DiskursGlossar

Kontaktschuld-Topos

Kategorie: Techniken
Verwandte Ausdrücke: Assoziationsschuld, Applaus von falscher Seite, ad hominem, Guilt by Association
Siehe auch: Verschwörungstheorie, Moralisierung, Freund-Feind-Begriffe, Topos, Opfer-Topos
Autoren: Friedemann Vogel, Jonas Vollert
Version: 1.0 / Datum: 27.03.2025

Kurzzusammenfassung

Mit Topos der Kontaktschuld bezeichnen wir ein Argumentationsmuster, das eine Person, eine Gruppe oder eine Äußerung deshalb abwertet, weil ihr Sympathie, gedankliche Nähe oder auch nur kommunikative Ähnlichkeit zu einer Gegner- oder Feindgruppe unterstellt wird. Das Argumentationsmuster hat oft folgendes Schema:

Weil X mit der abzulehnenden Person oder Sache Y unmittelbaren Kontakt hatte, von ihr Zustimmung erhält, mit ihr ähnliche Gedanken teilen könnte und/oder identische Wörter verwendet, gehört X zur mit Y assoziierten Gegner- oder Feindgruppe und ist daher abzulehnen.

Ziel des Topos ist die Androhung oder der Vollzug eines Diskursausschlusses: Wer sich des Kontaktschuld-Vorwurfs nicht erfolgreich erwehren kann (z. B. durch explizit-betonte Abgrenzung oder durch Fürsprache einer Diskursautorität), droht als Teil der Gegner- bzw. Feindgruppe wahrgenommen und behandelt zu werden. Der Topos markiert daher Sagbarkeitsgrenzen im öffentlichen Diskurs und zielt auf die Disziplinierung der Diskursteilnehmer*innen. Verwendung findet er häufig in stark emotionalisierten, moralisierenden und polarisierten Diskurskonstellationen (etwa Krisen- oder Kriegsdiskurse); durch die Beförderung einer Verdachtskultur verhindert er demokratische Teilhabe an politischen Diskussionen.

Gelingensvoraussetzung des Topos ist, dass die Kontaktzurechnung der angegriffenen Person oder Gruppe aus Sicht des Publikums plausibel erscheint. Das ist meist dann der Fall, wenn die angegriffene Person innerhalb der Eigengruppe über geringes Prestige verfügt und/oder die moralische Entfernung zwischen Eigengruppe und (abgelehnter) Vergleichsgruppe besonders groß ist (wie es in Kriegsdiskursen regelmäßig der Fall ist).

Die meisten Verwendungen des Topos der Kontaktschuld gehören zu ad hominem, das heißt die Außenwahrnehmung einer Person angreifenden Argumentationsmustern.

Der Ausdruck Kontaktschuld wird im Mediendiskurs zuweilen auch als Schlagwort verwendet, um personenbezogene Kritik als ‚Vorverurteilung‘ und ‚Stigmatisierung‘ zurückzuweisen.

Erweiterte Begriffsklärung

Der Topos der Kontaktschuld und seine Varianten firmieren in der Forschungsliteratur unter verschiedenen Bezeichnungen, werden aber mehrheitlich als Teil einer ad hominem-Argumentation beschrieben (d. h. auf eine Argumentation, die sich auf die Person und nicht auf den zu diskutierenden Sachverhalt bezieht; vgl. Walton 1998: 238 ff; Groarke/Tindale 2013). Ad hominem-Argumente (bzw. Trugschlüsse) werden der ethotischen Argumentation untergeordnet. Bei der Äußerung eines Arguments wird demnach nicht nur das Argument selbst, sondern mitunter auch die argumentierende Person, Institution, Gruppe oder Organisation im Bezug auf ihren „ethos“ beurteilt (vgl. Groarke/Tindale 2013: 359–360).

Durch das Kontaktschuld-Argumentationsmuster wird eine Übertragung einer Eigenschaft Z von Person/Organisation X auf Person/Organisation Y vorgenommen. Dieses Phänomen wird auch u. a. metaphorisch als ‚Ansteckung‘ oder ‚Ansteckungsgefahr‘ (vgl. Schiffauer 2023) beschrieben, oder bei Mohamed als „transmissibility of commitment“ (vgl. Mohammed 2023: 627–628), was in dieser Verwendung als ‚Übertragung von Absichten/Überzeugungen‘ zu verstehen ist. Der Transfer von Positionen/Absichten zwischen Akteuren kann durchaus gültig sein, zum Beispiel im Fall von institutioneller Assoziation (z. B. zwischen einer Ministerpräsidentin und ihrer Partei). Sogenannten „argumentative associates“ muss dabei jederzeit eine Abweichung zugestanden werden, um eine trugschlüssige Kontaktschuld zu vermeiden (vgl. Mohammed 2019: 320). Durch das Kontaktschuld-Argument reicht die assoziative Nähe eines Akteurs zu einem anderen (problematisierten) Akteur bereits aus, um ähnliche Haltungen, Werte oder Positionen zu unterstellen.

In der strategischen Kommunikation können hiermit plausible, aber nicht zwangsläufig erfolgreiche Argumente gebraucht werden, um einen politischen Akteur oder dessen politische Bestrebungen zu kritisieren, delegitimieren oder potenziell gänzlich aus dem Diskurs auszuschließen. Der Topos kann im Rahmen der Freund-Feind Begriffe zu einzelnen Schlagwörtern wie etwa Kontaminationsvokabeln verdichtet werden (z. B. Putinversteher, Querdenker oder Verschwörungstheoretiker im Gebrauch als Schlagwörter).

Groarke und Tindale ordnen das Kontaktschuld-Argument („guilt by association“) den ad hominem-Argumenten bzw. Trugschlüssen zu. Es ist umstritten, ob es sich hierbei unter bestimmten Umständen um ein legitimes Argument handeln kann, oder ob es sich immer um einen argumentativen Trugschluss (Fallazie) handelt. Ob ein Kontaktschuld-Argument angemessen ist, wird in der Theorie von den folgenden Voraussetzungen abhängig gemacht:

A guilt-by-association argument is strong when, and only when,
(1) there is good reason to believe that the alleged association between X and Y really does exist;
(2) there is good reason to question the beliefs or the behaviour of Y; and
(3) there is no good reason to differentiate X from Y. (Groarke/Tindale 2013: 368)

Auf kontextabstrakter Ebene bzw. allgemein formaler Ebene lässt sich der Kontaktschuld-Topos am ehesten den Einordnungsschemata – oder genauer den Genus-Spezies-Schemata, nach der Typologie von Manfred Kienpointner (vgl. Kienpointner 1992: 264–265) zuordnen. Im Kontext normativer Äußerungen gilt beim Genus-Spezies-Schema die Prämisse, dass alles, was der übergeordneten Gruppe / Kategorie zuzuordnen ist, auf die untergeordneten Gruppen / Elemente anwendbar ist. In einer normativen Lesart definiert Kienpointner das Genus-Spezies-Schema wie folgt:

Wenn X einer Spezies Y/einem Genus Z angehört, ist bezüglich X Wertung R

gerechtfertigt.

X gehört Spezies Y/Genus Z an.

_____________________________________________________________

Also: Wertung R bezüglich X ist gerechtfertigt. (Kienpointner 1992: 265)

Die Besonderheit des Kontaktschuld-Topos liegt darin, dass die Plausibilität einer Eigenschaftsübertragung von einer auf die andere Gruppe bzw. Person nicht erst durch die belegbare Angehörigkeit, sondern allein durch die assoziative Nähe hergestellt wird. Es reicht dementsprechend aus, X (z. B. eine Person des öffentlichen Lebens) in der gedanklichen Nähe von Genus Z zu verorten, um das Argumentationsmuster (oder -schema) plausibel zu machen.

Der Topos der Kontaktschuld lässt sich in mindestens drei leicht unterschiedlich gelagerten Erscheinungsvarianten differenzieren:

  1. Topos der „Kontaktschuld“ im engeren Sinne: Die Ablehnung und Abwertung einer Person oder Position wird mit dem Vorwurf begründet, sie stehe in irgendeiner Form ‚in Berührung‘ mit der Gegner- oder gar Feindgruppe. Gegenstand kann dabei die aus Sicht der Eigengruppe illegitime direkte Kommunikation zwischen angegriffener Person/Gruppe und Gegnergruppe sein. Es reicht zuweilen aber auch schon eine (ggf. behauptete) zeitlich-räumliche Kopräsenz von Topos-Zielperson und Gegnergruppe. Auch die Wieder- oder Weitergabe von gegnerischen Positionen (z. B. Sharing von Postings) kann selbst beim bloßen Versuch journalistischer oder wissenschaftlicher Objektivierung Auslöser des Kontaktschuld-Vorwurfs sein.
  2. ‚Applaus von falscher Seite‘: Die Ablehnung und Abwertung einer Person oder Position wird mit dem Vorwurf begründet, sie erhalte von der Gegnergruppe verbale oder nonverbale (z. B. Klatschen im Bundestag) Zustimmung. Die in der Regel belegbare Tatsache der Zustimmung der Gegnergruppe gilt dann als objektiver Indikator (oder ‚Beweis‘) für die vor allem auch moralische Inakzeptabilität der angegriffenen Position. Dabei ist meist unerheblich, ob der/die Angegriffene sich sogar explizit von der Gegnergruppe und ihrer Zustimmung distanziert.
  3. ‚Das Wort spricht Bände‘: Die pauschale Ablehnung und Abwertung einer Person oder Position wird damit begründet, dass die von ihr verwendeten Wörter oder Phrasen auch bei der Gegnergruppe zu finden sind. Auch in diesem Fall werden in der Regel beobachtbare Belege (als „Beweise“) angeführt, wobei abweichende Ko(n)texte der Äußerungen unwissentlich ignoriert oder bewusst negiert werden. Auch hier spielt meist keine Rolle, ob der/die Angegriffene auf Unterschiede zwischen dem Sprachgebrauch von Eigen- und Gegnergruppe verweist.

Für alle Varianten ist zentral: die Kontaktschuld wird selten diskutiert (im Sinne einer ergebnisoffenen These), sondern schlicht als Tatsache unterstellt oder zumindest über Andeutungen nahegelegt. Rückfragen oder das Einfordern von Differenzierungen im Nachhinein werden entweder ignoriert oder gehen das Risiko ein, sich an der Kontaktschuld selbst ‚anzustecken‘. Widerspruch und Kritik werden auf diese Weise unterminiert.

Bezeichnend ist, dass Kontaktdaten offenbar nur belastend, aber nicht entlastend verwendet werden: A hat sich in einer als islamistisch klassifizierten Organisation engagiert – also ist er mit den Zielen dieser Organisation einverstanden. Oder umgekehrt: Jemand, der aus der als islamistisch charakterisierten Organisation X entstammt, hat sich bei der Gründung der weltoffen auftretenden Organisation Y beteiligt – also ist Y verdächtig. Die Schlussfolgerung verläuft immer einseitig: Wenn jemand mit einem offenkundig liberalen Profil Kontakte zu einer als islamistisch eingestuften Organisation hat, wird er damit „überführt“. Der ebenso mögliche Schluss, dass die Kontakte zu liberalen Personen seitens einer als islamistisch eingeschätzten Organisation ein Hinweis auf Offenheit, Pluralität und Änderungsbereitschaft sein könnte, wird gar nicht in Betracht gezogen. (Schiffauer 2020)

Genau darin zeigt sich die Verdachtssemantik dieses Topos und seine polarisierenden, entdemokratisierenden Effekte mit Blick auf rationale Urteilsfindung und Partizipation.

Der Kontaktschuld-Topos ist oft erfolgreich: „Die Kontaktschuldthese entfaltet in ihrer Kombination von Konkretion und Vagheit eine erhebliche Suggestivkraft“ (Schiffauer 2020). Gleichwohl lassen sich Rahmenbedingungen angeben, die ein Gelingen des Kontaktschuld-Topos wahrscheinlicher machen: Erstens muss die Ansteckungsquelle bereits im öffentlichen Diskurs als stigmatisierte Gegner- bzw. Feindfigur, als amoralische Instanz oder Unwert-Position etabliert sein. Zweitens muss sich das Opfer bzw. Ziel für einen Kontaktschuld-Angriff ‚eignen‘, das heißt über ein geringes soziales und/oder moralisches Prestige innerhalb der Eigengruppe verfügen. Für die Topos-Variante 3 (siehe oben) kommt hinzu, dass der inkriminierte Ausdruck in der Eigengruppe auch als (indexikalischer) Zeiger für die abzulehnende Position/Gegnergruppe etabliert ist, das heißt, als bekannt gilt.

Als Gegenstrategien lassen sich verschiedene Praktiken beobachten: Erstens können Betroffene den Kontaktschuld-Vorwurf explizit (auch präventiv) zurückweisen, zum Beispiel, indem sie Unterschiede zwischen der eigenen und der Gegnerposition und/oder ihrem Sprachgebrauch unterstreichen (Differenzierungstopos), oder etwaige Zustimmungsäußerungen aus dem ‚gegnerischen Lager‘ betont ablehnen. Auch das Thematisieren der Kommunikationsstrategie – des Topos und die damit beabsichtigten oder hingenommenen Effekte – kann gegenüber der Eigengruppe eine geeignete Gegenstrategie sein (siehe auch Opfer-Topos). Effizienter dürfte jedoch die Unterstützung bzw. Fürsprache von Dritten sein, deren Integrität als Angehörige der Eigengruppe außer Frage steht. Besonders Personen oder Positionen mit hoher moralischer Autorität in der Eigengruppe können sich so schützend vor die angegriffene Person stellen. Es bleibt dabei aber dennoch immer ein Restrisiko („Ansteckungsgefahr“, Schiffauer 2020) für diese Autoritätsakteure, selbst Gegenstand oder Ziel des Kontaktschuld-Topos zu werden.

Eine weitere Möglichkeit für Betroffene oder Dritte ist zweitens die Zurückweisung des Kontaktschuld-Vorwurfs durch Verweis auf ähnliche ‚Berührungen‘ und damit ‚moralische Verwerfungen‘ des Angreifers mit der Gegnergruppe bzw. -position an anderen Stellen (tu quoque-Einwand). Besonders die Toposvariante 3 (siehe oben) lässt sich auf diese Weise leicht ad absurdum führen, wenn sprachliche Eigenheiten des Angreifers bei der Gegnergruppe auffindbar sind und vorgeführt werden können. Riskanter dagegen ist die Bejahung des ‚Kontaktes‘ (natürlich kommunizieren wir mit Y…) und seine Begründung (Rechtfertigung) zum Beispiel als alternativlos zur Vermeidung noch größeren Übels (…sonst sind wir bald im Krieg; Topos der düsteren Zukunftsprognose) oder mit dem Versuch, der vom Angreifer unterstellten Illegitimität der Gegnergruppe zu widersprechen (…denn Y ist doch kein Teufel).

Im Mediendiskurs wurde und wird der Ausdruck Kontaktschuld auch als Schlagwort verwendet, um personenbezogene Kritik an der Eigengruppe als ‚illegitime Vorverurteilung‘ zurückzuweisen. Im Corona-Pandemie-Diskurs wurde damit oft der Vorwurf verbunden, ‚in die rechte Ecke gestellt‘ oder ‚pauschalisierend mit einer illegitimen Diskursposition‘ (z. B. als Schwurbler, Verschwörungstheoretiker u. ä. bezeichnet) gleichgesetzt und aus dem öffentlichen Diskurs ausgeschlossen zu werden. In den 1950er bis 1970er Jahren wurde mit dem Schlagwort der Kontaktschuld oft die illegitime bzw. verfassungswidrige Überwachung und Ausschließung von Personen kritisiert, denen man eine ideologische Nähe zur (verbotenen) KPD vorwarf oder unterstellte. Im Kontext von ‚Mauerfall‘ und ‚Deutscher Einheit‘ (1989 und Folgejahre) bezog sich die Kontaktschuld-Kritik vor allem auf ‚Stigmatisierung infolge (behaupteter) ideologischer Nähe zu RAF, SED oder Stasi‘.

Beispiele

(1) Verfassungsschutz und Islamismus

In einer fachlichen Stellungnahme kritisiert der Ethnologe Werner Schiffauer (vgl. 2020) den Umgang des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) mit muslimischen Zentren. Die Behörde bezeichne diese religiösen Gemeinschaften und ihre Mitglieder als „islamistisch“ allein aufgrund ihrer historischen, räumlichen oder assoziativen Nähe zu radikal-islamistischen Gruppen. Es genüge der bloße Kontakt, dass Organisationen oder auch Mitglieder einer Gemeinde als „islamistisch“ diskreditiert und kontaminiert würden (Freund- und Feind-Begriffe). Die soziale Nähe oder der (behauptete) Kontakt zwischen verschiedenen Gruppen – hier einer beliebigen muslimischen und einer ‚radikal-fundamentalistischen‘ Gruppe – lässt es automatisch plausibel erscheinen, dass Weltbilder und Überzeugungen der beiden Gruppen durch sozialen Austausch übernommen werden könnten: Wer Kontakt mit ‚Islamisten‘ hat, ist selbst „Islamist“. Der Umkehrschluss – wenn ein „Islamist“ Kontakt mit einem „demokratischen Muslim“ hat, wird zum „Demokraten“ – dagegen funktioniere nicht. Kontaminationswörter wie „Islamist“ sowie rassistische Denkmuster wie in diesem Fall antimuslimischer Rassismus können als Verstärkung des Kontaktschuld-Topos gelesen werden. Dementsprechend wird die hier verwendete Nähe-Konstruktion als ausschließlich belastend, aber nicht als entlastend, rezipiert.

(2) Sarah Wagenknecht und „Applaus von der AfD“

Zustimmung von der ‚falschen‘ politischen Seite – insbesondere von den sog. ,politischen Rändern‘ – für Positionen der sogenannten ,Mitte‘ (siehe dazu auch Normalismus) wird regelmäßig mit dem Topos der Kontaktschuld skandalisiert. Die ehemalige Die-Linke-Politikerin Sarah Wagenknecht (heute BSW) wurde und wird regelmäßig ‚Nähe zu‘ oder ‚Ähnlichkeit mit‘ rechtspopulistischen Parteien vorgeworfen, indem unter anderem darauf verwiesen wird, ihre Äußerungen erhielten auch von prominenten rechten Politiker*innen Zustimmung. Das folgende Beispiel stammt aus dem Kontext des Russland-Ukraine-Krieges 2023. Sarah Wagenknecht und andere veröffentlichten dabei einen offenen Brief, in dem sie Friedensverhandlungen mit Russland bzw. Putin forderten. Kritiker (hier: die tageszeitung/taz) versuchten den offenen Brief und den Verhandlungsappell damit in Misskredit zu bringen, dass sie auf rechte Mitunterzeichner des offenen Briefes verwiesen. Berichtet wurde zwar auch über die Distanzierung von Frau Wagenknecht gegenüber einer rechten Instrumentalisierung des offenen Briefes, der auf Gesinnungsverdacht gründende Vorwurf blieb aber im Raum stehen:

Sahra Wagenknechts und Alice Schwarzers Manifest für Frieden und ihr Demoaufruf für den 25. Februar sorgen seit Tagen für kontroverse Debatten. Das bunte Feld der Erstunterzeichner:innen verwunderte: von Satiriker und Politiker Martin Sonneborn über Theologin Margot Käßmann bis hin zum Ex-Vizepräsidenten der EU-Kommission Günter Verheugen. Schon kurz nach Veröffentlichung des Aufrufs gesellten sich jedoch auch AfD-Chef Tino Chrupalla und Jürgen Elsässer, Chefredakteur des rechtsextremen Magazins Compact, zu den Unterstützer:innen. […] Auf die Frage, was sie machen, wenn Rechtsextremisten auf der Demo auftauchen und Fahnen schwenken, antwortete Wagenknecht: „Auf unserer Kundgebung ist jeder willkommen, der ehrlichen Herzens für Frieden und für Verhandlungen demonstrieren möchte.“ Rechtsextreme Flaggen und Symbole hätten dort aber nichts zu suchen. […] Auch wenn er Lafontaines Positionen nicht teile, könne man niemanden ausschließen, sagte Erstunterzeichner und Politikwissenschaftler Hajo Funke am Donnerstag der taz. Eine Instrumentalisierung durch rechts sollte jedoch verhindert werden.“ (taz online vom 16.02.2023)

Als Desavouierungsversuch via Kontaktschuld-Topos wird der oben zitierte Text auch von Dritten interpretiert, (polemisch) thematisiert und damit problematisiert. So schrieb ein User auf Twitter/X:

ACHTUNG – Presseanweisung! 1 Wagenknecht & Schwarzer sind als „rechtsoffen“ darzustellen (Twitter/X: 17.02.2023 ).

Zudem weist der Autor den Angriff als selektiv zurück, indem er für die Gegenposition (pro Waffenlieferungen) seinerseits Beifall von rechter Seite zitiert (Topos der Doppelmoral):

 

Abb. 1: Applaus von der falschen Seite. (Twitter/X 2023 )

(3) Die Schuld der Greta Thunberg

Auf einer Demonstration gegen die israelische Kriegsführung in Gaza Anfang 2024 war auch die populäre Klimaschutz-Aktivistin Greta Thunberg zugegen. Nachdem es auf der Demonstration offenbar auch zur Verletzung eines Journalisten kam, deutet die Zeitung Die Welt online eine Mitschuld von Thunberg an. Ohne jeden belastbaren Beleg wird sie indirekt für die Körperverletzung mitverantwortlich gemacht, allein aufgrund der Tatsache, dass sie räumlich-zeitlich in der Nähe des Geschehens gewesen sei:

Journalist nach Pro-Palästina-Demo mit Greta Thunberg verprügelt

In Leipzig hatte am Mittwoch das antiisraelische Handala-Bündnis eine Kundgebung organisiert, an der auch die Klimaaktivistin Greta Thunberg teilnahm. Ein Journalist soll im Anschluss von Teilnehmern verfolgt und zusammengeschlagen worden sein.
(WELT 2024)

Literatur

Zum Weiterlesen

  • Mohammed, Dima (2023): Argument by Association: On the Transmissibility of Commitment in Public Political Arguments. In: Paglieri, Fabio (Hrsg.): Topoi, Jg. 42, Heft 2, Berlin: Springer Verlag, S. 625–634.
  • Schiffauer, Werner (2020): Vorwurf Islamismus – Warum das Konzept der Kontaktschuld problematisch ist. Eine Expertise für den Mediendienst Integration. Online unter: https://mediendienst-integration.de/fileadmin/Expertise_Kontaktschuld.pdf ; Zugriff: 31.05.2025

    Zitierte Literatur und Belege

    • Groarke, Leo; Tindale, Christopher W.; Little, J. Frederick (2013): Good reasoning matters! A constructive approach to critical thinking (Fifth edition). Oxford: Oxford University Press.

    • Mohammed, Dima (2023): Argument by Association: On the Transmissibility of Commitment in Public Political Arguments. In: Paglieri, Fabio (Hrsg.): Topoi, Jg. 42, Heft 2, Berlin: Springer Verlag, S. 625–634.
    • Mohammed, Dima (2019): Standing Standpoints and Argumentative Associates: What is at Stake in a Public Political Argument? In: van Eemeren, Frans H.; Wu, Peng (Hrsg.): Argumentation, Jg. 27, Heft 3, Berlin: Springer Verlag, S. 307–322.
    • Kienpointner, Manfred (1992): Alltagslogik: Struktur und Funktion von Argumentationsmustern. Problemata: Bd. 126. Stuttgart: Frommann-Holzboog.

    • Schiffauer, Werner (2020): Vorwurf Islamismus – Warum das Konzept der Kontaktschuld problematisch ist. Eine Expertise für den Mediendienst Integration. Online unter: https://mediendienst-integration.de/fileadmin/Expertise_Kontaktschuld.pdf ; Zugriff: 31.05.2024

    • taz (2024): Rechtsoffen – ein Manifest für alle. In: taz. Online unter: https://taz.de/Wagenknecht-und-Schwarzer/!5912913/ ; Zugriff 28.03.2024.
    • Twitter/X (2022): Tweet vom 31.05.2024 – anonymisiert.
    • Twitter/X (2022): Tweet vom 31.05.2024 – anonymisiert.

    • Walton, Douglas (1998): Ad Hominem Arguments. Tuscaloosa: University Alabama Press.

    • WELT (2024): Journalist nach Pro-Palästina-Demo mit Greta Thunberg verprügelt. In: WELT Online. Online unter: https://www.welt.de/politik/deutschland/article249715038/Leipzig-Journalist-nach-Pro-Palaestina-Demo-mit-Greta-Thunberg-verpruegelt.html ; Zugriff 28.03.2024.

    Abbildungsverzeichnis

    • Abb. 1: Twitter/X (2023): Screenshot von Tweet vom 17.02.2023 – anonymisiert.

     

    Zitiervorschlag

    Vogel, Friedemann; Vollert, Jonas (2025): Kontaktschuld-Topos. In: Diskursmonitor. Glossar zur strategischen Kommunikation in öffentlichen Diskursen. Hg. von der Forschungsgruppe Diskursmonitor und Diskursintervention. Veröffentlicht am 27.03.2025. Online unter: https://diskursmonitor.de/glossar/kontaktschuld-topos.  

    DiskursGlossar

    Grundbegriffe

    Kontextualisieren

    Kontextualisieren wird im allgemeineren bildungssprachlichen Begriffsgebrauch verwendet, um das Einordnen von etwas oder jemandem in einen bestimmten Zusammenhang zu bezeichnen.

    Narrativ

    Mit der diskursanalytischen Kategorie des Narrativs werden Vorstellungen von komplexen Denk- und Handlungsstrukturen erfasst. Narrative in diesem Sinne gehören wie Schlagwörter, Metaphern und Topoi zu den Grundkategorien der Analyse von Diskursen.

    Argumentation

    Argumentation bezeichnet jene sprachliche Tätigkeit, in der man sich mithilfe von Gründen darum bemüht, die Richtigkeit einer Antwort auf eine bestimmte Frage zu erweisen. Das kann in ganz verschiedenen Situationen und Bereichen nötig sein, namentlich um eine poli-tische, wissenschaftliche, rechtliche, unternehmerische oder private Angelegenheit zu klären.

    Hegemonie

    Wie der britische Politikwissenschaftler Perry Anderson 2018 in einer umfassenden, historisch weit ausgreifenden Studie zum Gebrauch des Begriffs Hegemonie und seinen Konjunkturen beschreibt, liegen die historischen Wurzeln des Begriffs im Griechischen, als Bezeichnung für Führung (eines Staatswesens) mit Anteilen von Konsens.

    Diskurskompetenz

    Im engeren, linguistischen Sinn bezeichnet Diskurskompetenz die individuelle sprachlich-kommunikative Fähigkeit, längere zusammenhängende sprachliche Äußerungen wie Erzählungen, Erklärungen, Argumentationen zu formulieren und zu verstehen.

    Agenda Setting

    Rassistisch motivierte Gewalt, Zerstörung des Regenwaldes, Gender pay gap: Damit politische Institutionen solche Probleme bearbeiten, müssen sie erst als Probleme erkannt und auf die politische Tagesordnung (Agenda) gesetzt werden. Agenda Setting wird in Kommunikations- und Politikwissenschaft als eine Form strategischer Kommunikation beschrieben, mithilfe derer Themen öffentlich Gehör verschafft und politischer Druck erzeugt werden kann.

    Medien

    Die Begriffe Medien/Massenmedien bezeichnen diverse Mittel zur Verbreitung von Informationen und Unterhaltung sowie von Bildungsinhalten. Medien schaffen damit eine wesentliche Grundlage für Meinungsbildung und Meinungsaustausch.

    Macht

    Macht ist die Fähigkeit, Verhalten oder Denken von Personen zu beeinflussen. Sie ist Bestandteil sozialer Beziehungen, ist an Kommunikation gebunden und konkretisiert sich situationsabhängig. Alle expliziten und impliziten Regeln, Normen, Kräfteverhältnisse und Wissensformationen können aus diskursanalytischer Perspektive als Machtstrukturen verstanden werden, die Einfluss auf Wahrheitsansprüche und (Sprach)Handlungen in einer Gesellschaft oder Gruppe nehmen.

    Metapher

    In der politischen Berichterstattung ist oft davon die Rede, dass eine bestimmte Partei einen Gesetzesentwurf blockiert. Weil das Wort in diesem Zusammenhang so konventionell ist, kann man leicht übersehen, dass es sich dabei um eine Metapher handelt.

    Normalismus

    Normalismus ist der zentrale Fachbegriff für die Diskurstheorie des Literaturwissenschaftlers Jürgen Link. Die Normalismus-Theorie fragt danach, wie sich Vorstellungen von ‚Normalität‘ und ‚Anormalität‘ als Leit- und Ordnungskategorien moderner Gesellschaften herausgebildet haben.

    Techniken

    Schlagbilder

    Der Terminus Schlagbild bezeichnet mehr oder weniger inszenierte Bilder. Ihre Bedeutung beruht nicht nur auf ihren sichtbaren (ikonischen) Formen, sondern vielmehr auf den symbolischen Inhalten, die sich durch vielfache mediale Wiederholung und Konventionen gefestigt haben.

    Invektivität / Metainvektivität

    Invektivität ist ein Überbegriff für den Phänomenbereich der Herabsetzung und Ausschließung mittels symbolischer Praktiken. In Invektiven (z.B. Spott, Beleidigung, sprachliche Aggression, Diskriminierung, Hassrede) werden Einzelnen oder Gruppen marginalisierte oder niedrige soziale Positionen zugeschrieben, Zugehörigkeiten zu Gemeinschaften abgesprochen oder Identitäten negiert.

    Parole

    Die Parole ist ein kleines, potentes sprachliches Werkzeug, das in der politischen Kommunikation unerlässlich ist und zweckgebunden in politischen Mobilisierungen eingesetzt wird.

    Komposita

    . In der politischen Rhetorik tragen Komposita zur Prägnanz und Emotionalität von Botschaften bei, indem sie komplexe Sachverhalte und politische Themen in zentralen Begriffen bündeln, in griffige Schlagworte packen und diese für den gesellschaftlichen Diskurs zur Verfügung stellen (zum Beispiel Krisenmodus, Zeitenwende oder Rückführungspatenschaften).

    Nicht-Entschuldigen / Nonpology

    Mit der Nicht-Entschuldigung verfolgen Diskursakteure verschiedene Ziele: sie wollen Ablenken von der eigenen Schuld, erhoffen sich eine Reputationsverbesserung durch vorgespielte Reue oder wollen (andere) negative Konsequenzen abwenden und sich in der Öffentlichkeit positiv als fehlereinsichtig und selbstkritisch darstellen.

    Liken

    Die eigentliche Funktion des Likens geht jedoch über das Signalisieren von Zustimmung hinaus und ist konstitutiv für das Funktionieren sozialer Medienplattformen und das Aushandeln von verschiedenen Formen der Sozialität auf diesen.

    Hashtag

    Mit dem Begriff Hashtag wird auf eine kommunikative Technik der spontanen Verschlagwortung und Inde-xierung von Postings in der Internetkommunikation verwiesen, bei der Sprache und Medientechnik sinnstif-tend zusammenwirken. Der Gebrauch von Hashtags hat eine diskursbündelnde Funktion: Er ermöglicht es, Inhalte zu kategorisieren (#Linguistik, #Bundestag), such- und auffindbar zu machen (#Bundestags-wahl2025), aber auch zu bewerten (#nicetohave) und zu kontextualisieren (#Niewiederistjetzt).

    Diminutiv

    Auch in Politik, Wirtschaft, Presse und Werbung werden Diminutiv-Formen zu rhetorischen Zwecken eingesetzt, um etwa emotionale Nähe zu konstruieren (unser Ländle), eine Person abzuwerten (die ist auch so ein Schätzchen), einen als ‚riskant‘ geltenden Sachverhalt zu ‚verharmlosen‘ (ein Bierchen) oder eine ‚Sachverhaltsbanalisierung‘ zurückzuweisen (Ihre ‚Demonstratiönchen‘).

    Sündenbock

    Der Sündenbock bezeichnet eine Person oder Gruppe, die stellvertretend für etwas beschuldigt wird. Hinter dieser Schuldzuweisung steckt ein kommunikativer Mechanismus des Gruppenzusammenhalts, der sich in verschiedenen kulturellen Kontexten und zu unterschiedlichen Zeiten durch Rituale, Mythen, Erzählungen oder Verhalten manifestiert.

    Redenschreiben

    Wer Reden schreibt, bereitet die schriftliche Fassung von Reden vor, die bei besonderen Anlässen gehalten werden und bei denen es auf einen ausgearbeiteten Vortrag ankommt.

    Schlagwörter

    Bürokratie

    Bürokratie ist ein Begriff, der im Rahmen aktueller strategischer Kommunikation ein dicht besetztes, polarisiertes Feld korrespondierender Ausdrücke öffnet. Neben den direkten Ab-leitungen Bürokratisierung, Bürokratismus und Komposita, als wichtigstes Bürokratieabbau, gehören dazu vor allem Flexibilisierung, Privatisierung, Deregulierung.

    Politisch korrekt / Politische Korrektheit

    Der Ausdruck politisch korrekt / Politische Korrektheit und die amerikanischen Vorbilder politically correct /P.C. / Political Correctness (Gegenteile, etwa politisch unkorrekt etc., sind mitzudenken) repräsentieren ein seit den frühen Neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts populäres Deutungsmuster, mit dem weltanschauliche, ästhetische und politische Konflikte berichtet/bewertet werden, meist zuungunsten der als politisch korrekt bezeichneten Positionen, denen man eine überzogene, sowohl lächerliche als auch gefährliche Moralisierung unterstellt.

    Kipppunkt

    Als öffentliches Schlagwort ist Kipppunkt Teil eines Argumentationsmusters: es behauptet ein ‚Herannahen und baldiges Überschreiten einer unumkehrbaren Sachverhaltsänderung, die fatale bzw. dystopische Folgeschäden auslöst, wenn nicht umgehend bestimmte Maßnahmen eingeleitet oder unterlassen werden.‘

    Verfassung

    Die Verfassung eines Landes (in Deutschland das Grundgesetz von 1949) steht für die höchste und letzte normative und Legitimität setzende Instanz einer staatlichen Rechtsordnung. In der offiziellen Version demokratischer Selbstbeschreibung ist es das Volk selbst, das sich in einem rituellen Gründungsakt eine Verfassung gibt.

    Toxizität / das Toxische

    Es ist nicht immer ganz eindeutig bestimmbar, was gemeint wird, wenn etwas als toxisch bezeichnet wird. Zeigen lässt sich zwar, dass sich die Bedeutung von ‚giftig‘ hin zu ‚schädlich‘ erweitert hat, doch die Umstände, unter denen etwas für jemanden toxisch, d. h. schädlich ist, müssen aus der diskursiven Situation heraus erschlossen werden.

    Zivilgesellschaft

    Im gegenwärtigen deutschen Sprachgebrauch werden so heterogene Organisationen, Bewegungen und Initiativen wie ADAC und Gewerkschaften, Trachtenvereine und Verbraucherschutzorganisationen, Umweltorganisationen und religiöse Gemeinschaften zur Zivilgesellschaft gezählt.

    Demokratie

    Der Ausdruck Demokratie dient häufig zur Bezeichnung einer (parlamentarischen) Staatsform und suggeriert die mögliche Beteiligung aller an den Öffentlichen Angelegenheiten. Dabei ist seine Bedeutung weniger eindeutig als es den Anschein hat.

    Plagiat/Plagiarismus

    Plagiarismus ist ein Begriff, der sich im öffentlichen Diskurs gegen Personen oder Produkte richten kann, um diese in zuweilen skandalisierender Absicht einer Praxis unerlaubter intermedialer Bezugnahme zu bezichtigen. Die Illegitimität dieser Praxis wird oft mit vermeintlichen moralischen Verfehlungen in Verbindung gebracht.

    Fake News

    Fake News wird als Schlagwort im Kampf um Macht und Deutungshoheit in politischen Auseinandersetzungen verwendet, in denen sich die jeweiligen politischen Gegenspieler und ihre Anhänger wechselseitig der Lüge und der Verbreitung von Falschnachrichten zum Zweck der Manipulation der öffentlichen Meinung und der Bevölkerung bezichtigen.

    Lügenpresse

    Der Ausdruck Lügenpresse ist ein politisch instrumentalisierter „Schlachtruf“ oder „Kampfbegriff“ gegen etablierte und traditionelle Medien. Dabei wird häufig nicht einzelnen Medien-Akteuren, sondern der gesamten Medienbranche vorgeworfen, gezielt die Unwahrheit zu publizieren.

    Verschiebungen

    Versicherheitlichung

    In akademischen Kontexten wird Versicherheitlichung in Abgrenzung zu einem naiv-realistischen Sicherheitsverständnis verwendet. Dieses betrachtet Sicherheit als einen universell erstrebenswerten und objektiv feststellbaren Zustand, dessen Abwesenheit auf das Handeln von Akteuren zurückzuführen ist, die feindselig, kriminell, unverantwortlich oder zumindest fahrlässig agieren.

    Ökonomisierung

    Ökonomisierung wird in gegenwärtigen Diskursen in der Regel zur Bezeichnung von Prozessen verwendet, in denen die spezifisch wirtschaftlichen Funktions-Elemente wie Markt, Wettbewerb/Konkurrenz, Kosten-Nutzen-Kalküle, Effizienz, Gewinnorientierung in Bereiche übertragen werden, die zuvor teilweise oder ganz nach anderen Leitkriterien ausgerichtet waren

    Moralisierung

    Moralisierung verlagert Macht- und Interessenkonflikte in die Sphäre der Kommunikation von Achtung / Missachtung. Sie reduziert Ambivalenz zugunsten einer Polarisierung von gut und böse.

    Konstellationen

    Skandal

    Die Diskurskonstellation des Skandals zeichnet sich durch eine in den Medien aufgegriffene (bzw. durch sie erst hervorgerufene) empörte Reaktion eines erheblichen Teils der Bevölkerung auf einen tatsächlichen oder vermeintlichen Missstand aus. Die schuldhafte Verursachung dieses Missstandes wird dabei einem gesellschaftlichen Akteur zugeschrieben, dessen Handeln als ‚unmoralisch‘ gedeutet wird.

    DiskursReview

    Review-Artikel

    Die Macht der Worte 4/4: So geht kultivierter Streit

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    Die Macht der Worte 3/4: Sprachliche Denkschablonen

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    Die Macht der Worte 2/4: Freund-Feind-Begriffe

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    Die Macht der Worte 1/4: Wörter als Waffen

    DiskursReviewDie Macht der Worte (1/4): Wörter als Waffen Begleittext zum Podcast im Deutschlandfunk (1) Wörter als Waffen (2) Freund-Feind-Begriffe (3) Sprachliche Denkschablonen (4) So geht kultivierter StreitEin Text vonvon Friedemann VogelVersion: 1.0 / 06.03.2025...

    Relativieren – kontextualisieren – differenzieren

    Die drei Handlungsverben relativieren, kontextualisieren, differenzieren haben gemein, dass sie sowohl in Fachdiskursen als auch im mediopolitischen Interdiskurs gebraucht werden. In Fachdiskursen stehen sie unter anderem für Praktiken, die das Kerngeschäft wissenschaftlichen Arbeitens ausmachen: analytische Gegenstände miteinander in Beziehung zu setzen, einzuordnen, zu typisieren und zugleich Unterschiede zu erkennen und zu benennen.

    Neue Beiträge Zur Diskursforschung 2023

    Mit Beginn des Wintersemesters laden die Forschungsgruppen CoSoDi und Diskursmonitor sowie die Akademie diskursiv ein zur Vortragsreihe Neue Beiträge Zur Diskursforschung. Als interdisziplinäres Forschungsfeld bietet die Diskursforschung eine Vielzahl an...