DiskursGlossar

Redenschreiben

Kategorie: Techniken
Verwandte Ausdrücke: Ghostwriting
Siehe auch: Politische Kommunikation, Strategische Kommunikation, Rhetorik
Autor: Vasco Alexander Schmidt
Version: 1.0 / Datum: 06.05.2024

Kurzzusammenfassung

Wer Reden schreibt, bereitet die schriftliche Fassung von Reden vor, die bei besonderen Anlässen gehalten werden und bei denen es auf einen ausgearbeiteten Vortrag ankommt. Vortragende sind meist Führungspersönlichkeiten in Politik und Wirtschaft, die eine Vielzahl von öffentlichen Auftritten haben und sich bei der Erstellung des Redemanuskripts von Kommunikations- und Fachexperten unterstützen lassen.

Redenschreiber stellen sicher, dass das Redemanuskript pünktlich fertig wird und für den Redeanlass angemessen gestaltet ist, also eine prägnante Aussage sowie einen für die Zuhörer verständlichen und ansprechenden Stil hat, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Bei öffentlichen Auftritten gehört immer auch eine klare Positionierung im Diskurs dazu.

Erweiterte Begriffsklärung

Redenschreiben ist das Anfertigen einer schriftlichen Vorlage für eine öffentliche Rede, deren Anlass und Umstände ein ausformuliertes Manuskript verlangen. Wahlkampf– und Parteitagsreden, Regierungserklärungen sowie Grundsatz, Fest- und Gedenkreden erzielen bei den Zuhörern eine große Aufmerksamkeit, die wiederum auch höhere Erwartungen hinsichtlich der inhaltlichen und sprachlichen Qualität des Gesagten haben. Diese Kombination aus Offenheit und hoher Erwartungshaltung gibt den Rednern die Chance, eine große Wirkung beim Publikum und der Öffentlichkeit zu erzielen. Reden können berühren, versöhnen, erbauen und mitreißen, belehren oder überzeugen, und Redner können sie nutzen, um sich zu profilieren, Debatten anzustoßen, ihnen eine neue Richtung zu geben oder Entscheidungen herbeizuführen. Diese Effekte stellen sich aber nur ein, wenn Redner authentisch und überzeugend wirken, wozu neben ihrer Persönlichkeit und Redefertigkeit auch das Redemanuskript beiträgt.

Da den Vortragenden oft die Zeit und in vielen Fällen auch das Handwerkszeug fehlen, um ihre Reden vorzubereiten, kommen Redenschreiber ins Spiel. Diese bleiben meist im Hintergrund und treten nicht als Autoren in Erscheinung. Sie verstehen sich als Dienstleister, die das Redemanuskript liefern und bei komplexeren Themen den Entstehungsprozess koordinieren, an dem meist auch Projektleiter, Fachreferenten und Abteilungsleiter beteiligt sind, die Hintergründe erklären, Inhalte beisteuern und das Manuskript gegenlesen. Bei Reden, die durch ihre Länge oder Anlass eine inhaltliche Tiefe verlangen, dient der erste Entwurf oft als Grundgerüst, das durch Ergänzungen inhaltlich angereichert und durch Kürzungen und redaktionelle Veränderungen seine spätere Form erhält. Diese Überarbeitungsschritte bleiben den Zuhörern der fertigen Rede verborgen, wodurch Redenschreiber und der Prozess des Redenschreibens zur Hinterbühne der strategischen Kommunikation zu zählen sind. Zugleich nehmen Redenschreiber mitunter eine sehr aktive Rolle im Entstehungsprozess einer Rede ein, da sie die Ideen und Geltungsansprüche der verschiedenen Beiträger berücksichtigen oder zurückweisen müssen, um die Eingaben zu einer Hauptaussage zu verdichten. Meist entstehen erst in diesem Prozess eine Dramaturgie der Argumente, Beispiele und Zitate sowie die Kernaussagen in prägnanten Formulierungen, die die Reden letztendlich prägen und im Idealfall unverwechselbar, wenn nicht berühmt machen – zum Beispiel Ich bin ein Berliner (der damalige US-Präsident John F. Kennedy 1963 vor dem Schöneberger Rathaus in Westberlin, das sich als einer Art Insel innerhalb der DDR befand), Hier wächst zusammen, was zusammengehört (der Ex-Bundeskanzler Willy Brandt 1989 zur Wendezeit nach dem Mauerfall) oder Wir haben so vieles geschafft – wir schaffen das! (die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel 2015 zur Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland).

Das Festlegen der Hauptaussage und deren Zuspitzung in einer griffigen Formulierung sind wichtige Leistungen des Redenschreibers, da diese die leitende Perspektive der Rede definieren und bei der Positionierung des Redners im Diskurs helfen, beispielsweise durch Zitate, die sich für die Öffentlichkeitsarbeit nutzen lassen. Sie gibt vor allem aber auch eine Orientierung beim Ausarbeiten der Rede und vereinfacht die komplexe Schreibaufgabe, die von einer Vielzahl von Abwägungen und Entscheidungen geprägt ist. Eine Quelle der Komplexität ist die Redesituation, in der meist verschiedene (Ziel-)Gruppen erreicht werden sollen. So wirken zum Beispiel Manager, die immer auch ihr Unternehmen verkörpern, nicht nur nach außen in die Öffentlichkeit, sondern auch nach innen in das eigene Unternehmen. Parlamentsreden richten sich zum einen an den politischen Gegner, zum anderen an die eigenen Unterstützer und auch Medienvertreter.

Redenschreiber antizipieren mögliche Reaktionen der Zuhörer, setzen durch Hauptaussagen klare Prioritäten, aber flechten in Form von Schlagwörtern, Sprechweisen, Argumenten oder Erzählungen immer auch Angebote für (Teil-)Zielgruppen in die Rede ein. Die Redekonstellation mit ihren Chancen und Risiken ist daher ein wichtiges Thema beim Briefing, in dem der Redenschreiber über den Redeanlass und dessen politischen oder wirtschaftlichen Kontext, das Publikum und seine Erwartungen, das Thema sowie die Absichten und Wünsche des Redners informiert wird. Gleichermaßen relevant sind die geplante Länge, die Abfolge von Begrüßungen und Reden, die Vor- bzw. Hauptredner und die Art der Veranstaltung, vom Ort bis zum Dresscode, die allesamt Einfluss auf die Gestaltung der Rede haben können.

Die Rhetorik, wie die Kunst der Rede heißt und sich seit der Antike entwickelt hat, umfasst eine Vielzahl an Methoden für die Vorbereitung und den Aufbau von Reden sowie für die Verwendung von Stilelementen. Auch die Arbeit heutiger Redenschreiber steht in dieser Tradition, so dass ihre Manuskripte den klassischen Redegattungen folgen, wie die an Kontroversen orientierte politische Rede (im engeren Sinne) oder die auf Konsens und Harmonie angelegte Festrede. Auch lässt sich in zeitgenössischen Reden der klassische fünfteilige Redeaufbau meist gut erkennen, der sich aus dem Plädoyer vor Gericht entwickelt hat. Er besteht aus einer Einleitung, die die Zuhörer wohlwollend, aufnahmebereit und gespannt machen soll, der Erzählung, die die Sachlage schildert, einer Beweisführung sowie der Widerlegung der Gegner und einer Zusammenfassung, die die wichtigsten Punkte pointiert wiederholt. Jede Phase zielt dabei sowohl auf den Verstand und die Gefühle der Zuhörer ab. Neben der geeigneten Auswahl von Fakten sowie deren Perspektivierung und Einbettung in überzeugende Argumente gehört die effektvolle Gliederung des Stoffes und die stilistische Ausarbeitung zu wichtigen Aufgaben der Redevorbereitung. Hierzu gehören interessante Zitate und Details, Metaphern, rhetorische Fragen, Hoch- und Fahnenwörter, Wiederholungen, Reime, ausgefallene Wortverbindungen und Neuprägungen von Begriffen (siehe auch Werbung und politische Kommunikation). Die richtige Stilebene und treffende Formulierungen unterstützen die Überzeugungskraft, verleihen Authentizität und machen die Rede anregend und unterhaltsam, sind aber so zu gestalten, dass sie zur Persönlichkeit, der Sprechweise und zu den rhetorischen Fähigkeiten des Redners passen. Im Redemanuskript antizipiert der Redenschreiber die Wirkung des Redners und leitet diesen während des Vortrags zum bestmöglichen Ergebnis, auch wenn es freilich vorkommt, dass Redner spontan vom Redetext abweichen, um auf Stimmungen im Publikum zu reagieren.

Die stilistischen Aspekte der Redekunst lassen sich in praktischen Leitfäden, Checklisten und Sammlungen von Musterreden studieren, die in großer Zahl erscheinen. ChatGPT und andere KI-Tools entwickeln sich zu einem weiteren Hilfsmittel für eine schnelle Formulierung von Redeentwürfen. Inspiration findet sich auch in Berichten von Redenschreibern wie dem Tagebuch des Redenschreibers des früheren Bundeskanzlers Willy Brand, Klaus Harpprecht, der darin minutiös das Entstehen der berühmten Regierungserklärung von 1973 nachzeichnet (vgl. Harpprecht 2000). Verbände und private Institute engagieren sich für die Aus- und Weiterbildung von Redenschreibern, die in der Regel als Quereinsteiger – oft aus dem Journalismus oder der Öffentlichkeitsarbeit – kommen. Mit dem Verband der Redensschreiber deutscher Sprache gibt es auch eine Plattform für den Austausch und eine Interessenvertretung dieses Berufstands. Die Linguistik hat vor allem sich mit Einzelaspekten des Redenschreibens befasst, meist produktorientiert, zum Beispiel durch die Systematisierung der verschiedenen Rede-/Textsorten und ihrer sprachlichen Merkmale, beispielsweise von Parlamentsdebatten (vgl. Klein 2003). Zudem wurden einzelne Reden Gegenstand linguistischer Analysen. 

Beispiele

(1) Rede zum Abschluss eines nationalen Forschungsprogramms

Der Forschungsleiter einer großen Softwarefirma erhält die Anfrage, beim Anschluss-Event eines größeren Forschungsprogramms zur Elektromobilität einen Hauptvortrag zu halten. Sein Unternehmen war an mehreren Projekten des Programms zum Teil federführend beteiligt. Zunächst prüft das Kommunikationsteam, ob der Forschungsleiter selbst auftreten sollte oder ein ranghöherer Manager (Vorstand) oder ein Abteilungs- bzw. Projektleiter. Da zwei Bundesminister und ein Ministerpräsident als Eröffnungsredner eingeplant sind, schickt das Büro des Forschungsleiters eine Zusage.

In einem halbstündigen Briefing wird der Redenschreiber über den Auftritt informiert. Die Eckpunkte des Events sind bereits bekannt: An Messeständen stellen sich die Forschungsprojekte vor, während die Projektleiter auf einer Nebenbühne Kurzvorträge halten. Auf der Hauptbühne finden die Reden der Politiker und Unternehmensführer statt, die jeweils 15 bis 20 Minuten lang sein sollen. Schnell wird das Ziel formuliert: Die Rede soll das Softwareunternehmen als verlässlichen und weiterhin relevanten Partner der öffentlichen Forschungsförderung darstellen. Diese Vorgabe reicht für das Abfassen eines kurzen Abstracts, das die Organisatoren drei Monate vor dem Event für die Webseite, Pressemitteilung und für das Programmheft benötigen.

Danach beginnt die Recherche für die Rede. Das Unternehmen war an zehn Projekten beteiligt, deren Themen vom testweisen Einsatz von Elektrofahrzeugen in der Firmenflotte über die effiziente Steuerung von Ladesäulen bis zur Abrechnung vom Ladestrom reichen. Drei Mitarbeiter halten Kurzvorträge, weitere haben Standdienst. In der Hauptrede sollen die Forschungsprojekte erwähnt und einzelne Ergebnisse vorgestellt werden, aber auch aus der Fülle der Themen eine klare Erzählung und Hauptthese entstehen.

Dem Redenschreiber fällt es leicht, die Projekte einzuordnen. Sein Unternehmen verfolgt eine doppelte Nachhaltigkeitsstrategie: Elektroautos im Fuhrpark sollen helfen, den eignen CO₂-Fußabdruck zu senken, die Forschung an Abrechnungsformen dagegen bereitet die Entwicklung von Produkten vor, die andere Unternehmen nutzen können, um nachhaltiger zu wirtschaften. Um diese Strategie zu erklären, greift der Redenschreiber auf Standardformulierungen zurück, die die PR-Abteilung für eine konsistente Kommunikation zentral bereitstellt.

Allerdings ist Produktentwicklung noch keine Forschung und das Vorstellen der Geschäftsstrategie macht noch keine gute Rede. Die Idee ist nun, die Herausforderungen der Forschung stärker herauszuarbeiten und darüber eine Positionierung der IT-Forschung zu entwickeln. Dazu führt der Redenschreiber Gespräche mit Projektleitern und einem Bereichsleiter. Schnell wird klar, dass der Diskurs der Elektromobilität vor allem von Diskussionen zu Autos, Motoren, Batterieladung und der Verteilung von Ladesäulen dominiert wird. Wie lässt sich der Beitrag der Software sichtbar machen? Im Gespräch entwickelt sich die Idee, die Informationstechnik neben der Fahrzeugtechnik und Ladeinfrastruktur als dritte Säule der Elektromobilität darzustellen. Da der Vortrag mit Folien illustriert werden soll, entsteht so auch ein attraktives und für viele im Publikum überraschendes Bild der Rolle der Software. In der späteren Rede wird der Forschungsleiter auf seine Vorredner eingehen, die aus der Energie- und Autobranche kommen, und die Informationstechnik neben Ladeinfrastruktur und Fahrzeugtechnik als zentrale Säule der Elektromobilität bezeichnen.

Ein historisches Detail hat dafür den Ausschlag gegeben. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gab es Elektroautos, und spätestens in den 1990-er Jahren gab es ernsthafte, aber noch erfolglose Versuche, diese am Markt zu etablieren. Der neue Optimismus speist sich aus der Tatsache, dass durch die moderne Informationstechnik die Transaktionskosten dramatisch gesunken sind, wodurch viele Geschäftsmodelle erstmals profitabel werden. In der Rede wird dies umgemünzt in die These, dass Softwareforschung die Kreativität und Zusammenarbeit zwischen Unternehmen fördert. Software wird in der Rede ein Medium für Visionen, Experimente und Lösungen genannt: Software weckt die Kreativität von uns Endnutzern und von Unternehmen.

Abb. 1: Dritte zentrale Säule der Elektromobilität: Informations- und Kommunikationstechnik.

Nachdem die leitende Perspektive gesetzt ist, geht es ans Schreiben. Die Folien werden parallel dazu von einer Kollegin vorbereitet. Der Redeentwurf wird zunächst mit Projektleitern, Abteilungsleitern und Bereichsleitern geteilt, um Feedback einzuholen. Im Vordergrund steht die Prüfung von Fakten (z. B. Anzahl Elektroautos im Pilotprojekt, Vollständigkeit der genannten Forschungspartner), aber auch die Einordnung der Forschung unter die Leitperspektive. Da es Projektleitern immer auch um die Sichtbarkeit ihrer Arbeit geht, muss der Redenschreiber sorgfältig agieren und verhindern, dass deren Ergänzungen die Hauptaussage der Rede verwässern. Alle Beteiligten müssen akzeptieren, dass der Redenschreiber im Reviewprozess für den Forschungsleiter spricht und sich die Rede vor allem an den öffentlichen Diskurs anschließt und nicht an Einzelaspekte der Forschung.

Das Anfertigen des Redemanuskripts verlangt weitere Entscheidungen. Der Forschungsleiter ist Franzose, die Unternehmenssprache ist Englisch, die Veranstaltung findet aber in Deutschland statt. Alle übrigen Redner sind Deutsche. Eine Rücksprache mit dem Büro des Forschungsleiters klärt die Sprachenfrage: Er möchte höflich sein und auch auf Deutsch vortragen. Er spricht gutes Alltagsdeutsch, dennoch sind im Manuskript Fremdwörter, schwer auszusprechende Wörter und lange Satzkonstruktionen zu vermeiden. Eine Woche vor dem Event sind Text und Folien fertig. In den Tagen vor dem Event arbeitet der Redenschreiber noch Feedback des Forschungsleiters ein.

Nach der Veranstaltung erfolgt ein kurzes Debriefing, in dem die Reaktionen des Publikums und Folgeaktivitäten besprochen werden, darunter Treffen mit anderen Vortragenden, um neue Forschungsprojekte anzubahnen.

(2) Rede der Klimaaktivistin Luisa Neubauer auf dem Parteitag der Grünen am 16. Oktober 2022

Am 16. Oktober 2022 hielt die Klimaaktivistin Luisa Neubauer auf dem Grünen-Parteitag in Bonn eine vielbeachtete Rede. Sie war Gastrednerin auf der Bundesdelegiertenkonferenz der Partei, deren dritter Tag der Klimapolitik gewidmet war, und nutzte ihren Auftritt, um die realpolitischen Kompromisse in der Klimapolitik scharf zu kritisieren und ein viel entschiedeneres Handeln einzufordern. Obwohl die Kompromisse, auf die sie sich bezog, von Regierungsvertretern der Grünen ausgehandelt und im Vorfeld des Parteitags verteidigt wurden, erhielt Neubauer von den Delegierten stürmischen Applaus. Ihr gelang offenbar eine „Standpauke“ (Magoley 2022), die zugleich die Herzen vieler Zuhörer berührte, die wie sie einerseits Parteimitglieder sind, aber die realpolitischen Kompromisse ablehnen und die Entschlossenheit der Klimaaktivistin bewundern. Ihre Rede wurde als Rede des Jahres 2022 ausgezeichnet, da sie ein „aufrüttelndes Plädoyer für eine wirkungsvolle Klimapolitik und ein eindringlicher Aufruf der jungen Generation für Gerechtigkeit und Solidarität in Anbetracht des Klimawandels“ darstelle, heißt es in der Begründung der Universität Tübingen, deren Seminar für Allgemeine Rhetorik den Preis vergibt (Universität Tübingen 2022). Ihre Wirkung erzielte die Rede durch die besondere Situation, in der sie gehalten wurde, aber auch durch die „kraftvolle Rhetorik“ Neubauers, wie es in der Begründung weiter heißt. Ihre Rede zeigt aber auch exemplarisch, auf welche Effekte Redenschreiber hinarbeiten, und weist Spuren der Gestaltungsarbeit auf, die in ein solches Schreibprodukt einfließt.

Eine Herausforderung beim Schreiben einer Rede ist es, Sprecher und Redeanlass zu Beginn in einer überraschenden Weise vorzustellen, einen Ton zu treffen, der über die gesamte Redezeit trägt sowie Rolle und Anliegen mit der Persönlichkeit des Redners authentisch zu verknüpfen. Neubauer gelingt dies mustergültig, indem sie ihre Rede zunächst als eine komplizierte Rede in komplizierten Zeiten und persönliche Herausforderung bezeichnet und anschließend ihre Rolle und ihr Anliegen klärt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2022). Sie spreche sowohl als Klimaaktivistin und Grünen-Mitglied und werde nach der Rede nach Lützerath aufbrechen, also dorthin, wo im Oktober 2022 Massendemonstrationen stattfanden, da diese und weitere Ansiedlungen dem Braunkohletagebau weichen sollten (vgl. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2022). Die Räumung war Teil eines Kompromisses, den die Bundes- und die nordrhein-westfälische Landesregierung mit dem RWE-Konzern ausgehandelt hatten, um den Kohleausstieg bis 2030 verbindlich zu machen. Auch wenn Neubauer nicht direkt darauf einging, stand ihre Rede auch im Kontext eines Antrags der Grünen Jugend, die beim Parteitag ein Moratorium zum Lützerath-Abriss einbrachte, der als Fundamentalkritik an dem Lützerath-Kompromiss zu verstehen war, aber später mit 294 zu 315 Stimmen scheiterte. Zugleich war der öffentliche Diskurs auch von durch den Ukrainekrieg ausgelösten Fragen zur Energieversorgung in Deutschland geprägt.

Bemerkenswert an Neubauers Rede ist die Art und Weise, wie sie die Kritik an der Realpolitik formuliert. Neubauer wirft ihrer Partei eine Art ökologischen Hyperrealismus vor und entwickelt nach und nach eine Neubewertung von Realpolitik in der Klimakatastrophe, in der nicht mehr das Machbare in Form von Kompromissen im Vordergrund stehe, sondern das Reale im Sinne der Realität, die der Klimawandel in Form von Krisen und menschliche Katastrophen hervorbringe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2022). Vor diesem Hintergrund trage die derzeitige Realpolitik nicht zur Befriedung, sondern zur Radikalisierung der Realität bei, so Neubauer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2022). Damit wendet sie das klassische politische Schlagwort Realpolitik gegen ebenjenes konservative Lager der Partei an, das es traditionell legitimierend für eine pragmatische und kompromissbereite Politik verwendet. Realpolitik wird zum Stigmawort. Diese gezielte Provokation, die zur Bewertung der Rede als ,Standpauke‘ beiträgt, gelingt auch dadurch, dass Neubauer die Bedeutung des Realen im Begriff Realpolitik umdefiniert und so eine Unterscheidung von falscher von wahrer Realpolitik einführt. Die in ihren Augen wahre Realpolitik verbindet sie mit den ursprünglichen Werten und Zielen der Grünen, wodurch ihre Forderung einer kompromisslosen Klimapolitik neue Überzeugungskraft gewinnt.

Diese Passage zeigt deutlich, wie sich Neubauer in ihrer Sprache und Argumentationsweise auf das Publikum einstellt. Statt der Sprache der Jugend, die sie etwa auf den Bühnen von Fridays for Future benutzt, trifft sie hier die Sprache von Parteitagen. Gleichzeitig behält sie einen persönlichen Ton bei. Neubauer bettet ihre Kritik in eine Sprache ein, die sowohl Wut als auch Sorge ausdrückt sowie Verständnis und Unverständnis gegenüber der Regierungsarbeit zur Sprache bringt (sehr eindringlich durch die mehrmalige Wiederholung von Satzstrukturen und Verwendung der ersten Person Singular: Ich verstehe… sowie Was ich nicht verstehe…[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2022]). So verkörpert die Rednerin Luisa Neubauer mit ihrer Rede glaubhaft die Zerreißprobe, vor der die Grünen damals standen – als Regierungspartei und Partei, die Klimaaktivisten eine Heimat sein möchte.

Literatur

Zum Weiterlesen

  • Dudenredaktion (Hrsg.)(2004): Reden gut und richtig halten! Ratgeber für wirkungsvolles und modernes Reden. Mannheim, Leipzig: Duden-Verlag.
  • Göttert, Karl-Heinz (2015): Mythos Redemacht. Eine andere Geschichte der Rhetorik. Berlin: Fischer.
  • Reisigl, Martin (2008): Rhetoric of Political Speeches. In: Wodak, Ruth; Koller, Veronika (Hrsg.): Handbook of communication in the public sphere. Berlin, New York: de Gruyter Mouton.
  • Schirren, Thomas (2014): Herrschaft durch Sprache. Politische Reden. Stuttgart: Reclam.

Zitierte Literatur

Abbildungsverzeichnis

  • Abb. 1: Dritte zentrale Säule der Elektromobilität: Informations- und Kommunikationstechnik. Quelle: Private Grafik.

Zitiervorschlag

Schmidt, Vasco Alexander (2024): Redenschreiben. In: Diskursmonitor. Glossar zur strategischen Kommunikation in öffentlichen Diskursen. Hg. von der Forschungsgruppe Diskursmonitor und Diskursintervention. Veröffentlicht am 06.05.2024. Online unter: https://diskursmonitor.de/glossar/redenschreiben/.

DiskursGlossar

Grundbegriffe

Diskurskompetenz

Im engeren, linguistischen Sinn bezeichnet Diskurskompetenz die individuelle sprachlich-kommunikative Fähigkeit, längere zusammenhängende sprachliche Äußerungen wie Erzählungen, Erklärungen, Argumentationen zu formulieren und zu verstehen.

Agenda Setting

Rassistisch motivierte Gewalt, Zerstörung des Regenwaldes, Gender pay gap: Damit politische Institutionen solche Probleme bearbeiten, müssen sie erst als Probleme erkannt und auf die politische Tagesordnung (Agenda) gesetzt werden. Agenda Setting wird in Kommunikations- und Politikwissenschaft als eine Form strategischer Kommunikation beschrieben, mithilfe derer Themen öffentlich Gehör verschafft und politischer Druck erzeugt werden kann.

Medien

Die Begriffe Medien/Massenmedien bezeichnen diverse Mittel zur Verbreitung von Informationen und Unterhaltung sowie von Bildungsinhalten. Medien schaffen damit eine wesentliche Grundlage für Meinungsbildung und Meinungsaustausch.

Macht

Macht ist die Fähigkeit, Verhalten oder Denken von Personen zu beeinflussen. Sie ist Bestandteil sozialer Beziehungen, ist an Kommunikation gebunden und konkretisiert sich situationsabhängig. Alle expliziten und impliziten Regeln, Normen, Kräfteverhältnisse und Wissensformationen können aus diskursanalytischer Perspektive als Machtstrukturen verstanden werden, die Einfluss auf Wahrheitsansprüche und (Sprach)Handlungen in einer Gesellschaft oder Gruppe nehmen.

Normalismus

Normalismus ist der zentrale Fachbegriff für die Diskurstheorie des Literaturwissenschaftlers Jürgen Link. Die Normalismus-Theorie fragt danach, wie sich Vorstellungen von ‚Normalität‘ und ‚Anormalität‘ als Leit- und Ordnungskategorien moderner Gesellschaften herausgebildet haben.

Wissen

Kollektives Wissen von sozialen Gruppen ist sowohl Voraussetzung als auch Ziel strategischer Kommunikation in öffentlichen Diskursen. Es wird geprägt durch individuelle Erfahrung, aber auch in Diskursgemeinschaften kommunikativ geteilt – vor allem im Elternhaus, in Peergroups und Bildungseinrichtungen sowie durch Medienkonsum.

Werbung

Werbung ist ein Kommunikationsinstrument von Unternehmen, das der Positionierung im Markt dient und je nach Situation des Unternehmens auf Einführung, Erhalt oder Ausbau von Marktanteilen und damit letztlich auf ökonomischen Gewinn abzielt.

Mediale Kontrolle

Medien werden vielfältig zur Durchsetzung von Macht verwendet. So in der Zensur, wenn eine politische Selektion des Sagbaren und des Unsagbaren stattfindet; in der Propaganda, wenn eine Bevölkerung von den Ansichten oder wenigstens der Macht einer bestimmten Gruppe überzeugt werden soll; oder in der Überwachung, die unerwünschtes Verhalten nicht nur beobachten, sondern unwahrscheinlich machen soll.

Freund- und Feind-Begriffe

Freund-, Gegner- und Feindbegriffe sind Teil der Politischen Kommunikation. Sie bilden die Pole eines breiten Spektrums von kommunikativen Zeichen, mit denen politische Akteure sich selbst und ihre politischen Gegner im Kampf um beschränkte Ressourcen auf dem diskursiven Schlachtfeld positionieren.

Sprachpolitik / Sprachenpolitik

Sprachpolitik bezeichnet allgemein alle politischen Prozesse, die auf eine Beeinflussung der Sprachverwendung in einer Gesellschaft oder Sprachgemeinschaft abzielen. Unterschieden wird häufig zwischen Sprachenpolitik und Sprachpolitik im engeren Sinne.

Techniken

Offener Brief

Bei einem offenen Brief handelt es sich um eine strategische Praktik, die genutzt wird, um Anliegen einer Person oder Gruppe öffentlich sichtbar zu machen. Die Texte, die als offene Briefe bezeichnet werden, richten sich an eine Person oder Institution und werden über Medien veröffentlicht.

Kommunikationsverweigerung

Unter dem Begriff Kommunikationsverweigerung lässt sich ein Bündel von Praktiken und Strategien fassen, die den kommunikativen Austausch zu erschweren oder zu verhindern suchen.

Flugblatt

Unter Flugblättern versteht man einseitige Druckerzeugnisse, die ursprünglich meist illustriert waren. Eng verwandt sind die mehrseitigen Flugschriften. Während Flugschriften und Flugblätter heute kostenlos verteilt werden oder zur Mitnahme ausliegen, wurden sie in der Frühen Neuzeit zunächst als Handelswaren verkauft und gingen so als frühe Massenmedien den Zeitungen voraus.

Passivierung

Unter Passivierung versteht man die Formulierung eines Satzes in einer grammatischen Form des Passivs. Das Passiv ist gegenüber dem Aktiv durch die Verwendung von Hilfsverben formal komplexer. Seine Verwendung hat unter anderem zur Folge, dass handelnde Personen im Satz nicht genannt werden müssen, was beispielsweise in Gesetzestexten für eine (gewünschte) größtmögliche Abstraktion sorgt („Niemand darf wegen seines Geschlechts […] benachteiligt oder bevorzugt werden.“ Art. 3 GG).

Aufopferungs-Topos

Als Aufopferungs-Topos wird in der Diskursforschung ein Argumentationsmuster bezeichnet, das zwei strategische Funktionen erfüllen kann: einerseits kann es dazu dienen, mit der Behauptung eines besonderen Ressourceneinsatzes (z.B. Einsatz von Geld, Zeit oder emotionaler Belastung) einen hohen Achtungswert für eine Person, eine Sache bzw. für ein Ziel zu plausibilisieren. Andererseits können Akteure besondere Privilegien (wie z.B. Wertschätzung, Entscheidungsbefugnisse und Mitspracherechte) reklamieren, wenn sie sich für eine bereits in der sozialen Bezugsgruppe hochgeschätzte Sache engagieren.

Opfer-Topos

Als Opfer-Topos bezeichnet man eine diskursive Argumentationsstrategie, bei der sich Akteure als ‚Opfer‘ gesellschaftlicher Urteilsbildung inszenieren und damit eigene Interessen – vor allem Aufmerksamkeit und Berücksichtigung von Bedürfnissen – geltend zu machen versuchen.

Analogie-Topos

Der Analogie-Topos zählt zu den allgemeinen bzw. kontextabstrakten Argumentationsmustern, die genutzt werden können, um für oder gegen eine Position zu argumentieren. Analogie-Topoi werden von verschiedenen Akteuren und Akteursgruppen strategisch eingesetzt, um eine zustimmende Haltung bei den Zielgruppen zu bewirken.

Topos der düsteren Zukunftsprognose

Der Topos der düsteren Zukunftsprognose beschreibt ein Argumentationsmuster, bei dem eine negative, dystopische Zukunft prognostiziert wird. Dabei wird auf die drohenden Folgen einer Krise oder einer allgemeinen Gefahr verwiesen, aus der eine negative Zukunft bei falschem Handeln resultieren wird.

Negativpreis

Ein Negativpreis ist eine Auszeichnung an Personen oder Organisationen (meist Unternehmen), die sich oder ihre Produkte positiv darstellen und vermarkten, ihre Versprechen aus Sicht des Preisverleihers allerdings nicht einhalten. Dabei dient der Preis durch seine Vergabe vor allem dem Zweck, Aufmerksamkeit zu erregen, mediale Präsenz auf ein Thema zu lenken und den Preisträger in seinem moralischen Image zu beschädigen.

Be-/Überlastungs-Topos

Der Be-/Überlastungstopos ist ein Argumentationsmuster, das vorwiegend in der politischen Kommunikation eingesetzt wird. Als zu vermeidende Konsequenz einer konkreten Situation wird mit dem Be-/Überlastungstopos ein Be- bzw. Überlastungs-Szenario skizziert.

Schlagwörter

Verfassung

Die Verfassung eines Landes (in Deutschland das Grundgesetz von 1949) steht für die höchste und letzte normative und Legitimität setzende Instanz einer staatlichen Rechtsordnung. In der offiziellen Version demokratischer Selbstbeschreibung ist es das Volk selbst, das sich in einem rituellen Gründungsakt eine Verfassung gibt.

Toxizität / das Toxische

Es ist nicht immer ganz eindeutig bestimmbar, was gemeint wird, wenn etwas als toxisch bezeichnet wird. Zeigen lässt sich zwar, dass sich die Bedeutung von ‚giftig‘ hin zu ‚schädlich‘ erweitert hat, doch die Umstände, unter denen etwas für jemanden toxisch, d. h. schädlich ist, müssen aus der diskursiven Situation heraus erschlossen werden.

Zivilgesellschaft

Im gegenwärtigen deutschen Sprachgebrauch werden so heterogene Organisationen, Bewegungen und Initiativen wie ADAC und Gewerkschaften, Trachtenvereine und Verbraucherschutzorganisationen, Umweltorganisationen und religiöse Gemeinschaften zur Zivilgesellschaft gezählt.

Demokratie

Der Ausdruck Demokratie dient häufig zur Bezeichnung einer (parlamentarischen) Staatsform und suggeriert die mögliche Beteiligung aller an den Öffentlichen Angelegenheiten. Dabei ist seine Bedeutung weniger eindeutig als es den Anschein hat.

Plagiat/Plagiarismus

Plagiarismus ist ein Begriff, der sich im öffentlichen Diskurs gegen Personen oder Produkte richten kann, um diese in zuweilen skandalisierender Absicht einer Praxis unerlaubter intermedialer Bezugnahme zu bezichtigen. Die Illegitimität dieser Praxis wird oft mit vermeintlichen moralischen Verfehlungen in Verbindung gebracht.

Fake News

Fake News wird als Schlagwort im Kampf um Macht und Deutungshoheit in politischen Auseinandersetzungen verwendet, in denen sich die jeweiligen politischen Gegenspieler und ihre Anhänger wechselseitig der Lüge und der Verbreitung von Falschnachrichten zum Zweck der Manipulation der öffentlichen Meinung und der Bevölkerung bezichtigen.

Lügenpresse

Der Ausdruck Lügenpresse ist ein politisch instrumentalisierter „Schlachtruf“ oder „Kampfbegriff“ gegen etablierte und traditionelle Medien. Dabei wird häufig nicht einzelnen Medien-Akteuren, sondern der gesamten Medienbranche vorgeworfen, gezielt die Unwahrheit zu publizieren.

Antisemitismus

Mit Antisemitismus werden gemeinhin alle jene Phänomene bezeichnet, die sich gegen das Judentum oder gegen Jüdinnen*Juden als Jüdinnen*Juden richten. Die entsprechenden Erscheinungen reichen von der bloßen Distanzierung und Behauptung jüdischer Andersartigkeit, über vollständig ausgearbeitete Weltbilder, die Jüdinnen*Juden für sämtliche Probleme verantwortlich machen, bis hin zu massiven Ausgrenzungs-, Verfolgungs- und Gewaltpraktiken.

Grammatiknazi / Grammar Nazi

Das überwiegend negativ konnotierte Schlagwort Grammatiknazi – als Übersetzung von engl. grammar nazi – wird zur Benennung von Personen verwendet, die meist in eher informellen Kontexten der öffentlichen Internetkommunikation (u. a. in Foren, Kommentarbereichen auf Nachrichtenportalen, sozialen Netzwerken) ungefragt Sprachkritik an den Äußerungen anderer (häufig fremder) Kommunikationsteilnehmer*innen üben.

Respekt

Respekt oder respektvolles Verhalten wird eingefordert für die Eigengruppe (bzw. von der Eigengruppe), für wirklich oder vermeintlich diskriminierte Gruppen, für abweichende Meinungen. Mitgemeint ist bei der Forderung nach Respekt meist eine positiv bewertete Szene der (sozialen, kulturellen, ethnischen, sexuellen etc.) Vielfalt/Diversität.

Verschiebungen

Ökonomisierung

Ökonomisierung wird in gegenwärtigen Diskursen in der Regel zur Bezeichnung von Prozessen verwendet, in denen die spezifisch wirtschaftlichen Funktions-Elemente wie Markt, Wettbewerb/Konkurrenz, Kosten-Nutzen-Kalküle, Effizienz, Gewinnorientierung in Bereiche übertragen werden, die zuvor teilweise oder ganz nach anderen Leitkriterien ausgerichtet waren

Moralisierung

Moralisierung verlagert Macht- und Interessenkonflikte in die Sphäre der Kommunikation von Achtung / Missachtung. Sie reduziert Ambivalenz zugunsten einer Polarisierung von gut und böse.

Konstellationen

Skandal

Die Diskurskonstellation des Skandals zeichnet sich durch eine in den Medien aufgegriffene (bzw. durch sie erst hervorgerufene) empörte Reaktion eines erheblichen Teils der Bevölkerung auf einen tatsächlichen oder vermeintlichen Missstand aus. Die schuldhafte Verursachung dieses Missstandes wird dabei einem gesellschaftlichen Akteur zugeschrieben, dessen Handeln als ‚unmoralisch‘ gedeutet wird.

DiskursReview

Review-Artikel

Neue Beiträge Zur Diskursforschung 2023

Mit Beginn des Wintersemesters laden die Forschungsgruppen CoSoDi und Diskursmonitor sowie die Akademie diskursiv ein zur Vortragsreihe Neue Beiträge Zur Diskursforschung. Als interdisziplinäres Forschungsfeld bietet die Diskursforschung eine Vielzahl an...

Tagung: Diskursintervention (31.01.2019–01.02.2019)

Welchen Beitrag kann (bzw. muss) die Diskursforschung zur Kultivierung öffentlicher Diskurse leisten? Was kann ein transparenter, normativer Maßstab zur Bewertung sozialer und gesellschaftlicher Diskursverhältnisse sein?

Was ist ein Volk?

Dass „Volk“ ein höchst schillernder und vielschichtiger politischer Leitbegriff der vergangenen Jahrhunderte gewesen ist (und nach wie vor ist), kann man schon daran erkennen, dass der Eintrag „Volk, Nation“ in Brunner, Conze & Kosellecks großem Nachschlagwerk zur politischen Begriffsgeschichte mehr als 300 Seiten umfasst.

Antitotalitär? Antiextremistisch? Wehrhaft!

Im Herbst 2022 veranstalteten die Sender des Deutschlandradios eine Kampagne mit Hörerbeteiligung zur Auswahl eines Themas, mit dem sich ihre sogenannte „Denkfabrik“ über das kommende Jahr intensiv beschäftigen solle. Fünf Themen standen zur Auswahl, „wehrhafte Demokratie“ wurde gewählt, wenig überraschend angesichts des andauernden Krieges in der Ukraine…