
DiskursGlossar
Politische Kommunikation
Kategorie: Grundbegriffe
Verwandte AusdrĂŒcke: Politische Sprache, Politikersprache
Siehe auch: Strategische Kommunikation, Sprachpolitik, Sprachenpolitik, Machtkommunikation
Autoren: Clemens Knobloch, Friedemann Vogel
Version: 1.1 / Datum: 05.07.2022
Kurzzusammenfassung
Politische Kommunikation findet ĂŒberall dort statt, wo Menschen als Teil von sozialen Gruppen mit unterschiedlichen BedĂŒrfnissen und Interessen aufeinandertreffen und ĂŒber das einzelne Individuum hinaus geltende Regeln des Zusammenlebens aushandeln. In diesem weiten VerstĂ€ndnis zĂ€hlt zur Politischen Kommunikation alles, was mithilfe sprachlicher und anderer Zeichen gewaltfrei zur Steuerung von Gesellschaften beitrĂ€gt: die Entwicklung, Verteilung, Legitimierung und Durchsetzung von gesellschaftlichen Ordnungsvorstellungen (âwie wollen wir zusammen lebenâ) sowie die Organisation von Mehr- und Minderheiten (Mobilisierung von âFreundâ und âFeindâ). WĂ€hrend in einem traditionell verengten PolitikverstĂ€ndnis nur zur Politischen Kommunikation zĂ€hlt, was sich auf staatliches Handeln, staatliche Institutionen und Akteure bezieht, kann im weiten VerstĂ€ndnis auch dasjenige âpolitischâ werden, das der öffentlichen Aushandlung zeitweise entzogen ist (,das Private ist politischâ).
Ausgestaltung und Merkmale von Politischer Kommunikation sind abhĂ€ngig vom Grad der Ăffentlichkeit sowie ihrer medialen, institutionellen und kulturhistorischen Einbettung. Den einen Pol bildet eine auf Massenakzeptanz ausgerichtete, strategische Einwegkommunikation, die nicht oder nur zu symbolischen Zwecken auf DialogizitĂ€t angelegt und stark von massenmedialen und institutionellen Verfahrenserwartungen (z.B. GeschĂ€ftsordnungen) und Ritualen (z.B. Fraktionszwang) geprĂ€gt ist. Dies gilt besonders fĂŒr Politische Kommunikation von BerufspolitikerInnen in den offiziellen GroĂinstitutionen politischer Organisation (z.B. im Parlament) oder auf Medienevents (z.B. in Talkshows). Den anderen Pol politischer Kommunikation bildet eine stĂ€rker spontane, auf Kooperation und VerstĂ€ndnissicherung angelegte Interaktion mit beschrĂ€nkter Ăffentlichkeit, wie sie etwa in kommunalpolitischen ZusammenhĂ€ngen oder lokalen BĂŒrgerinitiativen zum Tragen kommt.
Zur Generierung von Aufmerksamkeit und Zustimmung greifen alle Formen Politischer Kommunikation in unterschiedlichem Umfang auf rhetorische Mittel (insb. Narrative, Topoi, emotionalisierende Sprache u.a.), Programm- und Ideologievokabular (Schlagwörter) und andere Techniken strategischer Kommunikation zurĂŒck. Ăber die Zeit hinweg hat sich auĂerdem ein breites Repertoire an âpolitischenâ Text-Bild-Sorten (z.B. Wahlplakate, offener Brief, Petition) und GesprĂ€chsgattungen (Parlamentsrede, TV-Duell etc.) herausgebildet.
In den heutigen Massendemokratien des 21. Jahrhunderts spielen fĂŒr die Organisation von Zustimmungsbereitschaft vor allem drei Typen von AutoritĂ€ten eine wichtige Rolle: Wissenschaft (Verweis auf ,Expertenâ), Moralagenturen (Verweise auf gesellschaftliche Moralinstanzen wie den WWF oder Greenpeace o.Ă€.) sowie Prominenz (Verweis auf und Einbeziehung von populĂ€ren Akteuren).
Erweiterte BegriffsklÀrung
Politische Kommunikation ist generell jede Kommunikation, die darauf zielt, zustimmende Mehrheiten fĂŒr bestimmte soziale bzw. gesellschaftliche Leitideen und Ordnungsvorstellungen (âwie wollen wir zusammenlebenâ) zu mobilisieren und diese Ordnungsvorstellungen gegen WiderstĂ€nde durchzusetzen. Auf basaler Ebene geht es dabei um die zeichenbasierte Sichtbarmachung und Aushandlung
- dessen, was soziale, materielle und geistige Welt ausmacht und sein soll (DeutungskĂ€mpfe um Status quo und zukĂŒnftige Welten),
- von legitimen Identifikationen (DeutungskÀmpfe um die Zugehörigkeit von Individuen zur Selbst- oder Fremd- bzw. Feindgruppe), sowie letztlich um die Aushandlung von
- Ressourcenzugang des Individuums im VerhÀltnis zum Kollektiv (DeutungskÀmpfe als VerteilungskÀmpfe).
Damit können alle Aspekte sozialen Zusammenlebens zeitweise oder dauerhaft zum Gegenstand politischer Kommunikation werden â einschlieĂlich die Modi der politischen Kommunikation und ihrer Grenzen selbst (âwas, wo und wie können wir ĂŒber gesellschaftliche Normen kommunizierenâ). Diesem Gedanken liegt ein Begriff des âPolitischenâ zugrunde, der ĂŒber traditionell engere Konzepte hinausgeht und das âPolitischeâ nicht lediglich auf staatliches Machthandeln bzw. âauf den Staat bezogenes Redenâ (Dieckmann 1975, S. 29) reduziert. Zur Politischen Kommunikation kann insofern auch dasjenige zĂ€hlen, das infolge von historisch bedingten Denk- und Sagbarkeitsgrenzen aus den groĂen medienöffentlichen (insb. staatlichen) Arenen der Aushandlung in weniger sichtbare Teilöffentlichkeiten (das âPrivateâ) verdrĂ€ngt wird:
âPolitik wird besonders da verortet, wo es etwas zu entscheiden gibt. Eigentlich. Doch wenn zuvor die Unterscheidung dessen waltet, was politisch ist und was nicht, was dazu gehört und was nicht â dann hat ein herrschaftliches Scheiteln in Eigenes und Anderes schon stattgefunden, bevor die Verhandlung eröffnet wird.â (Narr 2015, S. 85)
FĂŒr die Sichtbarmachung und Durchsetzung von gesellschaftlichen Ordnungsvorstellungen streben politisch Kommunizierende in den Massendemokratien des 21. Jahrhunderts nach einer Maximierung von Aufmerksamkeit (fĂŒr die Selbstgruppe und die eigenen Leitideen) und Zustimmungsbereitschaft auf möglichst breiter Front. Politische Kommunikation, will sie erfolgreich sein, ist daher darauf angewiesen, verschiedene ResonanzrĂ€ume und -regeln unterschiedlicher Ăffentlichkeitsgrade zu antizipieren und sich strategisch zunutze zu machen. Hieraus ergibt sich zum einen eine enge Kooperation oder wechselseitige AbhĂ€ngigkeit zwischen politischen Akteuren und Medienpraktiken (die auch kritisch unter den Stichworten âPolitainmentâ bzw. âMediokratieâ diskutiert werden; vgl. Dörner 2001 und Meyer 2004). Zum anderen werden vor allem diejenigen Themen auf die Agenden der groĂen kommunikativen Politikarenen gehoben, die am ehesten Aufmerksamkeit generieren (siehe auch Skandalisierung) und Zustimmung versprechen, oder unpopulĂ€re Randthemen mit populĂ€ren Themen verknĂŒpft.
Politische Kommunikation ist zeichenbasierte Machtkommunikation in zweierlei Hinsicht: Sie setzt erstens und im Sinne Hannah Arendts (2015, 28 ff.) eine privilegierte, von existenziellen ĂberlebenskĂ€mpfen befreite Position des sich politisch ĂuĂernden voraus, die Freiheit, zwischen alternativen LebensentwĂŒrfen zu wĂ€hlen. Zweitens zielt sie auf die soziale Kontrolle (die Steuerung des FĂŒhlens, Denkens und Handelns) des Individuums als Mitglied eines Kollektivs, ohne diese Kontrolle je absolut erreichen zu können. Vor diesem Hintergrund ist Politische Kommunikation von Gewalt abzugrenzen (vgl. Arendt 1981): Der Einsatz von Gewalt setzt auf Verhaltenssteuerung durch körperliche Vernichtungsandrohung mithilfe von physischen Zwangsmitteln âvon auĂenâ.
Die ĂbergĂ€nge zwischen Politischer Machtkommunikation und Gewalteinsatz sind indes oft flieĂend, vor allem dann, wenn Politische Kommunikation auf Mittel symbolischer bzw. psychischer Gewalt zurĂŒckgreift. Letzteres ist der Fall etwa beim Versuch der Verhaltenssteuerung durch Implementierung von selbst-wirksamen ZwĂ€ngen, wie sie durch autoritĂ€re Ideologien (die keine Alternativen zulassen) oder auch durch das kalkulierte SchĂŒren von Ăngsten (z.B. inszenierte Bedrohungsszenarien zur Durchsetzung neuer polizeilicher EingriffsmaĂnahmen oder von unpopulĂ€ren Entscheidungen bei der KrisenbewĂ€ltigung), von Zorn (Minderheiten fĂŒr negative Gesellschaftsentwicklungen verantwortlich machen) oder von Hoffnungen (Wahlversprechen) befördert werden. Auch Ausdrucksmittel des zivilen Ungehorsams (sozialer Protest wie das Blockieren von Autobahnen, Rektoratsbesetzungen, wilder Streik u.Ă€.) greifen regelmĂ€Ăig auf passive Gewaltformen zurĂŒck, indem sie die körperliche IntegritĂ€t anderer einschrĂ€nken (z.B. BefĂŒrworter von StudiengebĂŒhren und Mitglieder der UniversitĂ€tsleitung am Zugang zu ihren BĂŒros hindern). Das Ziel von zivilem Ungehorsam ist jedoch in aller Regel nicht körperliche SchĂ€digung des Gegners, sondern Aufmerksamkeit fĂŒr ein politisches Anliegen. Auch wenn diese Praktiken zu diesem Zweck oft mit den Grenzen des rechtlich und/oder moralisch Legitimen spielen, bleiben sie mehrheitlich Teil politischer Kommunikation.
Die Ausgestaltung und Merkmale von Politischer Kommunikation hÀngen von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere
- von den verhandelten GegenstÀnden,
- den Adressaten (Zielgruppe) und damit einhergehend
- dem Grad an Ăffentlichkeit sowie
- der medialen, institutionellen und kulturhistorischen Einbettung.
Gegenstand der Politischen Kommunikation ist generell die soziale und materielle Welt in Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Wer sich politisch Ă€uĂert, trifft dabei vornehmlich normative (deontische), programmatische Aussagen darĂŒber, wie die Welt von morgen aussehen soll â im Modus des WĂŒnschens bis hin zu Forderung und Befehl (das unterscheidet Politische Kommunikation idealtypisch etwa von wissenschaftlichen, wahrheitsbezogenen Aussagen). Dies schlieĂt nicht nur Kommunikation ĂŒber Verhaltensvorschriften, sondern auch ĂŒber Sanktionen fĂŒr den Fall von NormverstöĂen (Strafrecht, Entzug von Privilegien u.Ă€.) ein. FĂŒr die Entwicklung, ĂuĂerung und Durchsetzung von zukunftsbezogenen Sollensaussagen (z.B. in Form von Parteiprogrammen oder BĂŒrgerbegehren) wird die gegenwĂ€rtige (und oft in strategisch-narrativer Weise auch die vergangene) Welt perspektivisch sprachlich so problematisiert, dass sie eine VerĂ€nderung als notwendig oder zumindest wĂŒnschenswert erscheinen lĂ€sst, die eigenen Ordnungsvorstellungen oder Entscheidungen also gegenĂŒber einer Zielgruppe möglichst rechtfertigt. Vor diesem Hintergrund wird klar, dass ein GroĂteil Politischer Kommunikation aus semantischen KĂ€mpfen besteht, aus sprachlichen KĂ€mpfen um die legitime oder illegitime Deutung der Lebenswelt (was ist aus Sicht der jeweiligen Interessensgruppe (nicht) das Problem des Status quo?), um FaktizitĂ€tsansprĂŒche und der angemessenen Methoden oder Verfahren zur Erreichung des angestrebten Zielzustandes (von Konservierung des Status quo ĂŒber punktuelle Anpassungen, âReformenâ, bis zu einem radikalen Systemumbau).
SchlieĂlich zĂ€hlt zum elementaren Gegenstandsbereich Politischer Kommunikation auch die Frage danach, unter welchen UmstĂ€nden â mit welchen Verfahren, Medien, Ritualen, Argumentationsmustern, Vergleichen, Bildern, Schlagwörtern usw. â ĂŒber Ordnungsvorstellungen verhandelt werden kann oder darf. Es geht also um die Verhandlung von Normen und Regeln einer legitimen Politischen Kommunikation, um Grenzen des Denk-, WĂŒnsch- und Sagbaren, und damit um eine Frage, die selbst eminent politisch ist (z.B. Vorwurf der Cancel Culture u.Ă€.).
Der politische Diskurs ist ein Interdiskurs, kein Spezialdiskurs (vgl. Link 2013). Interdiskurse (massenmediale, literarische etc.) sind Orte der symbolischen Resynthese gesellschaftlichen Spezialwissens. In Interdiskursen wird das hoch fragmentierte und spezialisierte Wissen gesellschaftlicher Teilbereiche so aufbereitet, dass es eine prinzipiell fĂŒr alle verstĂ€ndliche Form aufgeprĂ€gt bekommt (Kollektivsymbol). Die politische Wirksamkeit von Experten (Virologen in der Pandemie, Klimawissenschaftler in der Ăkologiepolitik etc.) hĂ€ngt davon ab, dass sie ihr Spezialwissen interdiskursiv zirkulationsfĂ€hig aufbereiten in sprachlichen und bildlichen Formaten, die allgemeinverstĂ€ndlich sind und die Dinge fĂŒr das Urteil von Nichtspezialisten bewertbar und entscheidbar machen.
Programmatische Ordnungsvorstellungen sind immer an Interessensgruppen gebunden, seien es institutionalisierte Gruppen (wie Parteien) oder vorĂŒbergehend und lose organisierte soziale Bewegungen. Zum Gegenstandsbereich von Politischer Kommunikation zĂ€hlt darum immer auch ein Deutungskampf darum, wer zur prĂ€ferierten Selbstgruppe (Ingroup) zĂ€hlen darf und wer davon als konkurrierende Fremdgruppe (oder gar Feindgruppe/Outgroup) abzugrenzen ist. Von der Adressierung der eigenen AnhĂ€nger oder der Feinde zu unterscheiden ist auĂerdem die medienvermittelte Ansprache eines dispersen Publikums, also von Unentschlossenen (z.B. Nicht-WĂ€hlerInnen), unbeteiligten Dritten (z.B. Bevölkerungsgruppen anderer Staaten) oder MedienvertreterInnen. Ziel der in der Regel mehrfachadressierenden Politischen Kommunikation ist dabei idealtypisch, die Selbstgruppe durch geeignete Inszenierungstechniken positiv herauszustellen und nach innen zu disziplinieren (z.B. innerparteiliche Kontroversen zu reduzieren), die Fremdgruppen pauschalisierend abzuwerten oder zumindest zu delegitimieren, und Unbeteiligte bzw. ein disperses Publikum in einer Weise anzusprechen, dass es fĂŒr die eigene Sache gewonnen werden kann (sei es durch aktive Zustimmung oder durch passive Hinnahme). In diesem Sinne ist Politische Kommunikation daher oft (aber nicht immer) auch strategische Kommunikation. Als âstrategische Maximeâ formuliert:
â(1) Stelle die eigene Position positiv dar! (2) Stelle die gegnerische Position als ablehnenswert dar! (3) Demonstriere LeistungsfĂ€higkeit und Durchsetzungskraft! (4) Mache dir durch deine Rede in relevanten Gruppen möglichst viele geneigt, vor allem aber möglichst wenige zu Gegnern! (5) Halte dir OperationsspielrĂ€ume offen â auch wenn du dich festlegen musst!â (Klein 2009, S. 2125)
Im Hinblick auf Ăffentlichkeitsgrad, mediale und institutionelle Einbettung lassen sich tendenziell zwei Pole einer offenen Skala an Konstellationen unterscheiden:
- Politische Kommunikation durch Berufspolitiker â also Akteure, die im Sinne Max Webers von und/oder fĂŒr Politik beruflich leben â oder institutionalisierte politische Organisationen (prototypisch Parteien, ThinkTanks und NGOs, Gewerkschaften) sowie Politische Kommunikation in staatlichen Institutionen und kommunikativen Gattungen (Parlamentsdebatten, Parteitagsreden u.Ă€.) ist heute mehr denn je durch Professionalisierung und formelle wie auch informelle Verfahren (z.B. GeschĂ€ftsordnungen) bestimmt und auf gröĂtmögliche Ăffentlichkeit und massenmediale Sichtbarkeit durch unterschiedliche Zielgruppen ausgelegt. Politische Kommunikation dieses Typs ist daher auf den wahrnehmbaren VorderbĂŒhnen stark ritualisiert, meist strategisch und tendiert generell zur Einwegkommunikation (weil auf Massentauglichkeit hin orientiert). Selbst dort, wo politische Interaktion öffentlich stattfindet (bzw. simuliert wird) â wie in Polit-Talkshows (siehe Beispiele), Politiker-Onlinechats in sozialen Medien oder auch am Wahlwerbestand â, dient sie nicht der kommunikativen Bearbeitung eines politischen Problems, sondern vornehmlich der Pflege der Selbst- und Fremdimages gegenĂŒber eines (antizipierten) Publikums.
- Am anderen Ende der Skala steht Politische Kommunikation von alltagspolitischen Akteuren, von nicht- oder vergleichsweise nur schwach formalpolitisch institutionalisierten Gruppen (z.B. Familienrat, Vereine, Hochschulfachschaften, SchĂŒlerInnenvertretung u.Ă€.). Auch Gruppen in nur vorĂŒbergehender politischer Formation (z.B. BĂŒrgerinitiative oder Online-Petition), in politischen HandlungsrĂ€umen mit beschrĂ€nkter öffentlicher Reichweite (z.B. Kommunalpolitik, Hochschulpolitik) und mit reduzierter Fraktionsbindung bzw. je nach Thema und Ziel wechselnden, auch parteiĂŒbergreifenden Koalitionen gehören hierzu: Je stĂ€rker Politische Kommunikation in ihrer Ăffentlichkeit beschrĂ€nkt wird â sei es geplant (z.B. in der BĂŒrgermeistersprechstunde, in einem nicht-öffentlich tagenden Bundestagsausschuss, beim kommunalen VereinsfrĂŒhschoppen oder in der Sitzung einer politischen Hochschulgruppe usw.) oder auch spontan wie beim Austausch mit dem BĂŒrgermeister an der Bushaltestelle â, desto stĂ€rker kommen auch deliberative, kooperative, nicht- oder nur schwach strategisch ausgerichtete, sondern vielmehr auf wechselseitiges VerstĂ€ndnis und NĂ€he/Akzeptanz hin angelegte kommunikative Praktiken zum Tragen.
SchlieĂlich sind Praktiken und Erscheinungsformen Politischer Kommunikation abhĂ€ngig von ihrer kulturhistorischen und, damit oft einhergehend, besonderen medienhistorischen Einbettung. Besonders deutlich wird dies etwa bei kulturspezifischen Traditionen der Konfliktaustragung (zum Beispiel unterscheiden sich deutsche und chinesische StreitgesprĂ€che im Hinblick auf Direktheit und Umgang mit drohendem Gesichtsverlust, vgl. GĂŒnthner 1994) und dem Ăbergang des Medienzeitalters von Massen- hin zu sozialen Medien (siehe auch nachfolgend).
Die zuvor allgemein skizzierten Ziele, GegenstÀnde und Rahmenbedingungen von Politischer Kommunikation schlagen sich musterhaft auf der Ebene der sprachlichen wie auch nonverbalen, symbolischen und bildhaften Ebene nieder. Zum prototypischen Repertoire, wie es u.a. in der Politolinguistik untersucht wird (Dieckmann 1975; Burkhardt 1996; Niehr et al. 2017), zÀhlen dabei
- all jene Zeichen und Praktiken, die die eigene Selbstgruppe, die eigenen Konzepte und Programme prĂ€gnant und zugleich in pauschalisierender Weise zum Ausdruck bringen und damit sowohl nach innen (Ingroup) als auch nach auĂen (Medienvertreter, politische Gegner, Publikum usw.) eine effektive Wiedererkennung und Verteilung ermöglichen: Symbole und Farben (bis hin zum Corporate Design), Schlagwörter, Schlagbilder und Slogans, ganze Wortfelder zur Markierung eigener Ideologie (Politikersprache im engeren Sinne).
- Bildliche und sprachliche Kollektivsymbole (Link 2006); Statistiken, Schaubilder, Kurven objektivieren abstrakte und numerische ZusammenhĂ€nge anschaulich, sprachliche Kollektivsymbole liefern gemeinverstĂ€ndliche symbolische Resynthesen und Orientierungen (z.B. Links â Mitte â Rechts zur Orientierung im politischen Raum).
- In professionalisierten Politikkontexten (Berufspolitik, siehe oben) kommt auĂerdem ein institutionensprachliches Repertoire hinzu, mit dem sich die Akteure effizient in den jeweiligen Organisationen orientieren und bewegen können (eine organisationsbezogene Terminologie bzw. Funktionssprache zur Benennung von VerfahrensablĂ€ufen, Funktionsrollen u.a.).
- Mit zunehmendem Ăffentlichkeitsgrad und damit massenkommunikativer Orientierung werden sprachlich-kommunikative Einheiten stĂ€rker von medialen Erwartungen â vor allem hinsichtlich KĂŒrze, PrĂ€gnanz, Einfachheit/Anschaulichkeit â geprĂ€gt. Hinzu kommt Routine im Umgang mit Medientechnik: Wer seine Position wĂ€hrend eines Interviews oder in der Talkshow nicht in mediengerechten, verbal, mimisch und gestisch kontrollierten MundstĂŒcken servieren kann, wird massenmedial alsbald ignoriert (eine Ausnahme bildet die Technik der Selbstskandalisierung). Ăhnliches gilt durchaus auch fĂŒr den Einsatz von sozialen Medien (Twitter, Facebook u.Ă€.) zum Zwecke der Vernetzung und Mobilisierung von AnhĂ€ngerschaft und Publikum; fĂŒr soziale Medien gelten allerdings wiederum andere Kommunikationsnormen und -erwartungen (z.B. Zeichenbegrenzungen, Verschlagwortung via Hashtags, Hyperlinks), deren Beherrschung erlernt oder durch professionelle Akteure (z.B. PR-Agenturen) sichergestellt wird.
- Ăber die Zeit hinweg hat sich ein breites Repertoire an âpolitischenâ Textsorten (z.B. Parteiprogramm, Wahlplakate, offener Brief, Petition), Redesorten bzw. GesprĂ€chsgattungen (Plenarrede, RegierungserklĂ€rung, TV-Duell etc.) bis hin zu komplexen Techniken wie Kampagnen herausgebildet. Im Grunde gibt es keine Technik strategischer Kommunikation, die nicht auch zur Realisierung von politischen Zielen eingesetzt werden (können). Generell ist Politische Kommunikation aber heute mehr denn je eine medialisierte und (audio)visuelle Kommunikation, sei sie in Bild (Foto, Symbole, Memes usw.) oder Bewegtbild (von animierten GIFs bis Videos).
- Zur Legitimierung von Forderungen und programmatischen Ordnungsvorstellungen gegenĂŒber EinwĂ€nden greift Politische Kommunikation regelmĂ€Ăig auf rhetorische Mittel zurĂŒck, wie sie im Grunde schon seit der antiken Rhetorik beschrieben wurden (Aristoteles 4. Jh. v. Chr./2007), insbesondere Emotionalisierung (Pathos), Narration und Argumentation(smuster) bzw. Topoi.
In der Massen(medien)demokratie des 21. Jahrhunderts lassen sich ĂŒber das oben bereits Angedeutete hinaus folgende Tendenzen der (vornehmlich Berufs-)Politischen Kommunikation beschreiben:
- Politische Akteure erheben regelmĂ€Ăig den Anspruch, fĂŒr bzw. im Interesse des Ganzen bzw. der Mehrheit, des ,Volkesâ, der Gesellschaft etc. zu sprechen. Nur dieser Anspruch auf Vertretung des ,Ganzenâ legitimiert den politischen Versuch, Ziele durchzusetzen. Das gilt auch fĂŒr partikulare Gruppenziele, sie mĂŒssen stets so kodiert werden, dass ihre Durchsetzung als allgemeines Interesse erscheint. Dieser Anspruch auf Allgemeinheit und Vertretung des Ganzen wird in der Politischen Kommunikation heute vor allem mit drei AutoritĂ€tsfiguren gestĂŒtzt, die Dissens erschweren bzw. Widerspruch kostspielig und/oder riskant machen (Knobloch 1998):
(a) Wissenschaftliche Expertise, Beratung, Think Tanks, Stiftungen: Im politischen Feld operiert eine Vielzahl von Institutionen und Personen, die als ,wissenschaftlichâ und ,unabhĂ€ngigâ auftreten, aber de facto bestimmten Wirtschafts- und Machtinteressen verbundene Lobbyorgane sind (Bertelsmannstiftung, Stiftung Wissenschaft und Politik, Stifterverband fĂŒr die Wissenschaft, um einige bekanntere zu nennen). DarĂŒber hinaus ist in der Coronapandemie zu beobachten, wie politische Instanzen einzelne Wissenschaftler, Institutionen wie die âLeopoldinaâ, Ethikkommissionen etc. offizialisieren und zur BegrĂŒndung und Legitimation ihrer politischen Entscheidungen einsetzen. âDie Wissenschaftâ ist als AutoritĂ€tsfigur im politischen Feld mittlerweile alltĂ€glich und allgegenwĂ€rtig (vgl. Knobloch 2021).
(b) Moralagenturen, moralisierte Gemeinschaften: Moralische Motive ermĂ€chtigen die Machtlosen und legitimieren die MĂ€chtigen. Klassische Moralagenturen sind Organisationen wie Amnesty International, Greenpeace, WWF, Kinderhilfswerk etc., die den Ruf haben, keine eigenen partikularen Interessen zu verfolgen, sondern öffentlich fĂŒr allgemein akzeptierte Werte zu stehen. Wer fĂŒr moralisch einwandsimmune Anliegen, mit moralisch einwandsimmunen Programmbegriffen und im Namen gehegter Opfergruppen (Menschen mit Behinderung, ethnische und sexuelle Minderheiten etc.) spricht, erschwert öffentlichen Dissens erheblich (was Moralfassaden fĂŒr Machtakteure natĂŒrlich attraktiv macht). Es sind nĂ€mlich bei weitem nicht immer die Betroffenen und Opfer-Communities selbst, die als Moralagenturen auftreten, vielfach sind es gerade die Eliten und Privilegierten, die sich ,im Namenâ schwacher und diskriminierter gesellschaftlicher Gruppen moralisch selbst ermĂ€chtigen. Gleichstellung, DiversitĂ€t, Inklusion sind moralisierte Programmbegriffe (Schlagwörter) â und zugleich Anliegen, die auf den höchsten Ebenen institutioneller Macht ,von obenâ administriert werden.
(c) Prominenz: Prominente stehen in den sozialen Medien und Massenmedien fĂŒr die Chance, mit den eigenen Anliegen ein möglichst groĂes Publikum zu erreichen. Prominenz ist aufmerksamkeitspolitisches Kapital und steht zugleich fĂŒr ein GeschĂ€ft auf Gegenseitigkeit mit der medialen Szene: Man braucht einander, die Medien erhöhen ihre Reichweite, wenn sie prominente Akteure auftreten lassen, und letztere sind ihrerseits nur durch ihre MedienprĂ€senz prominent. - Je gröĂer die politisch zu bearbeitenden Gesellschaftsbereiche, desto stĂ€rker prĂ€gen (oder dominieren) rechtliche Rahmen und vor allem bĂŒrokratische Apparate den politischen Gestaltungsspielraum. Dies gilt insbesondere fĂŒr Berufspolitik auf Bundes- und Landesebene. Die KomplexitĂ€t der fachlichen ZusammenhĂ€nge in einer globalisierten Welt ĂŒberfordern die politischen Akteure systematisch (Narr 2015, S. 259), die ihre Positionen und Kommunikationsstrategien darum zunehmend fĂŒr professionalisierte âPolitikberatungâ bzw. Lobbying-Eingaben geöffnet haben (bis hin zur Ăbernahme von GesetzesentwĂŒrfen; vgl. Vogel 2012). Mangelndem Gestaltungsspielraum und der de facto VerhĂ€rtung der sozialen VerhĂ€ltnisse (v.a. mit Blick auf die ungleiche Vermögensverteilung in der Gesellschaft) auf der HinterbĂŒhne steht eine verstĂ€rkte Inszenierung von politischer Dynamik und Kontroverse auf der VorderbĂŒhne gegenĂŒber. Infolge spielen politische KĂ€mpfe um tiefgreifende RichtungsĂ€nderungen (auch auf die Gefahr des Scheiterns hin) weniger im Vordergrund als eine Positionierung in AbhĂ€ngigkeit von Zustimmungsbarometern.Â
- Die Orientierung an (vermeintlich) messbaren Zustimmungswerten schlĂ€gt sich nicht nur in (der Berichterstattung zu) einer professionalisierten Meinungserhebung, sondern auch im zunehmenden strategischen Einsatz von datenintensiver Medientechnologie im Wahlkampf nieder: Wahlkampf-Apps sammeln und aggregieren Informationen ĂŒber Zielgruppen (mögliche Einstellung, aber auch Hinweise zu Alter, Geschlecht usw.; vgl. Netzpolitik 2021) und geben den WahlkĂ€mpfern an der HaustĂŒr strategische Hinweise zur Ansprache (und Ăberredung); personalisierte Wahlwerbung auf sozialen Medien (vgl. zu Facebook: SZ 2017) ermöglicht den Einsatz zielgruppen- bzw. personenspezifischer Persuasionstechniken auf Basis von teilweise höchstpersönlichen Informationen der jeweiligen User.
Von Politischer Kommunikation zu unterscheiden sind die verwandten Begriffe der Sprachpolitik und der Sprachenpolitik. âSprachpolitikâ (Maas 1989) ist Teil von Politischer Kommunikation und bezeichnet die interessengeleitete Perspektivierung von Sachverhalten, Personen oder Objekten durch Auswahl (bzw. Abwahl) bestimmter sprachlicher Zeichen (siehe auch Schlagwörter). Diese Perspektivierung kann intuitiv-automatisch oder aber auch im Sinne einer offiziellen, zum Beispiel staatlich verordneten und sanktionsbewehrten Sprachregelung erfolgen (z.B. die russische Tabuisierung des Ausdrucks Krieg gegenĂŒber des offiziellen Ausdrucks Spezialoperation). âSprachenpolitikâ bildet hingegen ein eigenstĂ€ndiges Politikfeld, auf dem typischerweise Fragen der (staatlichen) Förderung oder Erhaltung von Minderheitensprachen in einem Land oder einer Region verhandelt werden (z.B. Erhalt des Nordfriesischen in Deutschland).
Beispiele
Die Ausgestaltungsformen Politischer Kommunikation sind vielfÀltig. Die folgenden drei Beispiele können das Spektrum möglicher Formen nur andeuten:
- Das Parlament ist der Ort offizieller, verfahrensgeleiteter politischer Kommunikation. Die Debatten der Abgeordneten finden statt in vorgegebenen Formaten (Plenum, Ausschuss, Aktuelle Stunde etc.). In ihnen kommen die Abgeordneten der im Parlament vertretenen Parteien nach festen Regeln und mit vorgegebenen Zeitslots zu Wort. Der Bundestag verhandelt öffentlich und trifft Mehrheitsentscheidungen im Anschluss an die Debatten. Es ist die Aufgabe der Regierungsparteien und ihrer Vertreter, ihre Anliegen mehrheits- und zustimmungsfĂ€hig zu prĂ€sentieren. Den Oppositionsparteien obliegt es, Kritik und EinwĂ€nde zu formulieren. Weil es aber so gut wie niemanden gibt, der die Debatten des Parlaments verfolgen könnte, werden RedebeitrĂ€ge in der Regel so aufbereitet, dass sie eine Reihe von prĂ€gnanten Formeln, Kollektivsymbolen, Schlagwörtern, AutoritĂ€tsfiguren enthalten, die eine Chance haben, von den Massenmedien aufgegriffen zu werden und ein breiteres Publikum zu erreichen. Um ein Beispiel zu nennen: In der jĂŒngsten Debatte ĂŒber die BaföG-Reform der Ampelregierung (44. Sitzung vom 23. Juni 2022) beginnt die Vertreterin der SPD mit der Bemerkung, nur noch 11% der Studierenden erhielten BaföG und fĂŒhrt das auf die letzten 16 Jahre CDU-Regierung zurĂŒck. Jetzt wĂŒrde die Regierung schnell den Hebel umlegen. Die Abgeordnete der Linken beginnt mit dem Satz: 30 Prozent der Studierenden in Deutschland sind von Armut betroffen â das geht aus einer aktuellen Studie des ParitĂ€tischen Wohlfahrtsverbandes hervor. Das sind bittere Zahlen. Um dann fortzufahren, die geplanten Reformen wĂŒrden an dieser Lage wenig Ă€ndern. Beide Zahlen wurden in den auf die Debatte folgenden Tagen breit in den Medien diskutiert.
- Polit-Talkshows wie Anne Will (ARD), Hart aber fair (ARD), Maybrit Illner (ZDF) und viele andere zĂ€hlen heute zum Standardrepertoire massenmedial reproduzierter Politischer Kommunikation. Ihrem Anspruch nach sollen sie zur politischen Meinungsbildung der ZuschauerInnen beitragen, indem zentrale Themen stellvertretend von Mitgliedern aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und oft auch Zivilgesellschaft diskutiert und Argumente ausgetauscht werden sollen. Untersuchungen zeigen jedoch, dass es bei Polit-Talkshows weniger um authentische politische Debatte geht, sondern eher um eine âmedienspezifische Inszenierung von Propaganda als Diskussionâ (Holly et al. 2015). Hintergrund ist, dass Talkshows in vielfĂ€ltiger Weise einem ,Drehbuchâ folgen und fĂŒr das Medium Fernsehen so zugeschnitten werden, dass sie den politischen Akteuren hinreichend Gelegenheit zur Selbstwerbung verschaffen, die Moderation sich profilieren und die Sender sich im Konkurrenzkampf um Einschaltquoten behaupten können. Diesen Zielen dient u.a. die Auswahl von besonders umstrittenen (und nicht unbedingt gesellschaftlich relevanten) Diskussionsthemen und von populĂ€ren (nicht unbedingt kompetenten) DiskussionspartnerInnen, die Gestaltung von Sitzordnung und KamerafĂŒhrung, eine Moderation mit vielen ThemensprĂŒngen, mehr Provokation und unterhaltsamen Statements (âGesprĂ€chssimulierungâ, ebd.: S. 203) anstelle von wenig unterhaltsamer Argumentationsentwicklung und Kompromisssuche.
- Die kommunale Ebene als Ort politischer Aushandlung und Kommunikation wurde selbst in der Wissenschaft bislang leicht ĂŒbersehen (Habscheid und Vogel 2021). Dabei lĂ€sst sich etwa an der Kommunikation zwischen BĂŒrgermeisterInnen und BĂŒrgerInnen leicht beobachten, wie rĂ€umlich-soziale NĂ€he zwischen den Beteiligten zu mehr Kooperation und Verbindlichkeit beitrĂ€gt und damit die Chancen fĂŒr Interessensausgleich befördert. Die verhandelten Sachverhalte lassen sich in aller Regel noch leichter ĂŒberschauen, die Wege zu den RathausvorsteherInnen, Gemeinderats- und Parteimitgliedern sowie zu Verwaltungsangehörigen sind (vergleichsweise) kurz â man kennt sich, der/die BĂŒrgermeisterIn ist âeineR von ihnenâ und muss sich fĂŒr umstrittene Entscheidungen unmittelbar (mitunter am eigenen Gartenzaun) rechtfertigen. Angesichts zunehmender Politik(erInnen)-Verdrossenheit in der Bevölkerung sind es darum gerade die Kommunen, die neue Wege suchen und finden, BĂŒrgerInnen stĂ€rker in Entscheidungsprozesse einzubeziehen, etwa in Form von offenen BĂŒrgermeister-Sprechstunden, Beteiligungsforen, politischen StadtfĂŒhrungen u.a.
Literatur
Zum Weiterlesen
-
Dieckmann, Walther (1975): Sprache in der Politik. EinfĂŒhrung in die Pragmatik und Semantik der politischen Sprache. Heidelberg: Winter.
-
Feilke, Helmuth (2018): Politische Kommunikation und Sprache. In: Praxis Deutsch, Heft 269, S. 4â11.
-
Girnth, Heiko (2015): Sprache und Sprachverwendung in der Politik. Eine EinfĂŒhrung in die linguistische Analyse öffentlich-politischer Kommunikation. Berlin; Boston: De Gruyter.
-
Knobloch, Clemens (1998): Moralisierung und Sachzwang. Politische Kommunikation in der Massendemokratie. Duisburg: DISS.
Zitierte Literatur und Belege
- Arendt, Hannah (1981): Macht und Gewalt. Unter Mitarbeit von Gisela Uellenberg. MĂŒnchen: Piper.
- Arendt, Hannah (2015): Was ist Politik? Fragmente aus dem NachlaĂ. Unter Mitarbeit von Kurt Sontheimer. MĂŒnchen: Piper.
- Aristoteles (4. Jh. v. Chr./2007): Rhetorik. Hrsg. von Gernot Krapinger. Stuttgart: Reclam.
- Burkhardt, Armin (1996): Politolinguistik. Versuch einer Ortsbestimmung. In: Klein, Josef; Diekmanns-henke, Hans-Joachim (Hrsg.): Sprachstrategien und Dialogblockaden. Linguistische und politikwissenschaftliche Studien zur politischen Kommunikation. Berlin: De Gruyter, S. 75â100.
- Dieckmann, Walther (1975): Sprache in der Politik. EinfĂŒhrung in die Pragmatik und Semantik der politischen Sprache. Heidelberg: Winter.
- Dörner, Andreas (2001): Politainment. Politik in der medialen Erlebnisgesellschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
- GĂŒnthner, Susanne (1994): âAlso moment SO seh ich das NICHTâ â Informelle Diskussionen im interkulturellen Kontext. In: Zeitschrift fĂŒr Literaturwissenschaft und Linguistik, Heft 93, Jg. 24, S. 97â122.
- Habscheid, Stephan; Vogel, Friedemann (2021): Eine Krise in der Krise: Corona-Krisenkommunikation von BĂŒrgermeister*innen in Deutschland. In: Zeitschrift fĂŒr Literaturwissenschaft und Linguistik, S.âŻ505â528.
- Holly, Werner; KĂŒhn, Peter; PĂŒschel, Ulrich (2015): Politische Fernsehdiskussionen. Zur medienspezifischen Inszenierung von Propaganda als Diskussion. TĂŒbingen: Max Niemeyer Verlag.
- Klein, Josef (2009): Rhetorisch-stilistische Eigenschaften der Sprache der Politik. In: Fix, Ulla; Ungeheuer, Gerold; Wiegand, Herbert E. (Hrsg.): Rhetorik und Stilistik / Rhetoric and Stylistics. Berlin [u.âŻa.]: De Gruyter, S. 2112â2131.
- Knobloch, Clemens (1998): Moralisierung und Sachzwang. Politische Kommunikation in der Massendemokratie. Duisburg: DISS.
- Link, JĂŒrgen (2013): Versuch ĂŒber den Normalismus. Wie NormalitĂ€t produziert wird. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
- Maas, Utz (1989): Sprachpolitik und politische Sprachwissenschaft. 7 Studien. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
- Meyer, Thomas (2004): Mediokratie. Die Kolonisierung der Politik durch das Mediensystem. Frankfurt a.âŻM.: Suhrkamp.
- Narr, Wolf-Dieter (2015): Niemands-Herrschaft. Eine EinfĂŒhrung in Schwierigkeiten, Herrschaft zu begreifen. Hamburg: VSA.
- Niehr, Thomas; Kilian, Jörg; Wengeler, Martin (Hrsg.) (2017): Handbuch Sprache und Politik. 21.1â21.3. Bremen: Hempen Verlag.
- Vogel, Friedemann (2012): Linguistik rechtlicher Normgenese. Theorie der RechtsnormdiskursivitĂ€t am Beispiel der Online-Durchsuchung. Berlin [u.âŻa.]: De Gruyter.
Verlinkte Internetquellen
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- Wagner, Carolin [Redebeitrag SPD] (2022): âDeutscher Bundestag. Stenografischer Bericht. Plenarprotokoll 20/44â. 23. Juni 2022, S. 4410. Online unter: https://dserver.bundestag.de/btp/20/20044.pdf ; Zugriff: 05.07.2022.
Zitiervorschlag
Knobloch, Clemens und Vogel, Friedemann (2022): Politische Kommunikation. In: Diskursmonitor. Glossar zur strategischen Kommunikation in öffentlichen Diskursen. Hg. von der Forschungsgruppe Diskursmonitor und Diskursintervention. Veröffentlicht am 05.07.2022. Online unter: https://diskursmonitor.de/glossar/politische-kommunikation/.
DiskursGlossar
Grundbegriffe
Kontextualisieren
Kontextualisieren wird im allgemeineren bildungssprachlichen Begriffsgebrauch verwendet, um das Einordnen von etwas oder jemandem in einen bestimmten Zusammenhang zu bezeichnen.
Narrativ
Mit der diskursanalytischen Kategorie des Narrativs werden Vorstellungen von komplexen Denk- und Handlungsstrukturen erfasst. Narrative in diesem Sinne gehören wie Schlagwörter, Metaphern und Topoi zu den Grundkategorien der Analyse von Diskursen.
Argumentation
Argumentation bezeichnet jene sprachliche TĂ€tigkeit, in der man sich mithilfe von GrĂŒnden darum bemĂŒht, die Richtigkeit einer Antwort auf eine bestimmte Frage zu erweisen. Das kann in ganz verschiedenen Situationen und Bereichen nötig sein, namentlich um eine poli-tische, wissenschaftliche, rechtliche, unternehmerische oder private Angelegenheit zu klĂ€ren.
Hegemonie
Wie der britische Politikwissenschaftler Perry Anderson 2018 in einer umfassenden, historisch weit ausgreifenden Studie zum Gebrauch des Begriffs Hegemonie und seinen Konjunkturen beschreibt, liegen die historischen Wurzeln des Begriffs im Griechischen, als Bezeichnung fĂŒr FĂŒhrung (eines Staatswesens) mit Anteilen von Konsens.
Diskurskompetenz
Im engeren, linguistischen Sinn bezeichnet Diskurskompetenz die individuelle sprachlich-kommunikative FĂ€higkeit, lĂ€ngere zusammenhĂ€ngende sprachliche ĂuĂerungen wie ErzĂ€hlungen, ErklĂ€rungen, Argumentationen zu formulieren und zu verstehen.
Agenda Setting
Rassistisch motivierte Gewalt, Zerstörung des Regenwaldes, Gender pay gap: Damit politische Institutionen solche Probleme bearbeiten, mĂŒssen sie erst als Probleme erkannt und auf die politische Tagesordnung (Agenda) gesetzt werden. Agenda Setting wird in Kommunikations- und Politikwissenschaft als eine Form strategischer Kommunikation beschrieben, mithilfe derer Themen öffentlich Gehör verschafft und politischer Druck erzeugt werden kann.
Medien
Die Begriffe Medien/Massenmedien bezeichnen diverse Mittel zur Verbreitung von Informationen und Unterhaltung sowie von Bildungsinhalten. Medien schaffen damit eine wesentliche Grundlage fĂŒr Meinungsbildung und Meinungsaustausch.
Macht
Macht ist die FĂ€higkeit, Verhalten oder Denken von Personen zu beeinflussen. Sie ist Bestandteil sozialer Beziehungen, ist an Kommunikation gebunden und konkretisiert sich situationsabhĂ€ngig. Alle expliziten und impliziten Regeln, Normen, KrĂ€fteverhĂ€ltnisse und Wissensformationen können aus diskursanalytischer Perspektive als Machtstrukturen verstanden werden, die Einfluss auf WahrheitsansprĂŒche und (Sprach)Handlungen in einer Gesellschaft oder Gruppe nehmen.
Metapher
In der politischen Berichterstattung ist oft davon die Rede, dass eine bestimmte Partei einen Gesetzesentwurf blockiert. Weil das Wort in diesem Zusammenhang so konventionell ist, kann man leicht ĂŒbersehen, dass es sich dabei um eine Metapher handelt.
Normalismus
Normalismus ist der zentrale Fachbegriff fĂŒr die Diskurstheorie des Literaturwissenschaftlers JĂŒrgen Link. Die Normalismus-Theorie fragt danach, wie sich Vorstellungen von âNormalitĂ€tâ und âAnormalitĂ€tâ als Leit- und Ordnungskategorien moderner Gesellschaften herausgebildet haben.
Techniken
Typografie
Typografie bezeichnet im modernen Gebrauch generell die Gestaltung und visuelle Darstellung von Schrift, Text und (in einem erweiterten Sinne) auch die Dokument-Gesamtgestaltung (inklusive visueller Formen wie Abbildungen, Tabellen, Taxono-mien usw.) im Bereich maschinell hergestellter Texte (sowohl im Druck als auch auf dem Bildschirm)
Fact Checking
Fact Checking ist eine kommunikationsstrategische Interventionstechnik, bei der eine Diskursaussage auf Bild oder Textbasis unter dem Gesichtspunkt der FaktizitĂ€t bewertet wird. Sie ist ĂŒberwiegend in journalistische Formate eingebettet, die als Faktencheck bezeichnet werden.
Distanzieren
Distanzieren bezeichnet die Abgrenzung eines individuellen oder organisationalen Akteurs von einem anderen Akteur. Eine Distanzierung kann kommunikativ oder operativ vollzogen werden, d. h. die Abgrenzung findet verbal oder unter AufkĂŒndigung eines ArbeitsverhĂ€ltnisses statt.
Kontaktschuld-Topos
« ZurĂŒck zur ArtikelĂŒbersichtKontaktschuld-Topos Kategorie: TechnikenVerwandte AusdrĂŒcke: Assoziationsschuld, Applaus von falscher Seite, ad hominem, Guilt by AssociationSiehe auch: Verschwörungstheorie, Moralisierung, Freund-Feind-Begriffe, Topos, Opfer-ToposAutoren:...
Schlagbilder
Der Terminus Schlagbild bezeichnet mehr oder weniger inszenierte Bilder. Ihre Bedeutung beruht nicht nur auf ihren sichtbaren (ikonischen) Formen, sondern vielmehr auf den symbolischen Inhalten, die sich durch vielfache mediale Wiederholung und Konventionen gefestigt haben.
InvektivitÀt / MetainvektivitÀt
InvektivitĂ€t ist ein Ăberbegriff fĂŒr den PhĂ€nomenbereich der Herabsetzung und AusschlieĂung mittels symbolischer Praktiken. In Invektiven (z.B. Spott, Beleidigung, sprachliche Aggression, Diskriminierung, Hassrede) werden Einzelnen oder Gruppen marginalisierte oder niedrige soziale Positionen zugeschrieben, Zugehörigkeiten zu Gemeinschaften abgesprochen oder IdentitĂ€ten negiert.
Parole
Die Parole ist ein kleines, potentes sprachliches Werkzeug, das in der politischen Kommunikation unerlÀsslich ist und zweckgebunden in politischen Mobilisierungen eingesetzt wird.
Komposita
. In der politischen Rhetorik tragen Komposita zur PrĂ€gnanz und EmotionalitĂ€t von Botschaften bei, indem sie komplexe Sachverhalte und politische Themen in zentralen Begriffen bĂŒndeln, in griffige Schlagworte packen und diese fĂŒr den gesellschaftlichen Diskurs zur VerfĂŒgung stellen (zum Beispiel Krisenmodus, Zeitenwende oder RĂŒckfĂŒhrungspatenschaften).
Nicht-Entschuldigen / Nonpology
Mit der Nicht-Entschuldigung verfolgen Diskursakteure verschiedene Ziele: sie wollen Ablenken von der eigenen Schuld, erhoffen sich eine Reputationsverbesserung durch vorgespielte Reue oder wollen (andere) negative Konsequenzen abwenden und sich in der Ăffentlichkeit positiv als fehlereinsichtig und selbstkritisch darstellen.
Liken
Die eigentliche Funktion des Likens geht jedoch ĂŒber das Signalisieren von Zustimmung hinaus und ist konstitutiv fĂŒr das Funktionieren sozialer Medienplattformen und das Aushandeln von verschiedenen Formen der SozialitĂ€t auf diesen.
Schlagwörter
Remigration
Der Begriff Remigration hat zwei Verwendungsweisen. Zum einen wird er politisch neutral verwendet, um die RĂŒckkehrwanderung von Emigrant:innen in ihr Herkunftsland zu bezeichnen; die meisten Verwendungen beziehen sich heute jedoch auf RechtsauĂendiskurse, wo das Wort der euphemistischen Umschreibung einer aggressiven Politik dient, mit der nicht ethnisch deutsche Immigrant:innen und ihren Nachfahr:innen zur Ausreise bewegt oder gezwungen werden sollen.
Radikalisierung
Das Adjektiv radikal ist ein mehrdeutiges Wort, das ohne spezifischen Kontext wertneutral gebraucht wird. Sprachhistorisch bezeichnete es etwas âtief Verwurzeltesâ oder âGrundlegendesâ. Dementsprechend ist radikales Handeln auf die Ursache von etwas gerichtet, indem es beispielsweise zugrundeliegende Systeme, Strukturen oder Einstellungen infrage stellt und zu Ă€ndern sucht.
BĂŒrokratie
BĂŒrokratie ist ein Begriff, der im Rahmen aktueller strategischer Kommunikation ein dicht besetztes, polarisiertes Feld korrespondierender AusdrĂŒcke öffnet. Neben den direkten Ab-leitungen BĂŒrokratisierung, BĂŒrokratismus und Komposita, als wichtigstes BĂŒrokratieabbau, gehören dazu vor allem Flexibilisierung, Privatisierung, Deregulierung.
Politisch korrekt / Politische Korrektheit
Der Ausdruck politisch korrekt / Politische Korrektheit und die amerikanischen Vorbilder politically correct /P.C. / Political Correctness (Gegenteile, etwa politisch unkorrekt etc., sind mitzudenken) reprĂ€sentieren ein seit den frĂŒhen Neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts populĂ€res Deutungsmuster, mit dem weltanschauliche, Ă€sthetische und politische Konflikte berichtet/bewertet werden, meist zuungunsten der als politisch korrekt bezeichneten Positionen, denen man eine ĂŒberzogene, sowohl lĂ€cherliche als auch gefĂ€hrliche Moralisierung unterstellt.
Kipppunkt
Als öffentliches Schlagwort ist Kipppunkt Teil eines Argumentationsmusters: es behauptet ein âHerannahen und baldiges Ăberschreiten einer unumkehrbaren SachverhaltsĂ€nderung, die fatale bzw. dystopische FolgeschĂ€den auslöst, wenn nicht umgehend bestimmte MaĂnahmen eingeleitet oder unterlassen werden.â
Verfassung
Die Verfassung eines Landes (in Deutschland das Grundgesetz von 1949) steht fĂŒr die höchste und letzte normative und LegitimitĂ€t setzende Instanz einer staatlichen Rechtsordnung. In der offiziellen Version demokratischer Selbstbeschreibung ist es das Volk selbst, das sich in einem rituellen GrĂŒndungsakt eine Verfassung gibt.
ToxizitÀt / das Toxische
Es ist nicht immer ganz eindeutig bestimmbar, was gemeint wird, wenn etwas als toxisch bezeichnet wird. Zeigen lĂ€sst sich zwar, dass sich die Bedeutung von âgiftigâ hin zu âschĂ€dlichâ erweitert hat, doch die UmstĂ€nde, unter denen etwas fĂŒr jemanden toxisch, d. h. schĂ€dlich ist, mĂŒssen aus der diskursiven Situation heraus erschlossen werden.
Zivilgesellschaft
Im gegenwÀrtigen deutschen Sprachgebrauch werden so heterogene Organisationen, Bewegungen und Initiativen wie ADAC und Gewerkschaften, Trachtenvereine und Verbraucherschutzorganisationen, Umweltorganisationen und religiöse Gemeinschaften zur Zivilgesellschaft gezÀhlt.
Demokratie
Der Ausdruck Demokratie dient hĂ€ufig zur Bezeichnung einer (parlamentarischen) Staatsform und suggeriert die mögliche Beteiligung aller an den Ăffentlichen Angelegenheiten. Dabei ist seine Bedeutung weniger eindeutig als es den Anschein hat.
Plagiat/Plagiarismus
Plagiarismus ist ein Begriff, der sich im öffentlichen Diskurs gegen Personen oder Produkte richten kann, um diese in zuweilen skandalisierender Absicht einer Praxis unerlaubter intermedialer Bezugnahme zu bezichtigen. Die IllegitimitÀt dieser Praxis wird oft mit vermeintlichen moralischen Verfehlungen in Verbindung gebracht.
Verschiebungen
Versicherheitlichung
In akademischen Kontexten wird Versicherheitlichung in Abgrenzung zu einem naiv-realistischen SicherheitsverstĂ€ndnis verwendet. Dieses betrachtet Sicherheit als einen universell erstrebenswerten und objektiv feststellbaren Zustand, dessen Abwesenheit auf das Handeln von Akteuren zurĂŒckzufĂŒhren ist, die feindselig, kriminell, unverantwortlich oder zumindest fahrlĂ€ssig agieren.
Ăkonomisierung
Ăkonomisierung wird in gegenwĂ€rtigen Diskursen in der Regel zur Bezeichnung von Prozessen verwendet, in denen die spezifisch wirtschaftlichen Funktions-Elemente wie Markt, Wettbewerb/Konkurrenz, Kosten-Nutzen-KalkĂŒle, Effizienz, Gewinnorientierung in Bereiche ĂŒbertragen werden, die zuvor teilweise oder ganz nach anderen Leitkriterien ausgerichtet waren
Moralisierung
Moralisierung verlagert Macht- und Interessenkonflikte in die SphÀre der Kommunikation von Achtung / Missachtung. Sie reduziert Ambivalenz zugunsten einer Polarisierung von gut und böse.
Konstellationen
Partizipatorischer Diskurs
Partizipation ist mittlerweile von der Forderung benachteiligter Personen und Gruppen nach mehr Beteiligung in der demokratischen Gesellschaft zu einem Begriff der Institutionen selbst geworden: Kein Programm, keine Bewilligung mehr, ohne dass bestimmte Gruppen oder Personen dazu aufgefordert werden, fĂŒr (mehr) Partizipation zu sorgen.
Skandal
Die Diskurskonstellation des Skandals zeichnet sich durch eine in den Medien aufgegriffene (bzw. durch sie erst hervorgerufene) empörte Reaktion eines erheblichen Teils der Bevölkerung auf einen tatsĂ€chlichen oder vermeintlichen Missstand aus. Die schuldhafte Verursachung dieses Missstandes wird dabei einem gesellschaftlichen Akteur zugeschrieben, dessen Handeln als âunmoralischâ gedeutet wird.
DiskursReview
Review-Artikel
Musk, Zuckerberg, Döpfner â Wie digitale Monopole die Demokratie bedrohen und wie könnte eine demokratische Alternative dazu aussehen?
Die Tech-MilliardÀre Musk (Tesla, X,xAI) Zuckerberg (Meta), Bezos (Amazon) oder Pichai (Alphabet) sind nicht Spielball der MÀrkte, sondern umgekehrt sind die MÀrkte Spielball der Tech-Oligopolisten geworden.
Beobachtung zum Begriff âDiplomatieâ beim Thema Ukraine im EuropĂ€ischen Parlament
Von EU-Vertretern waren zur Ukraine seit 2022 vor allem Aussagen zu hören, die sich unter dem Motto âas long as it takesâ beziehungsweise âso lange wie nötigâ fĂŒr die Erweiterung der militĂ€rischen Ausstattung und der VerlĂ€ngerung des Krieges aussprachen. VorschlĂ€ge oder VorstöĂe auf dem Gebiet der âDiplomatieâ im Sinne von âVerhandeln (mit Worten) zwischen Konfliktparteienâ gab es dagegen wenige, obwohl die klare Mehrheit von Kriegen mit Diplomatie beendet wurden (vgl. z.B. Wallensteen 2015: 142)
Die Macht der Worte 4/4: So geht kultivierter Streit
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Relativieren â kontextualisieren â differenzieren
Die drei Handlungsverben relativieren, kontextualisieren, differenzieren haben gemein, dass sie sowohl in Fachdiskursen als auch im mediopolitischen Interdiskurs gebraucht werden. In Fachdiskursen stehen sie unter anderem fĂŒr Praktiken, die das KerngeschĂ€ft wissenschaftlichen Arbeitens ausmachen: analytische GegenstĂ€nde miteinander in Beziehung zu setzen, einzuordnen, zu typisieren und zugleich Unterschiede zu erkennen und zu benennen.
Wehrhafte Demokratie: Vom Wirtschaftskrieg zur Kriegswirtschaft
Weitgehend ohne Ăffentlichkeit und situiert in rechtlichen Grauzonen findet derzeit die Militarisierung der ursprĂŒnglich als âFriedensprojektâ gedachten EU statt.
Tagung 2025: âDas geht zu weit!â Sprachlich-kommunikative Strategien der Legitimierung und Delegitimierung von Protest in öffentlichen, medialen und politischen Diskursen
âDas geht zu weit!â Sprachlich-kommunikative Strategien der Legitimierung undDelegitimierung von Protest in öffentlichen, medialen und politischen Diskursen Tagung der Forschungsgruppe Diskursmonitor Tagung: 04. bis 5. Juni 2025 | Ort: Freie UniversitĂ€t Berlin...
„Remigration“ – Ein Riss im Schleier der Vagheit. Diskursive Strategien rund um das Remigrationskonzept und die Correctiv-Recherchen
Die am 10. Januar veröffentlichte Correctiv-Recherche ĂŒber ein rechtes Vernetzungstreffen in Potsdam sorgte fĂŒr erhebliche öffentliche Aufmerksamkeit und die gröĂten Demonstrationen gegen RechtsauĂen seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten. Im Fokus der Kritik…