
DiskursGlossar
Politische Aktion
Kategorie: Grundbegriffe
Verwandte Ausdrücke: Handeln, Intervention, Engagement, Protest, Aktivismus
Siehe auch: Agenda Setting, Aufopferungs-Topos, Demokratie, Gewaltaufruf, Guerillakommunikation, Inszenierung, Kampagne, Macht, Parole, Politische Bildung, Protest, Shitstorm
Autor: Sven Rößler
Version: 1.0 / Datum: 09.11.2025
Kurzzusammenfassung
Politische Aktionen versuchen, Überzeugungen in Fragen des Zusammenlebens durch in der Regel öffentlichkeitswirksame Handlungen anschaulich werden zu lassen. Sie zielen entweder direkt auf einzelne Entscheidungen (Deutsche Wohnen enteignen!; AfD-Verbot jetzt!) oder sollen auf institutionelle (#IchBinHanna) oder gesellschaftliche Grundhaltungen einwirken (#MeToo, #BLM). Eine Politische Aktion kann sich individuell – vom SocialMedia-Kommentar übers Sprayen bis zur Selbstverbrennung – oder kollektiv (Petition, Blockade), synchron (Demonstration) oder als Kampagne vollziehen.
Diese Praktiken wirken zugleich als Erfahrung zurück auf die Akteur:innen („Es hat sich gut/schlecht angefühlt.“/„Und dann hat die Polizei Tränengas eingesetzt, obwohl wir gar nichts gemacht haben!“). Sie stellen also eine bildsame politische Urteils- wie Handlungsform dar: Welche Demosprüche werden skandiert und was bedeuten sie? Was und wen adressieren warum Flugblätter? Welche sprachlichen/Kleidungs-Codes werden in den Szenen verwendet? Wie ist der Rechtsrahmen z. B. zivilen Ungehorsams? Welche Widerstände erlebe ich, wo und von wem Solidarisierung?
Als symbolische Ressource erfüllt die Praktik der Politischen Aktion neben diskursiven Funktionen des Agenda Settings („Meine Sicht auf die Dinge soll wahr-/ernstgenommen werden!“) ebenfalls – und stets ambivalente – subjektive Funktionen wie Vergewisserung („Andere sehen es genauso wie ich!“) oder auch soziale des Prestiges oder der Abgrenzung („Also ich habe ja daran teilgenommen/Mir ist es ein Anliegen – und was machst du eigentlich dafür/dagegen?“).
Erweiterte Begriffsklärung
Zu den offensichtlichen strategischen und organisatorischen Klärungsbedarfen, die sich in (der Vorbereitung von) Politischen Aktionen ergeben, lässt sich leicht eine unüberschaubare Vielzahl von Tutorials, Handreichungen und Ratgebern bei jenen zivilgesellschaftlichen Organisationen und Zusammenhängen finden, für deren eigene politische Praxis sie wesentlich sind (vgl. bpsw.: Schmitt et al. o. J.). Im Folgenden soll daher vor allem auf die eher untergründig wirksamen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen hingewiesen werden, aus denen Politische Aktionen hervorgehen und die daher auch dann in ihnen relevant werden, wenn sie nicht von den Akteur:innen intendiert oder diesen bewusst sind:
Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde in Wissenschaft und Gesellschaft unter dem Schlagwort Politikverdrossenheit noch darum gerungen, inwiefern sich insbesondere ‚junge Menschen‘ nun von der Verantwortung für das demokratische Gemeinwesen selbst distanzieren („Leider gar keine Lust!“) oder sich lediglich von traditionelleren Formen der Mitgestaltung – einer Parteimitgliedschaft etwa – weniger angesprochen fühlen. Heute hat die Normalisierung ‚historischer‘ Zäsuren – eine ‚Zeitenwende‘ folgt auf die nächste – sowohl die subjektive Erfahrung von Ohnmacht („Was kann ich als Einzelne:r schon gegen den Klimawandel/einen imperialistischen Angriffskrieg/die gesellschaftliche Verrohung tun?“) verallgemeinert wie aber auch in breiteren Bevölkerungsteilen das Bedürfnis und die Bereitschaft geweckt, einem Ausgeliefertsein entgegenzutreten („Jetzt muss auch ich mich engagieren!“). Selbst die politischen Parteien berichten nach Ereignissen wie dem Scheitern der Ampel-Koalition im Herbst 2024 oder den investigativen Recherchen zu rechtsextremistischen ‚Remigrations‘-Phantasien wieder von Eintrittswellen.
Solche gut beschreibbaren Oberflächenphänomene gründen tief in den gesellschaftlichen Verhältnissen, deren Verständnis zugleich verstellt ist vom Umstand, dass sie uns alle betreffen, wenn auch nicht gleichermaßen. Durch einen Perspektivenwechsel können wir uns zumindest zeitweise von dieser eigenen Unmittelbarkeit distanzieren. Das ist – ganz praktisch – der Sinn von Theorie; und eine durch ‚Theorie‘ informierte Einordnung insofern auch Gelingensbedingung von ‚Aktion‘, zumal einer politischen.
In der Spätmoderne verdichten sich die im Kern immer gewaltförmigen Widersprüche der bürgerlichen Gesellschaft tatsächlich objektiv zur „katastrophischen Krise“ (Demirović 2022: 40). Auch in den globalen Zentren können beispielsweise Umweltzerstörung und Ausbeutung nicht mehr durch Auslagerung in Randbereiche oder eine unbestimmte Zukunft abgeschwächt werden. In solchen Situationen gewinnen Politische Aktionen an Bedeutung: Ihr intervenierender Charakter unterbricht oder irritiert das Alltägliche. Im Anschluss an radikaldemokratische Einsichten sind sie in der „Offenlegung des Dissens als Anwesenheit von zwei Welten in einer“ (Rancière 2018: 35) als Handlungen bereits der Form nach wesentlich ‚politisch‘, weil sie Alternativen zum Bestehenden aufzeigen, das eben nicht „so ist, wie es ist“, sondern Folge von Entscheidungen, die auch anders getroffen hätten werden können. Dagegen wird
[i]nformellen und selbstgesteuerten Formen gesellschaftlicher Mitgestaltung […] vom etablierten politischen Feld vielfach die Legitimation abgesprochen. Damit steht nicht das politische Subjekt, sondern eine stimmlose Masse des Wahlvolkes im Fokus von Partizipationsprozessen. […] Politische Partizipation im Konzept ‚Bürgerschaftliche[n] [sic] Engagements‘ stellt sich so als ein Handeln der Bürger in verfassten und damit kontrollierbaren Formen dar, das durch seine ‚Aktivität‘ nur vorgibt dem jeweils Einzelnen politische Handlungsspielräume zu bieten. Damit wird eine Schließung des etablierten politischen Feldes vollzogen und politische Partizipation erschwert oder gar verhindert statt erleichtert. (Trumann 2013: 10, 12)
Wenn aber das gewohnte und in der Alltagserfahrung erworbene Verständnis des ‚Politischen‘ gar nicht ‚politisch‘ ist, bleibt dies nicht folgenlos, wo Politik ‚gemacht‘ wird: Der weltweite Siegeszug einer antiliberalen Internationalen des (prä-)faschistisch Autoritären bestätigt eindrucksvoll den durch Colin Crouch (2008) in den Nullerjahren popularisierten Befund einer „Postdemokratie“. Die Sorge vor einer unvermittelten Herrschaft der ‚Vielen‘ lässt sich daher nur allzu gut begründen: Gerade in der Bundesrepublik schlägt sie historisch wie gegenwärtig immer wieder identitäts- also antipolitisch ins Völkische („Deutschland den Deutschen!“) um – ein Hauptargument auch in der Einschätzung der AfD als gesichert rechtsextrem. Das von dieser als ‚Pass-Deutsche‘ denunzierte tatsächlich politische ‚Volk‘ als Souverän der Demokratie hingegen wird eben nicht irgendwie ethnisch, sondern bloß formal, nämlich über die (staats-)bürgerliche Zugehörigkeit zum Gemeinwesen bestimmt.
Wird Menschen allerdings als vermeintlich ‚Anderen‘ diese Zugehörigkeit kategorisch abgesprochen aufgrund von abstrakt zugeschriebenen Eigenschaften statt durch ihr konkretes Handeln, das sie selbst verantworten können, ist letztlich die demokratische Gleichheit überhaupt infrage gestellt. Die entschiedene Zurückweisung solcher Essenzialisierung ist dabei nicht nur vernünftigerweise die erste Voraussetzung für einen zivilen Umgang miteinander, sondern letztlich auch bitterste Konsequenz aus der Erfahrung des Zivilisationsbruchs im singulären nationalsozialistischen Genozid. Dass dieser wirklich stattgefunden hat, zeugt von der realen Möglichkeit – und den Folgen – der Erosion politischer Urteilskraft.
Demokratie ist also gleichzeitig sowohl formal (in ihren Verfahren) wie durch das Gegenteil, nämlich inhaltlich (in ihren Entscheidungen) bestimmt. Um sich in dieser eigentümlichen Dialektik orientieren und angeben zu können, inwiefern je konkret etwas unter das eine oder das andere Kriterium fällt, bedarf es gerade jener Urteilskraft, die daher auch nicht einfach durch vermeintlich eindeutige Regeln oder Definitionen ersetzt werden kann – solche Uneindeutigkeit ist vielmehr Teil der notwendigen Zumutung von Demokratie.
Hannah Arendt (vgl. 2000: 657–725) erkennt im Verlust von politischer Urteilskraft, wie er sich auch im entpolitisierten Alltag (siehe oben) zeigt, das wesentliche Merkmal einer Krise der Moderne im historischen Übergang einer an kollektiv verbindenden Interessen orientierten Klassen- zur Massengesellschaft, in welcher nur vermeintlich individuelle Lebensstile kulturell diffundieren – die grundlegenden strukturellen Widersprüche jedoch trotzdem weiter fortbestehen. Unbeschadet der konstitutiven Pluralität der Menschen führt dies politisch dann zu jener Vereinzelung, in deren Einsamkeit kein mit anderen aushandelbares Urteilen in den gemeinsamen Angelegenheiten mehr möglich ist:
Wo […] alles Tun im Sinne von Aufbauen nutzlose Mühe wäre – es erinnert sich später ohnehin keiner daran –, bleibt dem Einzelnen, der sich verewigen will, nur das Vernichten. (Pohrt 2000: 211)
Auch symbolische Gewaltakte, nicht nur eines Massenmörders wie Anders Breivik oder in der Bundesrepublik die Anschläge von Halle (2019) oder Hanau (2020) in dessen Nachfolge, sind eben keine ‚Einzeltaten‘. Es sind Varianten Politischer Aktion in der Gestalt ‚stochastischen Terrors‘ (vgl. Mason 2021: 31–60): Wenn ein Diskurs (z. B. über ‚Migration‘ als ‚Mutter aller Probleme‘) das gesellschaftliche Klima nur hinreichend dominiert, findet sich auch immer jemand, die oder der bereit ist, in den (Aktions-)Formen weiterzugehen als diejenigen, auf deren prinzipielle Zustimmung in der Sache dabei vertraut wird.
Entsprechend verwundert kaum die Wiederkehr des nihilistisch enthemmten ‚Spießers‘ im Typus des ‚regressive[n] Rebellen‘ (vgl. Nachtwey/Heumann 2019), des Kleinbürgertums, das auch schon im Nationalsozialismus die soziale Massenbasis bildete, etwa einer ‚Jana aus Kassel‘, die sich auf einer verschwörungsmythologischen Versammlung wie Sophie Scholl ‚fühlt‘ (vgl. Burghardt 2020) und damit ebenso zur Politischen Aktion übergeht wie jene Bewegungen, auf denen die zunehmend verzweifelte Hoffnung einer sozial-ökologischen Transformation wirklich beruhen muss im Angesicht des menschengemachten Klimawandels. Solche widersprüchliche Gleichzeitigkeit von Fortschritt und Regression ist typisch für ‚das Politische‘, denn auch die autoritäre Sehnsucht nach dem imaginierten (volks-)gemeinschaftlichen ‚Glück‘ und vulgärer Libertarismus sind eine für tragfähige Antworten zwar untaugliche, aber eben doch verbreitete Form der Krisenbewältigung. Ein genauso untauglicher strategischer Umgang institutioneller politischer Akteur:innen mit den sich verschärfenden Verteilungskonflikten besteht oft in der immer aufwendigeren Inszenierung einer ‚Normalität‘, die letztlich ein verheerendes ‚Weiter so!‘ nur noch mehr befeuert.
Der Verlust an Vertrauen in die Fähigkeit des Politischen Systems und seiner gesellschaftlichen Funktionseliten zur Lösung existenzieller Probleme zeigt sich auf vielen Ebenen: Sei es als radikalisierter Irrationalismus in Form affektmobilisierter Entwurzelung („Corona-Diktatur!!1!elf“), die an den unvernünftigen Verhältnissen gleichwohl nicht rührt, oder als die gelegentlich ins wissenschaftsgläubige Gegenteil („Warum macht ‚die Politik‘ nicht, was ‚die Wissenschaft‘ sagt?“) oder ins Moralische („wir, ‚die Guten‘“ vs. „‚die Bösen‘ da oben“) entgleitende, rationale Kritik daran. Dagegen bergen Politische Aktionen sowohl Möglichkeiten einer Erfahrung von Selbstwirksamkeit wie aber auch durch ihre Dringlichkeit zu rechtfertigende eher ‚schlichte‘ Erlebnisqualitäten:
Während der Friedensbewegung schon fiel Beobachtern auf, daß der ökologische, pazifistische und moralische Rigorismus des vermeintlich besseren Deutschlands in der Tradition von Weltherrschaftsansprüchen stand, die nur diesmal nicht unter Verweis auf die militärische Potenz oder den Bedarf an ‚Lebensraum‘, sondern auf geistige und moralische Überlegenheit angemeldet wurden. (Pohrt 2010: 103)
Kaum überraschend war insofern, dass während der Pandemie dennoch weiterhin als ‚links‘ oder ‚kritisch‘ missverstandene ‚alternative‘ und oft im Freizeit- oder Kulturbereich kultivierte Lebensstilversatzstücke aus Hedonismus und Homöopathie sich bruchlos anschlussfähig zeigten zu robust-völkischer ‚Freiheitsliebe‘. Es erklärt auch die Tragik der Metamorphosen einer auf den Schwingen des unerbittlichen medialen Diskurses und seiner personifizierenden Anrufungen zu Rechthaben und Empörung verdammten Greta Thunberg (vgl. Seidel 2024), die als bloßes ‚Token‘ sich mittlerweile völlig verselbstständigt hat gegenüber dem Anliegen, dem sie ihre Prominenz einst zweifelhaft ‚verdankte‘.
Die Spannungsverhältnisse, in denen Politische Aktionen intervenieren, prägen als epochale Pfadabhängigkeiten die informelle Selbstbildung der Beteiligten – und sind auch für intentionale Bildungsprozesse bedeutsam. Zu den Paradoxien des ja immer nur mit Anderen aushandelbaren Politischen gehört allerdings, dass es erst „[d]ie politische Beziehung ermöglicht […], das politische Subjekt zu denken, und nicht umgekehrt.“ (Rancière 2018: 7) Konventionelle Ansätze eher kognitiv-institutionenkundlicher Praxis hingegen unterstellen, dass die als zu Belehrende vorgestellten gesellschaftlichen Subjekte zunächst vorbereitend ertüchtigt werden müssten, bevor sie in politische Beziehungen treten könnten/dürften/sollten. Sie verkürzen ‚Mündigkeit‘ damit auf ihren Rechtssinn als ‚Berechtigung‘:
Wer immer sagt, die Schüler/-innen müssten erst einmal Wissen erwerben, bevor sie mit einem Konflikt konfrontiert werden sollten, traut der lernbewegenden Kraft von Konflikten nicht und belehrt die Schüler/-innen mit etwas, das häufig nicht ihrem Lerninteresse entspricht. Manchmal ist auch bei Lehramtsstudierenden zu beobachten, dass sie sich der inneren Dynamik einer Methode nicht überlassen, sondern an unpassender (weil für die Lernenden fremdbestimmter) Stelle den systematischen Wissenserwerb einflechten wollen, was den Lernprozess stört. Beim Konfliktansatz regiert der Konflikt die Unterrichtsreihe und provoziert den Wissenserwerb. (Reinhardt 2022: 83)
Nicht trotz, sondern gerade wegen ihrer Möglichkeiten des Scheiterns ist bildungstheoretisch als bleibende Herausforderung festzuhalten – und fachdidaktischen wie sachfremd institutionellen Einwänden zu entgegnen –: Erst in einer Politischen Aktion wird jene eigenlogische Beziehung als Erfahrungsgrund gestiftet, aus welcher politische Subjekte über ihre urwüchsige Vergesellschaftung hinaus notwendig nur hervorgehen können. Das ist, was einem emphatischen, also angemessenen Sinn von ‚Mündigkeit‘ entspricht.
Beispiele
(1) Grundsätzlich besteht in folgenlosen Ritualisierungen von Protestformen eine ganz praktische ‚Strategie‘ gegen Politische Aktionen. Das gilt nicht nur für Flashmobs als Happenings. Die Hilflosigkeit des resonanzarmen „öffentliche[n] Kundtun[s] seiner Meinung“ (Artikel „demonstrieren“ 2002: 188) ‚demonstriert‘ auch die Porosität von ‚Demonstrationen‘, wenn sie in den Innenstädten permanent von Konsument:innen wie in einem Hindernisparcours gleichgültig durchquert werden. Dagegen zeigt der eruptive Ausbruch von Gewalt gegen sogenannte ‚Klima-Kleber:innen‘ nicht nur, wie dünn der Firnis der Zivilisation wirklich ist, sondern eben auch, welche nur prekär von diesem verdeckten allgemeinen Gewaltverhältnisse hier zum Durchbruch geraten.
(2) Für die Politische Aktion von Rechtsextremist:innen fallen das typische Spiel mit der Widersinnigkeit (Schweigemarsch: Wir müssen reden, vgl. Zeit online 2020) und in sogenannten ‚Stillen Protesten‘ (vgl. mdr.de 2020) die metapolitische Befreiung von jeglichem Sinn bzw. konkretem inhaltlichen Anliegen auf. Da diese Formen Politischer Aktion sich wesentlich durch Diskursverweigerung auszeichnen, können Aktionsformen der Ironisierung ihres ‚heiligen Ernstes‘ – wie etwa der bekannte Spendenlauf „Nazis gegen Nazis“ in Wunsiedel 2014 (vgl. Röder 2024) – zumindest durch Erheiterung zivilgesellschaftliche Gegenkräfte ermutigen und verfasste normative Grundhaltungen eines demokratischen Gemeinwesens sozial attraktiver wirken lassen.
(3) Als historisches Beispiel für eine erfolgreiche Politische Aktion, die tatsächlich eine politische Aktion ist, kann wohl der Hungerstreik in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Dachau Ostern 1980 gelten. Er ist ein Meilenstein in der Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma (Zentralrat Deutscher Sinti und Roma o. J.). Durch die internationale mediale Begleitung konnten die nach dem nationalsozialistischen Völkermord anhaltende ‚Zweite Verfolgung‘ und (personelle) Kontinuitäten insbesondere in der polizeilichen Sondererfassung der autochthonen Minderheiten nicht mehr geleugnet werden. Der öffentlichen Druck hat schließlich überhaupt erst zur offiziellen Anerkennung des Völkermords geführt – 33 Jahre nach Gründung der Bundesrepublik!
Literatur
Zum Weiterlesen
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Friedrichs, Werner (2022): Schluss mit der Reinigungsarbeit – macht euch schmutzig! In: Möller, Lara; Lange, Dirk (Hg.). Intersektionalität in der Politischen Bildung. Entangled Citizens. Wiesbaden: Springer VS, S. 21–39.
-
Widmaier, Benedikt; Nonnenmacher, Frank (2011) (Hrsg.): Partizipation als Bildungsziel. Politische Aktion in der politischen Bildung. Frankfurt a. M.: Wochenschau Verlag.
Zitierte Literatur
- Arendt, Hannah [1951/1955] (2000): Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. Antisemitismus, Imperialismus, Totalitarismus. München: Piper.
- Artikel »demonstrieren« (2002). In: Kluge, Friedrich (Hrsg.): Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. Berlin: De Gruyter, S. 188 f.
- Burghardt, Peter (2020): „Ja, hallo, ich bin Jana aus Kassel“. Vorfall bei ‚Querdenken‘-Demo. Online unter: https://www.sueddeutsche.de/politik/hannover-sophie-scholl-querdenken-coronavirus-1.5123595 ; Zugriff: 16.09.2025.
- Crouch, Colin (2008): Postdemokratie. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
- Demirović, Alex (2022): Vielfachkrise und Katastrophe. In: LuXemburg. Gesellschaftsanalyse und linke Praxis, Nr. 3: »Kapitalozän«, S. 36–41.
- Mason, Paul (2021): Faschismus. Und wie man ihn stoppt. Berlin: Suhrkamp.
- mdr.de (20.07.2020): Corona-Proteste an der B96: Sehnsucht nach Kohl und Kaiserreich. Online unter: https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/bautzen/goerlitz-weisswasser-zittau/proteste-bundesstrasse-zittau-oderwitz-ebersbach-neugersdorf-100.html ; Zugriff: 16.09.2025.
- Nachtwey, Oliver; Heumann, Maurits (2019): Regressive Rebellen und autoritäre Innovatoren: Typen des neuen Autoritarismus. In: Dörre, Klaus; Rosa, Hartmut; Becker, Karina; Bose, Sophie; Seyd, Benjamin (Hrsg.): Große Transformation? Zur Zukunft moderner Gesellschaften. Sonderband des Berliner Journals für Soziologie. Wiesbaden: Springer VS, S. 435–453.
- Pohrt, Wolfgang [1997] (2000): Schluß. In: ders. (Hrsg.): Brothers in Crime. Die Menschen im Zeitalter ihrer Überflüssigkeit. Über die Herkunft von Gruppen, Cliquen, Banden, Rackets und Gangs. Berlin: Edition Tiamat, S. 198–215.
- Pohrt, Wolfgang [1982/1994] (2010): Der Täter als Bewährungshelfer. In: ders.: Gewalt und Politik. Ausgewählte Reden & Schriften 1979–1993. Herausgeben von Klaus Bittermann. Berlin: Edition Tiamat, S. 101–104.
- Rancière, Jacques (2018): Zehn Thesen zur Politik. Wien: Passagen.
- Reinhardt, Sibylle (2022): Politik-Didaktik. Handbuch für die Sekundarstufe I und II. Berlin: Cornelsen Scriptor.
- Röder, Christoph (11.11.2024): ‚Wunsiedel ist bunt‘: Jubiläum für unfreiwilligen Spendenlauf. Online unter: https://www.br.de/nachrichten/bayern/wunsiedel-ist-bunt-jubilaeum-fuer-unfreiwilligen-spendenlauf,UTpSqTW ; Zugriff: 16.09.2025.
- Schmitt, Eliu; Lösing, Sabine; Handtmann, Stephanie (o. J.): Aktions-Ratgeber für Attac-Gruppen. Frankfurt a. M.: Attac. Online unter: https://www.attac.de/archive/G8%20Heiligendamm/www.attac.de/heiligendamm07/media/download_gallery/kleiner_aktivist.pdf ; Zugriff: 16.09.2025.
- Seidel, Jörn (09.10.2024): ‚Gut‘ gegen ‚Böse‘: Wie Greta Thunberg gegen Israel kämpft. Online unter: https://www1.wdr.de/nachrichten/greta-thunberg-antisemitismus-100.html ; Zugriff: 16.09.2025.
- Trumann, Jana (2013): Lernen in Bewegung(en). Politische Partizipation und Bildung in Bürgerinitiativen. Bielefeld: Transcript.
- Zeit online (10.10.2020): Tausende demonstrieren schweigend gegen die Corona-Politik. Corona-Demonstration in Berlin. Online unter: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-10/corona-demonstration-berlin-schweigemarsch-rassismus-menschenrechte ; Zugriff: 19.08.2025.
- Zentralrat Deutscher Sinti und Roma (o. J.): Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma, verfügbar unter: https://zentralrat.sintiundroma.de/zentralrat/geschichte-der-organisation/ ; Zugriff: 16.09.2025.
Zitiervorschlag
Rößler, Sven (2025): Politische Aktion. In: Diskursmonitor. Glossar zur strategischen Kommunikation in öffentlichen Diskursen. Hg. von der Forschungsgruppe Diskursmonitor und Diskursintervention. Veröffentlicht am 09.11.2025. Online unter: https://diskursmonitor.de/glossar/politische-aktion/.
DiskursGlossar
Grundbegriffe
Diskurssemantische Verschiebung
Mit dem Begriff der diskurssemantischen Verschiebung wird in der Diskursforschung ein Wandel in der öffentlichen Sprache und Kommunikation verstanden, der auf mittel- oder län-gerfristige Veränderung des Denkens, Handelns und/oder Fühlens größerer Gesellschafts-gruppen hinweist.
Domäne
Der Begriff der Domäne ist aus der soziologisch orientierten Sprachforschung in die Diskursforschung übernommen worden. Hier wird der Begriff dafür verwendet, um Muster im Sprachgebrauch und kollektiven Denken von sozialen Gruppen nach situationsübergreifenden Tätigkeitsbereichen zu sortieren.
Positionieren
Positionieren ist Grundbestandteil menschlicher Kommunikation. Wann immer wir miteinander interagieren und kommunizieren, bringen wir uns selbst, andere und die Objekte, über die wir sprechen, in bestimmte Relationen zueinander.
Deutungsmuster
Unter einem Deutungsmuster wird die problem- und lösungsbezogene Interpretation gesellschaftlicher und politischer Tatbestände verstanden, die Aussicht auf Akzeptanz in sozialen Gruppen hat. Der Begriff des Deutungsmusters hat Ähnlichkeit mit den Begriffen der Theorie und Ideologie. Meist werden gesellschaftlich verbreitete Leitdeutungen, die oft mit Schlagwörtern und Argumentationsmustern einhergehen (wie Globalisierung, Kapitalismus, Leistungsgesellschaft, Chancengleichheit etc.) als Beispiele für Deutungsmuster genannt.
Sinnformel
‚Wer sind wir? Woher kommen, wo stehen und wohin gehen wir? Wozu leben wir?‘ Auf diese und ähnliche existentielle Fragen geben Sinnformeln kondensierte Antworten, die in privaten wie sozialen Situationen Halt und Argumenten in politischen und medialen Debatten einen sicheren Unterbau geben können.
Praktik
Eine Praktik ist ein spezifisches, situativ vollzogenes und sinnhaftes Bündel von körperlichen Verhaltensweisen, an dem mehrere Menschen und Dinge beteiligt sein können (z. B. Seufzen, um Frust auszudrücken, oder einen Beschwerdebrief schreiben, Fußballspielen).
Kontextualisieren
Kontextualisieren wird im allgemeineren bildungssprachlichen Begriffsgebrauch verwendet, um das Einordnen von etwas oder jemandem in einen bestimmten Zusammenhang zu bezeichnen.
Narrativ
Mit der diskursanalytischen Kategorie des Narrativs werden Vorstellungen von komplexen Denk- und Handlungsstrukturen erfasst. Narrative in diesem Sinne gehören wie Schlagwörter, Metaphern und Topoi zu den Grundkategorien der Analyse von Diskursen.
Argumentation
Argumentation bezeichnet jene sprachliche Tätigkeit, in der man sich mithilfe von Gründen darum bemüht, die Richtigkeit einer Antwort auf eine bestimmte Frage zu erweisen. Das kann in ganz verschiedenen Situationen und Bereichen nötig sein, namentlich um eine poli-tische, wissenschaftliche, rechtliche, unternehmerische oder private Angelegenheit zu klären.
Hegemonie
Wie der britische Politikwissenschaftler Perry Anderson 2018 in einer umfassenden, historisch weit ausgreifenden Studie zum Gebrauch des Begriffs Hegemonie und seinen Konjunkturen beschreibt, liegen die historischen Wurzeln des Begriffs im Griechischen, als Bezeichnung für Führung (eines Staatswesens) mit Anteilen von Konsens.
Techniken
Dogwhistle
Unter Dogwhistle wird in Teilen der Forschung eine doppeldeutige Äußerung verstanden, die eine offene und eine verdeckte Botschaft an jeweils eine Zuhörerschaft kommuniziert.
Boykottaufruf
Der Boykottaufruf ist eine Maßnahme, die darauf abzielt, ein Ziel, also meist eine Verhaltensänderung des Boykottierten, hervorzurufen, indem zu einem Abbruch etwa der wirtschaftlichen oder sozialen Beziehungen zu diesem aufgefordert wird.
Tabuisieren
Das Wort Tabuisierung bezeichnet die Praxis, etwas Unerwünschtes, Anstößiges oder Peinliches unsichtbar zu machen oder als nicht akzeptabel zu markieren. Das Tabuisierte gilt dann moralisch als unsagbar, unzeigbar oder unmachbar.
Aus dem Zusammenhang reißen
Das Aus-dem-Zusammenhang-Reißen gehört in den Funktionskreis der Redewiedergabe bzw. der Wiedergabe kommunikativer Ereignisse. Es kann (1) als intentionale argumentativ-polemische Strategie für ganz unterschiedliche diskursive Zielsetzungen von Akteuren genutzt werden, oder (2) es kann SprecherInnen und SchreiberInnen in unbeabsichtigter, fehlerhafter Weise unterlaufen.
Lobbying
Lobbying ist eine Form strategischer Kommunikation, die sich primär an Akteure in der Politik richtet. Beim Lobbying wird ein Bündel von kommunikativen Tätigkeiten mit dem Ziel eingesetzt, die Entscheidungen von Personen mit politischem Mandat oder den Entstehungsprozess von neuen Gesetzestexten interessengeleitet zu beeinflussen.
Karten
Karten dienen dazu, Raumausschnitte im Hinblick auf ausgewählte Charakteristika so darzustellen, dass die Informationen unmittelbar in ihrem Zusammenhang erfasst und gut kommuniziert werden können. Dazu ist es notwendig, Daten und Darstellungsweisen auszuwählen und komplexe und oft umkämpfte Prozesse der Wirklichkeit in einfachen Darstellungen zu fixieren.
Pressemitteilung
Pressemitteilungen sind standardisierte Mitteilungen von Organisationen, die sich an Journalist:innen und andere Multiplikator:innen richten. Sie dienen der offiziellen und zitierfähigen Informationsweitergabe und übernehmen zugleich strategische Funktionen in der öffentlichen Kommunikation und Meinungssteuerung.
Shitstorm
Der Begriff Shitstorm beschreibt eine relativ junge Diskurskonstellation, die seit den 2010er Jahren an Bedeutung gewonnen hat und gemeinhin als Online-Wutausbruch bezeichnet wer-den kann.
Tarnschrift
Als Tarnschrift bezeichnet man unter den Bedingungen von Zensur und Verfolgungsrisiko veröffentliche Texte, die insbesondere in der strategischen Kommunikation des NS-Widerstands eine zentrale Rolle spielten.
Ortsbenennung
Die Benennung von Orten dient in erster Linie dazu, den jeweiligen geografischen Ort zu lokalisieren und ihn zu identifizieren. Doch Ortsnamen besitzen eine soziale Dimension und spielen eine entscheidende Rolle bei der sprachlich-kulturellen Identitätskonstruktion.
Schlagwörter
Echokammer
Der Begriff der Echokammer steht in seiner heutigen Verwendung vor allem im Zusammenhang mit der Nutzung Sozialer Medien. Er verweist metaphorisch auf einen digitalen Kommunikations- und Resonanzraum, in dem Mediennutzer*innen lediglich Inhalten begegnen, die ihre eigenen, bereits bestehenden Ansichten bestätigen, während abweichende Perspektiven und Meinungen ausgeblendet bzw. abgelehnt werden.
Relativieren
Der Ausdruck relativieren besitzt zwei zentrale Bedeutungsvarianten: In bildungssprachlichen und wissenschaftlichen Kontexten bezeichnet er eine analytische Praxis, bei der Aussagen, Begriffe oder Phänomene durch Bezugnahme auf andere Sachverhalte eingeordnet, differen-ziert und in ihrer Geltung präzisiert werden.
Massendemokratie
Geprägt wurde der Begriff Massendemokratie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts von völkisch-konservativen Akteuren (prominent darunter Carl Schmitt 1926). Der Ausdruck Masse hatte damals bei den bürgerlichen Eliten eine rundum bedrohliche Assoziation.
Social Bots
Als Social Bots werden Computerprogramme bezeichnet, die in der Lage sind, in sozialen Medien Kommunikation menschlicher Nutzer*innen (teilweise) automatisiert nachzuahmen.
Kriegsmüdigkeit
Der Ausdruck Kriegsmüdigkeit bezeichnet die emotionale und physische Erschöpfung von Menschen, die einen Krieg erleben, sowie die gesellschaftliche und politische Ermüdung angesichts langanhaltender Konflikte. Er beschreibt den sinkenden Kampfeswillen bei Kriegsparteien und heute wird er auch für das wachsende Desinteresse an Kriegsthemen in Medien und Öffentlichkeit genutzt.
Woke
Der Ausdruck woke stammt aus dem afroamerikanischen Englisch und bezeichnete dort zunächst den Bewusstseinszustand der Aufgeklärtheit über die Verbreitung von rassistischen Vorurteilen und Diskriminierung unter Angehörigen ethnischer Minderheiten.
Identität
Unter Identität versteht man allgemein die Summe von Merkmalen, die Individuen oder sozialen Kollektiven – etwa Nationen, Organisationen oder sozialen Gruppen – als charakteristisch oder gar als angeboren zugeordnet werden.
Wohlstand
Unter Wohlstand sind verschiedene Leitbilder (regulative Ideen) zu verstehen, die allgemein den Menschen, vor allem aber den Beteiligten an politischen und wissenschaftlichen Diskursen (politisch Verantwortliche, Forschende unterschiedlicher Disziplinen usw.) eine Orientierung darüber geben sollen, was ein ‚gutes Leben‘ ausmacht.
Remigration
Der Begriff Remigration hat zwei Verwendungsweisen. Zum einen wird er politisch neutral verwendet, um die Rückkehrwanderung von Emigrant:innen in ihr Herkunftsland zu bezeichnen; die meisten Verwendungen beziehen sich heute jedoch auf Rechtsaußendiskurse, wo das Wort der euphemistischen Umschreibung einer aggressiven Politik dient, mit der nicht ethnisch deutsche Immigrant:innen und ihren Nachfahr:innen zur Ausreise bewegt oder gezwungen werden sollen.
Radikalisierung
Das Adjektiv radikal ist ein mehrdeutiges Wort, das ohne spezifischen Kontext wertneutral gebraucht wird. Sprachhistorisch bezeichnete es etwas ‚tief Verwurzeltes‘ oder ‚Grundlegendes‘. Dementsprechend ist radikales Handeln auf die Ursache von etwas gerichtet, indem es beispielsweise zugrundeliegende Systeme, Strukturen oder Einstellungen infrage stellt und zu ändern sucht.
Verschiebungen
Dehumanisierung
Mit Dehumanisierung bzw. Anthropomorphisierung werden solche kommunikativen Techniken und Praktiken bezeichnet, die Personen, Sachverhalten oder Gegenständen menschliche Eigenschaften ab- bzw. zusprechen. Dehumanisierung und Anthropomorphisierung können sowohl durch sprachliche Mittel als auch durch andere, z. B. bildliche, Zeichen vollzogen werden.
Kriminalisierung
Kriminalität meint ein Verhalten, das gegen ein Gesetz verstößt. Folglich bedeutet Kriminalisierung im engeren Sinne den Vorgang, durch den Verhalten ungesetzlich gemacht wird – indem Gesetze geschaffen werden.
Versicherheitlichung
In akademischen Kontexten wird Versicherheitlichung in Abgrenzung zu einem naiv-realistischen Sicherheitsverständnis verwendet. Dieses betrachtet Sicherheit als einen universell erstrebenswerten und objektiv feststellbaren Zustand, dessen Abwesenheit auf das Handeln von Akteuren zurückzuführen ist, die feindselig, kriminell, unverantwortlich oder zumindest fahrlässig agieren.
Ökonomisierung
Ökonomisierung wird in gegenwärtigen Diskursen in der Regel zur Bezeichnung von Prozessen verwendet, in denen die spezifisch wirtschaftlichen Funktions-Elemente wie Markt, Wettbewerb/Konkurrenz, Kosten-Nutzen-Kalküle, Effizienz, Gewinnorientierung in Bereiche übertragen werden, die zuvor teilweise oder ganz nach anderen Leitkriterien ausgerichtet waren
Moralisierung
Moralisierung verlagert Macht- und Interessenkonflikte in die Sphäre der Kommunikation von Achtung / Missachtung. Sie reduziert Ambivalenz zugunsten einer Polarisierung von gut und böse.
Konstellationen
Partizipatorischer Diskurs
Partizipation ist mittlerweile von der Forderung benachteiligter Personen und Gruppen nach mehr Beteiligung in der demokratischen Gesellschaft zu einem Begriff der Institutionen selbst geworden: Kein Programm, keine Bewilligung mehr, ohne dass bestimmte Gruppen oder Personen dazu aufgefordert werden, für (mehr) Partizipation zu sorgen.
Skandal
Die Diskurskonstellation des Skandals zeichnet sich durch eine in den Medien aufgegriffene (bzw. durch sie erst hervorgerufene) empörte Reaktion eines erheblichen Teils der Bevölkerung auf einen tatsächlichen oder vermeintlichen Missstand aus. Die schuldhafte Verursachung dieses Missstandes wird dabei einem gesellschaftlichen Akteur zugeschrieben, dessen Handeln als ‚unmoralisch‘ gedeutet wird.
DiskursReview
Review-Artikel
„Stadtbild“ – Eine gedankliche Chiffre im politischen Diskurs
Fragen Sie mal Ihre Töchter, was ich damit gemeint haben könnte, und wiederholte, er habe gar nichts zurückzunehmen und wolle an dieser Politik festhalten
Musk, Zuckerberg, Döpfner – Wie digitale Monopole die Demokratie bedrohen und wie könnte eine demokratische Alternative dazu aussehen?
Die Tech-Milliardäre Musk (Tesla, X,xAI) Zuckerberg (Meta), Bezos (Amazon) oder Pichai (Alphabet) sind nicht Spielball der Märkte, sondern umgekehrt sind die Märkte Spielball der Tech-Oligopolisten geworden.
Beobachtung zum Begriff „Diplomatie“ beim Thema Ukraine im Europäischen Parlament
Von EU-Vertretern waren zur Ukraine seit 2022 vor allem Aussagen zu hören, die sich unter dem Motto „as long as it takes“ beziehungsweise „so lange wie nötig“ für die Erweiterung der militärischen Ausstattung und der Verlängerung des Krieges aussprachen. Vorschläge oder Vorstöße auf dem Gebiet der „Diplomatie“ im Sinne von ‚Verhandeln (mit Worten) zwischen Konfliktparteien‘ gab es dagegen wenige, obwohl die klare Mehrheit von Kriegen mit Diplomatie beendet wurden (vgl. z.B. Wallensteen 2015: 142)
Die Macht der Worte 4/4: So geht kultivierter Streit
DiskursReview Die Macht der Worte (4/4):So geht kultivierter Streit Begleittext zum Podcast im Deutschlandfunk (1) Wörter als Waffen (2) Freund-Feind-Begriffe (3) Sprachliche Denkschablonen (4) So geht kultivierter StreitEin Text vonvon Friedemann VogelVersion: 1.0 /...
Die Macht der Worte 3/4: Sprachliche Denkschablonen
DiskursReview Die Macht der Worte (3/4):Sprachliche Denkschablonen Begleittext zum Podcast im Deutschlandfunk (1) Wörter als Waffen (2) Freund-Feind-Begriffe (3) Sprachliche Denkschablonen (4) So geht kultivierter StreitEin Text vonvon Friedemann VogelVersion: 1.0 /...
Die Macht der Worte 2/4: Freund-Feind-Begriffe
DiskursReview Die Macht der Worte (2/4): Freund-Feind-Begriffe Begleittext zum Podcast im Deutschlandfunk (1) Wörter als Waffen (2) Freund-Feind-Begriffe (3) Sprachliche Denkschablonen (4) So geht kultivierter StreitEin Text vonvon Friedemann VogelVersion: 1.0 /...
Die Macht der Worte 1/4: Wörter als Waffen
DiskursReviewDie Macht der Worte (1/4): Wörter als Waffen Begleittext zum Podcast im Deutschlandfunk (1) Wörter als Waffen (2) Freund-Feind-Begriffe (3) Sprachliche Denkschablonen (4) So geht kultivierter StreitEin Text vonvon Friedemann VogelVersion: 1.0 / 06.03.2025...
Relativieren – kontextualisieren – differenzieren
Die drei Handlungsverben relativieren, kontextualisieren, differenzieren haben gemein, dass sie sowohl in Fachdiskursen als auch im mediopolitischen Interdiskurs gebraucht werden. In Fachdiskursen stehen sie unter anderem für Praktiken, die das Kerngeschäft wissenschaftlichen Arbeitens ausmachen: analytische Gegenstände miteinander in Beziehung zu setzen, einzuordnen, zu typisieren und zugleich Unterschiede zu erkennen und zu benennen.
Wehrhafte Demokratie: Vom Wirtschaftskrieg zur Kriegswirtschaft
Weitgehend ohne Öffentlichkeit und situiert in rechtlichen Grauzonen findet derzeit die Militarisierung der ursprünglich als „Friedensprojekt“ gedachten EU statt.
Tagung 2025: „Das geht zu weit!“ Sprachlich-kommunikative Strategien der Legitimierung und Delegitimierung von Protest in öffentlichen, medialen und politischen Diskursen
„Das geht zu weit!“ Sprachlich-kommunikative Strategien der Legitimierung undDelegitimierung von Protest in öffentlichen, medialen und politischen Diskursen Tagung der Forschungsgruppe Diskursmonitor Tagung: 04. bis 5. Juni 2025 | Ort: Freie Universität Berlin...