DiskursGlossar

Kommunikationsverweigerung

Kategorie: Techniken
Verwandte AusdrĂŒcke: Ghosting, Kontaktabbruch, Kommunikationsabbruch
Siehe auch: Medien, Mediale Kontrolle, Shadowban, Blocken, Hashtag
Autor/in: Steffen KrÀmer und Isabell Otto
Version: 1.0 / Datum: 13.03.2024

Kurzzusammenfassung

Unter dem Begriff Kommunikationsverweigerung lĂ€sst sich ein BĂŒndel von Praktiken und Strategien fassen, die den kommunikativen Austausch zu erschweren oder zu verhindern suchen. Die Verweigerung von Kommunikation findet sich in verschiedenen Kontexten und aus unterschiedlichen Motivationen: Wir treffen sie in der Interaktion zwischen Fremden an, wo die Verweigerung mit vergleichsweise geringen Kosten verbunden ist – etwa, wenn ein*e FußgĂ€nger*in Ansprachen an InfostĂ€nden nicht erwidert. Kommunikationsverweigerung findet sich in der Beziehung zwischen Kund*innen und Unternehmen – wenn E-Mails mit der Aufforderung verschickt werden, nicht (direkt) auf sie zu antworten. Sie ist auch in der Interaktion zwischen Partner*innen anzutreffen – nach einem Streit, wenn die Verweigerung, z. B. in Form des Schweigens, zusĂ€tzlichen symbolischen Wert hat, oder ohne zurechenbare GrĂŒnde, wie in Formen des Ghostings, dem plötzlichem Kontaktabbruch in der Online-Interaktion. Ob Kommunikationsverweigerung mit zunehmender Pluralisierung von Gesellschaften hĂ€ufiger vorkommt, lĂ€sst sich nur historisch prĂŒfen. Unstrittig dĂŒrfte hingegen sein, dass KommunikationsabbrĂŒche gerade auch in unterschiedlichen öffentlichen Kontexten sichtbarer werden: vom Parlament ĂŒber Talk Show bis Social Media. Einerseits befeuern sie damit Kontroversen ĂŒber eine verĂ€nderte Debattenkultur, andererseits fĂŒhren sie die KomplexitĂ€t von verschiedenen öffentlichen Arenen mit eigenen kommunikativen Normen und Verfahren vor Augen. Wie die Beispiele Nichterwiderung von Informationsansprachen, Kommunikationsabbruch im Streit und Do-Not-Reply-E-Mail darĂŒber hinaus zeigen, kann Verweigerung in unterschiedlichen medialen und technologischen Formen des Kommunizierens stattfinden und ist nicht auf die direkte zwischenmenschliche Interaktion begrenzt. Zugleich wird mit der Zunahme digitaler Vernetzung die Sichtbarkeit von fehlenden, verweigerten, abgebrochenen oder blockierten Kommunikationsmöglichkeiten wiederum zum Anlass fĂŒr Reaktion, Austausch oder auch Skandalisierung.

Erweiterte BegriffsklÀrung

Kommunikative Freiheit in demokratischen Gesellschaften enthĂ€lt grundsĂ€tzlich auch die Freiheit, Kommunikation zu verweigern (Becker 2017: 57–63). Verkompliziert wird dieser Anspruch aber dadurch, dass sich kommunikative Freiheit einerseits als individuelle Freiheit von Ă€ußeren ZwĂ€ngen interpretieren lĂ€sst; und andererseits als Freiheit, informierte Entscheidungen fĂŒr ein gutes Leben treffen zu können. In einem demokratischen VerstĂ€ndnis von öffentlicher Kommunikation trĂ€gt diese dazu bei, Entscheidungsmöglichkeiten fĂŒr die Individuen offenzulegen, die diesen vorher nicht bewusst gewesen sind. In diesem Sinne gebĂŒhrt der öffentlichen Kommunikation eine gewisse PrĂ€gekraft und Autonomie, die dem liberalen Anspruch an die Freiheit von Ă€ußeren ZwĂ€ngen entgegensteht. Die Freiheit zur kommunikativen Verweigerung ist dann entsprechend nur so lange legitim, wie sie nicht die meinungsbildende Funktion öffentlicher Kommunikation untergrĂ€bt und die Hintergrundbedingungen demokratischer Gesellschaften unangetastet bleiben (Becker 2017: 60); die Freiheit zur Kommunikationsverweigerung wird z. B. dann problematisch, wenn politische Bewegungen sich gĂ€nzlich der öffentlichen Nachfrage versagen.

Außerdem kann es sich bei Akten von Kommunikationsverweigerung um öffentliche Ereignisse in einem doppelten Sinn handeln: in dem Sinne, dass sie in besonderen öffentlichen Kontexten stattfinden und Sichtbarkeit erlangen (Skandalisierung); und in dem Sinne, dass sie unter besonderer öffentlicher Beobachtung stehen und sich Gesellschaften ĂŒber Kommunikationsverweigerungen ein Bild ihrer eigenen Lage machen. Zum Beispiel können öffentliche Ereignisse der Kommunikationsverweigerung als Indiz fĂŒr eine gesellschaftliche Polarisierung interpretiert werden oder auch als Krisenkommunikation, die Eskalationen verhindern will. Mit der gestiegenen Menge an Öffentlichkeitsteilnehmer*innen hat sich auch ein Publikum fĂŒr die daraus entspringenden normativen Fragen herausgebildet, ob mit allen Teilnehmenden kommuniziert werden solle oder nicht. Ob man ,mit Rechten reden‘ dĂŒrfe, wird z. B. seit den beginnenden 1990er Jahren in Zeitungen, Zeitschriften und SachbĂŒchern immer wieder diskutiert, hat aber mit dem Wahlkampf und dem Einzug der AfD in den Bundestag 2016 nochmal eine besondere Sichtbarkeit erlangt. Zur öffentlichen Verweigerung kann es außerdem auch ‚innerhalb‘ traditionell massenmedialer Kommunikationsgattungen kommen; in Talkshows etwa, wenn geladene GĂ€ste ihre Teilnahme verweigern aufgrund anderer GĂ€ste (vgl. Kuzmany 2016), oder wenn wĂ€hrend der Diskussion Personen die Interaktion abbrechen (vgl. Niggemeier 2017).

Wie das Beispiel der Talkshows zeigt: Solche Situationen werden zu Medienereignissen, ĂŒber die gesprochen wird. Kommunikationsverweigerung kann also selbst ein kommunikatives Ereignis darstellen, das Anschlusskommunikation erzeugt und geradezu verlangt. Interessant wird es vor allem dann, wenn dabei die Grenzen unterschiedlicher „Kommunikationsarenen“ (vgl. Wild 2021; Geuß 2021; grundlegend: Hilgartner/Bosk 1988) und somit Orte der Kommunikationsverweigerung ĂŒberschritten werden: hier vor allem die drei Arenen des Parlaments, der ‚Massenmedien‘ wie Rundfunk, Print- oder Online-Zeitungen und schließlich der digitalen sozialen Netzwerke bzw. Social Media. Aussagen unterschiedlicher Akteur*innen in einer Kommunikationsarena schaffen Anschlusskommunikation in einer anderen und fĂŒr den Grenzverkehr zwischen den Arenen und ihre Diffusion in die Gesellschaft sind nicht mehr nur traditionelle journalistische Gatekeeper und Massenmedien zustĂ€ndig, sondern Informationen zwischen Parlament und Gesellschaft können auch ĂŒber die Social-Media-Accounts von Parteien und Politiker*innen vermittelt sein. In Bezug auf die Grenzen zwischen Parlament und ziviler Öffentlichkeit wird das auch strategisch genutzt: etwa indem RedebeitrĂ€ge und -interventionen im Parlament darauf angelegt sind, in sozialen Medien weiterverwertet zu werden (Heinze 2020: 140). Der gleiche Grenzverkehr ist nun auch fĂŒr Ereignisse der Kommunikationsverweigerung beobachtbar, und zwar in unterschiedliche Richtungen: vom Parlament in digitale soziale Netzwerke; und umgekehrt aus den digitalen sozialen Netzwerken in journalistische BeitrĂ€ge, die der Legitimierung oder Delegitimierung der Verweigerung zusĂ€tzliche AutoritĂ€t verleihen.

Zwar darf Kommunikationsverweigerung auch nicht grundsĂ€tzlich verharmlost werden: Es kann zu einer „AbwĂ€rtsspirale der Delegitimation“ der Ausgeschlossenen und einer „AufwĂ€rtsspirale der Institutionalisierung“ der Verweigerung kommen, wie Schultz (2011: 69) es fĂŒr den Kommunikationsabbruch in Organisationen formuliert. Diese Wirkmechanismen kommen aber erst zum Tragen, wenn die Verweigerung sich tatsĂ€chlich ĂŒber mehrere Organisationsebenen hinweg durchsetzt, bzw.: quer zu verschiedenen Arenen. Gleichzeitig gibt es unterschiedliche Grade der Formalisierung kommunikativer Freiheit und ihrer BeschrĂ€nkung in den genannten Arenen. Zwar haben sich auch in den Parlamenten nuancierte Sprachspiele der Kommunikationsverweigerung etabliert, etwa indem Zwischenfragen nicht beantwortet werden. Aber die grundsĂ€tzliche Möglichkeit, Redezeit und Gehör zu beanspruchen, wird formal organisiert und gewĂ€hrleistet. Die Verfahrensregeln, die das VerhĂ€ltnis von Freiheit zum Kommunikationsabbruch und Freiheit zur Kommunikation organisieren, sind fĂŒr Massenmedien weniger rigide formalisiert, aber auch dort indirekt ĂŒber Berufsethik und Rundfunkvertrag organisiert. FĂŒr digitale soziale Netzwerke gilt diese Formalisierung wiederum am wenigsten. Das erlaubt Freiheitsgrade, mit denen die Normen in den anderen Arenen herausgefordert werden können.

Beispiele

(1) Ein eindrĂŒckliches Beispiel dafĂŒr sind Kontroversen, die sich um die Funktion des Blockens im Mikrobloggingdienst Twitter (jetzt X) in den letzten Jahren entzĂŒndet hatten. So wurde vom Twitter-Account einer Bundestagsfraktion beispielsweise am Tag der Konstituierung der aktuellen Legislaturperiode getweetet, dass sie von der BundestagsprĂ€sidentin BĂ€rbel Bas auf Twitter geblockt seien und Bas damit nicht ihrer Rolle als PrĂ€sidentin „aller“ Parteien gerecht wĂŒrde. Damit stilisierte sich die Partei als Opfer einer Kommunikationsverweigerung und delegitimierte die Opponentin aufgrund einer Rolle, die ihr zwar in der Kommunikationsarena des Parlaments zukommt, nicht aber als Twitter-Nutzerin.

Afd_Bas_Tweet_Blocken
Abb. 1: Tweet von Bundestagsfraktion zu Screenshot ,Du bist blockiert‘.

In der Reaktion auf diese Aussage wiesen dann andere Nutzer*innen darauf hin, dass auch die Fraktion selbst sowie ihre Mitglieder regelmĂ€ĂŸig auf Twitter von der Funktion des Blockens Gebrauch machen. In inhaltlicher Verwandtschaft, aber den Übergang zwischen journalistischen Massenmedien und Twitter betreffend, verbreitete sich ein Metadiskurs ĂŒber das Blocken auch in den Blogs und Online-Ressorts deutscher Tageszeitungen, wo es als Indiz fĂŒr eine KritikunfĂ€higkeit von politisch links gelesenen Personen und als Anzeichen fĂŒr eine Erosion der Meinungsfreiheit diskreditiert wurde. Ausgangspunkt war ein Online-Artikel im Blog der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) ĂŒber die Blockerfahrung des Autors auf Twitter und die Einladung, auf die Plattform GAB zu wechseln (vgl. Don Alphonso 2017). Den BlogeintrĂ€gen des Autors folgten wiederum Angriffe gegen die im Artikel genannten Nutzer*innen auf Twitter (vgl. Sternberg 2019). Nach Wechsel des Autors zu einer anderen Zeitschrift nutzte die Chefredaktion die Kontroverse um das Blocken dazu, die eigenen BeitrĂ€ge auf Twitter zu vermarkten. So verbreitete der Chefredakteur der Zeitschrift im Januar 2021 einen Screenshot, der zeigte, dass er von einer Autorin und Kolumnistin des Spiegels geblockt wurde:

Abb. 2: Tweet der Chefredaktion zum Blocking einer Kolumnistin.

Hier wurde Kommunikationsverweigerung im digitalen sozialen Netzwerk also als kommunikatives Ereignis skandalisiert, um daraus Kapital fĂŒr journalistische Angebote zu schlagen.

(2) Ein weiteres Beispiel findet sich in Strategien des (Umgangs mit) ‚Shadowbanning‘, wie sie auf der Plattform TikTok anzutreffen sind. Social Media verschieben das VerhĂ€ltnis von Freiheit zur Kommunikation und Freiheit zum Kommunikationsabbruch, indem sie nicht nur die Optionen, sondern auch die Verhinderung von Kommunikation an – zum großen Teil algorithmisch gesteuerte – Praktiken der Inhaltsmoderation delegieren. Im Fall eines so genannten ‚Shadowban‘ werden User*innen ĂŒber die vollstĂ€ndige oder teilweise Sperre ihrer Inhalte nicht informiert. Diese undurchschaubare, somit dem Ghosting Ă€hnliche, menschliche oder automatisierte Inhaltsregulation fĂŒhrt zur Herausbildung von wiederum ĂŒber Social Media verbreiteten Spekulationen ĂŒber die Vorgehensweise von Moderationssystemen. Nutzer*innen beklagen dabei hĂ€ufig einen Verlust der Meinungsfreiheit oder der FĂ€higkeit zur Kommunikation mit anderen User*innen und verstehen die Regulation als ungerechtfertigte EinschrĂ€nkung ihrer Reichweite (vgl. Myers West 2018).

Kommunikationsverweigerung qua Plattform-Regulation zeigt, dass nicht nur ‚Sendende‘ oder ‚Adressierte‘ die Kommunikation verweigern können, sondern dies auch auf der Ebene der medialen Vermittlung geschehen kann. Die Verweigerung richtet sich hier nicht nur auf die Drosselung von Interaktion, die auf der Grundlage von Plattform-Richtlinien als illegitim identifizierbar ist. Sie dient auch dazu, eine fĂŒr Werbekunden opportune Umgebung und ein attraktives Kommunikationsmedium fĂŒr neue User*innen zu gestalten, folgen also einem unternehmerischen KalkĂŒl der Kommunikationsverweigerung (vgl. Schloffer 2013). Im Fall der Plattform TikTok hat die journalistische EnthĂŒllung von Informationen ĂŒber Moderationsrichtlinien zur Reichweitendrosselung von so genanntem ‚Ugly Content‘ (‚Abnormal body shape‘, ‚Ugly facial looks‘) zu einer öffentlichen Anklage ĂŒber Diskriminierung von User*innen auf Grund von Alter und Behinderung gefĂŒhrt (vgl. Biddle/Ribeiro/Dias 2020). Empirische Forschung zu TikTok-User*innen, die marginalisierten Gruppen angehören oder Videos zu stigmatisierten Themen erstellen, hat den Eindruck von Ungleichheit in Moderationspraktiken herausgestellt und User*innen-Praktiken sichtbar gemacht, wie z. B. die #VogueChallenge, die BIPoC (Black Indigenous and People of Colour) mittels Photoshop-Technik auf dem Cover der Zeitschrift Vogue prĂ€sentiert, um so eine ‚algorithmische (In)Visiblisierung‘ (Duffy/Meisner 2023) von User*innen auf der Plattform zu thematisieren (Peterson-Salahuddin 2022).

Was schon am Beispiel des Blockens auf Twitter deutlich wurde, zeigt sich auch im Fall von TikTok: Es findet ein intensiver Austausch ĂŒber mutmaßliche Kommunikationsverweigerung statt. Die Plattform verzeichnet fĂŒr den Hashtag #shadowban 4,5 Milliarden Aufrufe. Zahlreiche Videos, die dieser Hashtag versammelt, verstehen sich als Anleitungen zur Identifikation eines Shadowban, wofĂŒr Tools zur Analyse der eigenen Videos zum Einsatz kommen, die TikTok Analytics bereitstellt. Wird in den Analyseergebnissen die persönliche Startseite der User*innen als hauptsĂ€chliche Quelle fĂŒr die Verbreitung des Videos angegeben – so die allgemeine Annahme bei User*innen – liege kein Shadowban vor. Nicht die Plattform habe somit die Zirkulation der Videos auf den For You Pages verhindert, sondern die User*innen hĂ€tten dann durch Nicht-Liken oder Weiterscrollen fĂŒr die verringerte Reichweite gesorgt – weil die veröffentlichten Inhalte womöglich einfach zu unattraktiv seien. Andere Videos nutzen wiederum den Hashtag #shadowban, um mehr Reichweite zu generieren, wobei Kreator*innen diese Strategie hĂ€ufig im Video selbst thematisieren (Ich habe einen Shadowban) und die User*innen direkt um Hilfe (durch Liken, Link teilen, Folgen) bitten. Kommunikationsverweigerung ist in diesem Fall nicht nur ein Thema, das in seiner Undurchsichtigkeit fĂŒr Anschlusskommunikation sorgt. Kommunikationsverweigerung zu behaupten, wird auch zum Erfolgsrezept fĂŒr eine grĂ¶ĂŸere Reichweite, weil dies die eigenen Inhalte mit der Aura des faszinierend Verbotenen und zu Unrecht ZurĂŒckgewiesenen umgeben kann.

Wie eingangs gezeigt, findet Kommunikationsverweigerung in ganz verschiedenen sozialen und medialen Kontexten statt, in Face-To-Face-Interaktionen und der Kommunikation ĂŒber große Distanzen, und sowohl in intimen Beziehungen als auch im öffentlichen Austausch zwischen Fremden oder Personen des öffentlichen Lebens. Die beiden abschließenden Beispiele aus dem Bereich von Social Media verdeutlichen noch einmal die KontinuitĂ€t und Aktualisierung dieser grundlegenden kommunikativen Praxis unter den Bedingungen digitaler Vernetzung. Kommunikationsverweigerung fĂŒhrt gerade unter den Bedingungen digitaler Vernetzung nicht zwangslĂ€ufig zu einer Stillstellung von Austauschprozessen. Vielmehr kann der Vorgang des Verweigerns von oder die eigene Erfahrung der Hinderung an Kommunikation zu neuer Anschlusskommunikation fĂŒhren. In ihren unterschiedlichen Formen, fĂŒr die das ‚Blocken‘ und ‚Shadowbanning‘ hier exemplarisch stehen – gerĂ€t Kommunikations­verweigerung somit zum Diskursereignis, in dem Regeln fĂŒr Mitsprache und Teilhabe unter Kommunizierenden erschlossen, thematisiert und ausgehandelt werden.

Literatur

Zum Weiterlesen

  • StĂ€heli, Urs (2021): Soziologie der Entnetzung. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

Zitierte Literatur

  • Becker, Carlos (2017): Privatheit und kommunikative Freiheit im Internet. In: Jacob, Daniel; Thiel, Thorsten (Hrsg.): Politische Theorie und Digitalisierung. Baden-Baden: Nomos, S. 45–82.
  • Biddle, Sam; Ribeiro, Paulo Victor; Dias, Tatiana (2020): Invisible Censorship. TikTok Told Moderators to Suppress Post by â€șUglyâ€č People and the Poor to Attract New Users. In: The Intercept. Online unter: https://theintercept.com/2020/03/16/tiktok-app-moderators-users-discrimination/ ; Zugriff: 09.08.2023.
  • Chelsea, Peterson-Salahuddin (2022): ’Pose’: Examining moments of ‘digital’ dark sousveillance on TikTok. In: New Media & Society. Online unter: http://journals.sagepub.com/doi/10.1177/14614448221080480 ; Zugriff: 05.03.2024.
  • Don Alphonso (2017): Das grosse [sic!] Zensieren bei Twitter hat begonnen. In: FAZ Blogs. Online unter: https://blogs.faz.net/deus/2017/06/25/das-grosse-zensieren-bei-twitter-hat-begonnen-4406/ ; Zugriff: 26.09.2023.
  • Duffy, Brooke Erin; Meisner, Colten (2023): Platform Governance at the Margins: Social Media Creators’ Experience With Algorithmic (In)Visibility. In: Media, Culture & Society, Jg. 45, Heft 2, S. 285–304.
  • Geuß, Annika (2021): Das Parlament als Kommunikationsarena. Öffentlichkeitsebenen und Kommunikationsmuster in Plenardebatten des Deutschen Bundestags. Bamberg: University of Bamberg Press.
  • Heinze, Anna-Sophie (2021): Zum schwierigen Umgang mit der AfD in den Parlamenten: Arbeitsweise, Reaktionen, Effekte. In: Zeitschrift fĂŒr Politikwissenschaft, Jg. 31, Heft 1, S. 133–150.
  • Hilgartner, Stephen; Bosk, Charles L. (1988): The Rise and Fall of Social Problems: A Public Arenas Model. In: American Journal of Sociology, Jg. 94, Heft 1, S. 53–78.
  • Klinger, Ulrike (2018): Aufstieg der Semiöffentlichkeit: Eine relationale Perspektive. In: Publizistik, Jg. 63, Heft 2, S. 245–267.
  • Krafft, Peaks M.; Donovan, Joan (2020): Disinformation By Design: The Use of Evidence Collages and Platform Filtering in a Media Manipulation Campaign. In: Political Communication, Jg. 37, Heft 2, S. 194–214.
  • Kuzmany, Stefan (2016): Angst vor der AfD. Nicht sehen, nicht hören, nicht reden. In: Spiegel Online. Online unter: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/afd-in-der-elefantenrunde-ausblenden-hilft-nicht-kommentar-a-1073226.html ; Zugriff: 05.03.2024.
  • Lange, Patricia (2007): Publicly Private and Privately Public: Social Networking on YouTube. In: Journal of Computer-Mediated Communication, Jg. 13, Heft 1, S. 361–380.
  • Myers West, Sarah (2018): Censored, Suspended, Shadowbanned: User Interpretations of Content Moderation on Social Media. In: New Media & Society, Jg. 20, Heft 11, S. 4366–4383.
  • Nassehi, Armin (2020): Das große Nein. Eigendynamik und Tragik des gesellschaftlichen Protests. Hamburg: Kursbuch Kulturstiftung.
  • Niggeberger, Stefan (2017): Bosbach, Ditfurth – und Maischbergers ‚Gastgeberrolle‘. In: ÜberMedien. Online unter: https://uebermedien.de/20430/bosbach-ditfurth-und-maischbergers-gastgeberrolle/ ; Zugriff: 06.03.2024.
  • Schloffer, Judith (2013): Kommunikationsverweigerung und -störung. Analyse der Auswirkung eines neuen PhĂ€nomens auf die Kundenbeziehung. Wiesbaden: Springer.
  • Schultz, Friederike (2011): Moral – Kommunikation – Organisation. Funktionen und Implikationen Normativer Konzepte und Theorien des 20. und 21. Jahrhunderts. Wiesbaden: VS.
  • Sternberg, Juri (2019): Der Troll vom Tegernsee. In: taz. Online unter: https://taz.de/Blogger-der-Welt-Don-Alphonso/!5641160/ ; Zugriff: 06.03.2024.
  • Wild, Michael (2021): Foren öffentlicher Kommunikation im Netz – Zur Anwendbarkeit des Arenenmodells im digitalen Zeitalter. In: Eisenegger, Mark; Prinzing, Marlis; Ettinger, Patrik; Blum, Roger (Hrsg.): Digitaler Strukturwandel der Öffentlichkeit. Historische Verortung, Modelle und Konsequenzen. Wiesbaden: Springer Fachmedien, S. 151–165.

Abbildungsverzeichnis

  • Abb. 1: Screenshot eines anonymen Tweets (2024): Tweet von Bundesfraktion zu Screenshot ‚Du bist blockiert‘.
  • Abb. 2: Screenshot eines anonymen Tweets (2024): Tweet der Chefredaktion zum Blocking einer Kolumnistin. 

     

Zitiervorschlag

KrÀmer, Steffen und Otto, Isabell (2024): Kommunikationsverweigerung. In: Diskursmonitor. Glossar zur strategischen Kommunikation in öffentlichen Diskursen. Hg. von der Forschungsgruppe Diskursmonitor und Diskursintervention. Veröffentlicht am 13.03.2024. Online unter: https://diskursmonitor.de/glossar/kommunikationsverweigerung/. 

DiskursGlossar

Grundbegriffe

Hegemonie

Wie der britische Politikwissenschaftler Perry Anderson 2018 in einer umfassenden, historisch weit ausgreifenden Studie zum Gebrauch des Begriffs Hegemonie und seinen Konjunkturen beschreibt, liegen die historischen Wurzeln des Begriffs im Griechischen, als Bezeichnung fĂŒr FĂŒhrung (eines Staatswesens) mit Anteilen von Konsens.

Diskurskompetenz

Im engeren, linguistischen Sinn bezeichnet Diskurskompetenz die individuelle sprachlich-kommunikative FĂ€higkeit, lĂ€ngere zusammenhĂ€ngende sprachliche Äußerungen wie ErzĂ€hlungen, ErklĂ€rungen, Argumentationen zu formulieren und zu verstehen.

Agenda Setting

Rassistisch motivierte Gewalt, Zerstörung des Regenwaldes, Gender pay gap: Damit politische Institutionen solche Probleme bearbeiten, mĂŒssen sie erst als Probleme erkannt und auf die politische Tagesordnung (Agenda) gesetzt werden. Agenda Setting wird in Kommunikations- und Politikwissenschaft als eine Form strategischer Kommunikation beschrieben, mithilfe derer Themen öffentlich Gehör verschafft und politischer Druck erzeugt werden kann.

Medien

Die Begriffe Medien/Massenmedien bezeichnen diverse Mittel zur Verbreitung von Informationen und Unterhaltung sowie von Bildungsinhalten. Medien schaffen damit eine wesentliche Grundlage fĂŒr Meinungsbildung und Meinungsaustausch.

Macht

Macht ist die FĂ€higkeit, Verhalten oder Denken von Personen zu beeinflussen. Sie ist Bestandteil sozialer Beziehungen, ist an Kommunikation gebunden und konkretisiert sich situationsabhĂ€ngig. Alle expliziten und impliziten Regeln, Normen, KrĂ€fteverhĂ€ltnisse und Wissensformationen können aus diskursanalytischer Perspektive als Machtstrukturen verstanden werden, die Einfluss auf WahrheitsansprĂŒche und (Sprach)Handlungen in einer Gesellschaft oder Gruppe nehmen.

Normalismus

Normalismus ist der zentrale Fachbegriff fĂŒr die Diskurstheorie des Literaturwissenschaftlers JĂŒrgen Link. Die Normalismus-Theorie fragt danach, wie sich Vorstellungen von ‚NormalitĂ€t‘ und ‚AnormalitĂ€t‘ als Leit- und Ordnungskategorien moderner Gesellschaften herausgebildet haben.

Wissen

Kollektives Wissen von sozialen Gruppen ist sowohl Voraussetzung als auch Ziel strategischer Kommunikation in öffentlichen Diskursen. Es wird geprĂ€gt durch individuelle Erfahrung, aber auch in Diskursgemeinschaften kommunikativ geteilt – vor allem im Elternhaus, in Peergroups und Bildungseinrichtungen sowie durch Medienkonsum.

Werbung

Werbung ist ein Kommunikationsinstrument von Unternehmen, das der Positionierung im Markt dient und je nach Situation des Unternehmens auf EinfĂŒhrung, Erhalt oder Ausbau von Marktanteilen und damit letztlich auf ökonomischen Gewinn abzielt.

Mediale Kontrolle

Medien werden vielfĂ€ltig zur Durchsetzung von Macht verwendet. So in der Zensur, wenn eine politische Selektion des Sagbaren und des Unsagbaren stattfindet; in der Propaganda, wenn eine Bevölkerung von den Ansichten oder wenigstens der Macht einer bestimmten Gruppe ĂŒberzeugt werden soll; oder in der Überwachung, die unerwĂŒnschtes Verhalten nicht nur beobachten, sondern unwahrscheinlich machen soll.

Freund- und Feind-Begriffe

Freund-, Gegner- und Feindbegriffe sind Teil der Politischen Kommunikation. Sie bilden die Pole eines breiten Spektrums von kommunikativen Zeichen, mit denen politische Akteure sich selbst und ihre politischen Gegner im Kampf um beschrÀnkte Ressourcen auf dem diskursiven Schlachtfeld positionieren.

Techniken

SĂŒndenbock

Der SĂŒndenbock bezeichnet eine Person oder Gruppe, die stellvertretend fĂŒr etwas beschuldigt wird. Hinter dieser Schuldzuweisung steckt ein kommunikativer Mechanismus des Gruppenzusammenhalts, der sich in verschiedenen kulturellen Kontexten und zu unterschiedlichen Zeiten durch Rituale, Mythen, ErzĂ€hlungen oder Verhalten manifestiert.

Redenschreiben

Wer Reden schreibt, bereitet die schriftliche Fassung von Reden vor, die bei besonderen AnlÀssen gehalten werden und bei denen es auf einen ausgearbeiteten Vortrag ankommt.

Offener Brief

Bei einem offenen Brief handelt es sich um eine strategische Praktik, die genutzt wird, um Anliegen einer Person oder Gruppe öffentlich sichtbar zu machen. Die Texte, die als offene Briefe bezeichnet werden, richten sich an eine Person oder Institution und werden ĂŒber Medien veröffentlicht.

Flugblatt

Unter FlugblĂ€ttern versteht man einseitige Druckerzeugnisse, die ursprĂŒnglich meist illustriert waren. Eng verwandt sind die mehrseitigen Flugschriften. WĂ€hrend Flugschriften und FlugblĂ€tter heute kostenlos verteilt werden oder zur Mitnahme ausliegen, wurden sie in der FrĂŒhen Neuzeit zunĂ€chst als Handelswaren verkauft und gingen so als frĂŒhe Massenmedien den Zeitungen voraus.

Passivierung

Unter Passivierung versteht man die Formulierung eines Satzes in einer grammatischen Form des Passivs. Das Passiv ist gegenĂŒber dem Aktiv durch die Verwendung von Hilfsverben formal komplexer. Seine Verwendung hat unter anderem zur Folge, dass handelnde Personen im Satz nicht genannt werden mĂŒssen, was beispielsweise in Gesetzestexten fĂŒr eine (gewĂŒnschte) grĂ¶ĂŸtmögliche Abstraktion sorgt („Niemand darf wegen seines Geschlechts [
] benachteiligt oder bevorzugt werden.“ Art. 3 GG).

Aufopferungs-Topos

Als Aufopferungs-Topos wird in der Diskursforschung ein Argumentationsmuster bezeichnet, das zwei strategische Funktionen erfĂŒllen kann: einerseits kann es dazu dienen, mit der Behauptung eines besonderen Ressourceneinsatzes (z.B. Einsatz von Geld, Zeit oder emotionaler Belastung) einen hohen Achtungswert fĂŒr eine Person, eine Sache bzw. fĂŒr ein Ziel zu plausibilisieren. Andererseits können Akteure besondere Privilegien (wie z.B. WertschĂ€tzung, Entscheidungsbefugnisse und Mitspracherechte) reklamieren, wenn sie sich fĂŒr eine bereits in der sozialen Bezugsgruppe hochgeschĂ€tzte Sache engagieren.

Opfer-Topos

Als Opfer-Topos bezeichnet man eine diskursive Argumentationsstrategie, bei der sich Akteure als ‚Opfer‘ gesellschaftlicher Urteilsbildung inszenieren und damit eigene Interessen – vor allem Aufmerksamkeit und BerĂŒcksichtigung von BedĂŒrfnissen – geltend zu machen versuchen.

Analogie-Topos

Der Analogie-Topos zĂ€hlt zu den allgemeinen bzw. kontextabstrakten Argumentationsmustern, die genutzt werden können, um fĂŒr oder gegen eine Position zu argumentieren. Analogie-Topoi werden von verschiedenen Akteuren und Akteursgruppen strategisch eingesetzt, um eine zustimmende Haltung bei den Zielgruppen zu bewirken.

Topos der dĂŒsteren Zukunftsprognose

Der Topos der dĂŒsteren Zukunftsprognose beschreibt ein Argumentationsmuster, bei dem eine negative, dystopische Zukunft prognostiziert wird. Dabei wird auf die drohenden Folgen einer Krise oder einer allgemeinen Gefahr verwiesen, aus der eine negative Zukunft bei falschem Handeln resultieren wird.

Negativpreis

Ein Negativpreis ist eine Auszeichnung an Personen oder Organisationen (meist Unternehmen), die sich oder ihre Produkte positiv darstellen und vermarkten, ihre Versprechen aus Sicht des Preisverleihers allerdings nicht einhalten. Dabei dient der Preis durch seine Vergabe vor allem dem Zweck, Aufmerksamkeit zu erregen, mediale PrÀsenz auf ein Thema zu lenken und den PreistrÀger in seinem moralischen Image zu beschÀdigen.

Schlagwörter

Verfassung

Die Verfassung eines Landes (in Deutschland das Grundgesetz von 1949) steht fĂŒr die höchste und letzte normative und LegitimitĂ€t setzende Instanz einer staatlichen Rechtsordnung. In der offiziellen Version demokratischer Selbstbeschreibung ist es das Volk selbst, das sich in einem rituellen GrĂŒndungsakt eine Verfassung gibt.

ToxizitÀt / das Toxische

Es ist nicht immer ganz eindeutig bestimmbar, was gemeint wird, wenn etwas als toxisch bezeichnet wird. Zeigen lĂ€sst sich zwar, dass sich die Bedeutung von ‚giftig‘ hin zu ‚schĂ€dlich‘ erweitert hat, doch die UmstĂ€nde, unter denen etwas fĂŒr jemanden toxisch, d. h. schĂ€dlich ist, mĂŒssen aus der diskursiven Situation heraus erschlossen werden.

Zivilgesellschaft

Im gegenwÀrtigen deutschen Sprachgebrauch werden so heterogene Organisationen, Bewegungen und Initiativen wie ADAC und Gewerkschaften, Trachtenvereine und Verbraucherschutzorganisationen, Umweltorganisationen und religiöse Gemeinschaften zur Zivilgesellschaft gezÀhlt.

Demokratie

Der Ausdruck Demokratie dient hĂ€ufig zur Bezeichnung einer (parlamentarischen) Staatsform und suggeriert die mögliche Beteiligung aller an den Öffentlichen Angelegenheiten. Dabei ist seine Bedeutung weniger eindeutig als es den Anschein hat.

Plagiat/Plagiarismus

Plagiarismus ist ein Begriff, der sich im öffentlichen Diskurs gegen Personen oder Produkte richten kann, um diese in zuweilen skandalisierender Absicht einer Praxis unerlaubter intermedialer Bezugnahme zu bezichtigen. Die IllegitimitÀt dieser Praxis wird oft mit vermeintlichen moralischen Verfehlungen in Verbindung gebracht.

Fake News

Fake News wird als Schlagwort im Kampf um Macht und Deutungshoheit in politischen Auseinandersetzungen verwendet, in denen sich die jeweiligen politischen Gegenspieler und ihre AnhĂ€nger wechselseitig der LĂŒge und der Verbreitung von Falschnachrichten zum Zweck der Manipulation der öffentlichen Meinung und der Bevölkerung bezichtigen.

LĂŒgenpresse

Der Ausdruck LĂŒgenpresse ist ein politisch instrumentalisierter „Schlachtruf“ oder „Kampfbegriff“ gegen etablierte und traditionelle Medien. Dabei wird hĂ€ufig nicht einzelnen Medien-Akteuren, sondern der gesamten Medienbranche vorgeworfen, gezielt die Unwahrheit zu publizieren.

Antisemitismus

Mit Antisemitismus werden gemeinhin alle jene PhĂ€nomene bezeichnet, die sich gegen das Judentum oder gegen JĂŒdinnen*Juden als JĂŒdinnen*Juden richten. Die entsprechenden Erscheinungen reichen von der bloßen Distanzierung und Behauptung jĂŒdischer Andersartigkeit, ĂŒber vollstĂ€ndig ausgearbeitete Weltbilder, die JĂŒdinnen*Juden fĂŒr sĂ€mtliche Probleme verantwortlich machen, bis hin zu massiven Ausgrenzungs-, Verfolgungs- und Gewaltpraktiken.

Grammatiknazi / Grammar Nazi

Das ĂŒberwiegend negativ konnotierte Schlagwort Grammatiknazi – als Übersetzung von engl. grammar nazi – wird zur Benennung von Personen verwendet, die meist in eher informellen Kontexten der öffentlichen Internetkommunikation (u. a. in Foren, Kommentarbereichen auf Nachrichtenportalen, sozialen Netzwerken) ungefragt Sprachkritik an den Äußerungen anderer (hĂ€ufig fremder) Kommunikationsteilnehmer*innen ĂŒben.

Respekt

Respekt oder respektvolles Verhalten wird eingefordert fĂŒr die Eigengruppe (bzw. von der Eigengruppe), fĂŒr wirklich oder vermeintlich diskriminierte Gruppen, fĂŒr abweichende Meinungen. Mitgemeint ist bei der Forderung nach Respekt meist eine positiv bewertete Szene der (sozialen, kulturellen, ethnischen, sexuellen etc.) Vielfalt/DiversitĂ€t.

Verschiebungen

Versicherheitlichung

In akademischen Kontexten wird Versicherheitlichung in Abgrenzung zu einem naiv-realistischen SicherheitsverstĂ€ndnis verwendet. Dieses betrachtet Sicherheit als einen universell erstrebenswerten und objektiv feststellbaren Zustand, dessen Abwesenheit auf das Handeln von Akteuren zurĂŒckzufĂŒhren ist, die feindselig, kriminell, unverantwortlich oder zumindest fahrlĂ€ssig agieren.

Ökonomisierung

Ökonomisierung wird in gegenwĂ€rtigen Diskursen in der Regel zur Bezeichnung von Prozessen verwendet, in denen die spezifisch wirtschaftlichen Funktions-Elemente wie Markt, Wettbewerb/Konkurrenz, Kosten-Nutzen-KalkĂŒle, Effizienz, Gewinnorientierung in Bereiche ĂŒbertragen werden, die zuvor teilweise oder ganz nach anderen Leitkriterien ausgerichtet waren

Moralisierung

Moralisierung verlagert Macht- und Interessenkonflikte in die SphÀre der Kommunikation von Achtung / Missachtung. Sie reduziert Ambivalenz zugunsten einer Polarisierung von gut und böse.

Konstellationen

Skandal

Die Diskurskonstellation des Skandals zeichnet sich durch eine in den Medien aufgegriffene (bzw. durch sie erst hervorgerufene) empörte Reaktion eines erheblichen Teils der Bevölkerung auf einen tatsĂ€chlichen oder vermeintlichen Missstand aus. Die schuldhafte Verursachung dieses Missstandes wird dabei einem gesellschaftlichen Akteur zugeschrieben, dessen Handeln als ‚unmoralisch‘ gedeutet wird.

DiskursReview

Review-Artikel

Relativieren – kontextualisieren – differenzieren

Die drei Handlungsverben relativieren, kontextualisieren, differenzieren haben gemein, dass sie sowohl in Fachdiskursen als auch im mediopolitischen Interdiskurs gebraucht werden. In Fachdiskursen stehen sie unter anderem fĂŒr Praktiken, die das KerngeschĂ€ft wissenschaftlichen Arbeitens ausmachen: analytische GegenstĂ€nde miteinander in Beziehung zu setzen, einzuordnen, zu typisieren und zugleich Unterschiede zu erkennen und zu benennen.

Neue BeitrÀge Zur Diskursforschung 2023

Mit Beginn des Wintersemesters laden die Forschungsgruppen CoSoDi und Diskursmonitor sowie die Akademie diskursiv ein zur Vortragsreihe Neue BeitrÀge Zur Diskursforschung. Als interdisziplinÀres Forschungsfeld bietet die Diskursforschung eine Vielzahl an...

Tagung: Diskursintervention (31.01.2019–01.02.2019)

Welchen Beitrag kann (bzw. muss) die Diskursforschung zur Kultivierung öffentlicher Diskurse leisten? Was kann ein transparenter, normativer Maßstab zur Bewertung sozialer und gesellschaftlicher DiskursverhĂ€ltnisse sein?

Was ist ein Volk?

Dass „Volk“ ein höchst schillernder und vielschichtiger politischer Leitbegriff der vergangenen Jahrhunderte gewesen ist (und nach wie vor ist), kann man schon daran erkennen, dass der Eintrag „Volk, Nation“ in Brunner, Conze & Kosellecks großem Nachschlagwerk zur politischen Begriffsgeschichte mehr als 300 Seiten umfasst.

AntitotalitÀr? Antiextremistisch? Wehrhaft!

Im Herbst 2022 veranstalteten die Sender des Deutschlandradios eine Kampagne mit Hörerbeteiligung zur Auswahl eines Themas, mit dem sich ihre sogenannte „Denkfabrik“ ĂŒber das kommende Jahr intensiv beschĂ€ftigen solle. FĂŒnf Themen standen zur Auswahl, „wehrhafte Demokratie“ wurde gewĂ€hlt, wenig ĂŒberraschend angesichts des andauernden Krieges in der Ukraine…