleichbar mit der Überprüfung von Wikipedia-Artikeln durch die Wikipedia Autorencommunity. Beim Community Fact Checking der Plattform X (ehemals Twitter) müssen Beitragsbewertungen durch Quellenangaben begründet werden (siehe unten Beispiel 2). Die spanische Faktencheck-Organisation Maldita kam nach eigener Auswertung entsprechender Daten aus dem Jahr 2024 zu dem Ergebnis, dass User:innen beim Community Checking neben Wikipedia und X häufig Artikel von Faktencheck-Redaktionen und journalistischen Nachrichtenseiten als Belegquelle ihrer Beurteilung anführen (vgl. Maldita 2025: 5 f.). Auswertungen von Daten aus dem Jahr 2021 haben u. a. ergeben, dass Anmerkungen außerdem häufiger als hilfreich bewertet werden, wenn die Quellen als „informativ“, „klar“ und „gut“ befunden werden (vgl. Pröllochs 2022: 801).

Aufkommen und Zunahme des Fact Checkings seit Beginn des 21. Jahrhunderts ist rückblickend markiert durch Vertrauenskrisen in die etablierten Medienakteur*innen (vgl. Bernhard 2020: 78). Unabhängige journalistische Organisationen und Redaktionen großer Medienhäuser reagieren mit ihrer Professionalisierung zu ausgewiesenen Faktencheckern auf Anschuldigungen, ihrer Informations- und Kontrollfunktion nicht ausreichend nachzukommen. Zu Beginn der 2000er Jahre bezogen sich entsprechende Vorwürfe auf unzureichende Überprüfungen der republikanischen Bush-Regierung und ihrer Behauptung, der Irak verfüge über Massenvernichtungswaffen. Sie waren der Anlass für den US-amerikanischen geführten Irakkrieg 2003 und stellten sich im Nachhinein als falsch heraus (vgl. Bernhard 2020: 78). Die vermehrte Gründung von Faktencheck-Redaktionen in Europa ab 2016 (vgl. Graves/Cherubini 2016) steht im Zusammenhang mit der Medienkrise durch den starken Anstieg von Desinformationen auf Social-Media-Plattformen, die u. a. im Kampfbegriff Lügenpresse wiederklingt (vgl. Blum 2020: 251).

Beispiele

(1) Fact Checking bei Meta

Am 8. Januar 2025 verkündete Meta CEO Mark Zuckerberg, die Zusammenarbeit mit Faktencheck-Redaktionen in den USA aufzugeben. Er begründete den Schritt kurz vor der zweiten Amtseinführung von Donald Trump als US-Präsident damit, dass in der Vergangenheit zu viele Fehler seitens der Faktencheck-Redaktionen gemacht und durch sie Inhalte zensiert worden seien. Die betroffenen Faktencheck-Redaktionen wiesen den Vorwurf von sich, Zuckerbergs Aussage wurde wiederum einem Fact Checking unterzogen (siehe BR24 2025).

 

br.de „'Faktenfuchs: Nein, Faktenchecker zensieren nicht“
Abb. 1: Ausschnitt von Artikel #Faktenfuchs: Nein, Faktenchecker zensieren nicht des Bayerischen Rundfunks auf BR.de (BR24 2025).

Das Auswertungsergebnis ist bereits dem Titel Nein, Faktenchecker zensieren nicht entnehmbar und hauptsächlich durch ein – Belege dafür gibt es keine – begründet. Eine distanzierende Wertung zu Zuckerbergs Aussage, die Teil einer fünfminütigen Videobotschaft ist, wird bereits sprachlich nahegelegt: […], dass Faktenchecker angeblich tendenziös und parteiisch gearbeitet hätten. Der transparente Umgang mit Einzelnachweisen ist deutlich durch die gekennzeichnete Hinterlegung von Hyperlinks erkennbar. Um Vertrauen in die Richtigkeit des Auswertungsergebnisses zu befördern, werben die Autoren mit dem Verweis auf Zertifizierungen und hohe Standards. Dass das Fact Checking von Meinungen verboten sei, wird als Argument genutzt, den Vorwurf als haltlos zu betrachten. Die Begriffsweite der politischen Äußerungen wird auf Aussagen von Politikern reduziert. Dass bei der Kennzeichnung als Fake News eine Reichweitenreduktion von 80 % algorithmisch vorgesehen sei (vgl. Röttger 2018), wird im Faktencheck nicht erwähnt, was einer einseitigen Argumentationsstruktur entspricht.

Das Beispiel zeigt, dass trotz der suggerierten Eindeutigkeit des Fact Checkings ein großer argumentativer Spielraum gegeben ist.

(2) Community Fact Checking

Die Plattform X (ehemals Twitter) verwendet seit Januar 2021 ein dezentralisiertes Fact Checking System in Form von „Community Notes“. Über die Subdomain Birdwatch (vgl. Birdwatch) können User:innen am Community Checking mitwirken. Teil dessen ist u. a., Anmerkungen, warum ein Beitrag als „irreführend“ oder „nicht irreführend“ markiert ist, mit den Belegen als „hilfreich“, „etwas hilfreich“ oder „nicht hilfreich“ zu bewerten. Ziel des Verfahrens ist es insgesamt, dass die Community zu einem Konsens gelangt, ob ein Beitrag irreführend ist oder nicht. Das Ergebnis wird unter dem Beitrag auf der Social Media Plattform angezeigt (vgl. X: Kollektive Anmerkungen).

Zeitgleich zum Überfall der Hamas auf Israel am 07. Oktober 2023 kam es zu deutlichen Verzögerungen in Bezug auf die Veröffentlichung von Community Notes, die Beiträge als irreführend markierten (vgl. Goggin 2023). Während das System manche Anmerkungen oder Bewertungen gar nicht übernahm, wurden weitere Notes mit einer Verzögerung von zwei Tagen veröffentlicht. Die Plattform hatte wenige Tage zuvor verkündet, dass Notes an Beiträgen nun schneller auf X veröffentlicht würden (vgl. Goggin 2023). Dennoch kam es bei der brisanten Nachrichtenlage und Informationsflut zur Systemüberlastung.

Abb. 2: Anonymisierter Tweet vom 07.10.2023 auf Twitter/X, darunter Community Note (Goggins 2023).

Literatur

Zum Weiterlesen

Zitierte Literatur und Belege

  • Amazeen, Michelle A. (2020): Journalistic interventions: The structural factors affecting the global emergence of fact-checking. In: Trumber, Howard; Zelizer, Barbie (Hrsg.): Journalism, Jg. 21, Heft 1, Thousand Oaks: Sage Publications, S. 95–111.
  • Andrick, Michael (2022): Was tun „Faktenchecker“? An den Möglichkeiten von Wahrheit sind sie nicht interessiert. Berliner Zeitung. Online unter: https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/was-tun-faktenchecker-an-den-moeglichkeiten-von-wahrheit-sind-sie-nicht-interessiert-li.255165 ; Zugriff: 16.04.2025.
  • Bernhard, Laurent (2020): Fact-checking direct democracy: When journalists set out to correct misinformation. In: Baume, Sandrine; Boillet, Véronique; Martenet, Vincent (Hrsg.): Misinformation in Referenda. London: Routledge.
  • Blum, Roger (2020): Fakten, Fake News und Wahrheitssuche: Wer checkt die Faktenchecker? In: Prinzing, Marlis; Debatin, Bernhard; Köberer Nina (Hrsg.): Kommunikations- und Medienethik reloaded? Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, S. 251–260.
  • BR24 (2025): #Faktenfuchs: Nein, Faktenchecker zensieren nicht. BR24. Online unter: https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/faktenfuchs-nein-faktenchecker-zensieren-nicht,UZIwsmj ; Zugriff: 16.04.2025.
  • Ecker, Ullrich K. H.; Lewandowsky, Stephan; Cook, John; Schmid, Philipp; Fazio, Lisa K.; Brashier, Nadia; Kendeou, Panaiota; Vraga, Emily K.; Amazeen, Michelle A. (2022). The psychological drivers of misinformation belief and its resistance to correction. In: Richler, Jenn; Schubert, Teresa; Goldberg, Ximena (Hrsg.): Nature Reviews Psychology, Jg. 1, Heft 1, Berlin: Springer Nature, S. 13–29.
  • European Commission (2018): A multi-dimensional approach to disinformation: Report of the independent High level Group on fake news and online disinformation. Publications Office of the European Union. Online unter: https://data.europa.eu/doi/10.2759/739290 ; Zugriff: 17.04.2025.
  • European Digital Media Observatory (2025): EDMO – United against disinformation. Online unter: https://edmo.eu/ ; Zugriff: 09.02.2025.
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  • Goggin, Ben (2023): Inside X’s Community Notes, fact-checks on known misinformation are delayed for days. Nbcnews.Com. Online unter: https://www.nbcnews.com/tech/misinformation/elon-musk-x-fact-check-israel-misinformation-rcna119658 ; Zugriff: 16.04.2025.
  • Graves, Lucas (2016): Deciding What’s True: The Rise of Political Fact-Checking in American Journalism. New York: Columbia University Press.
  • Graves, Lucas, Bélair-Gagnon, Valérie, & Larsen, Rebekah (2024): From Public Reason to Public Health: Professional Implications of the “Debunking Turn” in the Global Fact-Checking Field. In: Westlund, Oscar (Hrsg.): Digital Journalism, Jg. 12, Heft 10, Milton Park: Taylor & Francis, S. 1417–1436.
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  • International Fact-Checking Network (o. J.): The commitments of the Code of Principles. Online unter: https://ifcncodeofprinciples.poynter.org/the-commitments ; Zugriff: 09.02.2025.
  • Jaster, Romy; Lanius, David (2021): Wenn Wahrheit wertlos wird: Demonstrativer Bullshit in einer digitalisierten Gesellschaft. In: Hubacher, Manuel S. ; Waldis, Monika (Hrsg.): Politische Bildung für die digitale Öffentlichkeit. Wiesbaden: Springer Fachmedien, S. 175–195.
  • Krainer, Larissa; Wallner, Katrin (2024): Faktenchecker – ideale medienethische Plattformen? Eine vergleichende Analyse ethischer Selbstdeklarationen österreichischer und deutscher Faktencheck-Initiativen. In: Litschka, Michael; Paganini, Claudia; Rademacher, Lars (Hrsg.): Digitalisierte Massenkommunikation und Verantwortung. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, S. 85–100.
  • Lewandowsky, Stephan; Cook, John; Lombardi, Doug (2020). Debunking Handbook 2020 [Dataset]. Databrary.
  • Maldita.es (2025): Faster, trusted, and more useful: The Impact of Fact-Checkers in X’s Community Notes. Online unter: https://files.maldita.es/maldita/uploads/2025/02/maldita_informe_community_notes_2024.pdf ; Zugriff: 17.04.2025.
  • Pröllochs, Nicolas (2022): Community-Based Fact-Checking on Twitter’s Birdwatch Platform. In: Budak, Ceren; Cha, Meeyoung; Quercia, Daniele (Hrsg.): Proceedings of the International AAAI Conference on Web and Social Media, Jg. 16, Heft 1, Palo-Alto: Association for the Advancement of Artificial Intelligence, S. 794–805.
  • German-Austrian Digital Media Observatory (2025): GADMO – German-Austrian Digital Media Observatory. Online unter: https://gadmo.eu/ ; Zugriff: 05.05.2025.
  • Rieger, Jonas; Hornig, Nico; Flossdorf, Jonathan; Müller, Henrik; Mündges, Stephan; Jentsch, Carsten; Rahnenführer, Jörg; Elmer, Christina (2023): Debunking Disinformation with GADMO: A Topic Modeling Analysis of a Comprehensive Corpus of German-language Fact-Checks. In: Carvalho, Sara et al. (Hrsg.): Proceedings of the 4th Conference on Language, Data and Knowledge. Lissabon: NOVA CLUNL, S. 520–531.
  • Rivas-de-Roca, Ruben; Pérez-Curiel, Concha; Casero-Ripollés, Andreu (2024): Effects of populism: The agenda of fact-checking agencies to counter European right-wing populist parties. In: Golding, Peter; Raeymaeckers, Karin; Helena, Sousa (Hrsg.): European Journal of Communication, Jg. 39, Heft 2, S. 105–121.
  • Röttger, Tania (2018): Über die Kooperation zwischen CORRECTIV. Faktencheck und Facebook. correctiv.org. Online unter: https://correctiv.org/faktencheck/ueber-uns/2018/12/17/ueber-die-kooperation-zwischen-correctiv-faktencheck-und-facebook/?lang=de ; Zugriff: 19.04.2025.
  • Sängerlaub, Alexander (2020): Fakten versus Fakes: Was Fact-Checking als Maßnahme gegen Desinformation leisten kann und was nicht. In: Hohlfeld, Ralf; Harnischmacher, Michael; Heinke, Elfi; Lehner, Lea; Sengl, Michael (Hrsg.): Fake News und Desinformation. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, S. 311–326.
  • Singer, Jane B. (2023): Closing the Barn Door? Fact-Checkers as Retroactive Gatekeepers of the COVID-19 “Infodemic”. In: Dimitrova, Daniela (Hrsg.): Journalism & Mass Communication Quarterly, Jg. 100, Heft 2, New York: Sage Publications, S. 332–353.
  • Stelter, Judith (2024): Fakt versus Fake: Kommunikative Strategien in Faktenchecks auf Instagram. In: Hentschel, Elke (Hrsg.): Linguistik Online, Jg. 131, Heft 7, Bern: Bern Open Publishing, S. 99–130.
  • Stern, Jenny (2020): Fact-Checking und Verifikation: Neue Formen des Faktenprüfens im Nachrichtenjournalismus. In Köhler, Tanja (Hrsg.): Fake News, Framing, Fact-Checking: Nachrichten im digitalen Zeitalter. Bielefeld: transcript Verlag, S. 119–150.
  • Waldenburg, Robin (2023). Faktenchecks als Gegenstrategie zu Desinformation. Eine Bestandsaufnahme von Potenzialen, Risiken und Grenzen. In: PolisReflects, Jg. 3, Heft 1. Online unter: https://polisreflects.polis180.org/pub/4iygborh/release/1 ; Zugriff: 20.04.2025.
  • Twitter/X (o. J.): Kollektive Anmerkungen. Online unter: https://communitynotes.x.com/guide/de/about/introduction ; Zugriff: 20.04.2025.
  • Twitter/X (2021): Introducing Birdwatch, a community-based approach to misinformation. Online unter: https://blog.x.com/en_us/topics/product/2021/introducing-birdwatch-a-community-based-approach-to-misinformation ; Zugriff: 05.05.2025.

Abbildungsverzeichnis

 

Zitiervorschlag

Freischlad, Marie (2025): Fact Checking. In: Diskursmonitor. Glossar zur strategischen Kommunikation in öffentlichen Diskursen. Hg. von der Forschungsgruppe Diskursmonitor und Diskursintervention. Veröffentlicht am 12.05.2025. Online unter: https://diskursmonitor.de/glossar/fact-checking.

 

DiskursGlossar

Grundbegriffe

Kontextualisieren

Kontextualisieren wird im allgemeineren bildungssprachlichen Begriffsgebrauch verwendet, um das Einordnen von etwas oder jemandem in einen bestimmten Zusammenhang zu bezeichnen.

Narrativ

Mit der diskursanalytischen Kategorie des Narrativs werden Vorstellungen von komplexen Denk- und Handlungsstrukturen erfasst. Narrative in diesem Sinne gehören wie Schlagwörter, Metaphern und Topoi zu den Grundkategorien der Analyse von Diskursen.

Argumentation

Argumentation bezeichnet jene sprachliche Tätigkeit, in der man sich mithilfe von Gründen darum bemüht, die Richtigkeit einer Antwort auf eine bestimmte Frage zu erweisen. Das kann in ganz verschiedenen Situationen und Bereichen nötig sein, namentlich um eine poli-tische, wissenschaftliche, rechtliche, unternehmerische oder private Angelegenheit zu klären.

Hegemonie

Wie der britische Politikwissenschaftler Perry Anderson 2018 in einer umfassenden, historisch weit ausgreifenden Studie zum Gebrauch des Begriffs Hegemonie und seinen Konjunkturen beschreibt, liegen die historischen Wurzeln des Begriffs im Griechischen, als Bezeichnung für Führung (eines Staatswesens) mit Anteilen von Konsens.

Diskurskompetenz

Im engeren, linguistischen Sinn bezeichnet Diskurskompetenz die individuelle sprachlich-kommunikative Fähigkeit, längere zusammenhängende sprachliche Äußerungen wie Erzählungen, Erklärungen, Argumentationen zu formulieren und zu verstehen.

Agenda Setting

Rassistisch motivierte Gewalt, Zerstörung des Regenwaldes, Gender pay gap: Damit politische Institutionen solche Probleme bearbeiten, müssen sie erst als Probleme erkannt und auf die politische Tagesordnung (Agenda) gesetzt werden. Agenda Setting wird in Kommunikations- und Politikwissenschaft als eine Form strategischer Kommunikation beschrieben, mithilfe derer Themen öffentlich Gehör verschafft und politischer Druck erzeugt werden kann.

Medien

Die Begriffe Medien/Massenmedien bezeichnen diverse Mittel zur Verbreitung von Informationen und Unterhaltung sowie von Bildungsinhalten. Medien schaffen damit eine wesentliche Grundlage für Meinungsbildung und Meinungsaustausch.

Macht

Macht ist die Fähigkeit, Verhalten oder Denken von Personen zu beeinflussen. Sie ist Bestandteil sozialer Beziehungen, ist an Kommunikation gebunden und konkretisiert sich situationsabhängig. Alle expliziten und impliziten Regeln, Normen, Kräfteverhältnisse und Wissensformationen können aus diskursanalytischer Perspektive als Machtstrukturen verstanden werden, die Einfluss auf Wahrheitsansprüche und (Sprach)Handlungen in einer Gesellschaft oder Gruppe nehmen.

Metapher

In der politischen Berichterstattung ist oft davon die Rede, dass eine bestimmte Partei einen Gesetzesentwurf blockiert. Weil das Wort in diesem Zusammenhang so konventionell ist, kann man leicht übersehen, dass es sich dabei um eine Metapher handelt.

Normalismus

Normalismus ist der zentrale Fachbegriff für die Diskurstheorie des Literaturwissenschaftlers Jürgen Link. Die Normalismus-Theorie fragt danach, wie sich Vorstellungen von ‚Normalität‘ und ‚Anormalität‘ als Leit- und Ordnungskategorien moderner Gesellschaften herausgebildet haben.

Techniken

Distanzieren

Distanzieren bezeichnet die Abgrenzung eines individuellen oder organisationalen Akteurs von einem anderen Akteur. Eine Distanzierung kann kommunikativ oder operativ vollzogen werden, d. h. die Abgrenzung findet verbal oder unter Aufkündigung eines Arbeitsverhältnisses statt.

Kontaktschuld-Topos

« Zurück zur ArtikelübersichtKontaktschuld-Topos Kategorie: TechnikenVerwandte Ausdrücke: Assoziationsschuld, Applaus von falscher Seite, ad hominem, Guilt by AssociationSiehe auch: Verschwörungstheorie, Moralisierung, Freund-Feind-Begriffe, Topos, Opfer-ToposAutoren:...

Schlagbilder

Der Terminus Schlagbild bezeichnet mehr oder weniger inszenierte Bilder. Ihre Bedeutung beruht nicht nur auf ihren sichtbaren (ikonischen) Formen, sondern vielmehr auf den symbolischen Inhalten, die sich durch vielfache mediale Wiederholung und Konventionen gefestigt haben.

Invektivität / Metainvektivität

Invektivität ist ein Überbegriff für den Phänomenbereich der Herabsetzung und Ausschließung mittels symbolischer Praktiken. In Invektiven (z.B. Spott, Beleidigung, sprachliche Aggression, Diskriminierung, Hassrede) werden Einzelnen oder Gruppen marginalisierte oder niedrige soziale Positionen zugeschrieben, Zugehörigkeiten zu Gemeinschaften abgesprochen oder Identitäten negiert.

Parole

Die Parole ist ein kleines, potentes sprachliches Werkzeug, das in der politischen Kommunikation unerlässlich ist und zweckgebunden in politischen Mobilisierungen eingesetzt wird.

Komposita

. In der politischen Rhetorik tragen Komposita zur Prägnanz und Emotionalität von Botschaften bei, indem sie komplexe Sachverhalte und politische Themen in zentralen Begriffen bündeln, in griffige Schlagworte packen und diese für den gesellschaftlichen Diskurs zur Verfügung stellen (zum Beispiel Krisenmodus, Zeitenwende oder Rückführungspatenschaften).

Nicht-Entschuldigen / Nonpology

Mit der Nicht-Entschuldigung verfolgen Diskursakteure verschiedene Ziele: sie wollen Ablenken von der eigenen Schuld, erhoffen sich eine Reputationsverbesserung durch vorgespielte Reue oder wollen (andere) negative Konsequenzen abwenden und sich in der Öffentlichkeit positiv als fehlereinsichtig und selbstkritisch darstellen.

Liken

Die eigentliche Funktion des Likens geht jedoch über das Signalisieren von Zustimmung hinaus und ist konstitutiv für das Funktionieren sozialer Medienplattformen und das Aushandeln von verschiedenen Formen der Sozialität auf diesen.

Hashtag

Mit dem Begriff Hashtag wird auf eine kommunikative Technik der spontanen Verschlagwortung und Inde-xierung von Postings in der Internetkommunikation verwiesen, bei der Sprache und Medientechnik sinnstif-tend zusammenwirken. Der Gebrauch von Hashtags hat eine diskursbündelnde Funktion: Er ermöglicht es, Inhalte zu kategorisieren (#Linguistik, #Bundestag), such- und auffindbar zu machen (#Bundestags-wahl2025), aber auch zu bewerten (#nicetohave) und zu kontextualisieren (#Niewiederistjetzt).

Diminutiv

Auch in Politik, Wirtschaft, Presse und Werbung werden Diminutiv-Formen zu rhetorischen Zwecken eingesetzt, um etwa emotionale Nähe zu konstruieren (unser Ländle), eine Person abzuwerten (die ist auch so ein Schätzchen), einen als ‚riskant‘ geltenden Sachverhalt zu ‚verharmlosen‘ (ein Bierchen) oder eine ‚Sachverhaltsbanalisierung‘ zurückzuweisen (Ihre ‚Demonstratiönchen‘).

Schlagwörter

Radikalisierung

Das Adjektiv radikal ist ein mehrdeutiges Wort, das ohne spezifischen Kontext wertneutral gebraucht wird. Sprachhistorisch bezeichnete es etwas ‚tief Verwurzeltes‘ oder ‚Grundlegendes‘. Dementsprechend ist radikales Handeln auf die Ursache von etwas gerichtet, indem es beispielsweise zugrundeliegende Systeme, Strukturen oder Einstellungen infrage stellt und zu ändern sucht.

Bürokratie

Bürokratie ist ein Begriff, der im Rahmen aktueller strategischer Kommunikation ein dicht besetztes, polarisiertes Feld korrespondierender Ausdrücke öffnet. Neben den direkten Ab-leitungen Bürokratisierung, Bürokratismus und Komposita, als wichtigstes Bürokratieabbau, gehören dazu vor allem Flexibilisierung, Privatisierung, Deregulierung.

Politisch korrekt / Politische Korrektheit

Der Ausdruck politisch korrekt / Politische Korrektheit und die amerikanischen Vorbilder politically correct /P.C. / Political Correctness (Gegenteile, etwa politisch unkorrekt etc., sind mitzudenken) repräsentieren ein seit den frühen Neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts populäres Deutungsmuster, mit dem weltanschauliche, ästhetische und politische Konflikte berichtet/bewertet werden, meist zuungunsten der als politisch korrekt bezeichneten Positionen, denen man eine überzogene, sowohl lächerliche als auch gefährliche Moralisierung unterstellt.

Kipppunkt

Als öffentliches Schlagwort ist Kipppunkt Teil eines Argumentationsmusters: es behauptet ein ‚Herannahen und baldiges Überschreiten einer unumkehrbaren Sachverhaltsänderung, die fatale bzw. dystopische Folgeschäden auslöst, wenn nicht umgehend bestimmte Maßnahmen eingeleitet oder unterlassen werden.‘

Verfassung

Die Verfassung eines Landes (in Deutschland das Grundgesetz von 1949) steht für die höchste und letzte normative und Legitimität setzende Instanz einer staatlichen Rechtsordnung. In der offiziellen Version demokratischer Selbstbeschreibung ist es das Volk selbst, das sich in einem rituellen Gründungsakt eine Verfassung gibt.

Toxizität / das Toxische

Es ist nicht immer ganz eindeutig bestimmbar, was gemeint wird, wenn etwas als toxisch bezeichnet wird. Zeigen lässt sich zwar, dass sich die Bedeutung von ‚giftig‘ hin zu ‚schädlich‘ erweitert hat, doch die Umstände, unter denen etwas für jemanden toxisch, d. h. schädlich ist, müssen aus der diskursiven Situation heraus erschlossen werden.

Zivilgesellschaft

Im gegenwärtigen deutschen Sprachgebrauch werden so heterogene Organisationen, Bewegungen und Initiativen wie ADAC und Gewerkschaften, Trachtenvereine und Verbraucherschutzorganisationen, Umweltorganisationen und religiöse Gemeinschaften zur Zivilgesellschaft gezählt.

Demokratie

Der Ausdruck Demokratie dient häufig zur Bezeichnung einer (parlamentarischen) Staatsform und suggeriert die mögliche Beteiligung aller an den Öffentlichen Angelegenheiten. Dabei ist seine Bedeutung weniger eindeutig als es den Anschein hat.

Plagiat/Plagiarismus

Plagiarismus ist ein Begriff, der sich im öffentlichen Diskurs gegen Personen oder Produkte richten kann, um diese in zuweilen skandalisierender Absicht einer Praxis unerlaubter intermedialer Bezugnahme zu bezichtigen. Die Illegitimität dieser Praxis wird oft mit vermeintlichen moralischen Verfehlungen in Verbindung gebracht.

Fake News

Fake News wird als Schlagwort im Kampf um Macht und Deutungshoheit in politischen Auseinandersetzungen verwendet, in denen sich die jeweiligen politischen Gegenspieler und ihre Anhänger wechselseitig der Lüge und der Verbreitung von Falschnachrichten zum Zweck der Manipulation der öffentlichen Meinung und der Bevölkerung bezichtigen.

Verschiebungen

Versicherheitlichung

In akademischen Kontexten wird Versicherheitlichung in Abgrenzung zu einem naiv-realistischen Sicherheitsverständnis verwendet. Dieses betrachtet Sicherheit als einen universell erstrebenswerten und objektiv feststellbaren Zustand, dessen Abwesenheit auf das Handeln von Akteuren zurückzuführen ist, die feindselig, kriminell, unverantwortlich oder zumindest fahrlässig agieren.

Ökonomisierung

Ökonomisierung wird in gegenwärtigen Diskursen in der Regel zur Bezeichnung von Prozessen verwendet, in denen die spezifisch wirtschaftlichen Funktions-Elemente wie Markt, Wettbewerb/Konkurrenz, Kosten-Nutzen-Kalküle, Effizienz, Gewinnorientierung in Bereiche übertragen werden, die zuvor teilweise oder ganz nach anderen Leitkriterien ausgerichtet waren

Moralisierung

Moralisierung verlagert Macht- und Interessenkonflikte in die Sphäre der Kommunikation von Achtung / Missachtung. Sie reduziert Ambivalenz zugunsten einer Polarisierung von gut und böse.

Konstellationen

Partizipatorischer Diskurs

Partizipation ist mittlerweile von der Forderung benachteiligter Personen und Gruppen nach mehr Beteiligung in der demokratischen Gesellschaft zu einem Begriff der Institutionen selbst geworden: Kein Programm, keine Bewilligung mehr, ohne dass bestimmte Gruppen oder Personen dazu aufgefordert werden, für (mehr) Partizipation zu sorgen.

Skandal

Die Diskurskonstellation des Skandals zeichnet sich durch eine in den Medien aufgegriffene (bzw. durch sie erst hervorgerufene) empörte Reaktion eines erheblichen Teils der Bevölkerung auf einen tatsächlichen oder vermeintlichen Missstand aus. Die schuldhafte Verursachung dieses Missstandes wird dabei einem gesellschaftlichen Akteur zugeschrieben, dessen Handeln als ‚unmoralisch‘ gedeutet wird.

DiskursReview

Review-Artikel

Beobachtung zum Begriff „Diplomatie“ beim Thema Ukraine im Europäischen Parlament

Von EU-Vertretern waren zur Ukraine seit 2022 vor allem Aussagen zu hören, die sich unter dem Motto „as long as it takes“ beziehungsweise „so lange wie nötig“ für die Erweiterung der militärischen Ausstattung und der Verlängerung des Krieges aussprachen. Vorschläge oder Vorstöße auf dem Gebiet der „Diplomatie“ im Sinne von ‚Verhandeln (mit Worten) zwischen Konfliktparteien‘ gab es dagegen wenige, obwohl die klare Mehrheit von Kriegen mit Diplomatie beendet wurden (vgl. z.B. Wallensteen 2015: 142)

Die Macht der Worte 4/4: So geht kultivierter Streit

DiskursReview Die Macht der Worte (4/4):So geht kultivierter Streit Begleittext zum Podcast im Deutschlandfunk (1) Wörter als Waffen (2) Freund-Feind-Begriffe (3) Sprachliche Denkschablonen (4) So geht kultivierter StreitEin Text vonvon Friedemann VogelVersion: 1.0 /...

Die Macht der Worte 3/4: Sprachliche Denkschablonen

DiskursReview Die Macht der Worte (3/4):Sprachliche Denkschablonen Begleittext zum Podcast im Deutschlandfunk (1) Wörter als Waffen (2) Freund-Feind-Begriffe (3) Sprachliche Denkschablonen (4) So geht kultivierter StreitEin Text vonvon Friedemann VogelVersion: 1.0 /...

Die Macht der Worte 2/4: Freund-Feind-Begriffe

DiskursReview Die Macht der Worte (2/4): Freund-Feind-Begriffe Begleittext zum Podcast im Deutschlandfunk (1) Wörter als Waffen (2) Freund-Feind-Begriffe (3) Sprachliche Denkschablonen (4) So geht kultivierter StreitEin Text vonvon Friedemann VogelVersion: 1.0 /...

Die Macht der Worte 1/4: Wörter als Waffen

DiskursReviewDie Macht der Worte (1/4): Wörter als Waffen Begleittext zum Podcast im Deutschlandfunk (1) Wörter als Waffen (2) Freund-Feind-Begriffe (3) Sprachliche Denkschablonen (4) So geht kultivierter StreitEin Text vonvon Friedemann VogelVersion: 1.0 / 06.03.2025...

Relativieren – kontextualisieren – differenzieren

Die drei Handlungsverben relativieren, kontextualisieren, differenzieren haben gemein, dass sie sowohl in Fachdiskursen als auch im mediopolitischen Interdiskurs gebraucht werden. In Fachdiskursen stehen sie unter anderem für Praktiken, die das Kerngeschäft wissenschaftlichen Arbeitens ausmachen: analytische Gegenstände miteinander in Beziehung zu setzen, einzuordnen, zu typisieren und zugleich Unterschiede zu erkennen und zu benennen.