
DiskursGlossar
Dramaturgie
Kategorie: Grundbegriffe
Verwandte Ausdrücke: Drama, Narration
Siehe auch: Inszenierung, Propaganda,
Autorin: Susanna Weber
Version: 1.3 / 23.04.2020
Kurzzusammenfassung
Dramaturgie bezeichnet in der Theaterwissenschaft Aufbau und Struktur eines literarischen Dramas sowie die spezifische Art der Bearbeitung und Präsentation eines Stoffes/Themas: ereignishaft, in Zeit und Raum strukturiert und verteilt auf Rollen.
Im Rahmen strategischer Kommunikation steht Dramaturgie als Beschreibungsbegriff für den gezielten Rückgriff auf typische dramatische Muster bei der Inszenierung von Ereignissen. Der verwandte Begriff des dramatism (Kenneth Burke) bezeichnet ein analytisches Konzept zur Untersuchung von Kommunikation.
Erweiterte Begriffsklärung
a) Moderne medienorientierte Inszenierungen politischer oder kommerzieller Ereignisse folgen meist Mustern, die durch den Blick auf überlieferte Dramen-Konzepte und -Stoffe (Helden-, Verschwörungs-, Verwechslungs-Geschichten) und die zum Teil in ihnen aufgehobenen archaischen Rituale und Mythen (Initiationen, Opferungen, Festivitäten etc.) zu entschlüsseln sind. Besonders Propaganda und kommerzielle wie politische Werbung nutzen Dramaturgien zur Erzeugung von Aufmerksamkeit und als Identifikationsangebote: Für die Herstellung von Feindbildern und zur Legitimierung von Verfolgung (als Feindbild dienten verstärkt seit der Silvesternacht 2015 Migranten als tatsächliche und projizierte ,Objekte‘ für rassistische Angriffe); für die Inszenierung von Helden- bzw. Verlierer-Figuren im Rahmen politischer Aufstiegs- oder Untergangsszenarien (Die ,Rettung‘ des amerikanischen Volkes durch die Verkörperung des ökonomischen Erfolges, Präsident Donald Trump / der Unternehmer als Held) oder auch ganz alltäglich für die Steigerung des Konsums, wenn Produkte in Geschichten mit prominenten Personen verpackt werden und mit ihnen (in der Fantasie) verschmelzen.
Erkennbar sind dramaturgisch konzipierte Ereignisse und ihre z.B. an der bevorzugten Verwendung bestimmter sprachlicher Mittel, von Bagatellisierungen einerseits, etwa durch den Gebrauch von Euphemismen (derzeit ist die Wortneuschöpfung Datenspende für die Abschöpfung unübersehbarer Datenmengen im Umlauf), und Steigerungen/Zuspitzungen andererseits, etwa durch Wiederholungen vor allem von Schlagworten, Slogans. Auch der Gebrauch von Metaphern oder Kollektivsymbolen aus bestimmten semantischen Feldern kann auf eine Dramaturgie verweisen: Die ,Schlacht‘ gegen das Virus (derzeit Corona), ökonomische Maßnahmen als ,Sündenfall‘ (vor kurzem noch für Schuldenerlasse).
b) Für die Untersuchung strategischer Kommunikation lässt sich Dramaturgie in Anlehnung an den US-amerikanischen Literatur- und Medienwissenschaftler Kenneth Burke (1969) auch als analytischer Begriff verwenden. Burke sprach von den „dramaturgischen Ressourcen“ der Sprache (die er im Übrigen als „mode of action“ versteht, also als eine Form von Handeln). Er entwickelte das Konzept des „dramatism“, mit dem er die zentralen Beweggründe (motives) menschlicher Interaktionen zu erfassen sucht. Nach Burke ist jede Situation/Erzählung über Fragen zu ihren fünf zentralen Elementen zu analysieren: Was ist geschehen/getan worden? (act), wann und wo ist es geschehen? (scene), wer hat es getan? (agent), wie wurde es getan? (agency) und warum? (purpose). Dieses szenische Verständnis von Kommunikation lenkt den Blick darauf, wie die zentralen Elemente gruppiert sind, welches Element in welcher Geschichte im Vordergrund steht/die anderen dominiert. Von Burkes begrifflichen Werkzeugen sind hier vor allem die scene-act- und scene-agent-Konstellationen von Bedeutung: In der erstgenannten dominiert die Situation die Handlung, im zweiten bestimmen sich Akteure und Geschehen gegenseitig. Mit diesem Instrument lässt sich zum Beispiel erschließen, ob eine bestimmte Argumentation oder Redeweise eher Sachzwanglogik transportiert (Wenn wir den technischen Fortschritt/die Digitalisierung nicht fördern, werden wir abgehängt.) oder ob sie Ressourcen für eingreifende Akteure benennt („Die Umsetzung der Energiewende wird über eine breite gesellschaftliche Diskussion der Beteiligten gestaltet.“).
c) Im Hinblick auf den Sprachgebrauch in politischen Diskursen, aber auch umgangssprachlich wird von dramatisieren gesprochen, wenn Sachverhalte, Positionen als überspitzt, übertrieben bis unwahr dargestellt wahrgenommen werden. Die Zuschreibung ,XY dramatisiert‘ erscheint dann als Unterstellung oder Vorwurf (Stigmawort).
Beispiele
zu b) Auch randständige/subversive Kommunikation lässt sich mit Burkes Begriffs-Inventar analysieren: 2012 sorgte die russische Punkband und Aktivistengruppe Pussy riot in einer Moskauer Kirche für eine erhebliche Provokation: Als Grundstruktur, als Dramaturgie ihres Auftritts (scene) ist die Umdeutung eines christlichen Anbetungs- und Opfer-Rituals erkennen: Die Frauen (agents) traten selbstbewusst und provokativ auf (act), in einem eigentlich verbotenen Bereich der Kirche, leicht bekleidet vor dem Altar (agency), sie traten, laut singend und tanzend, aus der ihnen zugewiesenen Opferrolle heraus (sie klagten Staat und Kirche der Unterdrückung von Frauen an), definierten Raum und Rollen (Frauen in Kirche und Gesellschaft) neu (purpose). Die Provokation nutzte vor allem die Spannung zwischen dem (sakralen) Rahmen, in dem der Auftritt stattfand und den (profanen) Handlungen der Akteurinnen. Wenn auch nur für kurze Zeit ,beherrschten‘ die Akteurinnen die Szene.
Literatur
Zum Weiterlesen
- Goffman, Erving (2010): Wir alle spielen Theater. München: Piper.
- Fischer-Lichte, Erika et al. (Hrsg.) (2007): Inszenierung von Authentizität. Tübingen: Francke.
- Link, Jürgen (1988): Über Kollektivsymbolik im politischen Diskurs und ihren Anteil an totalitären Tendenzen. In: KultuRRevolution, Heft 17/18, S. 47–53.
- Overington, Michael A. (1977): Kenneth Burke and the Method of Dramatism. In: Theory and Society, Heft 3, Jg. 4, S. 131–156.
Zitierte Literatur und Belege
- Bernays, Edward (2007): Propaganda. Die Kunst der Public Relations. Freiburg: Orange-Press. (englische Ersterscheinung 1928).
- Burke, Kenneth (1969): A Grammar of Motives. Berkeley: Univ. of Calif. Press.
Zitiervorschlag
Weber, Susanna (2020): Dramaturgie. In: Diskursmonitor. Glossar zur strategischen Kommunikation in öffentlichen Diskursen. Hg. von der Forschungsgruppe Diskursmonitor und Diskursintervention. Veröffentlicht am 23.04.2020. Online unter: https://diskursmonitor.de/glossar/dramaturgie.
Grundbegriffe
Kontextualisieren
Kontextualisieren wird im allgemeineren bildungssprachlichen Begriffsgebrauch verwendet, um das Einordnen von etwas oder jemandem in einen bestimmten Zusammenhang zu bezeichnen.
Narrativ
Mit der diskursanalytischen Kategorie des Narrativs werden Vorstellungen von komplexen Denk- und Handlungsstrukturen erfasst. Narrative in diesem Sinne gehören wie Schlagwörter, Metaphern und Topoi zu den Grundkategorien der Analyse von Diskursen.
Argumentation
Argumentation bezeichnet jene sprachliche Tätigkeit, in der man sich mithilfe von Gründen darum bemüht, die Richtigkeit einer Antwort auf eine bestimmte Frage zu erweisen. Das kann in ganz verschiedenen Situationen und Bereichen nötig sein, namentlich um eine poli-tische, wissenschaftliche, rechtliche, unternehmerische oder private Angelegenheit zu klären.
Hegemonie
Wie der britische Politikwissenschaftler Perry Anderson 2018 in einer umfassenden, historisch weit ausgreifenden Studie zum Gebrauch des Begriffs Hegemonie und seinen Konjunkturen beschreibt, liegen die historischen Wurzeln des Begriffs im Griechischen, als Bezeichnung für Führung (eines Staatswesens) mit Anteilen von Konsens.
Diskurskompetenz
Im engeren, linguistischen Sinn bezeichnet Diskurskompetenz die individuelle sprachlich-kommunikative Fähigkeit, längere zusammenhängende sprachliche Äußerungen wie Erzählungen, Erklärungen, Argumentationen zu formulieren und zu verstehen.
Agenda Setting
Rassistisch motivierte Gewalt, Zerstörung des Regenwaldes, Gender pay gap: Damit politische Institutionen solche Probleme bearbeiten, müssen sie erst als Probleme erkannt und auf die politische Tagesordnung (Agenda) gesetzt werden. Agenda Setting wird in Kommunikations- und Politikwissenschaft als eine Form strategischer Kommunikation beschrieben, mithilfe derer Themen öffentlich Gehör verschafft und politischer Druck erzeugt werden kann.
Medien
Die Begriffe Medien/Massenmedien bezeichnen diverse Mittel zur Verbreitung von Informationen und Unterhaltung sowie von Bildungsinhalten. Medien schaffen damit eine wesentliche Grundlage für Meinungsbildung und Meinungsaustausch.
Macht
Macht ist die Fähigkeit, Verhalten oder Denken von Personen zu beeinflussen. Sie ist Bestandteil sozialer Beziehungen, ist an Kommunikation gebunden und konkretisiert sich situationsabhängig. Alle expliziten und impliziten Regeln, Normen, Kräfteverhältnisse und Wissensformationen können aus diskursanalytischer Perspektive als Machtstrukturen verstanden werden, die Einfluss auf Wahrheitsansprüche und (Sprach)Handlungen in einer Gesellschaft oder Gruppe nehmen.
Metapher
In der politischen Berichterstattung ist oft davon die Rede, dass eine bestimmte Partei einen Gesetzesentwurf blockiert. Weil das Wort in diesem Zusammenhang so konventionell ist, kann man leicht übersehen, dass es sich dabei um eine Metapher handelt.
Normalismus
Normalismus ist der zentrale Fachbegriff für die Diskurstheorie des Literaturwissenschaftlers Jürgen Link. Die Normalismus-Theorie fragt danach, wie sich Vorstellungen von ‚Normalität‘ und ‚Anormalität‘ als Leit- und Ordnungskategorien moderner Gesellschaften herausgebildet haben.
Techniken
Kontaktschuld-Topos
« Zurück zur ArtikelübersichtKontaktschuld-Topos Kategorie: TechnikenVerwandte Ausdrücke: Assoziationsschuld, Applaus von falscher Seite, ad hominem, Guilt by AssociationSiehe auch: Verschwörungstheorie, Moralisierung, Freund-Feind-Begriffe, Topos, Opfer-ToposAutoren:...
Schlagbilder
Der Terminus Schlagbild bezeichnet mehr oder weniger inszenierte Bilder. Ihre Bedeutung beruht nicht nur auf ihren sichtbaren (ikonischen) Formen, sondern vielmehr auf den symbolischen Inhalten, die sich durch vielfache mediale Wiederholung und Konventionen gefestigt haben.
Invektivität / Metainvektivität
Invektivität ist ein Überbegriff für den Phänomenbereich der Herabsetzung und Ausschließung mittels symbolischer Praktiken. In Invektiven (z.B. Spott, Beleidigung, sprachliche Aggression, Diskriminierung, Hassrede) werden Einzelnen oder Gruppen marginalisierte oder niedrige soziale Positionen zugeschrieben, Zugehörigkeiten zu Gemeinschaften abgesprochen oder Identitäten negiert.
Parole
Die Parole ist ein kleines, potentes sprachliches Werkzeug, das in der politischen Kommunikation unerlässlich ist und zweckgebunden in politischen Mobilisierungen eingesetzt wird.
Komposita
. In der politischen Rhetorik tragen Komposita zur Prägnanz und Emotionalität von Botschaften bei, indem sie komplexe Sachverhalte und politische Themen in zentralen Begriffen bündeln, in griffige Schlagworte packen und diese für den gesellschaftlichen Diskurs zur Verfügung stellen (zum Beispiel Krisenmodus, Zeitenwende oder Rückführungspatenschaften).
Nicht-Entschuldigen / Nonpology
Mit der Nicht-Entschuldigung verfolgen Diskursakteure verschiedene Ziele: sie wollen Ablenken von der eigenen Schuld, erhoffen sich eine Reputationsverbesserung durch vorgespielte Reue oder wollen (andere) negative Konsequenzen abwenden und sich in der Öffentlichkeit positiv als fehlereinsichtig und selbstkritisch darstellen.
Liken
Die eigentliche Funktion des Likens geht jedoch über das Signalisieren von Zustimmung hinaus und ist konstitutiv für das Funktionieren sozialer Medienplattformen und das Aushandeln von verschiedenen Formen der Sozialität auf diesen.
Hashtag
Mit dem Begriff Hashtag wird auf eine kommunikative Technik der spontanen Verschlagwortung und Inde-xierung von Postings in der Internetkommunikation verwiesen, bei der Sprache und Medientechnik sinnstif-tend zusammenwirken. Der Gebrauch von Hashtags hat eine diskursbündelnde Funktion: Er ermöglicht es, Inhalte zu kategorisieren (#Linguistik, #Bundestag), such- und auffindbar zu machen (#Bundestags-wahl2025), aber auch zu bewerten (#nicetohave) und zu kontextualisieren (#Niewiederistjetzt).
Diminutiv
Auch in Politik, Wirtschaft, Presse und Werbung werden Diminutiv-Formen zu rhetorischen Zwecken eingesetzt, um etwa emotionale Nähe zu konstruieren (unser Ländle), eine Person abzuwerten (die ist auch so ein Schätzchen), einen als ‚riskant‘ geltenden Sachverhalt zu ‚verharmlosen‘ (ein Bierchen) oder eine ‚Sachverhaltsbanalisierung‘ zurückzuweisen (Ihre ‚Demonstratiönchen‘).
Sündenbock
Der Sündenbock bezeichnet eine Person oder Gruppe, die stellvertretend für etwas beschuldigt wird. Hinter dieser Schuldzuweisung steckt ein kommunikativer Mechanismus des Gruppenzusammenhalts, der sich in verschiedenen kulturellen Kontexten und zu unterschiedlichen Zeiten durch Rituale, Mythen, Erzählungen oder Verhalten manifestiert.
Schlagwörter
Bürokratie
Bürokratie ist ein Begriff, der im Rahmen aktueller strategischer Kommunikation ein dicht besetztes, polarisiertes Feld korrespondierender Ausdrücke öffnet. Neben den direkten Ab-leitungen Bürokratisierung, Bürokratismus und Komposita, als wichtigstes Bürokratieabbau, gehören dazu vor allem Flexibilisierung, Privatisierung, Deregulierung.
Politisch korrekt / Politische Korrektheit
Der Ausdruck politisch korrekt / Politische Korrektheit und die amerikanischen Vorbilder politically correct /P.C. / Political Correctness (Gegenteile, etwa politisch unkorrekt etc., sind mitzudenken) repräsentieren ein seit den frühen Neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts populäres Deutungsmuster, mit dem weltanschauliche, ästhetische und politische Konflikte berichtet/bewertet werden, meist zuungunsten der als politisch korrekt bezeichneten Positionen, denen man eine überzogene, sowohl lächerliche als auch gefährliche Moralisierung unterstellt.
Kipppunkt
Als öffentliches Schlagwort ist Kipppunkt Teil eines Argumentationsmusters: es behauptet ein ‚Herannahen und baldiges Überschreiten einer unumkehrbaren Sachverhaltsänderung, die fatale bzw. dystopische Folgeschäden auslöst, wenn nicht umgehend bestimmte Maßnahmen eingeleitet oder unterlassen werden.‘
Verfassung
Die Verfassung eines Landes (in Deutschland das Grundgesetz von 1949) steht für die höchste und letzte normative und Legitimität setzende Instanz einer staatlichen Rechtsordnung. In der offiziellen Version demokratischer Selbstbeschreibung ist es das Volk selbst, das sich in einem rituellen Gründungsakt eine Verfassung gibt.
Toxizität / das Toxische
Es ist nicht immer ganz eindeutig bestimmbar, was gemeint wird, wenn etwas als toxisch bezeichnet wird. Zeigen lässt sich zwar, dass sich die Bedeutung von ‚giftig‘ hin zu ‚schädlich‘ erweitert hat, doch die Umstände, unter denen etwas für jemanden toxisch, d. h. schädlich ist, müssen aus der diskursiven Situation heraus erschlossen werden.
Zivilgesellschaft
Im gegenwärtigen deutschen Sprachgebrauch werden so heterogene Organisationen, Bewegungen und Initiativen wie ADAC und Gewerkschaften, Trachtenvereine und Verbraucherschutzorganisationen, Umweltorganisationen und religiöse Gemeinschaften zur Zivilgesellschaft gezählt.
Demokratie
Der Ausdruck Demokratie dient häufig zur Bezeichnung einer (parlamentarischen) Staatsform und suggeriert die mögliche Beteiligung aller an den Öffentlichen Angelegenheiten. Dabei ist seine Bedeutung weniger eindeutig als es den Anschein hat.
Plagiat/Plagiarismus
Plagiarismus ist ein Begriff, der sich im öffentlichen Diskurs gegen Personen oder Produkte richten kann, um diese in zuweilen skandalisierender Absicht einer Praxis unerlaubter intermedialer Bezugnahme zu bezichtigen. Die Illegitimität dieser Praxis wird oft mit vermeintlichen moralischen Verfehlungen in Verbindung gebracht.
Fake News
Fake News wird als Schlagwort im Kampf um Macht und Deutungshoheit in politischen Auseinandersetzungen verwendet, in denen sich die jeweiligen politischen Gegenspieler und ihre Anhänger wechselseitig der Lüge und der Verbreitung von Falschnachrichten zum Zweck der Manipulation der öffentlichen Meinung und der Bevölkerung bezichtigen.
Lügenpresse
Der Ausdruck Lügenpresse ist ein politisch instrumentalisierter „Schlachtruf“ oder „Kampfbegriff“ gegen etablierte und traditionelle Medien. Dabei wird häufig nicht einzelnen Medien-Akteuren, sondern der gesamten Medienbranche vorgeworfen, gezielt die Unwahrheit zu publizieren.
Verschiebungen
Versicherheitlichung
In akademischen Kontexten wird Versicherheitlichung in Abgrenzung zu einem naiv-realistischen Sicherheitsverständnis verwendet. Dieses betrachtet Sicherheit als einen universell erstrebenswerten und objektiv feststellbaren Zustand, dessen Abwesenheit auf das Handeln von Akteuren zurückzuführen ist, die feindselig, kriminell, unverantwortlich oder zumindest fahrlässig agieren.
Ökonomisierung
Ökonomisierung wird in gegenwärtigen Diskursen in der Regel zur Bezeichnung von Prozessen verwendet, in denen die spezifisch wirtschaftlichen Funktions-Elemente wie Markt, Wettbewerb/Konkurrenz, Kosten-Nutzen-Kalküle, Effizienz, Gewinnorientierung in Bereiche übertragen werden, die zuvor teilweise oder ganz nach anderen Leitkriterien ausgerichtet waren
Moralisierung
Moralisierung verlagert Macht- und Interessenkonflikte in die Sphäre der Kommunikation von Achtung / Missachtung. Sie reduziert Ambivalenz zugunsten einer Polarisierung von gut und böse.
Konstellationen
Skandal
Die Diskurskonstellation des Skandals zeichnet sich durch eine in den Medien aufgegriffene (bzw. durch sie erst hervorgerufene) empörte Reaktion eines erheblichen Teils der Bevölkerung auf einen tatsächlichen oder vermeintlichen Missstand aus. Die schuldhafte Verursachung dieses Missstandes wird dabei einem gesellschaftlichen Akteur zugeschrieben, dessen Handeln als ‚unmoralisch‘ gedeutet wird.