DiskursGlossar
Komposita
Kategorie: Techniken
Verwandte Ausdrücke: Komposition, Wortzusammensetzung, Wortbildung, Neologismen, Okkasionalismen
Siehe auch: Schlagwort, Hashtag, Bedeutung, Passivierung, Begriffe besetzen, Lexikalisches Diffundieren
Autorin: Verena Plath
Version: 1.0 / Datum: 23.01.2025
Kurzzusammenfassung
Die Bildung und Nutzung von Komposita ist eine etablierte Praxis – ganz besonders in der deutschen Sprache, die das Zusammensetzen von Wörtern stark begünstigt. In der politischen Rhetorik tragen Komposita zur Prägnanz und Emotionalität von Botschaften bei, indem sie komplexe Sachverhalte und politische Themen in zentralen Begriffen bündeln, in griffige Schlagworte packen und diese für den gesellschaftlichen Diskurs zur Verfügung stellen (zum Beispiel Krisenmodus, Zeitenwende oder Rückführungspatenschaften). In der politischen Kommunikation sind Komposita nicht nur eine alltägliche sprachliche Praxis, sondern auch eine gezielt eingesetzte Technik, um die öffentliche Meinung zu prägen und zu beeinflussen. Sie sind oft tief in der kulturellen und politischen Diskussion verwurzelt und spiegeln gesellschaftliche Strömungen wider.
Erweiterte Begriffsklärung
Komplexe Sachverhalte lassen sich am besten durch komplexe Wörter ausdrücken. Die Verwendung von Komposita, also zusammengesetzten Wörtern, spielt eine bedeutende Rolle in der politischen Kommunikation. Der Zeitpunkt ihrer Prägung kann Hinweise darauf geben, welche Ereignisse zu einer bestimmten Zeit relevant waren (Re-Migration, Finanzkrise, Jamaika-Aus, Klimakatastrophe, Schwarzgeldaffäre), welche Themen den politischen Diskurs bestimmt haben (Volksverräter, Lügenpresse, Corona-Diktatur etc.) oder welche Stimmung in der Gesellschaft geherrscht hat (alternativlos, betriebsratsverseucht). Als solche Themenanzeiger wurden Komposita wie die hier genannten Beispiele in den vergangenen Jahren auch zu (Un-)Wörtern des Jahres gewählt. Das Wort des Jahres wird seit 1977 regelmäßig von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) gekürt. Seit 1991 wird zudem das Unwort des Jahres gewählt, um damit Wortschatzeinheiten als euphemistisch, diskriminierend oder irreführend zu problematisieren.
Die Komposition, also Wortzusammensetzung, ist ein besonders produktives Wortbildungsverfahren des Deutschen und gilt auch in vielen anderen Sprachen als „the easiest and most effective way to create and transfer new meanings“ (Libben 2006: 2). Komposita werden gebildet, indem mindestens zwei eigenständige Wörter miteinander kombiniert werden, um ein neues Wort zu schaffen. Möglich sind dabei Zusammensetzungen so gut wie aller Wortarten. Von besonderem Interesse innerhalb der öffentlichen Kommunikation sind Komposita mit nominalem Zweitglied, die der Begriffsbildung dienen und Spezifizierungen, Modifizierungen, Kategorisierungen und Typisierungen ermöglichen. Besonders häufig finden sich Benennungseinheiten des Typs Nomen + Nomen (Lumpenpazifist), Verb + Nomen (Sparmaßnahmen) oder Adjektiv + Nomen (Sozialstaat).
Als prototypisch gelten die sogenannten Determinativkomposita (als Subtypen der Kategorie Determinativkompositum gelten Rektionskomposita, Kopulativkomposita und Possessivkomposita), bei denen das Erstglied (= Bestimmungswort, Determinans) die Extension des Zweitglieds (= Grundwort, Determinatum) einschränkt und dieses semantisch modifiziert (vgl. Eisenberg 2020: 237). Aufgrund der durch das Bestimmungswort hervorgerufenen semantischen Einschränkung referiert ein Kompositum immer auf „eine Untermenge der durch das Zweitglied bezeichneten Entitäten“ (Günther 1979: 277): Bei der Flüchtlingskrise handelt es sich um eine andere Art von Krise als bei der Klimakrise oder der Coronakrise. In allen drei Fällen legt das Zweitglied sowohl die Wortart als auch die Flexionsklasse des Kompositums fest und gilt somit als semantischer Kern des komplexen Wortes.
Die deutsche Sprache verfügt über eine sehr große Anzahl lexikalisierter Komposita, ermöglicht aber aufgrund der simplen Bildungsregularitäten auch eine stetige Wortschatzerweiterung durch das Wortbildungsverfahren der Komposition. In diesem Zusammenhang unterscheidet man zwischen Okkasionalismen und Neologismen. Der Unterschied liegt in der Dauer und Reichweite ihrer Verwendung: Bei Okkasionalismen handelt es sich um spontane und anlassbezogene Wortneuschöpfungen, wie sie tagtäglich in der schriftlichen und mündlichen Kommunikation in bestimmten Kontexten gebildet werden. Viele von ihnen haben nur eine sehr kurze Lebensdauer. Sofern sich ein solcher Okkasionalismus dauerhaft in der Sprache etabliert, beispielsweise weil er eine sprachliche Lücke schließt und gesellschaftliche Entwicklungen widerspiegelt, geht er gegebenenfalls als sogenannter Neologismus in Wörterbücher ein und steht der Sprachgemeinschaft auch langfristig zur Verfügung.
Anders als primäre Wörter (sogenannte Simplizia), sind sekundäre (d. h. komplexe) Wörter morphologisch segmentierbar, d.h. sie können in ihre einzelnen Komponenten (Morpheme) aufgelöst werden. Komposita gelten daher als morphologisch und semantisch motiviert, da sich die Gesamtbedeutung des sprachlichen Ausdrucks – zumindest theoretisch – aus den einzelnen Komponenten erschließen lässt. Diese Annahme wird durch das sogenannte Kompositionalitätsprinzip gestützt. Dabei handelt es sich um ein grundlegendes Konzept aus der Semantik, das auf den deutschen Mathematiker, Logiker und Philosophen Gottlob Frege (1848–1925) zurückgeht. Es besagt, dass sich „[d]ie Bedeutung eines komplexen Ausdrucks […] eindeutig aus der lexikalischen Bedeutung seiner Komponenten, aus deren grammatischer Bedeutung und aus seiner syntaktischen Struktur“ (Löbner 2015: 14) ergibt. Für die meisten Sätze, bei denen es sich um komplexe Ausdrücke handelt, mag dieses Prinzip gelten, im Falle von Komposita zeigt sich aber recht schnell, dass durch die Zusammensetzung von zwei Wörtern oft etwas ganz Neues entsteht. Es kommt zu einer Art Bedeutungsverschmelzung, sodass das Kompositum eine spezifische Bedeutung erhält, die über die Summe der Bestandteile hinausgeht. Dies soll am Beispiel eines (mittlerweile lexikalisierten) Kompositums gezeigt werden: Wer erstmals mit dem Wort Jamaika-Koalition konfrontiert wurde (COSMAS II datiert erste Belege auf das Jahr 2005), wird möglicherweise nicht genau gewusst haben, was dadurch bezeichnet werden sollte. Jedoch werden einerseits die Semantik der unmittelbaren Konstituenten Jamaika und Koalition, andererseits der Verwendungskontext dabei geholfen haben, zu verstehen, dass die Benennungseinheit eine ‚Koalition zwischen Christdemokraten, Liberalen und Grünen‘ bezeichnen soll. Die Parteifarben Schwarz, Gelb und Grün entsprechen dabei den Farben der Flagge des Karibikstaates Jamaika. Wer das weiß, betrachtet das Kompositum als motiviert, wem dieses Hintergrundwissen fehlt, der wird Probleme mit der Dekodierung gehabt haben. In Analogie dazu hätte eine Ampelkoalition auch als Guinea-Koalition bezeichnet werden können, doch dieses Kompositum hat sich innerhalb der Sprachgemeinschaft bekanntlich nicht durchgesetzt.
Unabhängig davon, ob die Dekodierung erfolgreich verläuft oder nicht, erwecken Komposita also zumindest eine Illusion der Durchsichtigkeit: Wenn ein Wort dadurch zustande kommt, dass zwei andere Wörter miteinander kombiniert werden, muss es einen Grund dafür geben, dass gerade diese Wörter ausgewählt wurden, um ein neues zu konstituieren. Die morphologische Transparenz geht jedoch keineswegs mit einer „semantische[n] Auflösbarkeit“ (Pavlov 1972: 64) einher, was darauf zurückzuführen ist, dass die semantische Relation, die zwischen Grund- und Bestimmungswort herrscht, nicht expliziert wird. Die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks kann also nicht, wie von Frege behauptet, eindeutig berechnet werden. Die Oberfläche des Kompositums stellt gerade bei komplexen Wortbildungen nur ein Konturenwissen bereit, das auf ein mögliches Denotat schließen lässt (‚ein X, das mit Y zu tun hat‘). Die konkrete Bedeutungsbestimmung hängt also ganz offensichtlich auch von anderen Faktoren ab, die man dem Kompositum nicht ansehen kann. Bezogen auf Substantivkomposita aus zwei nominalen Elementen (Nomen/N + Nomen/N) müsste das Kompositionalitätsprinzip demnach folgendermaßen reformuliert werden: Hinweise auf die mögliche Bedeutung eines unbekannten Kompositums des Typs N+N liefern einerseits die lexikalischen Bedeutungen seiner Komponenten, andererseits eine sie verbindende Relation, die zwar nicht expliziert wird, jedoch auf Basis von Wissenskomponenten, die die Wortstrukturregeln von N+N und/oder die Gebrauchsspuren der unmittelbaren Konstituenten und/oder das Ko(n)text- und Diskurswissen betreffen, erschlossen werden kann (vgl. Klos 2011: 269). Es geht, um mit Löbner zu sprechen, bei einem zusammengesetzten Ausdruck immer um das Finden einer konsistenten Interpretation, so dass „seine Teile zueinander und er selbst in den Kontext passt“ (Löbner 2015: 65).
Wie gezeigt werden konnte, ist die Bildung von Komposita innerhalb der deutschen Sprache überaus simpel, da sich bereits vorhandene Wortschatzeinheiten beliebig mit anderen kombinieren lassen, um daraus etwas Neues zu schaffen. Dies macht das Wortbildungsverfahren der Komposition auch für politische Akteure so attraktiv: Komposita können gezielt eingesetzt werden, um Meinungen zu prägen oder Assoziationen hervorzurufen – in diesem Zusammenhang bieten sich Komposita für wertende Perspektivierungen an, wobei Wertungsfreiheit und Objektivität mitunter nur eine untergeordnete Rolle spielen. Mithilfe von Komposita können bestimmte Eigenschaften von bezeichneten Objekten oder Ideen besonders hervorgehoben werden, was Girnth (2015: 68) als „Grundlage für einen möglichen Persuasionserfolg [sieht], der darin besteht, die Einstellungen des Adressaten je nach Intention entweder zu modifizieren, zu affirmieren oder zu polarisieren.“ Komposita fungieren als „Frames“ (Löbner 2015: 387), also kognitive Rahmen, die die Art und Weise beeinflussen, wie ein Thema wahrgenommen wird. Sie können manipulativ wirken, indem sie komplexe Zusammenhänge verkürzen, bestimmte Deutungen nahelegen und beabsichtigte emotionale Reaktionen auslösen können. Dies verstärkt die Polarisierung von gesellschaftspolitisch relevanten Themen, da Ausdrücke wie Steuerflucht oder Lügenpresse eine klare ideologische Richtung haben. Wie an einigen der oben genannten Beispiele deutlich wird, scheint es eine spezifisch politisch-rhetorische Kompositionstechnik zu sein, gerade solche Lexeme miteinander zu kombinieren, die unterschiedliche (zum Teil auch gegensätzliche) konnotative Wertungen haben (vgl. auch Zusammensetzungen wie Friedensschwurbler, Sozialabbau oder Steueroase). Sie sind rhetorisch wirksam, weil sie Widersprüche oder Spannungen betonen, Gegensätze hervorheben, Debatten schärfen, emotionale Reaktionen verstärken oder Kritik subtil ausdrücken können. Gleichzeitig bergen sie das Risiko und auch das Potenzial, Diskussionen zu verzerren.
Um durch Kompositumbildung geprägte Deutungsrahmen zu kritisieren oder zu bekämpfen, bietet sich als Gegenstrategie an, die problematischen Begriffe neu zu besetzen oder lexikalisch zu diffundieren. Im Kontext von Sprachkritik lassen sich Komposita und die deutschen Wortbildungsmöglichkeiten auch humorvoll oder ironisch problematisieren, indem sie zwar in normkonformer, aber übertriebener Art und Weise erweitert werden (z. B. zur Kritik an geschlechtergerechter Sprache: Gender*_Innengaga oder zur Problematisierung deutscher Komposita: Wortungetümsgesetzesverhunzerei).
Beispiele
(1) Klimakleber
Bei dem Determinativkompositum Klimakleber handelt es sich um eine Zusammensetzung aus den Substantiven Klima und Kleber. Unter Klimaklebern versteht man Aktivist*innen aus der Umweltschutzbewegung (u. a. der Letzten Generation), die durch zivilen Ungehorsam (siehe Protest), vornehmlich durch das Festkleben auf Asphalt oder an Gegenständen, Politiker*innen dazu bewegen möchten, Maßnahmen gegen die Klimakrise zu beschließen und umzusetzen. Das Festkleben am Asphalt als Form des Protests sorgt für eine starke öffentliche Wahrnehmung und verleiht den Forderungen der Aktivist*innen deutlich mehr Nachdruck als Demonstrationen o. Ä. Sowohl der Straßenverkehr als auch der Flugbetrieb sind während der Aktionen stark eingeschränkt und die Bilder von Ordnungskräften, die mit Sekundenkleber oder Bauschaum festgeklebte Hand- und Fußflächen von Straßen und Landebahnen ablösen, erregen hohe öffentliche und politische Aufmerksamkeit. Der Ausdruck Klimakleber, der eine scherzhafte, sicherlich auch abwertende Konnotation hat, tauchte erstmals im Oktober 2019 in der schweizerischen Presse auf (vgl. St. Galler Tagblatt 2019), zwei Jahre später finden sich in der großen Textsammlung COSMAS II bereits 139 Erwähnungen des Begriffs. Was zunächst als einmalige und spontane Wortneubildung (man spricht hier von okkasionell) gegolten hat, muss spätestens seit 2023 als Neologismus, d. h. als Neuprägung, geführt werden, denn insgesamt 1234 Treffer in Pressetexten machen deutlich, dass das Kompositum Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch gehalten hat und eine sprachliche Lücke in der medialen Öffentlichkeit zu schließen vermag. Interessanterweise gibt es für das Kompositum Klimakleber einen einzigen Treffer aus dem Jahr 2012 (TAZ 2012): Dort wird von einer Auszeichnung für den Baustoff Celitement berichtet, der aufgrund seiner Ressourcenfreundlichkeit im Text als Klimakleber bezeichnet wird. Eine solche Lesart i. S. v. ‚Klebstoff, der gut für unser Klima ist‘ erscheint heute äußerst unwahrscheinlich und wurde durch die mittlerweile erfolgte Lexikalisierung des Kompositums verdrängt.
Ist der Verwendungskontext des Kompositums bekannt, kann die Bedeutungserschließung ohne größere Probleme erfolgen. Die oben genannte allgemeine Formel ‚ein Kleber, der etwas mit Klima zu tun hat‘ führt jedoch keineswegs zur intendierten Bedeutung. Betrachtet man andere Komposita mit dem Grundwort Kleber (Tapetenkleber, Fliesenkleber, Holzkleber), ist die Beziehung zwischen Grund- und Bestimmungswort durch eine einfache für-Relation bestimmbar. Bei Komposita wie Sekundenkleber oder Superkleber herrscht bereits eine andere Relation zwischen den Konstituenten (Wortbestandteilen), das Wort Klimakleber erfordert jedoch die Annahme einer noch viel komplexeren syntaktischen Beziehung. Tatsächlich handelt es sich dabei um ein sogenanntes ,exozentrisches Kompositum‘, d. h. um ein Determinativkompositum, bei dem die zweite Einheit Kleber nicht anzeigt, was durch das ganze Kompositum bezeichnet wird (nämlich eine ‚Person, die sich festklebt‘). Die Bedeutung liegt also außerhalb des Kompositums und ihre Ermittlung setzt diskursives Weltwissen voraus.
(2) Angriffskrieg
Ein Angriffskrieg ist eine völkerrechtswidrige militärische Aggression, die von einem Staat oder einer Gruppe aus eigenem Antrieb begonnen wird, um einen anderen Staat anzugreifen und dessen Territorium, Souveränität und/oder Ressourcen zu erobern. Die Art der militärischen Aggression ist dabei nicht durch eine Notwehrsituation oder eine rechtmäßige Verteidigung legitimierbar. Ein Angriffskrieg ist nach internationalem Recht, insbesondere nach der Charta der Vereinten Nationen (Artikel 2, Absatz 4; s. UNRIC o. J.), verboten. Seit dem Zweiten Weltkrieg wird der Angriffskrieg in internationalen Abkommen, wie den Genfer Konventionen und durch das Römische Statut des Internationalen Strafgerichtshofs, als schwerwiegendes Verbrechen behandelt. Personen, die einen Angriffskrieg planen, vorbereiten oder durchführen, können nach internationalem Strafrecht belangt werden.
Besonders interessant an diesem Kompositum ist die Tatsache, dass es sich keineswegs um eine neue Wortbildungseinheit handelt. In den großen Textsammlungen des COSMAS II finden sich erste Belege in den 1940er Jahren. Die Trefferquote liegt zunächst im niedrigen ein- bis zweistelligen Bereich, einen ersten ‚Peak‘ gibt es mit 382 Treffern im Jahre 1999, als eine Bundeswehrbeteiligung im Balkankrieg politisch und medial diskutiert wurde. In den darauffolgenden Jahren, v. a. 2003 und 2011, spielte das Kompositum erneut eine größere Rolle in der öffentlichen Kommunikation, doch erst mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine schnellte die Trefferquote deutlich in die Höhe (8950 Belege im Jahr 2022 und 6077 Belege im Jahr 2023). Semantisch interessant ist an diesem Kompositum, dass ein Krieg, der als Angriffskrieg kategorisiert wird, bereits aufgrund der beiden negativ konnotierten Bestandteile (Angriff und Krieg) zeigt, dass ein solcher Krieg abzulehnen ist. Während Verteidigungskriege, Unabhängigkeits– oder Befreiungskriege die jeweiligen Ziele legitimieren, ist ein Angriffskrieg per se negativ konnotiert und die zugrunde liegenden Ziele, Methoden und Umstände werden verurteilt.
(3) Putinversteher
Als Subtyp der Kategorie Determinativkompositum gilt unter anderem das Rektionskompositum, zu dem auch die Wortzusammensetzung Putinversteher gezählt werden kann. Rektionskomposita verfügen über Zweitkonstituenten, bei denen es sich – fachlich formuliert – um deverbale Derivate handelt (Versteher aus verstehen), die eine Leerstelle eröffnen. Das Verb verstehen erfordert meistens ein Akkusativobjekt und steuert im Falle des Kompositums Putinversteher die Lesart ‚Versteher von Putin‘ bzw. ‚Person, die sich verständnisvoll und/oder aufgeschlossen gegenüber Putin und seinen Überzeugungen zeigt‘. Die Leerstelle, die vom Grundwort eröffnet wird, kann durch das Bestimmungswort gefüllt werden (vgl. auch Frauenversteher).
Zunächst galt Altkanzler Gerhard Schröder als Inbegriff des Putinverstehers. Am 28.12.2006 berichtete die Berliner Morgenpost (2006) vom deutsch-russischen Bauprojekt der Ostsee-Pipeline und sieht Schröder in der Dauer-Rolle als deutscher Putinversteher. Für das Jahr 2022 ergibt die Korpusrecherche bereits 63 Treffer. Die nähere Betrachtung der Belege zeigt, dass Schröder nach wie vor als Putinversteher par excellence gilt, dass das Kompositum aber nun auch auf andere politische Akteure oder Bundesbürger*innen referiert.
Literatur
Zum Weiterlesen
- Donalies, Elke (2021): Wortbildung – Prinzipien und Problematik: ein Handbuch. Heidelberg: Universitätsverlag Winter.
Zitierte Literatur und Belege
- Berliner Morgenpost (2006): Ausgabe vom 28.12.2006. In: Berliner Morgenpost.
- Eisenberg, Peter (2020): Grundriss der deutschen Grammatik. Band 1: Das Wort. Berlin: Metzler.
- Girnth, Heiko (2015): Sprache und Sprachverwendung in der Politik. Eine Einführung in die linguistische Analyse öffentlich-politischer Kommunikation. Berlin, Boston: de Gruyter.
- Günther, Hartmut (1979): N+N: Untersuchungen zur Produktivität eines deutschen Wortbildungstyps. In: Lipka, Leonhard; Günther, Hartmut (Hrsg.): Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S. 258–280.
- Klos, Verena (2011): Komposition und Kompositionalität. Berlin: de Gruyter.
- Libben, Gary (2006): Why Study Compound Processing? An Overview of the Issue. In: Libben, Gary; Jarema, Gonia (Hrsg.): The Representation and Processing of Compound Words. Oxford: Oxford University Press, S. 1–22.
- Löbner, Sebastian (2015): Semantik. Eine Einführung. 2. Aufl., Berlin: de Gruyter.
- Pavlov, Vladimir M. (1972): Die substantivische Zusammensetzung im Deutschen als syntaktisches Problem. München: Hueber.
- St. Galler Tagblatt (2019): Anonyme «Klima-Kleber» auf St. Galler Wahlplakaten: FDP prüft rechtliche Schritte – und wird von den Grünen kritisiert. In: tagblatt.ch. Online unter: https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/anonyme-klima-kleber-auf-wahlplakaten-ld.1156881 ; Zugriff: 21.01.2025.
- TAZ (2012): Energiespar-Zement und Biogasanlagen. In: taz.de. Online unter: https://taz.de/Innovationspreise-fuer-Klima-und-Umwelt/!5102962/ ; Zugriff: 21.01.2025.
- UNRIC (o. J.): Die Charta der Vereinten Nationen. In: unric.org. Online unter: https://unric.org/de/charta/ ; Zugriff: 23.01.2025.
Zitiervorschlag
Plath, Verena (2025): Komposita. In: Diskursmonitor. Glossar zur strategischen Kommunikation in öffentlichen Diskursen. Hg. von der Forschungsgruppe Diskursmonitor und Diskursintervention. Veröffentlicht am 23.01.2025. Online unter: https://diskursmonitor.de/glossar/komposita.
DiskursGlossar
Grundbegriffe
Kontextualisieren
Kontextualisieren wird im allgemeineren bildungssprachlichen Begriffsgebrauch verwendet, um das Einordnen von etwas oder jemandem in einen bestimmten Zusammenhang zu bezeichnen.
Narrativ
Mit der diskursanalytischen Kategorie des Narrativs werden Vorstellungen von komplexen Denk- und Handlungsstrukturen erfasst. Narrative in diesem Sinne gehören wie Schlagwörter, Metaphern und Topoi zu den Grundkategorien der Analyse von Diskursen.
Argumentation
Argumentation bezeichnet jene sprachliche Tätigkeit, in der man sich mithilfe von Gründen darum bemüht, die Richtigkeit einer Antwort auf eine bestimmte Frage zu erweisen. Das kann in ganz verschiedenen Situationen und Bereichen nötig sein, namentlich um eine poli-tische, wissenschaftliche, rechtliche, unternehmerische oder private Angelegenheit zu klären.
Hegemonie
Wie der britische Politikwissenschaftler Perry Anderson 2018 in einer umfassenden, historisch weit ausgreifenden Studie zum Gebrauch des Begriffs Hegemonie und seinen Konjunkturen beschreibt, liegen die historischen Wurzeln des Begriffs im Griechischen, als Bezeichnung für Führung (eines Staatswesens) mit Anteilen von Konsens.
Diskurskompetenz
Im engeren, linguistischen Sinn bezeichnet Diskurskompetenz die individuelle sprachlich-kommunikative Fähigkeit, längere zusammenhängende sprachliche Äußerungen wie Erzählungen, Erklärungen, Argumentationen zu formulieren und zu verstehen.
Agenda Setting
Rassistisch motivierte Gewalt, Zerstörung des Regenwaldes, Gender pay gap: Damit politische Institutionen solche Probleme bearbeiten, müssen sie erst als Probleme erkannt und auf die politische Tagesordnung (Agenda) gesetzt werden. Agenda Setting wird in Kommunikations- und Politikwissenschaft als eine Form strategischer Kommunikation beschrieben, mithilfe derer Themen öffentlich Gehör verschafft und politischer Druck erzeugt werden kann.
Medien
Die Begriffe Medien/Massenmedien bezeichnen diverse Mittel zur Verbreitung von Informationen und Unterhaltung sowie von Bildungsinhalten. Medien schaffen damit eine wesentliche Grundlage für Meinungsbildung und Meinungsaustausch.
Macht
Macht ist die Fähigkeit, Verhalten oder Denken von Personen zu beeinflussen. Sie ist Bestandteil sozialer Beziehungen, ist an Kommunikation gebunden und konkretisiert sich situationsabhängig. Alle expliziten und impliziten Regeln, Normen, Kräfteverhältnisse und Wissensformationen können aus diskursanalytischer Perspektive als Machtstrukturen verstanden werden, die Einfluss auf Wahrheitsansprüche und (Sprach)Handlungen in einer Gesellschaft oder Gruppe nehmen.
Metapher
In der politischen Berichterstattung ist oft davon die Rede, dass eine bestimmte Partei einen Gesetzesentwurf blockiert. Weil das Wort in diesem Zusammenhang so konventionell ist, kann man leicht übersehen, dass es sich dabei um eine Metapher handelt.
Normalismus
Normalismus ist der zentrale Fachbegriff für die Diskurstheorie des Literaturwissenschaftlers Jürgen Link. Die Normalismus-Theorie fragt danach, wie sich Vorstellungen von ‚Normalität‘ und ‚Anormalität‘ als Leit- und Ordnungskategorien moderner Gesellschaften herausgebildet haben.
Techniken
Parole
Die Parole ist ein kleines, potentes sprachliches Werkzeug, das in der politischen Kommunikation unerlässlich ist und zweckgebunden in politischen Mobilisierungen eingesetzt wird.
Nicht-Entschuldigen / Nonpology
Mit der Nicht-Entschuldigung verfolgen Diskursakteure verschiedene Ziele: sie wollen Ablenken von der eigenen Schuld, erhoffen sich eine Reputationsverbesserung durch vorgespielte Reue oder wollen (andere) negative Konsequenzen abwenden und sich in der Öffentlichkeit positiv als fehlereinsichtig und selbstkritisch darstellen.
Liken
Die eigentliche Funktion des Likens geht jedoch über das Signalisieren von Zustimmung hinaus und ist konstitutiv für das Funktionieren sozialer Medienplattformen und das Aushandeln von verschiedenen Formen der Sozialität auf diesen.
Hashtag
Mit dem Begriff Hashtag wird auf eine kommunikative Technik der spontanen Verschlagwortung und Inde-xierung von Postings in der Internetkommunikation verwiesen, bei der Sprache und Medientechnik sinnstif-tend zusammenwirken. Der Gebrauch von Hashtags hat eine diskursbündelnde Funktion: Er ermöglicht es, Inhalte zu kategorisieren (#Linguistik, #Bundestag), such- und auffindbar zu machen (#Bundestags-wahl2025), aber auch zu bewerten (#nicetohave) und zu kontextualisieren (#Niewiederistjetzt).
Diminutiv
Auch in Politik, Wirtschaft, Presse und Werbung werden Diminutiv-Formen zu rhetorischen Zwecken eingesetzt, um etwa emotionale Nähe zu konstruieren (unser Ländle), eine Person abzuwerten (die ist auch so ein Schätzchen), einen als ‚riskant‘ geltenden Sachverhalt zu ‚verharmlosen‘ (ein Bierchen) oder eine ‚Sachverhaltsbanalisierung‘ zurückzuweisen (Ihre ‚Demonstratiönchen‘).
Sündenbock
Der Sündenbock bezeichnet eine Person oder Gruppe, die stellvertretend für etwas beschuldigt wird. Hinter dieser Schuldzuweisung steckt ein kommunikativer Mechanismus des Gruppenzusammenhalts, der sich in verschiedenen kulturellen Kontexten und zu unterschiedlichen Zeiten durch Rituale, Mythen, Erzählungen oder Verhalten manifestiert.
Redenschreiben
Wer Reden schreibt, bereitet die schriftliche Fassung von Reden vor, die bei besonderen Anlässen gehalten werden und bei denen es auf einen ausgearbeiteten Vortrag ankommt.
Offener Brief
Bei einem offenen Brief handelt es sich um eine strategische Praktik, die genutzt wird, um Anliegen einer Person oder Gruppe öffentlich sichtbar zu machen. Die Texte, die als offene Briefe bezeichnet werden, richten sich an eine Person oder Institution und werden über Medien veröffentlicht.
Kommunikationsverweigerung
Unter dem Begriff Kommunikationsverweigerung lässt sich ein Bündel von Praktiken und Strategien fassen, die den kommunikativen Austausch zu erschweren oder zu verhindern suchen.
Flugblatt
Unter Flugblättern versteht man einseitige Druckerzeugnisse, die ursprünglich meist illustriert waren. Eng verwandt sind die mehrseitigen Flugschriften. Während Flugschriften und Flugblätter heute kostenlos verteilt werden oder zur Mitnahme ausliegen, wurden sie in der Frühen Neuzeit zunächst als Handelswaren verkauft und gingen so als frühe Massenmedien den Zeitungen voraus.
Schlagwörter
Politisch korrekt / Politische Korrektheit
Der Ausdruck politisch korrekt / Politische Korrektheit und die amerikanischen Vorbilder politically correct /P.C. / Political Correctness (Gegenteile, etwa politisch unkorrekt etc., sind mitzudenken) repräsentieren ein seit den frühen Neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts populäres Deutungsmuster, mit dem weltanschauliche, ästhetische und politische Konflikte berichtet/bewertet werden, meist zuungunsten der als politisch korrekt bezeichneten Positionen, denen man eine überzogene, sowohl lächerliche als auch gefährliche Moralisierung unterstellt.
Kipppunkt
Als öffentliches Schlagwort ist Kipppunkt Teil eines Argumentationsmusters: es behauptet ein ‚Herannahen und baldiges Überschreiten einer unumkehrbaren Sachverhaltsänderung, die fatale bzw. dystopische Folgeschäden auslöst, wenn nicht umgehend bestimmte Maßnahmen eingeleitet oder unterlassen werden.‘
Verfassung
Die Verfassung eines Landes (in Deutschland das Grundgesetz von 1949) steht für die höchste und letzte normative und Legitimität setzende Instanz einer staatlichen Rechtsordnung. In der offiziellen Version demokratischer Selbstbeschreibung ist es das Volk selbst, das sich in einem rituellen Gründungsakt eine Verfassung gibt.
Toxizität / das Toxische
Es ist nicht immer ganz eindeutig bestimmbar, was gemeint wird, wenn etwas als toxisch bezeichnet wird. Zeigen lässt sich zwar, dass sich die Bedeutung von ‚giftig‘ hin zu ‚schädlich‘ erweitert hat, doch die Umstände, unter denen etwas für jemanden toxisch, d. h. schädlich ist, müssen aus der diskursiven Situation heraus erschlossen werden.
Zivilgesellschaft
Im gegenwärtigen deutschen Sprachgebrauch werden so heterogene Organisationen, Bewegungen und Initiativen wie ADAC und Gewerkschaften, Trachtenvereine und Verbraucherschutzorganisationen, Umweltorganisationen und religiöse Gemeinschaften zur Zivilgesellschaft gezählt.
Demokratie
Der Ausdruck Demokratie dient häufig zur Bezeichnung einer (parlamentarischen) Staatsform und suggeriert die mögliche Beteiligung aller an den Öffentlichen Angelegenheiten. Dabei ist seine Bedeutung weniger eindeutig als es den Anschein hat.
Plagiat/Plagiarismus
Plagiarismus ist ein Begriff, der sich im öffentlichen Diskurs gegen Personen oder Produkte richten kann, um diese in zuweilen skandalisierender Absicht einer Praxis unerlaubter intermedialer Bezugnahme zu bezichtigen. Die Illegitimität dieser Praxis wird oft mit vermeintlichen moralischen Verfehlungen in Verbindung gebracht.
Fake News
Fake News wird als Schlagwort im Kampf um Macht und Deutungshoheit in politischen Auseinandersetzungen verwendet, in denen sich die jeweiligen politischen Gegenspieler und ihre Anhänger wechselseitig der Lüge und der Verbreitung von Falschnachrichten zum Zweck der Manipulation der öffentlichen Meinung und der Bevölkerung bezichtigen.
Lügenpresse
Der Ausdruck Lügenpresse ist ein politisch instrumentalisierter „Schlachtruf“ oder „Kampfbegriff“ gegen etablierte und traditionelle Medien. Dabei wird häufig nicht einzelnen Medien-Akteuren, sondern der gesamten Medienbranche vorgeworfen, gezielt die Unwahrheit zu publizieren.
Antisemitismus
Mit Antisemitismus werden gemeinhin alle jene Phänomene bezeichnet, die sich gegen das Judentum oder gegen Jüdinnen*Juden als Jüdinnen*Juden richten. Die entsprechenden Erscheinungen reichen von der bloßen Distanzierung und Behauptung jüdischer Andersartigkeit, über vollständig ausgearbeitete Weltbilder, die Jüdinnen*Juden für sämtliche Probleme verantwortlich machen, bis hin zu massiven Ausgrenzungs-, Verfolgungs- und Gewaltpraktiken.
Verschiebungen
Versicherheitlichung
In akademischen Kontexten wird Versicherheitlichung in Abgrenzung zu einem naiv-realistischen Sicherheitsverständnis verwendet. Dieses betrachtet Sicherheit als einen universell erstrebenswerten und objektiv feststellbaren Zustand, dessen Abwesenheit auf das Handeln von Akteuren zurückzuführen ist, die feindselig, kriminell, unverantwortlich oder zumindest fahrlässig agieren.
Ökonomisierung
Ökonomisierung wird in gegenwärtigen Diskursen in der Regel zur Bezeichnung von Prozessen verwendet, in denen die spezifisch wirtschaftlichen Funktions-Elemente wie Markt, Wettbewerb/Konkurrenz, Kosten-Nutzen-Kalküle, Effizienz, Gewinnorientierung in Bereiche übertragen werden, die zuvor teilweise oder ganz nach anderen Leitkriterien ausgerichtet waren
Moralisierung
Moralisierung verlagert Macht- und Interessenkonflikte in die Sphäre der Kommunikation von Achtung / Missachtung. Sie reduziert Ambivalenz zugunsten einer Polarisierung von gut und böse.
Konstellationen
Skandal
Die Diskurskonstellation des Skandals zeichnet sich durch eine in den Medien aufgegriffene (bzw. durch sie erst hervorgerufene) empörte Reaktion eines erheblichen Teils der Bevölkerung auf einen tatsächlichen oder vermeintlichen Missstand aus. Die schuldhafte Verursachung dieses Missstandes wird dabei einem gesellschaftlichen Akteur zugeschrieben, dessen Handeln als ‚unmoralisch‘ gedeutet wird.
DiskursReview
Review-Artikel
Relativieren – kontextualisieren – differenzieren
Die drei Handlungsverben relativieren, kontextualisieren, differenzieren haben gemein, dass sie sowohl in Fachdiskursen als auch im mediopolitischen Interdiskurs gebraucht werden. In Fachdiskursen stehen sie unter anderem für Praktiken, die das Kerngeschäft wissenschaftlichen Arbeitens ausmachen: analytische Gegenstände miteinander in Beziehung zu setzen, einzuordnen, zu typisieren und zugleich Unterschiede zu erkennen und zu benennen.
Wehrhafte Demokratie: Vom Wirtschaftskrieg zur Kriegswirtschaft
Weitgehend ohne Öffentlichkeit und situiert in rechtlichen Grauzonen findet derzeit die Militarisierung der ursprünglich als „Friedensprojekt“ gedachten EU statt.
Tagung 2025: „Das geht zu weit!“ Sprachlich-kommunikative Strategien der Legitimierung und Delegitimierung von Protest in öffentlichen, medialen und politischen Diskursen
„Das geht zu weit!“ Sprachlich-kommunikative Strategien der Legitimierung undDelegitimierung von Protest in öffentlichen, medialen und politischen Diskursen Tagung der Forschungsgruppe Diskursmonitor Tagung: 04. bis 5. Juni 2025 | Ort: Freie Universität...
„Remigration“ – Ein Riss im Schleier der Vagheit. Diskursive Strategien rund um das Remigrationskonzept und die Correctiv-Recherchen
Die am 10. Januar veröffentlichte Correctiv-Recherche über ein rechtes Vernetzungstreffen in Potsdam sorgte für erhebliche öffentliche Aufmerksamkeit und die größten Demonstrationen gegen Rechtsaußen seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten. Im Fokus der Kritik…
Neue Beiträge Zur Diskursforschung 2023
Mit Beginn des Wintersemesters laden die Forschungsgruppen CoSoDi und Diskursmonitor sowie die Akademie diskursiv ein zur Vortragsreihe Neue Beiträge Zur Diskursforschung. Als interdisziplinäres Forschungsfeld bietet die Diskursforschung eine Vielzahl an...
Tagung: Zur Politisierung des Alltags – Strategische Kommunikation in öffentlichen Diskursen (01.–03.02.2023)
Die (krisenbedingt verschärfte) Politisierung der Alltagsdiskurse stehen im Zentrum der hier geplanten Tagung. Antworten auf folgende Leitfragen sollen dabei diskutiert werden: Was sind die sozialen, medial-räumlichen und sprachlichen Konstitutionsbedingungen…
Tagung: Diskursintervention (31.01.2019–01.02.2019)
Welchen Beitrag kann (bzw. muss) die Diskursforschung zur Kultivierung öffentlicher Diskurse leisten? Was kann ein transparenter, normativer Maßstab zur Bewertung sozialer und gesellschaftlicher Diskursverhältnisse sein?
Was ist ein Volk?
Dass „Volk“ ein höchst schillernder und vielschichtiger politischer Leitbegriff der vergangenen Jahrhunderte gewesen ist (und nach wie vor ist), kann man schon daran erkennen, dass der Eintrag „Volk, Nation“ in Brunner, Conze & Kosellecks großem Nachschlagwerk zur politischen Begriffsgeschichte mehr als 300 Seiten umfasst.
Antitotalitär? Antiextremistisch? Wehrhaft!
Im Herbst 2022 veranstalteten die Sender des Deutschlandradios eine Kampagne mit Hörerbeteiligung zur Auswahl eines Themas, mit dem sich ihre sogenannte „Denkfabrik“ über das kommende Jahr intensiv beschäftigen solle. Fünf Themen standen zur Auswahl, „wehrhafte Demokratie“ wurde gewählt, wenig überraschend angesichts des andauernden Krieges in der Ukraine…
Über einige Neuzugänge im (täglich wachsenden) Repertoire bellizistischer Kampf- und Kontaminationsbegriffe
[1] Was haben die Ausdrücke »Eskalationsphobie«, »Friedensmeute« und »Lumpenpazifismus« gemeinsam? Nun, zuerst einmal den Umstand, dass alle drei verdienstvolle Neuprägungen unserer medio-politischen Klasse sind…